Quelle Nummer 356

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.13 : UEBRIGE

DIE BARMER ERSATZKASSE
DIE BARMER ERSATZKASSE, AMTLICHES ORGAN, ZEITSCHRIFT
FUER UNSERE MITGLIEDER, NOVEMBER 1970, HEFT 4
WUPPERTAL-BARMEN 1970


001  Unsere Vertreterversammlung in Kassel. Die
002  Vertreterversammlung der Barmer Ersatzkasse tagte am 25.
003  September 1970 in Kassel. Wie immer, so stand auch diesmal im
004  Mittelpunkt der Herbsttagung die Entgegennahme des letzten
005  Jahresberichtes. Der Vorsitzende der Vertreterversammlung,
006  Rudolf Joeck, Pinneberg, begrüßte die Anwesenden und
007  erteilte zum Tagungsordnungspunkt " Entgegennahme des
008  Jahresberichtes 1969 " zunächst dem Vorsitzenden des Vorstandes,
009  Hans Katzbach, Hamburg, das Wort. Der
010  Vorstandsvorsitzende erinnerte rückblickend an die Sorgen, die
011  das Berichtsjahr den ehrenamtlichen wie den hauptberuflichen
012  Mitarbeitern bereitete durch das ständige Hinauszögern dringend
013  notwendiger gesetzlicher Maßnahmen, die zu einer dauerhaften
014  Konsolidierung der finanziellen Basis hätten führen können.
015  Wiederholt seien die vordringlichen Forderungen der Ersatzkassen
016  an die verantwortlichen Sozialpolitiker herangetragen worden, doch
017  hätten alle Bemühungen lediglich zu einem Teilerfolg geführt.
018  So hätte das Jahr 1969 durch die stufenweise und ungenügende
019  Anhebung der Versicherungspflichtgrenze nur eine Kompromißlösung
020  gebracht. Der Vortragende ging sodann auf die
021  Regierungserklärung vom 28.Oktober 1969 ein und auf die
022  inzwischen sowohl von der Regierungskoalition wie von der
023  Opposition eingebrachten Gesetzentwürfe. Es sei zu hoffen, daß
024  sich der Gesetzgeber nunmehr endlich zu einer vernünftigen
025  Regelung durchringe und uns nicht wieder Halbheiten und
026  Kompromisse serviere, die doch keinen langen Bestand haben
027  könnten. Nach einer kritischen Würdigung einiger
028  Rechtsänderungen wie der prozentualen Verordnungsblattgebühr und
029  der Prämie für nicht in Anspruch genommene Krankenscheine, ging
030  der Vortragende auch auf das Arbeitsförderungsgesetz vom 25.
031  Juni 1969 ein, soweit es die Arbeit der Kasse betrifft.
032  Keine höheren Beiträge als nötig! Gegen Ende seiner
033  Ausführungen erklärte Hans Katzbach: " Erfreulich ist, daß
034  sich in Auswirkung insbesondere der zweiten Stufe der
035  Pflichtgrenzenerhöhung und damit der erhöhten
036  Beitragsbemessungsgrenze die finanzielle Situation der Kasse
037  weiter entspannt hat. Auf Grund dessen waren wir in der Lage,
038  den Beitragssatz für die versicherungspflichtigen Mitglieder mit
039  Wirkung vom 1.Juli 1970 um 3,26 %, und zwar von 9,
040  2 % auf 8,9 % zu senken. Damit hat sich die von
041  uns schon seit jeher vertretene Auffassung bestätigt, daß die
042  Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze sinnvoller und sozial
043  gerechter ist als die sonst notwendige Erhöhung der Beitragssätze.
044  Andererseits glauben wir damit aber auch dokumentiert zu haben,
045  daß die Kasse von ihren Mitgliedern tatsächlich nur das an
046  Beitrag verlangt, was sie zur Deckung ihrer
047  Leistungsverpflichtung benötigt. Darin unterscheiden wir uns nun
048  mal von den auf Gewinn abgestellten Unternehmungen. " Und
049  abschließend hieß es: " Rückschauend ist festzustellen, daß
050  es ein äußerst stürmisches Jahr war, das an uns alle sehr hohe
051  Anforderungen gestellt hat. Vorwiegend auf Grund der im
052  Berichtsjahr besonders zahlreichen gesetzlichen Neuregelungen und
053  der Neufestsetzung der Beiträge sowie der vorgenommenen
054  Leistungsverbesserungen mußten die Versicherungsbedingungen
055  wiederholt den veränderten Verhältnissen angepaßt werden (...) Die
056  Bewältigung der in das Aufgabengebiet der
057  Selbstverwaltungsgremien fallenden Arbeiten verlangte somit diesmal
058  ein weit größeres Maß an Einsatzbereitschaft als in den
059  vorangegangenen Jahren. " Bald 3 Millionen Mitglieder!
060  Einzelheiten aus dem Jahresbericht 1969 behandelte sodann
061  Norbert Wagner, Geschäftsführer der Barmer Ersatzkasse.
062  Er ging zunächst ausführlich auf die Problematik ein, die der
063  Kasse im Bereiche der Gesetzgebung entstanden war und wie sie
064  insbesondere des Lohnfortzahlungsgesetz und
065  Krankenversicherungsänderungsgesetz vom 17.Juli 1969 mit sich
066  brachte. Die stufenweise Anhebung der Versicherungspflichtgrenze
067  sei ungenügend gewesen, und es wäre daher notwendig und richtig,
068  daß die derzeit laufenden Bemühungen des Gesetzgebers dahin
069  zielen, die Krankenversicherungspflichtgrenze alsbald und
070  wesentlich zu erhöhen. Hinsichtlich der günstigen Entwicklung
071  des Mitgliederbestandes wies Norbert Wagner auf die erfreuliche
072  Tatsache hin, daß insbesondere der Zustrom an Lehrlingen und
073  sonstigen Jugendlichen erwähnenswert sei. Der Stand der
074  Mitgliederzahl im September: 2980000! In den weiteren
075  Ausführungen des Vortragenden kam zum Ausdruck, wie die Kasse
076  auf organisatorischem Gebiete unablässig bestrebt ist, alle
077  Möglichkeiten der Rationalisierung und Automatisierung
078  einzusetzen, um den Mitgliedern eine maximale Betreuung bieten zu
079  können bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit der Verwaltung. An
080  Hand des den Abgeordneten vorliegenden Zahlenmaterials ging
081  Norbert Wagner ausführlich auf die Problematik der finanziellen
082  Entwicklung sowohl auf der Beitragsseite wie auf der
083  Leistungsseite ein. Er verwies - wie bereits der
084  Vorstandssitzende - auf die Gesetzgebung und ging ausführlich
085  auf die Fortentwicklung und Auslegung des Rechts durch die
086  Rechtsprechung ein. Er erläuterte die gegenwärtige Problematik
087  wie Ausdehnung des Krankheitsbegriffs, Dauer des Anspruchs auf
088  Krankengeld, auf Krankenhauspflege und die Leistungspflicht bei
089  der zu beobachtenden zunehmenden Tendenz einer begriffsmäßigen
090  Gleichstellung von Sanatorien mit Krankenanstalten. Nachdem
091  somit Vorstand und Geschäftsführung den Jahresbericht 1969
092  ausführlich erläutert hatten, beantragten die Sprecher der
093  Finanzausschüsse von Vorstand und Vertreterversammlung,
094  Josef Lehner, München, und Joseph Westerhausen,
095  Hamburg, die Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung.
096  An der anschließenden Diskussion beteiligten sich Dr.
097  Hanns Schlich, Ludwigshafen, Anna Moser, Düsseldorf,
098  und Manfred Schneider, Nürnberg. Nachdem der
099  Vorsitzende des Vorstandes, Hans Katzbach, und die
100  Geschäftsführer F. Robert Günther und Norbert
101  Wagner hierzu Stellung genommen hatten, ergab die Abstimmung eine
102  einstimmige Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung. Der
103  Vorsitzende der Vertreterversammlung, Rudolf Joeck, Pinneberg,
104  sprach dem Vorstand und der Geschäftsführung den Dank für die
105  im Jahre 1969 geleistete Arbeit aus und bat darüber hinaus,
106  diesen Dank der Vertreterversammlung an alle Mitarbeiterinnen und
107  Mitarbeiter der Kasse weiterzuleiten. Nüchterne Anhalte zu
108  Optimismus Den " Bericht über den finanziellen Stand per 30.
109  Juni 1970 und die voraussichtliche Weiterentwicklung "
110  erstattete der Vorsitzende der Geschäftsführung, Heinz
111  Reistenbach. Er begann mit dem verheißungsvollen Satz:
112  " Das Halbjahresergebnis 1970 ist auf den ersten Blick so gut, daß
113  man versucht sein könnte, der alten Bankiersweisheit zu folgen und
114  zu sagen: " Über einen guten Abschluß breucht man nicht zu
115  sprechen ". " Er erinnerte an die am 6.Mai 1970 in Husum
116  beschlossene Beitragssenkung um 3,26 % für die
117  versicherungspflichtigen Mitglieder und erklärte: " Die
118  Halbjahresberechnung bestätigt die Richtigkeit dieser Maßnahme. "
119  Mit der Bemessung der Beitragssenkung sei ein vertretbarer
120  Mittelweg gefunden worden. Ausführlich ging der Vortragende auf
121  die verschiedenen Positionen des vorliegenden Zahlenmaterials ein
122  und auf Einzelentwicklungen wie die Kosten für die ärztliche
123  Behandlung, die Morbidität, die Aufwendungen für Arzneimittel,
124  für Zahnersatz, Krankenhauspflege und bei den Barleistungen.
125  Zusammenfassend durfte er feststellen, " daß das
126  Halbjahresergebnis durch höhere Beitragseinnahmen als angenommen
127  und durch niedrigere Leistungsausgaben gekennzeichnet ist, wobei
128  berücksichtigt werden muß, daß die günstige
129  Mitgliederentwicklung im ersten Halbjahr 1970 das Ergebnis noch
130  verbessert hat ". Der Vortragende wies jedoch zugleich darauf hin,
131  wie schwierig es sei, aus Halbjahresergebnissen bereits
132  Schlüsse für das Ergebnis des gesamten Jahres zu ziehen. Eer
133  wies auf die noch nicht klar zu übersehenden Probleme und auf die
134  hier abzuwartenden Ergebnisse hin, durfte jedoch abschließend
135  feststellen: " Ohne außergewöhnliche Ereignisse rechnen wir
136  daher für das Jahr 1970 mit einem positiven Abschluß. " Sollte
137  der Gesetzgeber zum 1.Januar 1971 endgültig eine entsprechende
138  Heraufsetzung der Versicherungspflichtgrenze und der
139  Beitragsbemessungsgrenze beschließen, würde die schon jetzt
140  erkennbare Finanzkraft der Kasse es hoffentlich erlauben, eine
141  Senkung des Beitragssatzes vorzuschlagen. " Es sei " - so
142  schlossen die Ausführungen des Vorsitzenden der
143  Geschäftsführung - " mit Befriedigung festzustellen, daß wir
144  eine gesunde finanzielle Basis wiedergewonnen haben (...) und daß zu
145  Optimismus für die Zukunft nüchterne Anhalte gegeben sind. "
146  In seinen Schlußworten dankte der Vorsitzende der
147  Vertreterversammlung allen Beteiligten für ihre Mitarbeit und
148  wies darauf hin, daß er zu einer außerordentlichen Tagung der
149  Vertreterversammlung einladen würde, sofern die zu erwartenden
150  Beschlüsse des Gesetzgebers hinsichtlich der geplanten
151  Dynamisierung der Krankenversicherungspflichtgrenze dies erfordern
152  würden. 1969. Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr
153  Zum Jahresbericht der BEK. (Sigle) Unablässiger
154  Mitgliederzustrom (Sigle) Bald 3 Millionen Mitglieder (Sigle) Über 2,
155  2 Milliarden DM für Leistungen (Sigle) Finanzielle
156  Entwicklung zufriedenstellend (Sigle) Optimistische Aussichten für
157  die Zukunft Mit dem von der Vertreterversammlung der Kasse am
158  25.September 1970 verabschiedeten Jahresbericht 1969
159  (vgl. hierzu auch die entsprechenden Ausführungen auf den
160  vorhergehenden Seiten) legt die Kasse Rechenschaft ab über ihre
161  im Berichtsjahr geleistete Arbeit. Über die bedeutsamsten
162  Ereignisse und Ergebnisse im abgelaufenen Geschäftsjahr sollen,
163  wie jedes Jahr an dieser Stelle, die nachstehenden Ausführungen
164  mit den graphischen Darstellungen Auskunft geben. Davon
165  unabhängig können unsere Mitglieder den gedruckten Bericht in
166  allen unseren Geschäftsstellen einsehen. BEK: Schutzdach
167  für über 4,8 Millionen Versicherte. Die " Barmer "
168  wächst weiter! Das ist eines von den erfreulichen Ergebnissen
169  des Jahres 1969. Mit 260000 Neuaufnahmen war der Zustrom an
170  neuen Mitgliedern fast genauso groß wie im Jahre 1968. Besonders
171  zu begrüßen ist, daß allein 117000 junge Menschen im Alter bis
172  zu 21 Jahren den Weg zur " Barmer " fanden und damit zu einer
173  weiteren Stärkung der Leistungskraft der Kasse beitrugen. Diese
174  Zahlen gewinnen noch an Gewicht, wenn man berücksichtigt, daß
175  sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt gegenüber dem Vorjahr wieder
176  spürbar verschärft hat. Der gesamte Mitgliederbestand erhöhte
177  sich um 1,80 % des Bestandes am 31.Dezember 1968 auf
178  2866839 am Ende des Berichtsjahres (vgl. hierzu auch das
179  Schaubild " Wachsende Mitgliederzahlen "). Mit 2,54
180  % hat die Anzahl der anspruchsberechtigten Angehörigen noch
181  stärker zugenommen als die Mitgliederzahl. Der
182  Krankenversicherungsschutz der Kasse erstreckte sich am 31.
183  Dezember 1969 somit auf insgesamt 4670069 Personen. Bis zur
184  Berichterstattung ist diese Zahl auf über 4,8 Millionen
185  Versicherte angestiegen. Für die Betreuung unserer Mitglieder
186  und ihrer Familienangehörigen standen im gesamten Bundesgebiet
187  einschließlich des Landes Berlin 858 Geschäftsstellen und 701
188  Zahlstellen zur Verfügung. Göheres Beitragsaufkommen.
189  Eine erfreuliche Entwicklung ist im Berichtsjahr aber auch bei den
190  Beitragseinnahmen festzustellen. Nachdem diese in der ersten
191  Hälfte des Jahres 1969 beträchtlich hinter den Ausgaben
192  zurückgeblieben waren, stiegen sie in der zweiten Jahreshälfte
193  stark an. Die Zunahme hatte verschiedene Ursachen. So wirkten
194  sich einmal die Erhöhung der Krankenversicherungspflichtgrenze auf
195  990 DM ab 1.August 1969 und die zum gleichen Zeitpunkt
196  erfolgte Anpassung der Beiträge für die
197  Nichtversicherungspflichtigen an das erhöhte Grundlohnniveau
198  günstig aus. Zum anderen trugen die über jeden Vergleich mit
199  Vorjahren hinausgehenden Grundlohnsteigerungen sowie die durch den
200  Mitgliederzugang bedingten Mehreinnahmen zu der Steigerung bei.
201  Infolgedessen erhöhte sich die durchschnittliche Beitragseinnahme
202  um 14,28 % (Vorjahr 6,09 %) auf 818, 84 DM je
203  Mitglied. Im Gegensatz dazu vermochte die Beitragsentwicklung in
204  der Krankenversicherung der Rentner wiederum nicht
205  zufriedenzustellen. Einer Beitragseinnahme von 409, 20 DM je
206  Rentner stand eine Leistungsausgabe von 927, 79 DM gegenüber.
207  Das bedeutet, daß mit den von den Rentenversicherungsträgern zu
208  zahlenden Beiträgen nur noch 44,1 % der Aufwendungen
209  gedeckt werden konnten. Dadurch erhöhte sich das von der übrigen
210  Versichertengemeinschaft mitzutragende Defizit von 163 Millionen
211  DM auf 206 Millionen DM. Das entspricht einer Belastung von
212  83, 53 DM je Mitglied der allgemeinen Krankenversicherung. Im
213  Interesse ihrer Versicherten fordert die Kasse deshalb erneut eine
214  Überprüfung der in der Rentnerkrankenversicherung geltenden
215  Beitragsformel. Wie aus der Graphik " Beitragseinzug für die
216  Krankenversicherung und für andere Versicherungsträger "
217  ersichtlich ist, hatte die Kasse neben ihren Beiträgen auch noch
218  rund 1,6 Milliarden DM sogenannter Fremdbeiträge,
219  insgesamt also fast 4 Milliarden DM Sozialversicherungsbeiträge
220  einzuziehen. Das entspricht einem Durchschnittsbetrag von 1373,
221  15 DM je Mitglied, der um 124, 23 DM über dem des Vorjahres
222  liegt. 2,2 Milliarden DM Leistungsausgaben. Im
223  Jahre 1969 sind den Versicherten 2,2 Milliarden DM
224  unmittelbar in Form von Leistungen zugeflossen. Das sind über 94
225  % des gesamten Beitragsaufkommens und damit fast 250 Millionen
226  DM mehr als im Vorjahr. Innerhalb von nur fünf Jahren haben
227  sich die Aufwendungen somit verdoppelt. Die Höhe der
228  durchschnittlichen Monatsausgabe, die im Jahre 1968 174 Millionen
229  DM betrug, ist im Berichtsjahr auf fast 195 Millionen DM
230  angestiegen. Die durchschnittliche Zunahme gegenüber 1968 betrug
231  10,97 %. Dadurch erhöhte sich die Pro-Kopf-
232  Ausgabe je Mitglied auf 771, 47 DM. Die auf einen
233  Versicherten berechneten Aufwendungen nahmen um 10,61 % zu
234  und stiegen auf 472, 99 DM. Einen Vergleich zu den Vorjahren
235  zeigen die Schaubilder " Die Kassenleistungen " und
236  " Leistungsausgaben in den Jahren 1966 bis 1969 ". Im
237  Berichtsjahr ist die stärkste prozentuale Zunahme mit 16,53
238  % bei der ärztlichen Behandlung zu verzeichnen. Das ist
239  insofern bemerkenswert, als auch im Jahre 1969 keinerlei
240  Honorarerhöhungen stattgefunden haben. Außergewöhnliche
241  Steigerungen ergaben sich ferner bei den Positionen Arznei
242  mittel und Verbandmittel mit 16,34 %, stationäre
243  Krankenhausbehandlung mit 12,99 % und Heilmittel
244  und Hilfsmittel mit 10,64 %. Als Ursachen für die
245  höheren Aufwendungen sind neben den allgemeinen Verteuerungen vor
246  allem das ungewöhnlich starke Ansteigen der Inanspruchnahme
247  ärztlicher Hilfe zu nennen, das als unmittelbare Folge
248  regelmäßig auch zu Mehrausgaben für Arzneimittel führt. Diese
249  Entwicklung dürfte zum Teil auf die in den letzten Monaten des
250  Jahres 1969 einsetzende Grippewelle zurückzuführen sein.
251  Finanziell besonders nachteilig wirkte sich daneben die Erhöhung
252  der Krankenhauspflegesätze aus, die im Jahre 1969 überwiegend
253  zweimal und in einem Bundesland sogar dreimal angehoben worden sind.
254  Der prozentuale Anteil der Krankenhauspflegekosten an der
255  Gesamtausgabe ist dadurch auf rund 20 % gestiegen. Auf die
256  vorgenannten drei Leistungspositionen (ärztliche Behandlung,
257  Arzneimittel und Verbandmittel, Krankenhauspflegekosten),
258  die auch hinsichtlich ihrer Ausgabenhöhe je Mitglied an erster
259  Stelle stehen, entfielen fast zwei Drittel der Gesamtaufwendungen.
260  Finanzielle Entwicklung zufriedenstellend. Die
261  wirtschaftliche Lage zu Beginn des Jahres 1969 war wenig
262  ermutigend, nachdem die dringend notwendigen gesetzlichen
263  Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Basis im Jahre 1968
264  wiederum ausgeblieben waren. Bedauerlicherweise dauerte es auch
265  noch über ein halbes Jahr, bis der Gesetzgeber nach hartem
266  parlamentarischen Kampf kurz vor den Bundestagswahlen doch noch
267  eine Erhöhung der Krankenversicherungspflichtgrenze in zwei
268  Stufen und zwar zum 1.August 1969 und 1.Januar 1970
269  beschloß. Da von der unzureichenden und zudem nur fünf Monate
270  wirksam gewesenen Anhebung um 90 DM auf 990 DM für das Jahr
271  1969 von vornherein keine grundlegende Verbesserung der finanziellen
272  situation erwartet werden konnte, mußten die Beiträge für die
273  Nichtversicherungspflichtigen zumindest den durch die
274  Pflichtgrenzenerhöhung veränderten Verhältnissen angepaßt
275  werden. Nur so konnte das bereits Mitte des Berichtsjahres in
276  erheblichem Umfang verlorengegangene Gleichgewicht zwischen
277  Einnahmen und Ausgaben bis zum Jahresschluß wieder hergestellt
278  werden. Erstmals seit 1967 ist sogar ein Ertragsüberschuß
279  erzielt worden. Die insbesondere auf Grund der vorgenannten
280  Maßnahmen eingetretene finanzielle Entspannung ermöglichte es,
281  noch im Berichtsjahr eine Verbesserung der Zuschüsse sowohl für
282  festsitzenden als auch für herausnehmbaren Zahnersatz mit Wirkung
283  vom 1.Januar 1970 zu beschließen. Erfreulich ist, daß in
284  Auswirkung vor allem der zweiten Stufe der Pflichtgrenzenerhöhung
285  und damit der erhöhten Beitragsbemessungsgrenze eine Senkung des
286  Beitragssatzes für die versicherungspflichtigen Mitglieder ab 1.
287  Juli 1970 auf 8,9 % und damit um 3,26 %
288  möglich war und darüber hinaus zum gleichen Zeitpunkt eine Anzahl
289  weiterer beachtlicher Leistungsverbesserungen, insbesondere beim
290  Krankengeld, vorgenommen werden konnten. Für die Angestellten
291  ist unsere " Barmer " dadurch noch attraktiver und interessanter
292  geworden.

Zum Anfang dieser Seite