Quelle Nummer 362
Rubrik 09 : WIRTSCHAFT Unterrubrik 09.11 : TAGESZEITUNGEN
FRANKFURTER RUNDSCHAU
MITTWOCH, 20.10.1971, NR.243, S.5- (WIRTSCHAFT)
001 EWG-Währungspolitiker. Noch immer nicht
002 einig. Das umstrittene Sonderangebot des US-
003 Finanzministers Connally einer Belohnung für Bonner
004 währungspolitisches Wohlverhalten, das inzwischen in Washington
005 dementiert wurde, hat am Rande der Luxemburger EWG-
006 Ministerratstagung viel Staub aufgewirbelt. Dennoch scheint jetzt
007 klar zu sein, daß Wirtschaftsminister und
008 Finanzminister Schiller für die kommenden EWG-
009 Verhandlungen mit den USA auf europäische
010 Gemeinschaftssolidarität eingeschworen ist. Wenn die deutsche
011 Delegation in Luxemburg noch keine Bereitwilligkeit zeigte, schon
012 vor den kommenden Verhandlungsrunden im Zehnerclub und im GATT
013 zu festen Währungsparitäten zwischen den EWG-Währungen zu
014 kommen, erscheint das aus Gründen der Spekulationsabwehr und der
015 Verhandlungstaktik verständlich. Trotzdem hat Bonn in den
016 nächsten Wochen ein beachtliches Maß aufgestauten Mißtrauens
017 bei den EWG-Partnern zu widerlegen. Das erschwert die
018 deutsche Position. Schöne Erklärungen im EWG-
019 Ministerrat besagen leider noch nicht, daß die Gemeinschaft vom
020 10.November an auf internationaler Ebene mit der
021 Geschlossenheit auftreten kann, die unabdingbar ist, wenn man die
022 baldige Abschaffung der protektionistischen US-Maßnahmen
023 erreichen will. Ohne ein Mittel des Gegendrucks - das notfalls
024 doch in einem vorübergehend gespaltenen Devisenmarkt liegen könnte
025 - nützt gegenüber dem starken Verhandlungspartner USA eine
026 " gemeinsame Haltung " der Europäer nicht viel.
027 Unternehmerische Sozialpolitik. Verantwortung. Ernst
028 von Siemens, der scheidende Chef des größten deutschen
029 Elektrokonzerns hat mit seiner letzten Jubilarsrede eine neue
030 Phase der Sozialpolitik des Unternehmens eingeläutet. Fortan
031 wollen er und der Konzern nicht mehr nach Arbeitern und
032 Angestellten unterscheiden. Siemens kennt nur noch Mitarbeiter.
033 Eine für alle durchschaubare Arbeitsplatzbewertung nach dem
034 Leistungsprinzip soll " ungerechte " Entlohnung unmöglich machen.
035 Die Sozialleistungen werden angepaßt. Das
036 Verantwortungsbewußtsein, das die Siemens-Leitung in diesem
037 und schon manchen anderen Fällen ihrer Belegschaft gegenüber
038 zeigt, sollte der Konzern auch etwas mehr im volkswirtschaftlichen
039 Rahmen zur Geltung kommen lassen. Die hie und da bereits durchaus
040 einschneidenden Betriebsstillegungen und die daraus folgende
041 Arbeitslosigkeit für Tausende von " Mitarbeitern " sollte das
042 Unternehmen veranlassen, auch wieder neue Arbeitsplätze im
043 Inland zu schaffen. Von den 20 000 Arbeitsplätzen, die bis 1975
044 im Ausland geschaffen werden sollen, sollte ein Teil -
045 vielleicht die Hälfte - für Inlandsbetriebe " umfunktioniert "
046 werden. Amerongen: Noch keine Konjunkturspritzen.
047 Abkühlung in einigen Branchen aber schon zu stark/Zweifel am
048 Eventualhaushalt. NÜRNBERG. Die Konjunkturabkühlung
049 in der Bundesrepublik ist nach Überzeugung des Deutschen
050 Industrietages und Handelstages (DIHT) in einigen
051 Bereichen der Wirtschaft bereits über die Normalisierung hinaus
052 fortgeschritten, während sich andere Sparten noch vor der
053 Schwelle zur Normalisierung befinden. Der Abschwächungsprozeß
054 muß dabei, wie Präsident Otto Wolff von Amerongen auf einer
055 Pressekonferenz anläßlich der DIHT-Vollversammlung in
056 Nürnberg erklärte, für fast alle Bereiche als endgültig
057 angesehen werden. Trotzdem warnte Amerongen davor, schon jetzt
058 über die öffentlichen Haushalte Konjunkturspritzen zu geben;
059 sie würden seiner Ansicht nach nicht gezielt genug wirken und eine
060 verbreitete Inflationsmentalität verfestigen. Erhebliche Zweifel
061 an der Möglichkeit, über den vorgesehenen Eventualhaushalt 1972
062 überhaupt eine Konjunkturbelebung herbeizuführen, äußerte
063 DIHT-Hauptgeschäftsführer Broicher. Seiner Ansicht
064 nach handelt es sich bei dem neuesten Eventualhaushalt lediglich um
065 " Trostpflaster für nichterfüllte Resortwünsche, nicht - wie
066 es sein sollte - um Mittel zur Konjunkturankurbelung ".
067 Darüberhinaus müsse berücksichtigt werden, daß der Aufstieg
068 aus der letzten Rezession in der Hauptsache nicht auf den
069 Eventualhaushalt zurückgeführt werden dürfe. Vielmehr sei der
070 Konjunkturaufschwung seinerzeit insbesondere zustande gekommen durch
071 die Ausnutzung der Exportmöglichkeiten ins benachbarte Ausland.
072 Von Amerongen forderte vor allem eine Rückkehr zu festen
073 Wechselkursen, um sichere Kalkulationsgrundlagen zurückzugewinnen;
074 das Ausmaß des Floatings der D-Mark hätte einige
075 Branchen bereits " weit über das Vertretbare hinaus " belastet.
076 Für die deutsche und die europäische Wirtschaft wichtig wäre
077 eine konzertierte Neubewertung der europäischen Währungen, um
078 zwischen den Hauptkonkurrenten marktgerechte
079 Wettbewerbsverhältnisse wiederherzustellen. Nach einer
080 Aufwertung der europäischen Währungen sollten dann im Sinne der
081 angestrebten Integration die Bandbreiten zwischen den europäischen
082 Währungen verengt, diejenigen gegenüber den USA und Japan
083 jedoch verbreitert werden. Das Problem einer Neufestsetzung des
084 Dollarkurses gegenüber dem Gold hingegen bezeichnete Amerongen
085 als vergleichsweise zweitrangig. Exporte sanken um 20 Prozent
086 WIESBADEN. Einen starken Rückgang der Exporte der
087 hessischen Wirtschaft hat das Statistische Landesamt Hessen im
088 August festgestellt: Bei einem Gesamtwert der Ausfuhr von 814
089 Millionen Mark betrug der Rückgang gegenüber Juli 20 Prozent.
090 Damit sei der jährlich im August zu beobachtende saisonale
091 Rückgang besonders stark gewesen. Neuer Anlauf zu
092 einheitlicher EWG-Währungspolitik. Bonn will
093 Solidarität nicht durchbrechen/Noch keine Annäherung zu
094 erkennen. LUXEMBURG. Die sechs EWG-Staaten sind
095 sich einig, daß noch vor dem Jahresende zumindest eine interne
096 Neufestsetzung der EWG-Währungsparitäten erfolgen muß.
097 In der Diskussion des EWG-Ministerrats am Dienstag über
098 das Verhältnis der EWG zu den USA kamen die angeblichen
099 Äußerungen des US-Finanzministers Connally über eine
100 eventuell vorzeitige Aufhebung der zehnprozentigen US-
101 Importabgabe nur gegenüber der Bundesrepublik nicht direkt zur
102 Sprache, doch betonte die deutsche Delegation ausdrücklich den
103 Willen Bonns zur Gemeinschaftssolidarität. Für die zwischen
104 dem 10.und dem 16.November stattfindenden Verhandlungen im
105 Zehnerklub des Internationalen Währungsfonds und im GATT-
106 Rat wollen die EWG-Staaten eine gemeinsame Haltung
107 einnehmen, die voraussichtlich auf einer großen EWG-
108 Ministerratstagung unter Beteiligung aller wichtigen Ressorts am 4.
109 November vorbereitet werden soll. Der Präsident der
110 Europakommission, Malfatti, hatte in einem deutlichen Appell zu
111 Beginn der Debatte darauf hingewiesen, die EWG könne eine
112 Aufhebung der protektionistischen US-Maßnahmen nur erreichen,
113 wenn sie glaubwürdig eine geschlossene Haltung vertrete, sowohl
114 im Zehnerklub, als auch im GATT-Rat soll gleichzeitig
115 über die monetären Aspekte und die Handelspolitik gesprochen
116 werden. Konkrete Ansätze für eine Annäherung der bisher
117 unterschiedlichen währungspolitischen Positionen innerhalb der
118 EWG zeichnete sich im Ministerrat noch nicht ab. Einig war man
119 sich jedoch, daß eine US-Beschwerde gegenüber der
120 Agrarpolitik der EWG und ihrer Assoziierungsabkommen
121 und Präferenzabkommen eine Beschwerdeliste der Gemeinschaft
122 gegenüber den USA entgegenzuhalten sei. Als wichtigste
123 Beschwerdepunkte nannten unterrichtete Kreise die US-
124 Importabgabe und die geplante steuerpolitische Diskriminierung,
125 die aus der Kennedy-Runde noch ausstehende Abschaffung des
126 amerikanischen Saling-Price-Systems für die chemischen
127 Produkte, die noch ausstehenden allgemeinen Handelspräferenzen
128 der USA für die Entwicklungsländer, die von den USA
129 erzwungenen Selbstbeschränkungsabkommen für gewisse
130 Exportindustrien anderer Staaten und der EWG sowie bestimmte
131 agrarpolitische Praktiken der USA. Floating läßt für
132 Preisauftrieb keinen Raum. Büromaschinen-Industrie
133 gibt sich dennoch optimistisch/Hoher Nachholbedarf.
134 KÖLN. Bei den meisten Gruppen der deutschen Büro
135 technikindustrie und Informationstechnikindustrie herrscht zur
136 Zeit " Ruhe an der Preisfront ". Auch die in Köln
137 bevorstehende Ausstellung " Orga-Technik " vom 24.bis 28.
138 Oktober wird an dieser Situation nichts ändern. Zwar
139 erklärten Branchensprecher, daß nach der Tarifrunde für das
140 kommende Jahr vor allem bei der mittleren Datentechnik
141 Preisanhebungen unerläßlich seien. Zur Zeit könne jedoch noch
142 nicht übersehen werden, ob diese Heraufsetzungen auch vom Markt
143 akzeptiert werden. Fest steht bereits jetzt, daß wegen der
144 Floating-Auswirkungen auf den Exportmarkt für
145 Preisanhebungen keinerlei Spielraum mehr gegeben ist. Sprecher
146 dieser Branche beurteilten trotz der gegenwärtigen " Floating-
147 Kopfschmerzen " die künftige Entwicklung optimistisch. Die
148 Zuversicht stützt sich vor allem auf den geringen Versorgungsgrad
149 der mittleren und kleineren Unternehmen mit EDV-Anlagen.
150 So seien bei Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten nur
151 zwei Prozent und bei Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern
152 gerade 15 Prozent mit Rechenanlagen ausgerüstet. Die
153 Schreibmaschinen-Produzenten, die sich 1970 an die erste
154 Stelle in der Weltrangliste setzen konnten, rechnen für die
155 kommenden Monate mit sinkendem Mengenausstoß und wachsendem
156 Preisdruck. Bei Rechenmaschinen wird sogar wegen der auf mehr als
157 eine Million Tischrechnern geschätzten japanischen
158 " Haldenbestände " mit einem Preisverfall gerechnet. Aus dem
159 Organisationsmittelbereich berichten die Hersteller bei
160 Registraturen und Karteien von Preiskonstanz, bei
161 Plastikerzeugnissen (Hüllen und Mappen) ergaben sich in den
162 vergangenen Monaten Preisermäßigungen bis zu 25 Prozent. Im
163 Jahre 1970 betrug die gesamte Produktion der Büromaschinen-
164 Industrie und EDV-Industrie 4,6 (3,6)
165 Mrd. DM. Mit einer Gesamtrate von 29 Prozent gehört diese
166 Branchengruppe zu den expansivsten der deutschen Wirtschaft.
167 Zentralbankrat tagt zwei Tage früher. Minister Schiller
168 wird an der Sitzung teilnehmen/Keine Beschlüsse zu erwarten
169 FRANKFURT a. M. Auf Wunsch Bundeswirtschafts
170 minister und Bundes finanzminister Schillers wird
171 die vorgesehene Sitzung des Zentralbankrates am 27.Oktober um
172 zwei Tage auf den 25.Oktober vorverlegt, da der Minister an
173 der Sitzung teilnehmen möchte und terminlich am 27.Oktober
174 verhindert ist. Diese Umdisposition ist von der Bundesbank zu
175 erfahren. Dort zeigte man sich über den Wunsch Schillers
176 verwundert, da auf keinen Fall mit kreditpolitischen
177 Entscheidungen zu rechnen sei und sich auch in der Diskussion kaum
178 neue Aspekte ergeben dürften, die nicht schon zwischen Bundesbank
179 und Wirtschaftsministerium in der Vergangenheit diskutiert worden
180 seien. Diskutiert werden dürften nach Ansicht von Beobachtern
181 vorwiegend währungspolitische Themen, die mit einer
182 Konferenzserie Ende Oktober im Rahmen der EWG und des
183 Zehnerclubs neue Aktualität erlangen dürften. Auch die
184 konjunkturelle Lage nach der jüngsten kreditpolitischen Lockerung
185 der Bundesbank wird in dem Meinungsaustausch berührt werden.
186 Dollar nochmals schwächer. FRANKFURT. Mit 3,3200
187 DM wurde der amtliche Mittelkurs für den US-Dollar an der
188 Frankfurter Devisenbörse am Dienstag nochmals schwächer fixiert,
189 nachdem der amtliche Mittelkurs am Vortag 3,3267 DM
190 gelautet hatte. Kein " Geheimabkommen " mit USA.
191 WASHINGTON. Die USA werden die Bundesrepublik nicht
192 in einem geheimen " Abkommen von dem zehnprozentigen Schutzzoll
193 ausnehmen. Mit dieser Erklärung dementierten das amerikanische
194 Finanzministerium und deutsche Kreise in Washington Berichte,
195 nach denen Bundeswirtschaftsminister und Finanzminister
196 Karl Schiller auf der Washingtoner Währungskonferenz in
197 Verhandlungen mit seinem amerikanischen Kollegen John B.
198 Connally eine Befreiung deutscher Exporte von dem zehnprozentigen
199 Importzuschlag durchgesetzt habe. Paris wird nicht aufwerten
200 PARIS. Frankreich scheint immer noch nicht bereit, im
201 Rahmen einer Neuanpassung der Währungsparitäten den Franc
202 aufzuwerten. Dies geht aus einer Äußerung von Finanzminister
203 Giscard d'Estaing hervor, der im Parlament die französische
204 Währungspolitik verteidigte und die von anderen Ländern
205 betriebene Praxis fluktuierender Währungen kritisierte. Die von
206 der Regierung im August ergriffenen Maßnahmen, besonders die
207 Einführung des doppelten Devisenmarktes, seien berechtigt gewesen
208 und hätten sich voll bewährt. Die Vorteile, die die
209 französische Wirtschaft aus der Aufrechterhaltung der Franc-
210 Parität ziehe, kontrastierten erheblich mit den wachsenden
211 Schwierigkeiten der Länder, deren Währungen stark nach oben
212 schwanken, stellte der Minister fest. Emminger fordert neue
213 Konferenz. PARIS. Für eine neue internationale Konferenz
214 zur Beilegung der wirtschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen
215 den USA und ihren Handelspartnern hat sich
216 Bundesbankvizepräsident Otmar Emminger in Paris eingesetzt.
217 Nach einem zweitägigen Treffen von Finanzexperten der reichsten
218 Länder der Welt am Sitz der Wirtschaftsorganisation
219 und Entwicklungsorganisation OECD erklärte Emminger vor
220 Journalisten, nur die Finanzminister selbst könnten die durch
221 Präsident Richard Nixons Wirtschaftspolitik entstandenen
222 Probleme lösen. Emminger, der das Treffen geleitet hatte,
223 sagte, es sei jetzt an der Zeit für eine Ministerkonferenz.
224 Die Steuerquellen sprudeln munter. Bis September kassieren
225 Bund und Länder über 12 Prozent mehr als im Vorjahr.
226 BONN. Das Bundeswirtschaftsministerium und
227 Bundes finanzministerium ist der Auffassung, daß im gesamten
228 Jahr 1971 die Steuereinnahmen des Bundes und der Länder die
229 ursprünglichen Haushaltsansätze überschreiten, wie dies der
230 Arbeitskreis " Steuerschätzungen " Mitte August vorausgesagt
231 hatte. Als Ursache für den Optimismus gibt das Ministerium an,
232 daß in den ersten neun Monaten dieses Jahres die Steuereinnahmen
233 von Bund und Ländern mit 112,7 Milliarden DM um rund 12,
234 1 Milliarden DM oder um 12 Prozent über dem Vorjahresstand
235 lagen. Die Bundeseinnahmen erreichten dabei 66,35 Milliarden
236 DM, das sind 6,8 Milliarden oder 11,5 Prozent mehr,
237 die Länder kassierten nahezu 40,4 Milliarden oder 4,3
238 Milliarden DM beziehungsweise 11,8 Prozent mehr. Die
239 Gemeinden bekamen schließlich als Anteil an der Lohnsteuer
240 und Einkommenssteuer rund sechs Milliarden DM, also 965
241 Millionen Mark oder 19,2 Prozent mehr. Die beiden
242 Stadtstaaten wurden gesondert registriert; sie erhielten mit 1,
243 3 Milliarden DM Gemeindesteuer 8,7 Prozent mehr. Bei
244 einer Betrachtung der gemeinschaftlichen Steuern von Bund,
245 Ländern und Gemeinden ergibt sich, daß die Lohnsteuer allein
246 fast 5,5 Milliarden DM Mehreinkommen brachte, die
247 Umsatzsteuer 3,2 Milliarden DM und die veranlagte
248 Einkommensteuer 1,4 Milliarden DM. Aber auch die
249 Gewerbesteuerumlage und die Einfuhrumsatzsteuer brachten
250 Mehreinnahmen. Bei der Körperschaftsteuer indessen wurde die
251 beachtliche Mindereinnahme von 1,6 Milliarden DM registriert.
252 Wie das Ministerium weiter mitteilt, erreichten die Ausgaben
253 allein des Bundes von Januar bis September 70,7 Milliarden
254 DM, das sind 9,3 Milliarden oder 15,1 Prozent mehr als
255 1970. Karstadt rechnet mit befriedigendem Abschluß.
256 Karstadt AG, Essen. Durch ein kräftiges Umsatzwachstum
257 um 14,1 vH auf 3,48 Mrd. DM in den ersten neun
258 Monaten 1971 kann Karstadt, Deutschlands umsatzstärkster
259 Warenhauskonzern, für das laufende Jahr eine recht optimistische
260 Prognose wagen. Im neuen Aktionärsbrief des Unternehmens heißt
261 es wörtlich: " Die erheblichen Kostensteigerungen, die vor
262 allem im Personalbereich zu verzeichnen sind, konnten noch
263 aufgefangen werden. Die weitere Ergebnisentwicklung ist vom
264 Weihnachtsgeschäft abhängig. Wir rechnen mit weiter regem
265 Geschäftsverlauf. Von dem bisher erreichten Ergebnis ausgehend,
266 erwarten wir auch für das Jahr 1971 einen befriedigenden Abschluß.
267 " Deutlicher kann in der jetzigen Situation ein Unternehmen die
268 Beibehaltung der letzten Dividende kaum prophezeien. Tatsächlich
269 ist dem Aktionärsbrief zu entnehmen, daß die eigentlichen
270 Karstadt-Häuser in allen Teilen des Bundesgebietes sowie die
271 unter der Firma Karstadt-Grimme geführten Filialen in
272 Norddeutschland insgesamt in den ersten drei Vierteljahren 1971 den
273 Umsatz um 15,1 vH auf knapp 3 Mrd. DM steigern konnten.
274 Nicht ganz so stark war die Zunahme bei der Tochterfirma Kepa
275 Kaufhaus GmbH, die in der Berichtszeit die Umsätze um 8,4
276 vH auf knapp 0,5 Mrd. DM steigerte. Die einzelnen
277 Warengruppen waren im laufenden Jahr am Gesamtumsatz gegenüber
278 der gleichen Vorjahreszeit fast unverändert gleich beteiligt. So
279 entfielen auf Textilien - bei Karstadt - fast 40 vH, 20 vH
280 auf Möbel und Hausrat einschließlich Rundfunk und Fernsehen,
281 über 15 vH auf " verschiedenen Bedarf " und der Rest auf
282 Lebensmittel und Genußmittel. Der Preisindex des
283 Karstadt-Warenkorbes stieg in der Berichtszeit um 1,3 vH.
284 Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich auf 49 271 gegen 46 991.
285 Die Karstadt-Verkaufsfläche war bis Ende September 1971 um
286 9 vH auf 570 800 qm gewachsen, während sie bei der Kepa um 6,
287 2 vH auf 94600 qm zunahm.
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