Quelle Nummer 326

Rubrik 02 : RELIGION   Unterrubrik 02.01 : PRESSE

(JUGENDZEITUNG) "DIE STERNSINGER"
DIASPORA PADERBORN
DIE STERNSINGER, OKTOBER 1970, NR. 1, PADERBORN 1970
S. 22, 7-11


001  Kapitän oder Steuermann. Wer von beiden ist wichtiger?
002  Vollkommen klar: der Kapitän. Er bestimmt, was auf dem
003  Schiff geschieht. Vor allem bestimmt er das Ziel der Fahrt.
004  Der Steuermann aber bringt mit Umsicht und kraftvoller Hand das
005  Schiff über endlose Weiten, durch Stürme und an Felsen vorbei
006  in den bestimmten Hafen. Jetzt wißt Ihr schon, worauf ich
007  hinaus will. Der Kapitän unseres Lebensschiffes ist Gott. Er
008  bestimmt Anfang und Ende unserer Fahrt. Er selbst ist dabei auch
009  der Hafen, wohin er uns haben will. Nun liegt es an uns - wie
010  der Junge auf der Umschlagseite es tut -, das Steuer fest in
011  die Hand zu nehmen, den Blick vorwärts zu richten und mutig
012  loszufahren. Solange der Steuermann festen Kurs hält, sind die
013  hohen Wellenberge keine wirkliche Gefahr. Aber das größte
014  Schiff wäre ein Spielball dieser Wellen, wenn es steuerlos
015  treibt. Lassen wir uns treiben? Bequemer ist es schon; ans
016  Ziel aber kommen wir nicht. Diaspora gleicht oftmals einem Meer
017  mit vielen Gefahren, mit Sturm und Wellen und tückischen Felsen.
018  Helfen wir den Christen in der Diaspora, daß auch sie das
019  Steuer in der Hand behalten. Wie helfen wir ihnen? Auf den
020  Seiten 8 und 9 dieses Heftes sind wieder Wege der Hilfe gezeigt,
021  Wege, an denen Ihr obendrein viel Freude haben könnt. Die
022  spannende Geschichte " Die Jungen von Moorkamp " zeigt uns,
023  was die Jungen und Mädchen in der Diaspora erleben. Ihr fragt
024  Euch sicher oftmals: " Was hätte ich getan? " Unsere
025  Bildergeschichte für die jüngeren Sternsingerleser " Eine tolle
026  Erfindung " hat bisher auch ein tolles Echo gehabt. Für die
027  Fastenzeit 1972 wollen wir ein neues Fastenopferkästchen
028  herausbringen. Wollt Ihr Vorschläge für die Vorderseite machen?
029  Das Thema heißt " KINDER HELFEN KINDERN
030  IN DER DISASPORA ". Wer fühlt sich als Künstler
031  und schickt uns einen Vorschlag - Hochformat, bunt. Hier noch
032  einmal ein Foto vom letzten Fastenopferkästchen
033  " Sebastianskirche in Magdeburg ". Der beste Entwurf soll mit 50
034  -l DM belohnt werden, fünf weitere jeweils mit 20 -l DM und
035  zehn weitere mit je 10 -l DM. Einsendeschluß ist der 31.
036  Dezember 1970. Seid alle bestens bedankt für Eure Hilfe und
037  nehmt herzliche Grüße vom Diasporapfarrer in Paderborn.
038  Bildungskurs für Mütter aus der Diaspora. Auch Mütter
039  müssen lernen. Vielen Menschen begegnet der Diasporapfarrer
040  auf seinen Fahrten quer durch Deutschland. Eine Begegnung in der
041  letzten Zeit hat ihm besondere Freude bereitet: die mit Müttern
042  und ihren Kindern aus der Diaspora. Von Paderborn kommend, auf
043  dem Weg nach Bamberg und München, machte er Ende April
044  Zwischenstation in der Rhön. Dort steht inmitten von Bergen und
045  Wäldern der Michaelshof, das Familienferienheim der Diözese
046  Fulda. In den Ferien ist dieses schöne Haus bis auf den letzten
047  Platz belegt mit Eltern und ihren großen und kleinen Kindern.
048  Ende April traf der Diasporapfarrer dort " nur " 32 Mütter mit
049  55 noch nicht schulpflichtigen Kindern an. Sie alle kamen aus der
050  Diaspora, vorwiegend aus kleinen Orten, in denen nur wenige
051  katholische Familien leben - manchmal nur eine einzige! Auf
052  vieles, was in großen Gemeinden selbstverständlich ist, müssen
053  sie verzichten: auf Austausch und Begegnung in der Katholischen
054  Frauengemeinschaft, auf religiöse Vorträge und Bildungsabende,
055  auf Gespräche mit Eltern, die die gleichen Probleme und Sorgen
056  wie sie selbst haben. Um diesen Müttern Gelegenheit zu geben,
057  sich gründlich mit Glaubensfragen zu befassen, hatte das
058  Frauenreferat der Diözese Fulda sie für 14 Tage auf den
059  Michaelshof eingeladen. Zusammen mit ihren Kindern, die noch
060  nicht zu Schule gehen, denn sonst hätten die Mütter doch keine
061  rechte Ruhe gehabt! Während die Kinder spielten, bastelten und
062  spazierengingen, befaßten die Mütter sich in Vorträgen und
063  Arbeitskreisen mit wichtigen Fragen, wie " Buße und
064  Bußerziehung " - " Eucharistie " - " Das mündige
065  Gewissen " - " Was wissen wir von der Hl. Schrift? " u.a.
066  Aber auch Basteln, Werken, Singen und Wanderungen
067  mit den Kindern gehörten zum Programm. Besonders unvergeßlich
068  für Mütter und Kinder waren die Gottesdienste, bei denen die
069  Jungen und Mädchen eifrig mittaten. Daß zwei so schöne Wochen
070  auch viel Geld kosten, könnt Ihr Euch denken. Nur durch die
071  Hilfe des Bonifatiuswerkes der Kinder war die Durchführung
072  dieses Kurses möglich. So ist es kein Wunder, daß sich die
073  Mütter besonders über den Besuch des Diasporapfarrers freuten.
074  Eine der Frauen schrieb später: " Der Diasporapfarrer aus
075  Paderborn gab am Abend einen Überblick über die Arbeit des
076  Werkes in den verschiedenen Diasporagebieten der Bundesrepublik,
077  besonders aber Mitteldeutschlands. Wir waren tief beeindruckt,
078  mit welchem Mut und welcher Ausdauer die Helfer ihre ganze Kraft
079  einsetzen, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, den
080  katholischen Glauben kennenzulernen und leben. " Zu diesen
081  Helfern gehört auch Ihr! Wenn die Mütter, wie sie selbst
082  schrieben, gestärkt in ihre Diaspora zurückkehrten, mit großer
083  Dankbarkeit im Herzen und frischem Mut für ihre Arbeit zu Hause
084  und in der Gemeinde, dann habt Ihr dazu beigetragen. Große
085  Hilfe für 20 DM. Seit Jahren helft Ihr mit
086  Patenschaftsgaben von 20 DM. Dieses Geld schicken wir in die
087  riesengroße Diaspora der DDR, damit dort die Kinder an
088  Religiösen Kinderwochen teilnehmen können. Die Kinder in den
089  Randgebieten der Diasporagemeinden mit manchmal 30, 40 und 50
090  Kilometer Durchmesser sind oft die einzigen katholischen Kinder in
091  ihren Ortschaften. Gottesdienst haben sie vielleicht nur alle drei
092  Wochen in einem Notraum oder in der evangelischen Kirche. An
093  Gruppenstunden und am regelmäßigen Religionsunterricht können
094  sie nicht teilnehmen. Ihr könnt Euch denken, wie schnell da der
095  Glaube in Gefahr ist und oft genug ganz untergeht. Das
096  schrieben die Kinder:. Eine Seelsorgehelferin hatte 27
097  Kinder in dem Ort, in dem die Pfarrkirche steht und der Pfarrer
098  wohnt, zusammengeholt und verlebte mit ihnen 20 Tage im Jugendheim
099  der Gemeinde. Am Schluß der Tage sollten die Kinder einen
100  kleinen Bericht schreiben. Aus diesen Berichten einige Sätze:
101  " (...) mit so vielen Kindern, die alle katholisch sind, war ich
102  noch nie zusammen. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr (...) "
103  " (...) eine so schöne heilige Messe haben mein Bruder und ich
104  noch nie erlebt (...) " " (...) ich habe eingesehen, wie wenig ich
105  bisher von meinem Glauben wußte (...) " " (...) ein Bild von der
106  Gottesmutter hatte ich noch nie gesehen (...) " " (...) genau 23
107  Kilometer wohne ich von meiner Pfarrkirche entfernt (...) " " (...)
108  jetzt weiß ich auch, wie ein Tabernakel aussieht und das Ewige
109  Licht und der Beichtstuhl (...) " " (...) von jetzt an werde ich noch
110  mehr beten, daß auch meine Eltern ihren Glauben wiederbekomme (...) "
111  " (...) es war prima: Essen gut, Schlafen gut, Singen und
112  Spielen gut und vor allem viel gelernt (...) " (...) wir haben auch
113  einen Dankgottesdienst gefeiert für alle, die uns geholfen haben
114  (...) " Für eine Patenschaftsgabe von 20 Mark. könnt Ihr
115  also solchen Kindern helfen. Für Eure Gabe könnt Ihr Euch
116  wieder ein schönes Bild aussuchen. Die drei neuen
117  Patenschaftsbilder sind hier abgebildet. Alle Bilder sind auf
118  Holz aufgezogen. Viele Klassen und Gruppen bekommen jedes Jahr
119  alle drei Bilder. (Abb.) Die neue Adventskirche ist da!.
120  Hier ist sie abgebildet: Ein großer Bastelbogen mit einer
121  Kirche und mit Häusern und einem großen Platz. Leute aus der
122  Gemeinde gehen zur Kirche: Kinder und Jugendliche, Eltern und
123  Lehrer, der Polizeibeamte und der Flugkapitän, der Student und
124  der Gastarbeiter, der Pfarrer, der Gastwirt (...). Jeden Tag
125  schneidet Ihr eine Figur aus und stellt sie an den vorgesehenen
126  Platz. Dazu lest Ihr jedesmal ein Stück aus dem Begleitheft "
127  Kirche, das sind wir ". Dann wissen wir auch, daß wir mit den
128  einzelnen Figuren gemeint sind. Die Verantwortung für die
129  Kirche in der Welt von heute tragen wir alle. Es ist jedesmal ein
130  eigener Text für jüngere und für größere Kinder geschrieben.
131  Einen eigenen Adventskalender für die jüngeren Kinder haben wir
132  in diesem Jahr nicht herstellen lassen. Die Kleinen haben gewiß
133  auch ihre Freude an der Kirche mit den vielen Leuten. Die
134  jüngeren Kinder bekommen also im Begleitheft einen gesonderten
135  Text. - Ab 20.Oktober 1970 kann der Bastelbogen von
136  Paderborn verschickt werden. Mit einer Spende von 2 -l DM
137  sind gerade die Unkosten gedeckt. Doch wir wollen den Kindern in
138  der Diaspora helfen, darum gebt Ihr sicher gern ein paar Groschen
139  mehr. Eine herzliche Bitte: Bestellt nach Möglichkeit nicht
140  einzeln. Verpackung und Porto würden 80 Pfennig kosten. Macht
141  Sammelbestellungen durch Pfarrei, Schule oder Gruppe beim
142  Bonifatiuswerk der Kinder, 4790 Paderborn, Kamp 22. Bei
143  Einzelbestellungen müßten wir zu der Spende von wenigstens 2 -l
144  DM zusätzlich 80 Pfennig Versandkosten erbitten. (Abb.)
145  Martinstag - Tag der Liebe. Gemeinden, Schulen und
146  Gruppen, die gewillt sind, eine Martingsgabe für die
147  Kinderseelsorge in der Diaspora zu geben, können kostenlos das
148  Heft " Martinstag in der Gemeinde " bekommen. Darin stehen das "
149  Paderborner Martinsspiel ", Lieder, Bastelvorschläge und
150  Vorlagen für eine Martinsfeier. Ihr macht es ganz bestimmt nicht
151  so, wie es in N (...) geschehen: Dort bestellte man 300 Heftchen "
152  Martinstag in der Gemeinde " und ließ nie wieder etwas von
153  sich hören. Auf eine " leise Anmahnung " schrieb man: " Sie
154  haben gar kein Recht, eine Spende anzumahnen, da Sie ja die
155  Hefte kostenlos angeboten haben. " Was sagt Ihr dazu? (Abb.)
156  Erich singt so gern. Es war auf einer Reise. Am
157  Sonntagmorgen war mein Nebenmann in der Kirche ein Junge von 11
158  oder 12 Jahren. Er sang die Lieder - wie man so sagt -, daß
159  die Wände wackelten. Nachher sprach ich den Jungen vor der
160  Kirche an: " Du hast ja so kräftig gesungen. Gehst du denn so
161  gern zur Messe? " " Ja, schon ", antwortete er etwas
162  zögernd, " aber ich singe auch so gern. " " Denkst du auch
163  darüber nach, was du singst? " " Wenn Sie mich so fragen -
164  nicht immer. Die Lieder sind ja auch mehr für die Erwachsenen
165  gedichtet; aber singen tue ich sie trotzdem gern. Noch schöner
166  ist es aber, wenn wir eine eigene Kindermesse haben. Dann singen
167  wir Lieder, die nur für uns gemacht sind, die man auch sofort
168  versteht. Die Gruppen singen abwechselnd. Manchmal spielen wir
169  auch mit Instrumenten. Das Einüben macht schon viel Spaß.
170  " Nun, Messen mit moderner Musik und Texten, die eigens für
171  Kinder geschrieben sind, gibt es schon eine ganze Reihe. Von
172  einer neuen Kindermesse hier zwei Textproben: Erbarmen
173  Kindergruppe: Heiland, höre mich! Schau, die Wlt hat
174  Sorgen: Herr, erbarme Dich! Alle Kinder: Herr, erbarme
175  Dich! Kindergruppe: Hilf ihr, Heiland, sprich! Beug zur
176  Welt Dich nieder: Christus, erbarme Dich! Alle Kinder:
177  Christus, erbarme Dich! Kindergruppe: Von ihr brüderlich
178  Banne Krieg und Hunger: Herr, erbarme Dich! Alle Kinder:
179  Herr, erbarme Dich! Gabenbereitung Alle Kinder:
180  Heiland! Korn und Traube Gab der Sonnenschein; Jetzt als
181  unsre Gaben Sind sie Brot und Wein. Und wir staunen, Heiland:
182  In Dein Fleisch und Blut Wandeln sie sich weiter; Und Du
183  bist's, der das tut. Und was tun wir selber? Falsch ist viel
184  und krumm. Höre, Heiland, höre: Uns auch wandle um! Den
185  Text schrieb Pius Rickenmann und die Melodie Paul Burkhard.
186  Eine 33-cm-Stereo-Schallplatte mit dieser Kindermesse
187  ist im Verlag Ernst Voggenreiter, Bonn-Bad Godesberg,
188  erschienen. Die deutschen Bischöfe haben im September 1969 eine
189  Kommission von Priestern und Lehrern berufen, die Vorschläge
190  für moderne Meßfeiern mit Kindern machen sollen. Wenn der
191  Strom ausfällt. (Abb.) Der Kaplan hatte gefragt, was ein
192  Autoscooter ist. Andreas war ja gerade auf dem Rummelplatz, und
193  so konnte er antworten. " Das sind die kleinen Autos, in die man
194  sich für 50 Pfennige setzen kann und dann fahren darf. Die haben
195  rundherum Gummi, damit man beim Zusammenstoßen nichts kaputt
196  macht. " " Ja, und mit was für Treibstoff fährt der
197  Autoscooter? " " Der fährt mit Strom! " " Und woher
198  kommt dieser? " " Durch so eine Leitung von oben! " " Seht
199  ihr ", hatte der Kaplan gesagt, " darauf kommt es an. Ohne
200  eine Leitung nach oben und ohne Strom fährt der Autoscooter nicht.
201  Und bei euch ist es ähnlich. Wenn ihr keine Leitung nach oben
202  habt, wenn ihr nicht an Gott denkt, nicht mit ihm sprecht, kommt
203  ihr nicht voran. Seht zu, daß ihr immer Kontakt habt mit Gott.
204  Bittet ihn, daß Er euch seine Gnade schenkt, dann fahrt ihr gut
205  in eurem Leben. " Die Kinder kannten die Geschichte noch in
206  allen Einzelheiten. " Ja, aber wie bekommt ihr nun Verbindung
207  nach oben ", wollte die Mutter wissen. Andreas überlegte. "
208  Beten sollen wir! " " Nun, Eva-Maria, wie steht es da
209  bei dir? " " Och, ich habe gestern zwanzig Vaterunser gebetet.
210  Und Andreas hat nur dreizehn und ein halbes geschafft! " "
211  Du meine Güte, ihr betet wohl im Akkord? - Überlege einmal:
212  Wenn du mir etwas erzählen willst, und du verschluckst ganze
213  Silben und redest wie ein Wasserfall, was werde ich wohl sagen?
214  " " Langsam, langsam, ich verstehe kein Wort! " " Bei
215  Gott ist es nicht anders! Ihm kommt es nicht auf die Menge an.
216  Er will, daß wir vernünftig reden. Wir dürfen ihm anvertrauen,
217  was wir auf dem Herzen haben. Er will wissen, was uns erfreut
218  und bedrückt. " " Ich wollte ihm ja auch nur Freude machen.
219  Aber du hast recht. Auf die Menge allein kommt es nicht an.
220  " Eva-Maria schwieg; denn Augenblinzeln und
221  Fingernägelbeißen sind auch kein rechtes Beten. Andreas
222  äußerte sich nicht dazu, selbstvergessen aß er das vierte
223  Schinkenbrot. " Ob es bei einem Autoscooter auch Reparaturen
224  gibt? ".

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