Quelle Nummer 338

Rubrik 05 : KULTUR   Unterrubrik 05.03 : SCHULBUCH

UNTERRICHTSTECHNOLOGIE
K. WELTNER/B. ROLLETT
FORTSCHRITTE UND ERGEBNISSE DER UNTERRICHTSTECHNO-
LOGIE, REFERATE DES 8. SYMPOSIUMS DER GESELLSCHAFT
FUER PROGRAMMIERTE INSTRUKTION 1970
EHRENWIRTH VERLAG MUENCHEN 1972


001  Einleitung. Die Gliederung des Buches folgt den
002  Schwerpunkten, auf die sich die Arbeit des Symposions in
003  Vorträgen und Arbeitsgruppendiskussionen konzentrierte.
004  Probleme und Methoden der Lernzielbestimmung. In eben dem
005  Maße, in dem Unterricht objektiviert und zu Teilen von
006  technischen Systemen übernommen wird, taucht zwangsläufig die
007  Frage nach der Effektivität im Zusammenhang mit den Kosten auf.
008  Dieses ist jedoch eine vordergründige Notwendigkeit. Der
009  Pädagoge ist an der zentralen Fragestellung nach der Wirksamkeit
010  und den Auswirkungen des Schulsystems auf Schüler und
011  Gesellschaft im weiteren Sinne interessiert. In der
012  pädagogischen Diskussion wurden die Lehrziele der Schule bisher
013  im Rahmen von Lehrplänen und Richtlinien definiert, die seitens
014  der Schulverwaltung in Zusammenarbeit mit von ihr herangezogenen
015  Pädagogen formuliert wurden. Während in der wissenschaftlichen
016  Pädagogik die Diskussion vornehmlich über allgemeine Richtziele
017  und Rahmenziele des Unterrichts geführt wurde, zeichneten sich
018  Lehrpläne dadurch aus, daß in ihren Einleitungen sehr allgemeine
019  Ziele und in der Detaillierung Kataloge von Inhalten aufgestellt
020  wurden. Bisher, und dies geht nicht zu Lasten der
021  Schulverwaltung, konnte keine systematische Kontrolle hinsichtlich
022  der Effektivität des Schulsystems in bezug auf die Lehrpläne
023  durchgeführt werden, weil einerseits die wissenschaftlichen
024  Instrumente dafür nicht vorhanden waren und andererseits keine
025  Alternativcurricula entwickelt wurden. Die Entwicklung der
026  Lehrpläne erfolgte weitgehend dialektisch, indem sich in ihnen die
027  jeweiligen pädagogischen Intentionen niederschlugen und nach einem
028  Umschlag der Diskussion korrigiert wurden. In den
029  angelsächsischen Ländern strebte man schon seit längerem nach
030  einer Rationalisierung dieses Prozesses. Bereits im Anschluß an
031  DEWEY setzte sich die Forderung durch, Bildungsziele als
032  Beschreibungen von Verhaltensweisen aufzustellen. In der
033  jüngeren Vergangenheit kam es in ihnen insbesondere im
034  naturwissenschaftlichen Unterricht sowie im Grundschulunterricht
035  zur Entwicklung von Alternativcurricula. Dabei wurde der Begriff
036  des Lehrplans durch das Konzept des Lernplans abgelöst. Als
037  Lernplan wird dabei ein System von Erfahrungen verstanden, die
038  der Schüler innerhalb des Schulsystems oder innerhalb des
039  Curriculums machen kann. Während zunächst das Bestreben im
040  Vordergrund stand, Verhaltensweisen, die beobachtbar sind, zur
041  Grundlage der Lernzielbeschreibungen zu machen, verlagert es sich
042  in zunehmendem Maße auf die Untersuchung der intervenierenden
043  Variablen und der Hierarchie der Lernformen. Im Zentrum steht
044  neuerdings der Begriff der Struktur, der in einer doppelten
045  Bedeutung benutzt wird: einerseits als Struktur von
046  Unterrichtsgegenständen, andererseits als Hierarchie von
047  Lernformen und Arbeitsstilen, die den verschiedenen
048  wissenschaftlichen Disziplinen zugeordnet sind. Das bleibende
049  Ergebnis der Forderung nach Operationalisierung der Lernziele ist
050  die Einsicht, daß die Aussagen über die Effektivität von
051  Curricula nicht durch die pädagogische Diskussion, sondern durch
052  empirische Untersuchungen überprüft werden müssen. Die
053  Realisierung dieser Forderungen ist bei objektivierten
054  Lehrverfahren eher möglich und führt zur Entwicklung von
055  Methoden, die sich dann auch auf Direktunterricht und komplexe
056  Unterrichtsformen übertragen lassen. BOECKMANN gibt in
057  seinem Beitrag eine kritische Sichtung der verschiedenen Methoden
058  der Lernzieldefinitionen und arbeitet die Vorzüge und die Grenzen
059  operationalisierter Verfahren heraus. Dabei bezieht er sich
060  insbesondere auf die praktischen Zwecke der Lernzielbestimmung für
061  Lehrprogramme und Lehrprogrammsysteme. BIGLMAIER
062  unterstreicht die Forderung nach operationsalisierter Beschreibung
063  von Lernzielen im Anschluß an die Arbeiten von MAGER und
064  BLOOM. GERLACH stellt eine für die Bedürfnisse der
065  Praxis zugeschnittene Taxonomie zur Lernzielklassifizierung auf.
066  WELTNER zeigt, daß die informationstheoretische
067  Lernzieldefinition, die sich auf die Messung der didaktischen
068  Information und der didaktischen Transinformation stützt, den
069  formalen Kriterien einer operationalisierten Lernzielbeschreibung
070  genügt. Lernen wird dabei als Aufbau interner Modelle verstanden.
071  In allen Beiträgen zeigt sich eine Übereinstimmung in der
072  Forderung nach operationalisierter Beschreibung der Lernziele.
073  Differierende Auffassungen bestehen demgegenüber in der
074  theoretischen Grundlegung und in dem Ausmaß, in dem die
075  operationalisierten Lernziele als primäre Lernziele oder als
076  sekundäre Instrumente der Kontrolle und der Effektivitätsmessung
077  verstanden werden, denen der Aufbau interner Modelle und interner
078  Operationen als primäres Lernziel zugeordnet wird. Zur
079  Didaktik der Unterrichtstechnologie. Die Probleme, die sich
080  der Didaktik der Unterrichtstechnologie stellen, sind jene der
081  Didaktik überhaupt. Insofern ist es fragwürdig, von einer
082  Didaktik der Unterrichtstechnologie zu sprechen. Es handelt sich
083  hier um die Diskussion der übergeordneten Ziele von
084  Unterrichtssystemen und implizit um die Diskussion der Rolle, die
085  die Unterrichtstechnologie dabei übernehmen kann. ROLLETT
086  /VIET diskutieren Unterrichtsstrategien, die die
087  Kreativität und das Problemlösungsverhalten fördern, sich aber
088  der Instrumente der Unterrichtstechnologie bedienen. Diese
089  Problematik wird unter anderem Aspekt von BOYD aufgegriffen,
090  der die Komplementarität zwischen den Freiheitsgraden des
091  Unterrichtssystems einerseits und der Komplexität des angestrebten
092  Zielverhaltens andererseits zeigt. Standort und Stellenwert der
093  Unterrichtstechnologie im allgemeinen Rahmen bestimmen
094  ZIELINSKI für die Hochschuldidaktik und FRANZ für
095  die Didaktik der Berufsbildung. Den speziellen Aspekt der
096  Visualisation, insbesondere im Hinblick auf Appelle innerhalb der
097  Didaktik, beleuchtet ALSLEBEN. Entwicklung von
098  Lehrprogrammen und Planung von Unterrichtssystemen. Die
099  Entwicklung objektivierten Unterrichts ist arbeitsintensiv. Nimmt
100  man als Vergleichseinheit eine Unterrichtsstunde, so findet man
101  als Entwicklungszeiten für ein entsprechendes Lehrprogramm
102  Angaben, die von 200 bis 600 Arbeitsstunden reichen. Dieser
103  Umfang richtet sich nach dem Anspruchsniveau an die Validierung
104  und Erprobung der Programme und hängt weiter davon ab, ob es sich
105  um Buchprogramme oder Automatenprogramme mit Laufbildsequenzen und
106  umfangreichen Verzweigungsmöglichkeiten handelt. Objektivierter
107  Unterricht setzt eine aufwendige Entwicklung voraus und wird nur
108  dann ökonomisch vertretbar, wenn eine hinreichende Multiplikation
109  möglich ist. Diese Umstände haben den Einsatz objektivierten
110  Unterrichts im Bereich des Schulwesens behindert. Die
111  Finazierungsstruktur der öffentlichen Schulsysteme und
112  Ausbildungssysteme war auf die Finanzierung der
113  Unterrichtstechnologie nicht vorbereitet. Obwohl die
114  Unterrichtstechnologie Lehrfunktionen übernimmt, werden diese
115  Instrumente immer noch weitgehend als Demonstrationsmaterial
116  behandelt und aus dem nicht ausreichenden Lehrmitteletat finanziert.
117  Auf der anderen Seite erwächst der Zwang zur Rationalisierung
118  der Programmentwicklung und zur sorgfältigen Planung. In diesem
119  Zusammenhang ist es verständlich, daß die Programmierte
120  Instruktion im industriellen Ausbildungsbereich sowohl relativ wie
121  absolut weiter vorgedrungen und verbreitet ist als im öffentlichen
122  Schulwesen. Praktische Methoden zur Rationalisierung der
123  Lehrprogrammerstellung für Auftraggeber aus Wirtschaft und
124  Industrie zeigt ZIELKE. Er zieht die Konsequenzen aus der
125  theoretischen Lernzieldiskussion, indem er zunächst die vom
126  Auftraggeber genannten Lernziele in Prioritätsklassen einteilt
127  und reduziert. Aus dem Katalog der verbleibenden Lernziele
128  entwickelt er ein übersichtliches Handlungsschema, das dem
129  Programmautor die Konstruktion des Lehrprogramms erleichtert.
130  PIETSCH und ARLT zeigen Planungsmethoden, die sich der
131  Instrumente der Graphentehorie und der logischen Analyse bedienen.
132  Sie entwickeln daraus Baukastenprinzipien, die zu einer
133  Austauschbarkeit der Programme innerhalb größerer Systeme und
134  damit zu ihrer mehrmaligen Benutzung führen. RIEDEL geht es
135  in umfassenderem Sinne darum, eine Position zwischen den
136  gestaltenden Prinzipien der Unterrichtsplanung, die sich wenig
137  rationalisieren lassen und den konstruierenden Techniken der
138  Formaldidaktiken, die zwar rationalisierbar sind, aber noch nicht
139  zu voll befriedigenden Ergebnissen führen, zu finden. Die
140  systematische Methodik der Unterrichtsplanung von RIEDEL
141  leitet über zu den mathematischen Methoden der Behandlung
142  ökonomischer Probleme durch ADAM und der Weiterentwicklung der
143  Methoden der logischen Analysen durch LANSKY, die zu einem
144  mathematischen Modell der Lehrstoffstruktur und der zugeordneten
145  Programmstruktur führen. Der Vorteil dieser mathematischen
146  Methoden der Lehrstoffanalyse wird von TAUBER realisiert, in
147  dem er die algorithmisierte Lehrstoffaufbereitung durch einen
148  Rechner rationalisiert. Erprobung von Lehrprogrammen und
149  Verbundsystemen. Nachdem zunächst die Erprobung isolierter
150  Lehrprogramme im Vordergrund stand, tritt seit einigen Jahren die
151  Erprobung von Lehrprogrammsystemen und Unterrichtssystemen ins
152  Zentrum. Der objektivierte Unterricht übernimmt im
153  Medienverbund Teilaufgaben des Curriculums. Die Integration
154  unterrichtstechnologischer Elemente in das Schulsystem wirft dabei
155  neben der Validierung der Programme im engeren Sinne die Frage
156  nach der Wirksamkeit des Gesamtsystems auf. Im Beitrag von
157  ZORN wird die Einordnung eines Programms in den Kontext der
158  Fachdidaktik und die Validierung anhand der " Empfehlungen zur
159  Prüfung von Unterrichtsprogrammen " des Heidelberger Kreises
160  mitgeteilt. ROTH trägt die Ergebnisse eines
161  Methodenexperimentes vor, in denen Programmierte Instruktion mit
162  zwei verschiedenen Formen von Direktunterricht hinsichtlich
163  mehrerer pädagogisch relevanter Variablen verglichen wird.
164  MELEZINEK beschreibt ein Kontextmodell, in dem Elemente
165  der Programmierten Unterweisung, eine apparative Unterstützung
166  der Adressatenrückmeldung und vorbereitete Filme sowie Dias zu
167  einem komplexen Lehrgang kombiniert werden. Die Ergebnisse eines
168  langfristigen Schulversuchs, bei dem Verwendung und Effektivität
169  des Eingreifprogrammsystems erprobt wurden, werden von
170  WELTNER und RAGNITZ mitgeteilt. BECKER-
171  FRANK und BRAUN berichten über Erfahrungen beim Einsatz
172  von Formaldidaktiken im Sprachunterricht. Insgesamt wird deutlich,
173  daß bereits die Enderprobung eines einzelnen
174  Unterrichtsprogramms an die Grenze der Arbeitskapazität stößt,
175  die von Einzelpersonen oder kleineren Teams aufgebracht werden kann.
176  Die Durchführung von Schulversuchen und die Erprobung von
177  Kontextmodellen ist nur durch Kooperation innerhalb größerer
178  Projektgruppen und Teams möglich. Damit wird durch den
179  Sachzwang eine Tendenz ausgelöst, die zum Zusammenschluß von
180  Arbeitsgruppen und zur Einrichtung größerer ständiger
181  Arbeitskapazitäten für Forschungsprojekte und
182  Entwicklungsprojekte führt. Technische Medien. Die
183  allgemeine Tendenz, von der Betrachtung isolierter
184  Unterrichtselemente zur Untersuchung komplexer Systeme
185  überzugehen, zeigt sich auch in den Beiträgen über technische
186  Medien, die nicht mehr als isolierte Elemente, sondern immer als
187  Teile eines größeren Systems entwickelt und erprobt werden.
188  Eine allgemeine Synopse über Stand und Entwicklungsrichtungen im
189  Bereich der Lehrautomaten gibt RICHTER, wobei der
190  Überblick von Einzelgeräten bis zu rechnergesteuerten
191  Lehrsystemen reicht. In welchem Umfang technische
192  Neuentwicklungen die Perspektiven der Unterrichtstechnologie
193  verändern können, zeigt die Entwicklung der Bildplatte. Das
194  Labormuster des Grundgerätes und der dazugehörigen
195  Wiedergabegeräte ist bereits öffentlich vorgestellt. Da die
196  Bildplatte ansteuerbar ist, stellt sie eine interessante Grundlage
197  für einen audiovisuellen Lehrautomaten dar, der neben der
198  Präsentation von Laufbildern die Möglichkeit der
199  Verzweigungstechnik und damit der Adaptivität an das
200  Adressatenverhalten nutzen kann. Vom ökonomischen Standpunkt
201  könnte diese technische Entwicklung infolge geringer
202  Reproduktionskosten der Bildplatten bei ausreichender
203  Speicherkapazität für eine Lektion die Basis für den
204  Durchbruch von Einzelgeräten darstellen. Insgesamt zeichnet sich
205  hier ab, daß die Technik der Lehrautomaten von der Technik der
206  Unterhaltungselektronik im audiovisuellen Bereich und ihrer
207  Verbreitung abhängen dürfte. ANKERSTEIN referiert über
208  die Verwendungsmöglichkeiten des Sprachlabors im Licht der
209  Erfahrungen, die nunmehr seit einigen Jahren angesammelt wurden.
210  Sprachlaborarbeit ist jener Bereich, in dem wohl die
211  umfangreichsten Erprobungen vorliegen und in dem sich jetzt bereits
212  eine wohlbeherrschte Technik der Anwendung durchzusetzen beginnt.
213  Mehr in Neuland stößt ISSING mit seinem Beitrag vor, in
214  dem die Möglichkeiten untersucht werden, didaktische
215  Fernsehsendungen mit den Prinzipien der Programmierten
216  Instruktion zu vereinigen. MILLER stellt ein Prüfgerät vor,
217  das innerhalb des Direktunterrichts die Prüfungsarbeit
218  rationalisiert und eine bessere Rückmeldung zwischen Lehrer und
219  Schülern ermöglicht. GENSCH berichtet über ein Verfahren,
220  das Codierungsproblem bei der Anlage von diaverwendenden,
221  verzweigenden Lehrautomaten rationeller zu lösen. DV-
222  Anlagen als Hilfsmittel des Lehrens und Lernens. DV-
223  Anlagen finden zur Zeit Verwendung im Rahmen von Forschungs
224  projekten und Entwicklungsprojekten. FISCHER stellt den
225  rechnerunterstützten Unterricht in den allgemeinen Rahmen der
226  Diskussion in Pädagogik und Psychologie, die in jüngster Zeit
227  sich besonders dem Problemlösungsverhalten zugewandt hat. Die
228  Flexibilität und Datenverarbeitungskapazität großer
229  Rechenanlagen läßt erhoffen, daß sie sowohl bei der Erreichung
230  hoch strukturierter Lernziele, wie dem Poblemlösungsverhalten,
231  als auch bei der Entwicklung geeigneter Unterrichtsstrategien
232  helfen können. In der Entwicklung geeigneter Mensch-
233  Maschine-Systeme sieht GRAF die Möglichkeiten, den
234  Rechner bei der Entwicklung von Lehrprogrammen zu nutzen.
235  NEES zeigt den Stand der Bemühungen, Filme direkt durch
236  Rechenanlagen erzeugen zu lassen und derartige Filme für
237  Unterricht einzusetzen. BULLING, HARTLEY und
238  PUTSCHKAT berichten über die Programmiersprache
239  Courswriter 3, die die Programmbefehle und Operationen enthält,
240  die man braucht, um verzweigte Lehrprogramme durch
241  Rechnerterminals präsentieren zu lassen. Kybernetische
242  Lehrmodelle und Lernmodelle für Gruppen. Die
243  verschiedenen Aspekte eines kooperativen Forschungsprojektes
244  und Entwicklungsprojektes, das die Entwicklung kybernetischer
245  Lehrmodelle und Lernmodelle des Gruppenunterrichts zum
246  Ziel hat, sind in den Referaten der Linzer Gruppe
247  zusammengefaßt. SCHARMANN entwickelt die Problemstellung,
248  stellt sie in den allgemeinen Rahmen der Diskussion und arbeitet
249  die psychologischen Aspekte heraus. LANSKY zeigt, daß sich
250  das komplexe Interaktionssystem der Gruppenmitglieder unter
251  Benutzung der Automatentheorie in einem Modell darstellen läßt.
252  Da dieses Modell voll kalkülisierbar ist, besteht die
253  Möglichkeit, gruppendynamische Prozesse mit Hilfe eines
254  Rechners zu simulieren und die Wirkungen verschiedener
255  Verhaltensweisen zu erfassen. Während das automatentheoretische
256  Modell zu neuen Methoden führen soll, die Auswertung der Daten
257  von Gruppenexperimenten vorzunehmen, werden empirische Versuche
258  mit realen Lerngruppen parallel dazu durchgeführt. Die Anlage
259  dieser empirischen Untersuchungen wird von TAUBER beschrieben.
260  Die Entwicklung eines Lehrautomaten, der speziell den
261  Bedürfnissen des Gruppenlernens Rechnung trägt, beschreibt
262  GENSCH. Neben den unmittelbaren Ergebnissen zeigen diese
263  Referate die Tendenz zur Kooperation zwischen verschiedenen
264  Lehrstühlen bei der Bearbeitung derart komplexer
265  Forschungsprojekte und die Kombination experimentalpsychologischer,
266  kybernetischer und beobachtender Methoden. Beiträge zur
267  Informationspsychologie. Die hier vorliegenden Arbeiten sind
268  insbesondere unter methodischem Aspekt interessant. KROEBEL
269  zeigt, daß die Messung der subjektiven Information von Texten
270  über die Bestimmung der Lesegeschwindigkeit und eine geeignete
271  Auswertung dieser Messungen möglich ist. Seine Ergebnisse
272  stehen in guter Übereinstimmung mit den Ergebnissen von
273  Rateverfahren. WELTNER, HEINRICH und HEINZE
274  berichten über ein methodisches Experiment, bei dem die
275  Übereinstimmung der vereinfachten Rateverfahren mit den
276  theoretisch begründeten unter Benutzung von Verzweigungsschemata
277  untersucht wird. Die praktische Verwendbarkeit
278  informationstheoretischer Gesichtspunkte wird von
279  SIEGMÜLLER anhand der Entwicklung eines Lehrprogramms
280  gezeigt. ROLLET/DEFFNER tragen einen neuartigen
281  informationstheoretisch begründeten Ansatz der
282  Lernerfolgsermittlung vor, der sich auf die Messung der
283  subjektiven Information von Begriffskombinationen stützt. Die
284  besondere Rolle, die Sprachschwierigkeiten und
285  Übersetzungsschwierigkeiten bei der Nutzung wissenschaftlicher
286  Originalarbeiten spielen, analysiert FRANK. Mit einem
287  interessanten theoretischen Ansatz erfaßt er
288  Sprachgrenzwiderstände und zeigt die Abhängigkeit der
289  Verbreitung von Originalarbeiten von der jeweiligen Sprache, in
290  der diese verfaßt sind.

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