Quelle Nummer 339

Rubrik 05 : KULTUR   Unterrubrik 05.05 : SCHULBUCH

JAHRESBERICHT DT. GES. FUER DOKUMENTATION
BERICHTE DER 12.JAHRESTAGUNG DES AUSSCUSSES FUER
PATENTDOKUMENTATION, 16 VORTRAEGE, GEHALTEN AUF DER
12. JAHRESTAGUNG DES AUSSCHUSSES FUER PATENTDOKUMEN-
TATION AM 14./15.5.1970 IN MUENCHEN, S. 7-
(JAHRESBERICHT 1969)


001  12.Jahrestag des APD, 14./15.Mai 1970
002  Referat 1: Jahresbericht 1969 Vortragender: Dipl.-Ing.J.
003  Erben (Schriftführer) Zusammenfassung.
004  Seiner Aufgabe, der Erhaltung und Erhöhung der Transparenz der
005  Patentmaterie, dient der Ausschuß einerseits durch seine 18 (im
006  Vorjahr 16) Testgruppen mit zusammen 210 Mitgliedern; die
007  Testgruppen helfen bei der Entwicklung von PD-Systemen
008  (für komplexe Gebiete, in denen die Patentklassifikation nicht
009  ausreicht), die in übernationaler Arbeitsteilung der
010  Patentämter (ICIREPAT) betrieben werden sollen; wo die
011  Analysenergebnisse der Ämter nicht abgewartet werden konnten,
012  wurde auch zur Selbsthilfe gegriffen. Die Testgruppe 9 (80
013  Mitglieder) andererseits widmet sich den nichtfachgebundenen
014  Aufgaben, die in 11 Referate unterteilt sind; es werden
015  Untersuchungen selbst durchgeführt oder Studienarbeiten veranlaßt
016  und Hinweise an das Patentamt und andere Stellen gegeben. Der
017  Schwerpunkt der Tätigkeiten unseres Ausschusses entsprach auch
018  1969 der Hauptaufgabe, der er sich verschrieben hat, nämlich der
019  Förderung des Patentwesens durch Maßnahmen zur Erhaltung und
020  Erhöhung seiner Transparenz. Diese Transparenz ist ja
021  unerläßlich, wenn das Patentwesen funktionsfähig bleiben und
022  seine volkswirtschaftliche Bedeutung behalten soll. Die
023  Transparenz ist sowohl erforderlich, um alle wirtschaftlich
024  Handelnden in die Lage zu versetzen, sich mit den bestehenden
025  Schutzrechten - Ausschlußrechten - auseinandersetzen zu
026  können, sie respektieren oder bekämpfen zu können; sie ist auch
027  erforderlich, um es der Öffentlichkeit - als Gegenleistung -
028  zu ermöglichen, die offenbarten Erkenntnisse zu nutzen und bei
029  allen Entwicklungen vom tatsächlichen Stand der Technik ausgehen
030  zu können. Hierzu sind zentrale, allgemein benutzbare wie auch
031  käufliche Einrichtungen erforderlich, die einen Zugriff zu neuen
032  Schutzrechten und zum Stand der Technik sowohl nach technischen
033  als auch nach bibliographischen Koordinaten bei vernünftigem Zeit
034  aufwand und Kostenaufwand ermöglichen. Der Ausschuß
035  und seine Testgruppen richteten daher ihre Aktivität wie bisher
036  vor allem auf die Unterstützung der hierfür kompetentesten
037  Institution, als die das Deutsche Patentamt angesehen wird,
038  jedoch auch auf Vorab-Selbsthilfe in der Entwicklung und im
039  Betrieb von Dokumentationssystemen auf wichtigen Teilgebieten,
040  wenn amtliche Einrichtungen nicht schnell genug zu erwarten waren.
041  Die Unterstützung für das Amt bestand dabei nicht nur in der
042  Beratung hinsichtlich der praktischen Bedürfnisse der
043  Öffentlichkeit, sondern - besonders wenn der betreffende
044  Personaletat oder Sachetat noch fehlte oder noch nicht
045  ausreichte - in Beträgen von Arbeitsergebnissen (z. b.
046  der Entwicklung von Begriffssystemen) wie auch in der Vermittlung
047  von Arbeitsleistungen aus öffentlichen Mitteln, die uns das
048  Institut für Dokumentationswesen zur Verfügung stellen konnte.
049  Mit der Entwicklung besonderer, selektionskräftiger
050  Dokumentationssysteme, die neben der Klassifikation für bestimmte
051  komplexe Teilgebiete benötigt werden, befassen sich unsere
052  Fachtestgruppen; ihre Zahl stieg 1969 um 2 auf 18. Acht von
053  ihnen beschäftigen sich mit Gebieten mit teilweiser oder
054  ausschließlicher Federführung eines ausländischen Patentamtes,
055  sieben andere Testgruppen haben auf ihren Gebieten Begriffssysteme
056  entwickelt, die das Deutsche Patentamt federführend bei der
057  ICIREPAT angemeldet hat (es handelt sich bei ihnen um 21
058  Teilgebiete, im Durchschnitt also um 3 Teilgebiete je Testgruppe).
059  Bei 5 Teilgebieten haben wir dem Deutschen Patentamt die
060  Durchführung des Analysiertests ermöglicht, der je Gebiet einen
061  Arbeitsaufwand von 200 Analysen erfordert; wir haben dazu
062  entsprechende Spezialisten vermittelt und - da dieser Aufwand die
063  ehrenamtlichen Möglichkeiten überschreitet, auch die
064  erforderlichen Honorare vom Institut für Dokumentationswesen
065  erhalten. Die sachliche Einleitung und der Abschluß sowie die
066  Abrechnung dem Institut und den Analyseuren gegenüber bedeuten
067  natürlich für den Ausschuß eine weitere Belastung. Drei der
068  vorgenannten sieben Testgruppen müssen schon seit einiger Zeit ihr
069  System selbst in Betrieb nehmen und die entsprechenden
070  Patentschriften analysieren, da sie Arbeitsergebnisse der
071  ICIREPAT nicht abwarten konnten. Es handelt sich um die
072  Testgruppe 18, 1 und 3, von denen die letztere z. B. 280
073  Analysen monatlich erstellt. Bei den restlichen drei der 18
074  Testgruppen handelt es sich um sehr weite Gebiete, die als solche
075  bisher weder vom deutschen, noch von einem ausländischen Patentamt
076  zur Federführung angemeldet wurden, da sie nach
077  Anwendungsgesichtspunkten ausgewählt und abgegrenzt sind und
078  sachlich entsprechend unterteilt werden müßten. Weitere
079  Einzelheiten muß ich mir hier versagen. Sie können sie einer
080  Tabelle entnehmen, die ich dem Manuskript beifüge. Aus ihr sind
081  Arbeitsleistungen und Stand der einzelnen Testgruppen ersichtlich.
082  Ich möchte hier nur erwähnen, daß allein in den
083  Fachtestgruppen wieder ein ehrenamtlicher Arbeitsaufwand von über
084  400 Ing.-Tagen geleistet wurde und die Anzahl ihrer
085  Mitglieder auf 210 gestiegen ist. Hervorzuheben ist die Gründung
086  zweier neuer Testgruppen, TG 21, " Funknavigation und
087  Radartechnik " unter Herrn Dr. Freiesleben und TG 22,
088  " Eisenhüttenwesen " unter Herrn Dr. Balkenhol. Am Tage vor
089  ihrer Gründungssitzung wurden den Mitgliedern beider Testgruppen
090  durch Einführungsvorträge die wichtigsten der bisherigen
091  Erfahrungen vermittelt - eine Maßnahme, die wir beibehalten
092  sollten. Gestatten Sie mir ein kurzes Wort zur übernationalen
093  Zusammenarbeit: In den personellen Ausbau der ICIREPAT
094  wurden anläßlich ihrer Eingliederung in BIRPI Erwartungen
095  gesetzt, die enttäuscht wurden. Eingeleitete Entwicklungen
096  erfahren nicht die gebotene Beschleunigung und in einigen Fällen
097  liegen eingereichte, reife Entwicklungsergebnisse von TG brach,
098  weil sie durch unzulängliche andere Systeme blockiert werden. Es
099  scheint, daß in solchen Fällen auch Lösungen auf nationaler
100  Basis herbeigeführt werden müssen. Von der Testgruppe 9,
101  unserem Gremium für allgemeine, fachunabhängige Fragen, seien
102  folgende Arbeiten genannt: Die Frage der Ablochung von
103  bibliographischen Daten auf Filmlochkarten wurde behandelt; dabei
104  kam der Wunsch zum Ausdruck, daß das Patentamt möglichst bald
105  alle bibliographischen Daten der Öffentlichkeit in
106  maschinenlesbarer Form für eigene Zwecke verfügbar machen möge.
107  Es wurden Vorarbeiten geleistet zur Durchführung einer
108  Untersuchung der positiven und negativen Erfahrungen, die aus den
109  Arbeiten der Fachtestgruppen zu gewinnen sind. In jeder
110  Testgruppe sollen 2 bis 5 Mitglieder interviewt werden. Die
111  Ergebnisse sollen in einer Studie sowohl nach Testgruppen als auch
112  systematisch dargestellt werden; sie sollen zeigen, unter welchen
113  Bedingungen eine solche Gemeinschaftsarbeit bei der Entwicklung
114  und dem Betrieb von Dokumentationssystemen zweckmäßig erscheint.
115  Mit dieser vom Institut für Dokumentationswesen finanzierten
116  Aufgabe wurde Herr Dr. Elsner betraut. Eine zweite, in
117  Arbeit befindliche Studie widmet sich der Frage, unter welchen
118  Voraussetzungen Dokumentationssysteme im Ausschreibungsverfahren
119  entwickelt werden könnten. Die Testgruppe 9 hat für ihre
120  verschiedenen Aufgaben elf Referate gebildet, deren Leiter dem
121  DPA genannt wurden. In dem Vortrag von Herrn Seibert heute
122  Nachmittag werden Sie darüber Näheres hören. Eines dieser
123  Referate unter Leitung von Herrn PA Böhmer beschäftigt sich
124  mit der Aufgabe der gesetzlichen Verankerung der
125  Patentdokumentation. Eine konkretere legale Grundlage würde es
126  dem Patentamt ermöglichen, wesentlich schneller und umfassender
127  geeignete Suchmittel zu erstellen, sie würde daneben auch die
128  Anforderungen an uns wesentlich reduzieren. Der entsprechende
129  Arbeitskreis hat auch gestern gearbeitet. Bei den Europäischen
130  Gemeinschaften wurde innerhalb der Arbeitsgruppe
131  " Wissenschaftliche und technische Information und Dokumentation "
132  eine Untergruppe " Patente " geschaffen, für die das
133  Bundesministerium für Bildung und Forschung den Leiter der
134  Testgruppe 9, Herrn Seibert als Vertreter der deutschen
135  Wirtschaft neben Herrn Dr. Gehring als Vertreter des
136  Deutschen Patentamtes, zur Mitarbeit gebeten hat. Aufgabe
137  dieser Arbeitsgruppe ist die Ermittlung der
138  Informationsbedürfnisse der Öffentlichkeit im Patentwesen. Es
139  sei erwähnt - obwohl es eigentlich noch nicht hierher gehört,
140  daß auf der letzten Sitzung der Testgruppe 9 die Notwendigkeit
141  von Untersuchungen festgestellt wurde, die einen Aufwands
142  vergleich und Leistungsvergleich dreier wichtiger
143  Dokumentationsprinzipien zum Ziele haben: es sollen je 1 oder 2
144  Begriffssysteme mit polyhierarchischer Ordnung mit solchen
145  monohierarchischer Ordnung (Klassifikation), sowie mit
146  Textwörtersystemen (mit alphabetischer Ordnung) verglichen
147  werden und zwar am selben Stoff unter je optimalen Verhältnissen,
148  aber unter Ausklammerung der Speichermittel und
149  Selektionsmittel. Lassen Sie mich zu den Tätigkeiten des
150  Ausschusses als Ganzes kommen: am 28.Februar 1969 fand eine
151  " Gemeinsame Sitzung der Obmänner und Testgruppenleiter "
152  statt, die verschiedenen Dokumentationsfragen gewidmet war, am 22.
153  Oktober eine Obmännersitzung. An die Testgruppenleiter
154  wurden im Laufe der Zeit verschiedene Arbeitsunterlagen verteilt,
155  wie z. B.: Satzungen der neuen ICIREPAT,
156  Aufgaben ihrer technischen Komitees, die Jahresberichte der
157  Testgruppen, der Bericht über die Hauptversammlung des
158  Gemeinschaftsausschusses der Technik, auf der wir vertreten waren
159  und auf der richtungsweisende Referate zum Aufbau eines umfassenden
160  Informationsnetzes in der Bundesrepublik Deutschland gehalten
161  wurden, und nunmehr die ersten Vorentwürfe der Übereinkommen
162  über das europäische Patent für den Gemeinsamen Markt und über
163  ein europäisches Patentverteilungsverfahren, nebst zugehörigen
164  Berichten. Entsprechend einem von BIRPI an den APD
165  herangetragenen Wunsch wurde Hilfe geleistet bei der
166  Vervollständigung einer Liste der die Patentverwertung
167  fördernden Institutionen. Bezüglich des Kontaktes mit dem
168  Deutschen Patentamt in Fragen außerhalb der Sachdokumentation
169  ist die Beteiligung von Obmännern und Herren der TG 9 an den
170  beiden Sitzungen zu erwähnen, die der Präsident, Herr Dr.
171  Haertel mit den 6 interessierten Verbänden durchgeführt hat, und
172  zwar am 11.Februar 1969 betreffend Fragen der Patentrolle,
173  der Namensregister, der Gruppenmappen, Aktenzeichenregister,
174  Patentblatt, Abkürzung von Firmenbezeichnungen,
175  Empfangsbescheinigung usw. und am 3.Oktober 1969 betreffend
176  die Weiterentwicklung der Informationsmittel (nummernorientierte,
177  klassenorientierte und namensorientierte usw), bisherige
178  Erfahrung mit dem Vorabgesetz, Wünsche an das Patentamt,
179  Wünsche des Patentamts u. a.. Wir hoffen, daß eine
180  nächste Sitzung, um die wir das Patentamt zur Behandlung der
181  " Informationsmittel und Recherchenmittel des DPA "
182  unter Beigabe einer umfangreichen Übersicht gebeten haben, in
183  nicht allzuferner Zeit stattfinden kann. Näheres hören Sie im
184  Referat von Herrn Seibert heute Nachmittag. Neben mündlichen
185  Kontakten in einzelnen Fragen wurden auch verschiedene schriftliche
186  Eingaben an das DPA gegeben, z. B. betreffend
187  Mängel auf GM-Schriften und GM-Filmlochkarten,
188  Fragen der Auslegehalle (Raum, Personal, Gruppenmappen,
189  Auszeichnen, Namensregister usw.), Nichtübereinstimmen von
190  Angaben auf OS und im Patentblatt, Fortführung des geklebten
191  Namensregisters zu AS. Innerhalb des Rahmens unseres
192  Dachverbandes, der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation
193  waren wir an den Arbeiten verschiedener Komitees und Ausschüsse
194  beteiligt. Auf der letzten Jahrestagung der DGD im Oktober in
195  Darmstadt haben die Herren Axhausen und Renker ein Referat mit
196  Koreferat gehalten über das Thema " Die Patentdokumentation
197  unter dem Aspekt der jüngsten Gesetzgebung ". Lassen Sie mich
198  schließen mit dem Hinweis darauf, daß die nächste Jahrestagung
199  unseres Dachverbandes, der DGD, vom 12.-16. Oktober
200  d. J. in Bad Reichenhall stattfindet und daß die nächste
201  Jahrestagung unseres Ausschusses für den 13.und 14.Mai
202  1971 festgesetzt wurde. 12.Jahrestagung des APD, 14.
203  /15.Mai 1970. Referat 2: Der gegenwärtige Stand der
204  Arbeiten am BIRPI-Plan (Patent Cooperation Treaty,
205  " PCT ") und am Europäischen Patent " Vortragender: RR
206  Ulrich C. Hallmann. Zusammenfassung. Zur Einreichung
207  einer Erfindung in mehreren Ländern waren bisher völlig getrennte
208  Anmeldungen unter Beachtung der jeweiligen Formerfordernisse
209  und Spracherfordernisse sowie des materiellen Rechts nötig.
210  Die vorgesehenen, aufeinander gut abgestimmten Abkommen sehen eine
211  einzige, internationale Anmeldung und Recherche vor, ohne
212  Änderungen der bestehenden, nationalen materiellen Rechtsnormen
213  zu erfordern. Die zu erwartende Reduktion der Publikationen, die
214  Vereinheitlichung ihrer Gestaltung und des Zugriffs sowie
215  sprachliche Erleichterungen haben auch für die Dokumentation
216  größte Bedeutung. Augenblicklich werden zwei internationale
217  Großprojekte beraten, deren Aussicht auf Verwirklichung in naher
218  Zukunft durchaus als gut zu bezeichnen sind: der Patent
219  Cooperation Treaty und das Europäische Patent. Beide
220  internationale Vertragswerke werden mit größter Energie
221  vorangetrieben; sie haben auch einen gemeinsamen Ursprung,
222  nämlich in den Vorarbeiten zur Schaffung eines Europäischen
223  Patents für die EWG-Staaten in den Jahren 1959 bis 1964.
224  Beide Pläne gehen auf gesunde und vernünftige Überlegungen
225  zurück und verfolgen Ziele, die allgemein als erstrebenswert
226  gehalten werden. Dem gewerblichen Rechtsschutz werden durch sie
227  neue Impulse gegeben. Zur Rechtfertigung dieser Behauptung
228  erlauben Sie mir einen Blick auf die heutige Situation auf dem
229  Gebiet des internationalen Patentwesens. Wenn Sie heute
230  Patentschutz in mehreren Ländern für ein und dieselbe Erfindung
231  erlangen wollen, müssen Sie selbst oder durch einen Vertreter die
232  entsprechende Zahl von Patentanmeldungen in diesen Ländern
233  einreichen und zwar in verschiedenen Sprachen sowie unter Beachtung
234  völlig unterschiedlicher materiellrechtlicher und formeller
235  Vorschriften. Welche finanziellen Aufwendungen diese mehrfachen
236  Anmeldungen erfordern, wissen viele von Ihnen besser als ich.
237  Daß auch für die verschiedenen nationalen Patentämter mit
238  Vorprüfung die Situation auf Grund der wachsenden Zahl der
239  Mehrfachanmeldungen, der ständig komplizierter werdenden Technik
240  und der flutartig anwachsenden technischen Dokumentation allmählich
241  unerträglich geworden ist, ist uns allen zur Genüge bekannt.
242  Internationale Bestrebungen zur Besserung der Lage haben nicht
243  gefehlt und fehlen auch weiter nicht. Ein entscheidender Erfolg
244  war ihnen noch nicht beschieden. Nach dem zweiten Weltkrieg hat
245  sich der Europarat, der zur Zeit 18 Staaten umfaßt, der
246  Europäisierung des Patentrechts angenommen. Zwar mußte er seine
247  weitreichenden Ziele zurückstecken, immerhin verdanken wir ihm das
248  Abkommen über die Internationale Patentklassifikation von 1954,
249  das in seinen letzten Verfeinerungen sich soeben auszuwirken beginnt
250  und das sich hoffentlich bald zu einem weltweiten Abkommen unter der
251  Führung der Internationalen Büros in Genf entwickeln wird.
252  Ferner ist das Abkommen über Formerfordernisse bei
253  Patentanmeldungen von 1953 in Kraft, das zur Zeit zu einem
254  Abkommen über europäische Anmeldebestimmungen ausgedehnt werden
255  soll. Schließlich wurde 1963 ein Abkommen zur Vereinheitlichung
256  gewisser Begriffe des materiellen Rechts der Erfindungspatente
257  unterzeichnet, das eine Harmonisierung des Patentrechts anstrebt.
258  Dieses Abkommen ist zwar noch nicht in Kraft getreten, es wird
259  jedoch von den meisten europäischen Staaten bei gesetzgeberischen
260  Maßnahmen berücksichtigt. Zu diesen Plänen gehören auch die
261  1959 bis 1964 durchgeführten Arbeiten an einem einheitlichen
262  europäischen Patent für den Gemeinsamen Markt. Hieran
263  schließen sich die beiden internationalen Vorhaben an, die ich
264  heute näher betrachten will, nämlich der Patent Cooperation
265  Treaty und das neue Europäische Patent. Allen diesen Plänen
266  ist der Wunsch gemeinsam, Doppelarbeit und
267  Mehrfacharbeit zu vermindern und - ganz allgemein gesprochen -
268  zu rationalisieren. Diese Idee wird auch von allen Beteiligten
269  anerkannt, wenngleich über die Art der geplanten Verwirklichung
270  Meinungsverschiedenheiten bestehen. Wenden wir uns zuerst dem
271  Patent Cooperation Treaty zu. Er geht über die sonstigen
272  internationalen Pläne weit hinaus: Er ist international im
273  weitesten Sinne des Wortes, er ist seiner Konzeption nach
274  weltweit. Neben den europäischen Staaten sollen insbesondere die
275  Vereinigten Staaten, die Sowjetunion und Japan erfaßt werden,
276  um nur einige der wichtigsten Industriestaaten zu nennen.
277  Darüberhinaus sollen aber auch die Entwicklungsländer beitreten.
278  Bei dieser Vielzahl von Staaten mit durchaus unterschiedlichen
279  eigennützigen Interessen müssen zwangsläufig die erstrebten
280  Ziele in sachlicher Beziehung wesentlich niedriger gehalten werden
281  als bei Vorhaben in einem territorial beschränktem Raum mit
282  verwandter wirtschaftlicher Zielsetzung, wie z. B. in
283  Westeuropa.

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