Quelle Nummer 272

Rubrik 28 : TECHNIK   Unterrubrik 28.01 : BUECHER

BERGWIRTSCHAFT
ILSE RINN (HRSG.)
HANDBUCH DER BERGWIRTSCHAFT DER BUNDESREPUBLIK
DEUTSCHLAND
VERLAG GLUECKAUF GMBH, ESSEN 1970, S. 317-


001  BERGTECHNIK. Im Metallerzbergbau der
002  Bundesrepublik finden sich je nach Größe, Lage und Art des
003  Vorkommens unterschiedliche Betriebsgrößen und Abbaumethoden.
004  Nachdem der einzige Bleierz-Tagebau von Maubach
005  (Eifel) zu Beginn des Jahres 1969 seinen Betrieb wegen
006  Erschöpfung der Lagerstätte einstellte, findet kein Tagebau auf
007  Bleierze und Zinkerze in der Bundesrepublik mehr statt.
008  Im mächtigen unteren Teil der Rammelsberger Blei-Zink-
009  Kupfer-Erzlagerstätte geht querschlägiger Kammerbau
010  um. Die Kammern werden mit Vollversatz von unten nach oben in
011  Scheiben abgebaut. Das Erz wird mit Bohrwagen gebohrt,
012  hereingeschossen und in die im Versatz ausgesparten, mit
013  Stahlblechen ausgekleideten Erzrollen geschrappt. In die
014  ausgeerzten Kammern wird Versatz von der oberen Sohle abgestürzt.
015  Zwischen den Kammern bleiben Erzpfeiler stehen, die 10 m breit
016  und je nach der Mächtigkeit des Erzkörpers bis zu 60 m lang sind.
017  Die Pfeiler werden nach Beendigung des Kammerbaus im abwärts
018  geführten Querbau hereingewonnen. Der Abbau beginnt
019  unter dem Alten Mann und schreitet scheibenweise von oben
020  nach unten fort. Von einer Erzrolle im Liegenden wird ein
021  schmaler Querschlag durch den Pfeiler bis zum Hangenden
022  aufgefahren. Das Erz wird auf beiden Seiten des Querschlages
023  durch Bohrarbeit und Schießarbeit im Rückbau
024  hereingewonnen. Auf den Boden wird eine Versatzmatte gelegt,
025  worauf der ausgeerzte Raum mit Versatz verblasen wird. Nach dem
026  Verhieb einer Abbauscheibe setzen sich die Hauer an der Erzrolle
027  tiefer und fahren den neuen Mittelquerschlag auf. Die
028  Versatzmatte der oberen Abbauscheibe wird durch Holzausbau
029  unterfangen. Der abwärts geführte Querbau dient nicht nur zur
030  Gewinnung des Erzes der Pfeiler zwischen den abgebauten Kammern,
031  sondern auch in anderen Teilen der Lagerstätte, in denen kein
032  Kammerbau vorausging. Im Schwefelkies-Zinkblende-
033  Vorkommen von Meggen (Lenne) wurden für den Abbau in der
034  steilen Lagerung in den letzten Jahren zwei leistungsfähige
035  Verfahren entwickelt: der Teilsohlenschrägbau (mit
036  Versatz) und der Weitungsbau (versatzlos). Diese
037  Verfahren haben den früheren Firstenstoßbau völlig verdrängt.
038  Die Bohrarbeit erfolgt mit Hilfe flexibler Langlochbohrer von
039  Teilsohlen aus, die im Abstand von 6 bis 8 m am Liegenden des
040  Erzlagers aufgefahren werden. Beim Teilsohlenschrägbau mit einer
041  Bauhöhe von 25 bis 50 m wird das Erz gegen eine Versatzschräge
042  (Sturzversatz) geschossen, mittels Schrapper abgeräumt und in die
043  Erzrollen gefördert. Beim versatzlosen Weitungsbau rutscht das
044  Erz aus dem Abbauraum über in Abständen von rd. 5 m
045  hergestellte Rollen in eine Schrappstrecke und wird im Schutze von
046  Bergfesten abgefördert. Der Weitungsbau ist z. Z. das
047  Standardverfahren für die stele Lagerung. Teilsohlenschrägbau
048  findet sich nur noch vereinzelt, wenn Bergschäden vermieden werden
049  müssen. Die flache Lagerung wird weiterhin im
050  Örterpfeilerbau abgebaut. Sammelschrapper werden mit Hilfe
051  von Ultraschall automatisch gesteuert. Auf der Grube Bayerland
052  ist das schon länger bekannte Pyritlager abgebaut. Der Abbau
053  geht in dem parallel liegenden sog. Magnetkieslager um. Es wird
054  Kammerpfeilerbau angewendet. Die Anordnung der Pfeiler
055  ist abhängig von Gehalt und Ausbildung der Lagerstätte. Beim
056  Abbau der flach einfallenden Blei-Zink-Erzgänge von
057  Ramsbeck (Westfalen) wendet man den Örterbau mit
058  schwebendem Verhieb an. Teilweise richten sich die Gänge bis 55^
059  auf. Die Abbauführung wird dadurch erschwert und das
060  Abbausystem dadurch bestimmt, daß die Gangspalten sich im
061  Streichen wie im Fallen ständig öffnen und verdrücken. Daher
062  ist z. B. ein Langfrontbau nicht möglich. Beim
063  schwebenden Örterbau wird die zwischen zwei Sohlen anstehende
064  flache Bauhöhe von 250 m durch Überbrüche (Aufhauen) im
065  Abstand von 100 m im Einfallen und durch streichende Verbindungen
066  (Quertriebe) ebenfalls im Abstand von etwa 100 m in Abschnitte
067  unterteilt. In den Abbaufeldern werden nebeneinander schwebende
068  Abbauörter mit 5-6 m Abbaubreite angesetzt und im Einfallen
069  aufgefahren. Versatz ist nicht erforderlich, weil das Gebirge
070  sehr standfest ist; die nötigen Pfeiler zwischen den Abbauen
071  können kleingehalten werden. Für die Abbauförderung werden
072  Elektroschrapper eingesetzt. Die Schrapper tragen in
073  Förderrollen aus. Im Abstand von 200 m sind aus der unteren oder
074  Hauptfördersohle Förderquerschläge aufgefahren, in denen diese
075  Förderrollen angesetzt sind. Die Rollöcher stellen gleichzeitig
076  eine Bunkerung dar und machen die Abbauförderung von der Strecken
077  förderung und Schachtförderung unabhängig. Das Zink
078  -Bleierz-Bergwerk Lüderich bei Bensberg baut eine
079  zerrüttete Lagerstättenzone mit gangartigem Charakter, einem
080  Einfallen von 65^ bis 70^ und einer Mächtigkeit bis zu 100 m
081  ab. Der von den Alten übernommene Firstenstoßbau mit
082  Querbau wurde seit 1950 zunächst durch Einsatz von
083  Lademaschinen, allmählichen Übergang von 1,80 auf 2,50
084  m und 3 m Abbauhöhe und durch Einführung von Fremdversatz im
085  streichenden Abbau (Blasversatz und Spülversatz) verbessert.
086  1956 ging man dann zum Teilsohlenbruchbau über, wodurch
087  die Abbauleistung entscheidend stieg. Der Abbau wird streichend
088  geführt bei einem Teilsohlenabstand von 5 m. Hierdurch erreicht
089  man eine weitgehende selektive Gewinnung. Heute werden rd. 80
090  % der Förderung im Teilsohlenbruchbau gewonnen, bei stark
091  gebrächem Hangenden auch mit Ausbau der Schwebe. 1968 wurden bei
092  Einmannbelegung unter Verwendung von Wechselsprechgeräten 14,
093  3 t je Mann und Schicht erreicht. Die Abbauverluste sind bei
094  dieser Abbaumethode keinesfalls höher als beim Firstenstoß
095  bau und Querbau. Die steil bis senkrecht einfallenden Blei
096  -Zink-Erzgänge von Grund im Harz werden in Baufelder mit
097  100 m streichender Länge eingeteilt. Die Mächtigkeiten
098  schwanken zwischen wenigen Zentimetern und etwa 30 m, wodurch der
099  Abbau häufig in mehreren Gangtrümmern parallel geführt werden
100  muß. Es wird überwiegend Blockbau mit Rahmenzimmerung
101  aus vorgefertigten hölzernen Ausbauelementen (Rahmen) angewandt.
102  Die flache Bauhöhe ist zweimal bis dreimal unterteilt.
103  Der Vortrieb erfolgt schwebend bei streichender Abbaurichtung.
104  Nach Abziehen des zunächst magazinierten Haufwerkes wird der
105  Hohlraum anschließend mit Sturzversatz verfüllt. Soweit es die
106  geologischen und die Situationsverhältnisse an der Oberfläche
107  gestatten, wird in einzelnen Baufeldern Teilsohlenbruchbau
108  betrieben. Die Teilsohlen werden von einem zentralen Überhauen
109  eintrümmig bis zweitrümmig etwa 2,7 m hoch
110  aufgefahren, die dazwischen verbleibenden Schweben von 3,0 m
111  Höhe im Rückbau hereingewonnen. Ähnlich, jedoch mit
112  schwebender Abbaurichtung, verläuft der Teilsohlenbau mit
113  Sturzversatz (Firstenörterbau). Die Teilsohlen werden
114  hierbei von den Grenzüberhauen aus zum Zentralüberhauen hin
115  aufgefahren, die Schweben in entgegengesetzter Richtung
116  rückgebaut. Der Versatz wird vom Zentralüberhauen zugeführt
117  und füllt den Hohlraum der unteren Teilsohle und der Schwebe.
118  AUFBEREITUNG. Die Metallträger der im
119  westdeutschen Metallerzbergbau geförderten Erze sind in der
120  Hauptsache Bleiglanz (PbS) und Zinkblende (ZnS); allein
121  das Rammelsberger Erz enthält noch nennenswerte Mengen an
122  Kupferkies. Diese Erzmineralien sind mehr oder weniger fein
123  miteinander sowie mit der Gangart bzw. dem Nebengestein
124  verwachsen und müssen daher aufbereitet werden. Hierfür ist es
125  erforderlich, das Erz aufzuschließen, d. h. die einzelnen
126  Komponenten durch Zerkleinerung freizulegen. Zerkleinerung
127  Die Zerkleinerung geht stufenweise vor sich, und zwar in einer
128  Grobzerkleinerung auf etwa 100 mm, einer Mittelzerkleinerung auf
129  unter 25 mm und schließlich einer Feinzerkleinerung bzw.
130  Feinmahlung auf Korngröße unter 0,2 mm. Der
131  Grobzerkleinerung dienen hauptsächlich Backenbrecher und
132  Kreiselbrecher, u. U. auch Prallmühlen. In der
133  Mittelzerkleinerung werden in der Regel Symons-
134  Kegelbrecher, daneben aber auch Prallmühlen verwandt. Die
135  Zerkleinerung wird zur Entlastung der Brecher oder zur Erreichung
136  einer gewünschten Korngröße im offenen oder auch geschlossenen
137  Kreislauf mit Siebeinrichtung durchgeführt. Die Feinmahlung
138  geschieht in Kugelmühlen, und zwar im Gegensatz zur
139  trockenarbeitenden Vorzerkleinerung und
140  Mittelzerkleinerung unter Zusatz von Wasser. Diese Mühlen
141  arbeiten stets in geschlossenem Kreislauf mit einem Klassier-
142  Gerät, einem Rechenklassierer bzw. Spiralklassierer
143  oder Hydro-Zyklon. Diese Klassierer scheiden das bereits
144  aufgeschlossene, sortierfähige Korn ab und geben das Grobgut zur
145  weiteren Zerkleinerung der Mühle zurück. In moderneren Anlagen
146  wird die Feinmahlung zweistufig, d. h. in einer Stabmühle
147  mit nachgeschalteter Kugelmühle, durchgeführt.Sortierung
148  Bei grobverwachsenen Erzen besteht die Möglichkeit einer
149  Voranreicherung durch Sinkscheidung. Hierbei werden Erze
150  in einer Körnung von etwa 50 bis 5 mm in einer Schwertrübe -
151  einer Aufschlämmung von feinkörnigem Ferrosilizium oder anderen
152  Stoffen mit hohem spezifischem Gewicht in Wasser - in Sinkgut
153  und Schwimmgut getrennt. Je nach Verwachsungsgrad lassen sich
154  bestimmte Bergemengen als Schwimmgut abstoßen. Damit wird eine
155  beachtliche Kapazitätserweiterung der nachgeschalteten Flotation
156  und eine erhebliche Betriebskostensenkung erreicht. Außerdem
157  lassen sich die hier abgetrennten grobstückigen Berge billiger
158  verhalden bzw. als Versatz in der Grube verwenden oder als
159  Schotter und Splitt absetzen. In den Fällen, in denen eine
160  solche Bergevorabscheidung wegen des feinen Verwachsungsgrades des
161  Erzes nicht möglich ist, muß das gesamte Roherz auf die
162  erforderliche Aufschlußgröße feingemahlen werden. Die
163  Sortierung geschieht durchweg nach dem Flotationsverfahren
164  oder Schaumschwimmverfahren, bei dem die Minerale aufgrund
165  unterschiedlicher Oberflächeneigenschaften voneinander getrennt
166  werden. Durch Zugabe geeigneter Reagenzien können diese
167  Oberflächeneigenschaften insofern beeinflußt werden, als die
168  Minerale dann entweder aktiviert oder passiviert werden. Die
169  aktivierten Erzminerale haben eine hydrophobe Oberfläche und
170  können sich an die in die Erztrübe eingerührten,
171  feinstverteilten Luftblasen oder Gasblasen anlagern und
172  mit ihnen an die Oberfläche der Trübe schwimmen. Hier bildet
173  sich eine dichte Schaumdecke, in der die Metallminerale
174  konzentriert sind. Der Schaum wird als Konzentrat abgestrichen,
175  während die passivierten bzw. tauben Minerale mit hydrophiler
176  Oberfläche in der Trübe bleiben und als Abgänge oder Berge
177  abgestoßen werden. Geeignete Abstimmung der Reagenzien
178  ermöglicht es, passivierte Minerale wieder zu aktivieren und so
179  die verschiedenen Minerale in selektiver Flotation nacheinander zu
180  gewinnen. Die deutschen Aufbereitungsbetriebe arbeiten im
181  allgemeinen mit selektiver Flotation, d. h. aus der
182  Roherztrübe werden hintereinander in einzelnen Flotationsstufen
183  Bleikonzentrate und Zinkkonzentrate ausgeschwemmt. Die
184  Metallgehalte betragen je nach Charakter der verarbeiteten Erze
185  beim Pb-Konzentrat etwa 70 % und beim Zn-Konzentrat
186  etwa 60 %. Bei sehr fein verwachsenen Erzen kann wegen des
187  nicht erreichbaren Aufschlusses der Pb-Gehalt bis auf 35 %
188  und der Zn-Gehalt bis auf 43 % zurückgehen.
189  Konzentratentwässerung und Aufbereitungsabgänge. Die
190  ausgeschwemmten Konzentrate werden eingedickt und anschließend auf
191  Vakuum-Filtern entwässert. Hierbei fallen die Konzentrate
192  als Filterkuchen mit einem Feuchtigkeitsgehalt von etwa 10 % an.
193  Teilweise wird noch eine Trocknung der Konzentrate
194  nachgeschaltet. Die in der Flotation anfallende Bergetrübe wird
195  in Bergeteiche oder Schlammteiche eingespült, in denen
196  die Feststoffe ablagern und das Wasser ausreichend geklärt werden
197  kann. BERGWERKSERZEUGUNG,
198  HÜTTENERZEUGUNG UND VERBRAUCH.
199  Bundesrepublik Deutschland. Blei und Zink Tafel 55
200  zeigt die Entwicklung der Erzeugung des Blei-Zink-
201  Erzbergbaus der Bundesrepublik im Laufe der letzten 10 Jahre.
202  Nach der Wiederaufnahme der Förderung im Anschluß an den
203  zweiten Weltkrieg gelang es, durch scharfe
204  Rationalisierungsmaßnahmen die Betriebe des Metallerzbergbaus bis
205  zum Jahre 1957 wieder auf ihre alte Förderung zu bringen.
206  Bereits 1957 wurde mit einer gegenüber 1953 um fast 20 %
207  verminderten Belegschaft eine um 7 % höhere Erzeugung erzielt.
208  1957 erreichte die Förderung erstmalig mit rd. 165000 t Blei
209  und Zink (Metallinhalt) einen Höchststand nach dem zweiten
210  Weltkrieg. Die ausbringbare Metallmenge je Mann und Schicht war
211  damals bereits doppelt so hoch wie 1950. Der 1957 einsetzende und
212  bis 1962 unvermindert anhaltende Preisverfall zwang die Unternehmen
213  des Metallerzbergbaus, alle Betriebe einzustellen, die in dem
214  härter werdenden Wettbewerb nicht mehr bestehen konnten. Bis
215  Ende 1963 mußten von ursprünglich 21 Gruben und Aufbereitungen
216  14 Betriebe stillgelegt werden, darunter zwei Großbetriebe, die
217  Gewerkschaft Mechernicher Werke und der Blei-Zink-
218  Erzbergbau der Gewerkschaft Auguste Victoria in Marl-Hüls.
219  (Abb.) Die restlichen Betriebe waren gezwungen, ihre
220  Rationalisierungsmaßnahmen weiterhin zu verstärken. Da der
221  Preisverfall praktisch bis gegen Ende des Jahres 1963 anhielt,
222  änderte sich die Gesamtlage bis dahin nur unwesentlich. Erst seit
223  1964 hielten sich die Preise auf einem auskömmlichen Niveau, so
224  daß die Gruben, die die Krise überstanden hatten, etwas
225  beruhigter in die Zukunft sehen konnten. Im Jahre 1959 wurden mit
226  einer Belegschaft von rd. 4000 Mann auf zehn Grubenbetrieben
227  135000 t Blei und Zink erzeugt. Die ausgebrachte Metallmenge
228  betrug damals 152,2 kg je Mann und Schicht. 1968 wurden von
229  sechs Gruben mit einer um 12 % geringeren Belegschaft 163000 t
230  Blei und Zink, d. h. 20 % mehr, erzeugt. Die
231  ausgebrachte Metallmenge war mit 245 kg je Mann und Schicht 60
232  % höher als im Jahre 1959. Verglichen mit 1950, stieg die
233  Metalleistung Ende 1968 von 50,15 kg auf 245 kg, also auf
234  fast das Fünffache, die Roherzleistung von 1,07 t auf 4,
235  3 t je Mann und Schicht. Der Abfall der Roherzleistung sowie
236  der Anstieg des Roherzgehalts im Jahre 1969 sind eine Folge der
237  Stillegung des Tagebaus Maubacher Bleiberg. Der Blei-Zink
238  -Erzbergbau der Bundesrepublik ist damit sowohl in seiner
239  Leistung als auch im Hinblick auf die Qualität der heute im
240  Abbau stehenden Lagerstätten international voll konkurrenzfähig.
241  Während im Jahre 1960 rd. 34 % der in den deutschen
242  Bleihütten eingesetzten Erze deutscher Herkunft waren, stieg
243  dieser Anteil 1966 auf etwas über 50 %, um danach wieder auf
244  etwa 44 % im Jahre 1968 zurückzugehen. Diese Entwicklung hat
245  mehrere Ursachen. Während der letzten Jahre wurde in immer
246  größerem Umfang Werkblei anstelle von Erzen eingeführt und in
247  den deutschen Bleihütten verarbeitet. Der Anteil der Erze am
248  Gesamtvorstoffeinsatz verminderte sich somit von Jahr zu Jahr.
249  Gleichzeitig stieg die Hüttenerzeugung langsam an und erreichte
250  1969 etwa 305000 t. Den damit wachsenden Erzbedarf konnten die
251  Bergwerke jedoch nicht befriedigen, nachdem infolge der in den
252  vergangenen Jahren vorgenommenen Stillegungen größere
253  Erzlieferungen, besonders aus den Ruhr-Gruben und aus
254  Mechernich, ausgefallen waren. Die letztgenannten Werke
255  erzeugten 1957 noch rd. 20000 t Blei und Zink (Metallinhalt),
256  eine Menge, die in der Zwischenzeit zwar z. T. durch die
257  Steigerung der Erzlieferungen der Grube Maubacher Bleiberg
258  aufgeholt werden konnte. Anfang 1969 fielen diese Lieferungen
259  jedoch endgültig aus, da der Tagebau Maubacher Bleiberg in der
260  Eifel wegen Erschöpfung der Lagerstätte stillgelegt wurde. (Abb.)
261  Bei Zink lieferten die deutschen Gruben in der Vergangenheit
262  zeitweise über 90 % (1953) der in den Zinkhütten
263  eingesetzten Erze. (Abb.) Trotz Steigerung der Zinkerzförderung
264  ging dieser Anteil in den letzten 10 Jahren zurück. 1967 waren
265  noch fast 85 % der in den Zinkhütten eingesetzen Erze
266  deutscher Herkunft, 1968 nur noch knapp 70 %, 1969 rd. 51
267  %. Diese Entwicklung ist auf die Steigerung der Erzeugung
268  der deutschen Zinkhütten, insbesondere auf die Inbetriebnahme der
269  neuen großen Zinkelektrolyse in Datteln (Kapazität 100000-
270  110000 t/Jahr), zurückzuführen. Da der Zinkinhalt der
271  Meggener Schwefelkiese seit Anfang 1963 durch Flotation nahezu
272  vollständig gewonnen wird, konnte der durch die verschiedenen
273  Stillegungen entstandene Ausfall von der Grube Meggen bis 1969
274  weitgehend ausgeglichen werden. Wahrscheinlich wird sich die
275  deutsche Zinkerz-Gewinnung in den nächsten Jahren noch etwas
276  steigern lassen, jedoch wird der zusätzliche Bedarf infolge der
277  erheblichen Erweiterung der deutschen Zinkhüttenerzeugung nur
278  teilweise gedeckt werden können.

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