Quelle Nummer 322

Rubrik 11 : LITERATUR   Unterrubrik 11.02 : POETIK

KITSCH
LUDWIG GIESZ
PHAENOMENOLOGIE UND GESCHICHTE DER LITERATUR UND DER
SCHOENEN KUENSTE, TEXTE UND ABHANDLUNGEN BAND 17
WILHELM FINK VERLAG MUENCHEN 1971, S. 62


001  SCHLUS$BETRACHTUNG. Leider haben die
002  Ästhetiker das " je ne sais quoi " des Kitsches, seine
003  wesentliche Penetranz und Klebrigkeit, den qualitativen Sprung,
004  der ihn von Kunst distanziert, noch zu wenig bedacht. Ein
005  Versäumnis, das bestimmt nicht damit zu begründen ist, daß
006  Kitsch ein zu modernes Phänomen wäre. Das Wort ist freilich
007  noch jung, nicht aber die Sache. Das Abgleiten in den Kitsch
008  ist eine latente Möglichkeit des Ästhetischen, gehört mit zur
009  Hinfälligkeit des Schönen (Solger). Auch Kunst ist gegen
010  kitschige Aneignung nicht gefeit, es sei denn, sie gäbe aus
011  bewußtem Anti-Kitsch-Affekt das Schöne preis, dessen
012  Fragilität sie fürchtet, scheinbar kühn, tatsächlich aber nur
013  als polemische Attitüde, die letztlich auf Sicherheit bedacht ist.
014  Vielleicht besteht das Neue unserer Gegenwart -
015  ästhetisch nämlich - darin, daß Kunst extrem polemisch
016  im erwähnten Sinne geworden ist. Gleichzeitig hat sich das
017  Kitschbedürfnis der breiten Massen zu einem nicht zu übersehenden
018  Faktor unseres modernen Daseins ausgewachsen. Es kann mit
019  industriellen Mitteln großzügig befriedigt werden wie nie zuvor.
020  Das Bild wird von einer beziehungslosen Diastase bestimmt: Auf
021  der einen Seite die immer exklusivere Kunst von Eliten, auf der
022  anderen eine hemmungslose Erzeugnung von Kitsch. Das
023  zeitkritische Schrifttum unserer Tage hat diese Diastase oft
024  beschrieben. Die Faszination durch geschichtsmetaphysische
025  Postulate jedoch war einer Analyse des Kitsches nicht günstig.
026  Innerhalb der Panorama-Betrachtung des Kulturkritikers hat
027  der Kitsch nur eine untergeordnete Bedeutung; er ist ein Symptom
028  unter anderen. Der Ästhetiker aber, vorwiegend mit
029  prinzipielleren Erwägungen über die Kunst selber beschäftigt,
030  beziehungsweise in der Bemühung, das Chaos der zeitgenössischen
031  Ismen zu sondieren, kommt kaum zur speziellen Frage nach dem
032  Wesen dieses defizienten Gebildes. Geschieht dies dennoch am
033  Rande, dann unterliegt fast jeder der Gefahr des Historisierens:
034  Indem man Kitsch allein als ein bestimmtes Verfallssymptom
035  einer Epoche sieht, zum Beispiel des 19.Jahrhunderts,
036  erspart man sich die Mühe, sein Wesen zu deuten. Es genügt ja
037  der Nachweis seines Auftauchens. Indes, gerade die moderne
038  Philosophie und Anthropologie hat für Untersuchungen negativer,
039  defizienter, depravierter Phänomene (des Durchschnittlichen,
040  Alltäglichen, des Man, des Ekels, der Angst usw.) nicht
041  nur viel Sinn, sondern vermag zu zeigen, wie dialektisch
042  Positivitäten (Humanität, Wahrheit, Freiheit, Schönheit,
043  Glück usw., nicht zuletzt Kunst) zu begreifen sind. Die
044  bloße Konfrontation, Aufzählung, Gruppierung von Phänomenen
045  befriedigt nur ein sehr vordergründiges Erkenntnisziel. Der
046  prinzipiellere dialektische Weg aber ist langwierig und kommt zu
047  keinem runden Ende. Das Wesen des Kitsches zu bestimmen,
048  ist nicht leichter als anzugeben, was die Kunst denn eigentlich
049  " sei ". Denn in concreto begegnet uns Kitsch als Pseudokunst.
050  Ihn als Kitsch zu erfahren, setzt demnach bereits ein - wenn
051  auch unexplizites - Wissen von eigentlicher Kunst voraus.
052  Darüber jedoch ist nicht das objektiv vorhandene Kunstwerk zu
053  befragen, sondern die Erfahrung selbst, die erst einem Gegebenen
054  zur Dignität verhilft, ein Kunstwerk zu sein. Mit dieser
055  Bemerkung soll keine erkenntnistheoretische Betrachtung über die
056  Subjektivität des Ästhetischen oder dergleichen angebahnt werden,
057  die der Erfahrung nicht gerecht zu werden pflegt. Denn zum
058  ästhetischen Erlebnis gehört gerade die Nicht-Subjektivität
059  des Erfahrenen, also die Begegnung, das Ereignis eines Anderen.
060  Ob man dies nun, wie die Erkenntnistheoretiker, als
061  Extrapolation des subjektiven Bewußtseins deutet, oder
062  metaphysisch vom An-sich-Sein des Kunstwerks spricht,
063  ändert nichts am primären Sachverhalt: daß das Kunsterleben
064  weiß, daß es eben intentional auf ein Anderes gerichtet ist und
065  daß dies konstitutiv ist für die ästhetische Erfahrung überhaupt.
066  Schon hier war eine Eigentümlichkeit der Kitscherfahrung
067  ausfindig zu machen. Kitsch ist seinem Wesen nach
068  stärker subjektiv, weniger Begegnung, Ereignis. Die
069  Bewußtseinstranszendenz des kitschigen Gegenstandes ist wesentlich
070  reduziert: er wird weniger als Gegen-stand erlebt. Darin
071  gründet ja eben seine Klebrigkeit, daß man weniger
072  gegenübersteht, als sich in ihm ergeht, von ihm eingenommen, ja
073  benommen ist. Nicht als ob Kunst nicht auch ergriffe, als
074  Empfindung gegenwärtig wäre, spezifische Stimmung auslöste -
075  allein, es handelt sich hierbei immer gleichzeitig um eine
076  Erfahrung von Anspruch, Ereignis (" Du mußt dein Leben
077  ändern "). Mit anderen Worten: Phänomenologisch gilt die
078  Bewußtseinsimmanenz in höherem Maße für den Kitsch. Kitsch
079  steht näher den zuständlichen Gestimmtheiten, dem Dösen zum
080  Beispiel, insofern als die Bewußtseinstranszendenz niedergehalten
081  ist. Daher jene dumpfe Privatheit, die noch dem forciert
082  grandiosen Kitsch eigentümlich bleibt. Die Probe: Er ist ohne
083  Schaden en miniature zu reproduzieren. Man versteht, warum nicht
084  die dinglich vorhandenen, " objektiven " Kunst-gegenstände
085  nach ihrem kitschigen bzw. künstlerischen Wesen befragt werden
086  sollen; denn alle Bewußtseinshaltungen des spezifischen
087  Kitscherlebens können auch sanktionierten Kunstwerken gegenüber
088  eingenommen werden. Kaum einem sogenannten klassischen Kunstwerk
089  - es sei denn, es war zu spröde - blieb es erspart, kitschigem
090  Erleben preisgegeben zu sein. (Lionardos " Abendmahl " im
091  Schlafzimmer, der " schöne " Mozart.) Somit war hier weder
092  von Kitschobjekten, noch von deren Herstellungstechniken zu
093  sprechen, es sei denn zur Veranschaulichung unserer prinzipiellen
094  Ergebnisse. De facto macht es ja auch die sogenannte
095  objektivistische Betrachtung nicht anders. Denn indem sie zwar von
096  gegebenen Produktionen ausgeht, spricht sie - implizit
097  appellierend - doch vom Erleben. Dennoch, müssen wir
098  hinzufügen, ist Kitsch nicht nur Erleben, sondern schlägt sich
099  nieder in eigentümlichen Erzeugnissen bzw. wird angesichts
100  dieser erst aktuell. Also wenn es auch primär eine kitschige
101  Erlebnisweise gibt, deren Analyse zur Wesenbestimmung des
102  Kitsches unerläßlich ist, so verstehen wir doch unter Kitsch ein
103  Gegebenes, Konkretes (optisch, akustisch usw. Begegnendes),
104  ohne welches man nicht von Kitsch sprechen kann. Gleichwohl gilt,
105  daß die faktische Gegebenheit (Objektivität) des kitschigen
106  Dinges gar nicht in dem Sinne zu einer Begegnung führt wie das
107  Kunstwerk. Der Charakter der Intentionalität des ästhetischen
108  Bewußtseins ist in beiden Fällen grundverschieden. Im
109  Kitscherleben ist ähnlich wie im Behagen die spezifische
110  Distanz des Ästhetischen zugunsten eines Zustandsgefühls
111  weitgehend unterdrückt. Darauf bezieht sich Hanslicks
112  spöttische Bemerkung, der Laie fühle beim Anhören von Musik
113  viel mehr als der Kenner. Der genießerische Laie nämlich nimmt
114  das Kunstwerk zum Anlaß, seine eigene Affiziertheit, nicht aber
115  das Kunstwerk als Wertträger zu erleben. Wenn wir mit diesen
116  Strukturmerkmalen des Kitscherlebens: Gefühlsimmanenz,
117  Privatheit, Isolation, Distanzlosigkeit, auskommen wollten,
118  würden wir dem Kitsch noch nicht gerecht, denn er würde sich
119  nicht von den übrigen Weisen des Behagens unterscheiden. Ja,
120  der Apologet des Kitsches, zum Beispiel aus dem Raume
121  religiöser oder politischer Kollektive, könnte auf die hier
122  besonders aufdringliche " Transzendenz " des Kitsches (im
123  Gegensatz zur " esoterischen Kunst ") verweisen, die mit seiner
124  - fast immer beabsichtigten - Tendenz bewiesen scheint. Will
125  denn Kitsch nicht immer das " Gute ", das " Heilige ", das
126  Patriotische usw.? Zumindest aber das " Schöne "?
127  Treibt er damit nicht das Erleben aus sich heraus? Indes, diese
128  Apologie trägt nicht weit, wenn sie auch auf die
129  Ergänzungsbedürftigkeit des bisher Gesagten hinweist. Fragen
130  wir deshalb nach dem Ursprung der " Tendenz " im Kitsch.
131  Anthropologisch aufschlußreich war uns jenes merkwürdige
132  schlechte Gewissen (Scham), von dem fast jeglicher Zustand der
133  Gefühlsimmanenz, besonders bei lustvollen Leibgefühlen,
134  begleitet ist. Transzendierender Gefühlsaufschwung - zur
135  " Welt ", zu " Werten " - gilt dem Menschen als eigentlicher
136  denn die leib-näheren (sinnen-) näheren
137  Zustandsgefühle. Schmunzelnd drückt man beispielsweise nicht nur
138  das Behagen über eine Speise aus, sondern auch die
139  Souveränität über sich selber als bloß Genießenden. So kommt
140  es denn zu jenen Pseudotranszendenzen, die den faktischen,
141  meist lustvollen Zustandsgefühlen aus einer gewissen Scham
142  unterstellt bzw. mit gewisser Bereitwilligkeit geglaubt werden.
143  Bekanntlich ist man ja sogar lieber intentional böse als
144  zuständlich dumm. Es gibt ein fundamentales Freiheitsstreben des
145  Menschen, das sich als Tendenz zur Intentionalisierung des
146  Zuständlichen ganz allgemein zeigt, zum Beispiel beim Ekel, wo
147  die Zuständlichkeit des Angewidertseins dazu tendiert, sich
148  sachverhaltsmäßig umzuinterpretieren, also sich sozusagen
149  sekundär eine intentionale Spitze zu geben. Etwa in folgender
150  Staffelung: Ekel vor Etwas wird als moralischer Widerwille
151  interpretiert; dieser als ethischer Abscheu, als Verachtung oder
152  gar, in letzter Versachlichung, als theoretische Ablehnung von
153  Etwas aus " hygienischen Gründen " (A. Kolnai). Dieser
154  menschliche Grundzug zur Intentionalisierung - auch mit dem
155  unlauteren Mittel von Pseudotranszendenzen - ist es, dem die
156  " Tendenz " im Kitsch entspringt. Nietzsche, Kierkegaard und die
157  französischen Moralisten entlarvten unentwegt gerade diese
158  allgemeine Tendenz, sofern sie unwahrhaftig am Werke ist. Die
159  " Tendenz " (gleichgültig welcher Art) im Kitsch ist also eine
160  zusätzliche Intentionalität, die die primäre, zur Immanenz
161  drängende Gefühligkeit gleichsam überkompensiert.
162  Hierin - und nicht so sehr im Technischen - liegt die
163  fundamentale Unwahrhaftigkeit des Kitsches. Der Zweck (die
164  Tendenz) soll gewissermaßen die Mittel des im weitesten Sinne
165  wert-losen Genießens heiligen. Und diese Rechnung geht nicht
166  auf. Darum ist der Kitsch grundsätzlich so verlogen, ohne daß
167  er im einzelnen Unzutreffendes auszudrücken braucht.
168  Phänomenologisch irrelevant ist dabei zum Beispiel die im
169  katholischen Frömmigkeitswesen auftauchende Frage, ob Kitsch
170  nicht legitimes Mittel zum Ansprechen der breiten Massen sei.
171  Jedenfalls steht der Kitsch dem Obszönen insofern nahe,
172  als er, da die " Tendenz " weniger zum Tragen kommt als die
173  Sinnfälligkeit, exhibitionistisch wirkt, und - bei
174  entsprechender Primitivität - die Tendenz als Legimitierung
175  einer bewußten Uneigentlichkeit gern mit in Kauf genommen wird.
176  Schließlich sei noch kurz auf die ästhetische Unwahrhaftigkeit
177  hingewiesen, die aus dem - wiederum durch den Zweck der Tendenz
178  geheiligten - Anspruch hervorgeht, Kunst zu sein.
179  Ein Anspruch, der um so peinlicher empfunden wird, je
180  selbstverständlicher ihn der Kitsch erhebt, zum Beispiel durch
181  seinen Charakter als quasi-naiv, quasi-infantil,
182  quasi-folkloristisch, quasi-fromm usw..
183  Dagegen ist Kitsch weitgehend aufgehoben, wenn er in ironischer
184  Distanz gehalten wird, die ihn bewußt relativiert. Dann kann er
185  sogar Material künstlerischer Gestaltung werden. Dies ist
186  beispielsweise oft bei Thomas Mann der Fall, auch in Songs,
187  überhaupt in der Persiflage. Ob freilich ironische Distanz immer
188  auch schon die für Kunst wesentliche ästhetische Distanz
189  gewährleistet, ist damit nicht entschieden. Immerhin erfährt
190  Kitsch durch das ironische Distanzieren eine so starke Einbuße an
191  Gefühlssolipsismus, daß er praktisch zu sein aufhört. Unsere
192  prinzipielle Sicht wird nicht dadurch infragegestellt, daß es
193  viele Fälle gibt, in denen die Unterscheidung Kitsch/Kunst
194  schwierig ist. Manches bei den Nazarenern, bei Raffael oder
195  Bernini z. B. wird heute zum Edelkitsch gezählt. Die
196  strittigen Fälle beweisen nur, daß angesichts ein und desselben
197  Objekts verschiedene Erlebnisweisen möglich sind. Verläßt
198  man die prinzipielle Ebene und wendet sich der Frage nach dem
199  Kitsch in unserer Gegenwart zu, so drängen sich vor allem
200  zwei Tatsachen auf: Einmal das überempfindliche
201  Kitschbewußtsein der künstlerischen Elite, zum anderen die
202  gesteigerte Nachfrage nach Kitsch seitens der breiten Massen. So
203  exklusiv die Elite wird, so hemmungslos gibt sich die Masse dem
204  Kitsch hin, zumal ihr dieser dank der allgemeinen
205  Industrialisierung (Film, Rundfunk, Presse,
206  Vervielfältigungsanstalten, Fernsehen usw.) grenzenlos
207  geboten werden kann. Der Hang zum Kitsch wird zudem - im Zuge
208  der Emanzipation der Massen - nicht nur legitimiert, sondern
209  durch " volkstümliche " politische Führung noch ausgenutzt.
210  Schon der Stil staatsmännischer Reden " ans Volk " und die dem
211  Kitschbedürfnis so weit entgegenkommende Lenkung der öffentlichen
212  Meinung verraten einen bezeichnenden Wandel gegenüber
213  autokratischen Zeiten. Die auf allen Gebieten des Lebens so oft
214  beklagte Kluft zwischen Masse und - praktisch politisch
215  unwirksamer - Elite scheint unüberbrückbar: Der uralte und
216  stets aktuelle Antagonismus (s. Platons " Gesetze ", 4.
217  Buch) zwischen Kunst und Masse ist soweit gediehen, daß
218  er de facto meist gar nicht mehr zum Austrag kommt, weil nicht
219  einmal mehr ein Streit besteht. Mit zwangsläufiger Notwendigkeit
220  scheint sich ein Prozeß abzuspielen, der mit dem absoluten Sieg
221  der Massen endet. Mag auch schon einer der ersten mit Namen
222  bekannten deutschen Künstler, Lukas Moser, im Jahre 1431 auf
223  dem Rahmen seines Tiefenbronner Altars die Worte geschrieben
224  haben: " Schri, kunst, schri und klag dich ser, din begehrt
225  jecz niemer mer. So o we ", es ist doch ein weiter Weg bis zu
226  jener totalen Resignation des Künstlers, die aus Karl Hofer
227  spricht: " Die Illusion, die Kunst müsse in erster Linie
228  Volkskunst sein, muß grausam und restlos zerstört werden. Je
229  größer und bedeutsamer eine Kunst ist, desto weniger kann sie
230  Kunst für die Massen sein, ist es nie gewesen und kann es nimmer
231  werden. Das, was die Masse in der Kunst sucht, ist der Kitsch.
232  Aber ", heißt es weiter, " im Kitsch wird das tiefe und
233  reine Gefühl der Masse für das Edle und Schöne auf eine
234  kompromißlose, unkomplizierte und sinnvolle Art befriedigt. "
235  So wenig dieser Nachsatz auch von anderen Malern unterschrieben
236  werden dürfte, so ist in ihm doch die Kapitulation des
237  Künstlers vor seiner Zeit auf unüberbietbare Weise zum
238  Ausdruck gekommen: Der Künstler sagt Ja zum Kitsch, weil er
239  nicht einmal mehr dessen Widersacher ist. Die extremste Polemik
240  ist der radikale Abbruch der Kommunikation. Für solche totale
241  Resignation weiß das Kollektiv Dank, indem es - noch - den
242  " Stars ", einer Massenkategorie also, eine Art
243  Naturschutzpark reserviert, gleich andern zum Aussterben
244  verurteilten Spezien (Künstler als " prominente "). Nur
245  soviel zum Sachverhalt, denn es gibt tatsächlich, paradoxerweise,
246  heute bereits eine massentümliche kulturkritische Literatur.
247  Was haben unsere phänomenologischen Aper‡us mit diesem
248  Sachverhalt zu tun? (Wobei wir nicht zu betonen brauchen, wie
249  wenig der Sachverhalt allein für die bildende Kunst gilt.) Eins
250  vor allem: Kitsch und Massenpsyche haben dieselbe Struktur. Es
251  sind nicht naive Gemüter, die den Kitsch heutzutage produzieren,
252  sondern raffinierte Massenpsychologen, kurzum Menschen, bei denen
253  das Kitschbewußtsein durchaus anzutreffen ist, ja diese Mittler
254  erforschen sogar systematisch die Techniken zur Erzeugung
255  spezifischer Kitscherlebnisse.

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