Quelle Nummer 268

Rubrik 15 : GEOGRAPHIE   Unterrubrik 15.22 : GEOGRAPHIE

ANGOLA
MANFRED KUDER
ANGOLA
EINE GEOGRAPHISCHE, SOZIALE UND WIRTSCHAFTLICHE
LANDESKUNDE
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT DARMSTADT1971
S. 65-


001  Deutsche in Angola. Unter den Ausländern in Angola
002  war die Zahl der Deutschen immer groß, nachdem 1920 deutsche
003  Farmer aus dem früheren Deutschsüdwestafrika und
004  Deutschostafrika und einige aus Europa den Sisalanbau in Angola
005  begonnen hatten. 1940 waren von den 1373 weißen Ausländern 26,
006  6 % (381) Deutsche, 1950 waren es 30,6 % (428).
007  Gegenwärtig leben etwa 1200 deutsche Staatsangehörige in
008  Angola, unter ihnen viele, die durch ihre Geburt in Angola
009  zugleich die portugiesische Staatsangehörigkeit besitzen. Ihre
010  beiden Hauptsiedlungsgebiete als Farmer und Pflanzer sind die
011  Sisalzone des Bezirks Ganda bzw. das Landwirtschaftsgebiet um
012  Chicuma im zentralen Hochland und der nördlichste Teil der
013  südlichen Kaffeezone um Calulo im Bezirk Libolo. Viele
014  Deutsche wohnten auch bereits, fast als einzige Ausländer, in
015  der nördlichen Kaffeezone, als dort nach 1950 der Kaffeeanbau in
016  verstärktem Maße einsetzte, so in Dembos 11, Ambaca 24 und
017  Cazengo 28. Seitdem haben sich in dieser Kaffeezone viele weitere
018  Deutsche niedergelassen. In Luanda sind die Deutschen
019  überwiegend selbständige Kaufleute oder Vertreter deutscher
020  Firmen. In der Stadt Benguela besteht die einzige deutsche
021  Auslandsschule in Angola. DAS
022  SIEDLUNGSWESEN. Staatliche
023  Siedlungsvorhaben: Kolante. Für eine planmäßige
024  Besiedlung wurde 1952 zunächst mit der Schaffung des " Fundo de
025  Fomento e Povoamento " eine solide finanzielle Basis geschaffen.
026  Im ersten Entwicklungsplan der portugiesischen Regierung 1953-
027  1958 (I Plano de Fomento), der für alle Provinzen gelten
028  sollte, waren Mittel für Siedlungsaufgaben eingesetzt, besonders
029  für die Wasserregulierung im Cunenetal und für die Vorbereitung
030  der landwirtschaftlichen Flächen, den Transport der Kolonisten,
031  für technische und finanzielle Hilfe und für Studien für die
032  Bewässerung im Cuanzatal. Seit 1961, der Rebellion in Angola,
033  wurden Menschen und Kapital zur Konsolidierung und Entwicklung
034  der Provinz in verstärktem Maße nach Angola gelenkt. 1962 wurde
035  das staatliche Siedlungsprogramm für ganz Angola der Junta de
036  Povoamento mit dem Sitz in Luanda übertragen, der auch die schon
037  bestehenden Siedlungsvorhaben eingegliedert wurden. Es betrifft
038  weiße und schwarze Portugiesen, die heute oft in gemischten
039  Dörfern leben. Damit wurde der ursprüngliche Plan von
040  getrennten Kolonaten für weiße und schwarze Siedler aufgegeben
041  und auch in den schon bestehenden eine Mischung der Siedler
042  vorgenommen. Jetzt wohnen in ihnen auch gewerblich Tätige.
043  Kolonate gibt es heute in vielen besiedlungsfähigen und
044  entwicklungsfähigen Gebieten Angolas, im nördlichen
045  Randschwellenbereich im Distrikt U¡ge, im Tiefland von
046  Luanda, auf den Planaltos von Malanje, Huambo und Bi‚,
047  um Luso, in Huila und an der Südgrenze Angolas am unteren
048  Cunene bei Chitado. Durch Parzellierung ehemaliger Staatsgüter
049  (granjas) entstanden auch kleinere Siedlungen, wie z. B.
050  in U¡ge für die Kaffeekultur. Daneben findet sich freie
051  Kolonisation wie die der Azorianer bei Catofe und der
052  Diamantengesellschaft im Lundagebiet. Im N Angolas werden in
053  den von den Überfällen 1961 betroffenen Gebieten bei Carmona
054  Soldaten aus Europa und Angola nach Beendigung ihrer Dienstzeit
055  freiwillig angesiedelt. Die 25 wichtigeren Kolonate, zu denen
056  noch kleinere kommen, sind sehr verschieden in Größe, Zahl der
057  Dörfer und Einzelsiedlungen und der ha-Fläche pro Familie.
058  Verschieden sind auch Siedlungsstruktur und geographische
059  Ausstattung, Bodennutzung durch Ackerbau und Weidewirtschaft,
060  gewerbliche und verarbeitende Zusatzbetriebe, der Anteil weißer
061  und schwarzer Siedler und die Bevorzugung bestimmter Marktpflanzen
062  über die Selbstversorgung hinaus, wie Gartengewächse, Tomaten,
063  Tabak, Ananas, Zitrusfrüchte, Kaffee, Baumwolle und
064  Milchprodukte. Für die Anlage der Kolonate wurde
065  siedlungsleeres oder siedlungsarmes Land benutzt. Wenn Land von
066  eingeborenen Wanderhackbauern oder Viehzüchtern einbezogen wurde,
067  blieben deren Rechte gewahrt, sie selbst meist in ihren Hütten
068  wohnen und bei ihrer traditionellen Tätigkeit. Sie wurden aber in
069  den agrarischen Beratungsdienst, die soziale und technische Hilfe
070  eingeschlossen, wie es in Caconda geschah. BORCHERT hat
071  bei seinen Untersuchungen zum Transportproblem und den
072  Rentabilitätsgrenzen der Produktion darauf hingewiesen, daß
073  Kolonate verkehrsgünstig liegen müssen, wenn sie erfolgreich sein
074  sollen. Für die Ansiedlung in den Kolonaten dient ein
075  Grundschema mit örtlichen Abwandlungen. Bereits vor der Ankunft
076  der Siedler werden Straßen, Häuser, Bewässerungskanäle,
077  technische Anlagen erstellt und die Erschließungsarbeiten
078  durchgeführt, meist auch der Acker für die erste Aussaat
079  vorbereitet. Der Siedler erhält dazu Arbeitsgerät, Saatgut,
080  Düngemittel und Vieh, Geld zum Ankauf von Lebensmitteln und
081  Gebrauchsgütern im ersten Jahr. Die Abzahlungen beginnen im
082  allgemeinen nach fünf Jahren und dauern zehn Jahre, auch kürzer,
083  wenn die Ernten gut sind. Dann geht alles in den Besitz des
084  Siedlers über. Die gemeinschaftlichen und öffentlichen Belange
085  von der Wasserregulierung, dem Entleihen der Traktoren bis hin
086  zum Schulwesen und Sanitätswesen übernimmt eine
087  staatliche Institution, deren Personal z. T. aus
088  Angehörigen der Siedlerfamilien besteht. Sie schließen sich zu
089  Genossenschaften zusammen für Anbau, Absatz und Verwertung der
090  Erzeugnisse und den Betrieb verarbeitender Industrien. Dazu
091  kommen von der Junta errichtete Einrichtungen wie Kirche, Schule,
092  Sanitätsposten, Ausbesserungswerkstätten, Kaufhäuser,
093  Lagerhäuser usw.. Das Kolonat soll dauerhafte,
094  leistungsfähige bäuerliche Agrargemeinschaften entwickeln, deren
095  weiße und schwarze Bevölkerung ein Gefühl für Seßhaftigkeit
096  und Heimatgebundenheit bekommen soll. Die beiden für die
097  agrarwirtschaftliche Entwicklung bäuerlicher vielseitiger
098  Landwirtschaft wichtigsten Kolonate sind Cela und Matala am
099  Cunene. Vier Beispiele: Cunene, Cela, Chitado,
100  Caconda. Das Kolant am Cunene unterhalb des Staudamms von
101  Matala wurde ab 1953 errichtet. (Ausführliche Beschreibung vgl.
102  MATZNETTER, der das Kolonat 1964 besuchte;) 324
103  weiße und schwarze Familien sitzen auf 2756 ha Kulturland. Die
104  Europäer stammen überwiegend aus Nordportugal, von den Azoren
105  und Madeira. Das Kolonat aus fünf Dörfern dehnt sich am
106  rechten Ufer des Cunene 24 km vom Staudamm Matala nach S aus,
107  zwischen dem Fluß und einem Seitenkanal, von dem das Wasser auf
108  die Felder abgeleitet wird. Jede Familie hat ein Gehöft, 5-
109  10 ha Bewässerungsland, 30 ha Trockenland für Weidezwecke und
110  Anteil am gemeinsamen Luzerne-Anbau für Viehfutter.
111  Angebaut werden Weizen, Mais, Tomaten, Tabak, außerdem
112  Gemüse, Zitrusfrüchte, Bananen, Reis, Erdnüsse. Die
113  Düngung erfolgt durch Stallmist, Kunstdünger und Gründüngung,
114  die Bewässerung nach einem bestimmten Zeitplan. Der Ackerbau
115  wird durch die Viehhaltung von ein paar Ochsen, Kühen und
116  Schweinen ergänzt. An Verarbeitungsbetrieben auf
117  genossenschaftlicher Basis gibt es eine Molkerei, Mühle,
118  Tomatenmarkfabrik mit angeschlossener Blechdosenherstellung aus
119  portugiesischen Blechen, eine Fabrik für Tabakverarbeitung.
120  Die weißen und schwarzen Arbeiterinnen in diesen Fabriken sind
121  Angehörige der Siedler. Die Fabriken liegen am Rande des
122  Hauptortes Folgares, der sich als Verwaltungssitz und kleiner
123  Industrieort mit einer Reihe selbständiger Handelsbetriebe
124  und Gewerbebetriebe zu einem zentralen Ort von größerer
125  Bedeutung entwickelt hat, die ihm der Ort Matala als Bahnstation
126  und mit Fernstraße, dem großen Kraftwerk und Staudamm und
127  privatwirtschaftlicher Initiative streitig macht. Der Anschluß
128  des Kolonats an die Mo‡ƒmedesbahn wirkt sich stark
129  entwicklungsfördernd aus. Während das Kolonat am Cunene das
130  ganze Jahr über reichlich Wasser zur Verfügung hat, stellen
131  sich der Wasserversorgung im größten Kolonat Cela
132  Schwierigkeiten entgegen. Das 1951 gegründete Kolonat Cela im
133  Distrikt Cuanza-Sul liegt in der Übergangszone zwischen den
134  Kaffeegebieten Libolo - Amboim - Seles und dem zentralen
135  Planalto. Die Höhen reichen von 1200 m in den breiten, oft
136  überschwemmten Talauen bis zu 1300 bzw. 1400 m auf den meisten
137  Hochflächen, die von einigen Inselbergen noch um 400 oder 500 m
138  überragt werden. Die mit Trockenwald bestandenen Flächen und
139  die weiten abflußschwachen Ebenen des Queveflußsystems, zu dem
140  der Cussoi gehört, in dessen Gebiet Cela liegt, waren vor
141  Beginn der Siedlungen eine von Feldbauern wie von Viehzüchtern
142  wegen der Tse-Tse-Fliege gemiedene urtümliche Landschaft.
143  Während das fast menschenleere Land, die zentrale Lage und das
144  für Europäer günstige Klima bei der Standortwahl für das
145  Kolonat sehr vorteilhaft erschienen, hatten die Bemühungen um die
146  Regulierung des Wasserhaushalts bei jährlich schwankender
147  Intensität und Dauer der Regen und um die Entwässerung und
148  Kultivierung der Niederungsböden bei den ohnehin sehr
149  unterschiedlichen Bodenverhältnissen mit großen Schwierigkeiten
150  zu kämpfen. BORCHERT geht in seiner Schilderung von Cela
151  ausführlich auf die Problematik der Bodenverhältnisse
152  und Wasserverhältnisse ein. Cela hat als erstes großes Kolonat
153  zu Anfang manche Rückschläge erlitten. Schuld waren nicht nur
154  ungenügende Bodenuntersuchungen trotz umfangreicher Vorarbeiten
155  und unzureichende Auswahl der brauchbaren Pflanzen.
156  Ausschlaggebender war die solchen schwierigen Verhältnissen
157  gegenüber große Zahl ungeschulter Siedler, die als selbständig
158  wirtschaftende Bauern ungeeignet waren. Die staatlichen Behörden
159  hatten bei der Auswahl der Siedler nicht genügend berücksichtigt,
160  daß den kinderreichen, besitzlosen und zumeist analphabetischen
161  Landarbeitern, deren sozialer Lebensstand verbessert werden sollte,
162  vorwärtsstrebende Initiative fehlte und daß sie zu intensiver
163  landwirtschaftlicher Tätigkeit nicht fähig waren. Der
164  Ansiedelungsbehörde in Angola aber und ihren technischen Diensten
165  fehlte ausreichende Weisungsbefugnis. Das Verbot der
166  Beschäftigung eingeborener Arbeitskräfte im Haus und auf den
167  Feldern und die Forderung, rein bäuerliche Familienbetriebe zu
168  errichten, zwang zur Zuteilung nur verhältnismäßig kleiner
169  Parzellen, die bei den starken Niederschlagsschwankungen nur
170  schwer einen ertragreichen Betrieb ermöglichen. Es handelt sich
171  um 15-20 ha Ackerland, wovon 5 ha bewässerbar ist, 1 ha
172  Gartenland, 2 ha Kaffeeland und 40 ha Weideanteil. Aufgrund der
173  mangelhaften Auswahl der Siedler und der sich ergebenden
174  Enttäuschungen verließen in den ersten Jahren zahlreiche
175  Familien das Kolonat und gingen meist als Arbeiter in die Städte.
176  In den späteren Jahren ist vieles in der Sozialstruktur
177  und Wirtschaftsstruktur von Cela geändert und verbessert
178  worden. Zu den europäischen Dörfern sind Eingeborenendörfer im
179  Kolonat gekommen. Größere Betriebe von 120 ha mit
180  Gemischtwirtschaft als Familienbetrieb mit einer zusätzlichen
181  Landarbeiterfamilie wurden eingerichtet. Leitung und Beratung im
182  wirtschaftlichen Siedlungsgebiet und die Planung und Durchführung
183  weiterer Erschließungsarbeiten und Ausbauarbeiten liegen
184  bei der Junta de Povoamento Agrario da Cela. Inzwischen gibt es
185  17 weiße und gemischte Dörfer mit je 24-28
186  Kleinbauernfamilien, jedes mit Schul-Kapellengebäude,
187  Dorfbrunnen, Waschhaus, Dreschplatz, Lagerhaus und
188  Geschäftshaus, Gerätehaus, Sanitätsposten und den
189  dazugehörigen Wohnhäusern. Dazu kommen etwa 50 mittlere
190  Fazenden mit zusammen 5000 ha und 20 abseits liegende Fazenden
191  hauptsächlich für Viehzucht mit 4000 ha und weitere freie
192  Ansiedlungen. Angebaut werden Mais, Reis, Mandiok, Bohnen,
193  Kartoffeln, Tomaten, Gemüse, Orangen, Bananen, Kaffee u.a.
194  , dazu kommt Viehzucht. Handelsprodukte sind Milch,
195  Butter und Käse, Eier, Hühner, Kaffee, Abacaxi (Ananas),
196  Tabak. Veredlungsindustrien sind außer der zuerst
197  entstandenen Molkerei eine Konservenfabrik für Tomaten und
198  Abacaxi, Wurstfabrik, Kaffeeaufbereitungsanlage,
199  Reisschälmühle. Ein großer Schlachthof ist geplant. Man
200  arbeitet auf genossenschaftlicher, teils privater Basis (örtliche
201  Information des Verf.). Die verkehrsmäßige Abseitslage des
202  Kolonats außerhalb der rentablen Vermarktungsgrenze für
203  Agrarmassengüter zwingt die Siedler zur Erzeugung wertvollerer
204  Produkte für die erreichbaren Verbrauchermärkte Luanda, Nova
205  Lisboa, Gabela, Novo Redondo und damit zu einer gewissen
206  Spezialisierung unter Anpassung an die örtlichen Anbaubedingungen.
207  In Cela wurde auch eine Versuchsstation für Landwirtschaft und
208  Viehzucht eingerichtet. Der geplante Bau der Eisenbahnlinie
209  Luanda-Cela-Nova Lisboa soll neben der Fernstraße das
210  Gebiet verkehrsgünstig beeinflussen. Die Bevölkerung der
211  Siedlungsbezirke Cela und Santa Comba (der Verwaltungskreis[
212  concelho ]Cela ist weit größer) belief sich 1957 auf 27603
213  (2998 Europäer, 103 Mischlinge, 24502 Afrikaner) und wurde 1968
214  auf 38000 geschätzt (5000 Europäer, 87 Mischlinge, 32862
215  Afrikaner). In einigen Orten haben sich Handelsbetriebe
216  und Gewerbebetriebe entwickelt. Aus einer sehr straffen
217  staatlichen Siedlungsplanung, die schon in den Anfängen manche
218  Kritiker fand, entwickelte sich Cela zu einer freien Siedlung wie
219  Catofe 70 km weiter nördlich mit Einwanderern von den Azoren und
220  wie es mit älteren Siedlungsvorhaben im Hochland von Huila
221  bereits früher geschah. Der zentrale Ort des Kolonats, Santa
222  Comba Da6o, hat städtischen Charakter angenommen, mit
223  gepflegten Straßen, Häusern und Grünanlagen, Kirche,
224  technischer und höherer Schule, Hotel und Motel, Hospital,
225  Verwaltungsgebäuden, Banken, Geschäften,
226  Reparaturwerkstätten und Tankstellen, Gewerbebetrieben am Rande
227  des Ortes. Er liegt an der wichtigsten Fernstraße des Landes
228  350 km südöstlich von Luanda und 170 km nördlich von Nova
229  Lisboa und ist an das Flugnetz angeschlossen. Er hat 1572
230  Einwohner, davon 1030 Europäer. Es ist das
231  Erschließungszentrum eines portugiesischen Lebensraumes, dessen
232  Kirche und auch der Pelourinho (Hoheitssäule) getreue
233  Nachbildungen aus dem Heimatort des früheren Ministerpräsidenten
234  Salazar sind, Santa Comba Da6o in der Provinz Beira
235  Litoral in Mittelportugal. Die Namen der einzelnen Dörfer
236  wurden 1954 durch Erlaß von Orten in Portugal übernommen.
237  Ursprünglich wurden ganze Familiengruppen aus einzelnen Dörfern
238  geschlossen angesiedelt, um bei Fortführung der heimischen Sitten
239  und Gebräuche die Kontinuität portugiesischen Lebens zu wahren.
240  Die ersten Siedler kamen bis zum 30.6.1955 aus folgenden
241  Provinzen in Portugal: Alemtejo 37 Familien mit 231
242  Personen Beira Alta 27 Familien mit 192 Personen
243  Tr s-os-Montes 22 Familien mit 159 Personen
244  Estremadura 18 Familien mit 99 Personen Beira
245  Baixa 4 Familien mit 39 Personen. Das 1963 gegründete
246  Kolonat Chitado an der Südgrenze am Unterlauf des Cunene stellt
247  einen Sonderfall dar. Es dient ausschließlich der
248  Weidewirtschaft mit geringem Ackerbau auf Bewässerung. Vom Ort
249  Chitado 70 km westlich bis zum Nebenfluß Rio dos Elefantes und
250  80 km Cunene aufwärts über die Ruacan fälle bis Naulila
251  erstrecken sich die mit einfachen Drähten eingezäunten Viehfarmen
252  in am Cunenefluß 4 km breiten und landeinwärts 12 km tiefen
253  Streifen, aneinandergrenzend oder in größeren Abständen
254  voneinander, mit Triftwegen für nomadisierende Stämme, die
255  beiderseits der Staatsgrenze leben. Der Cunene dient als
256  Viehtränke. Der Wassermangel setzt den 4800 ha großen Farmen
257  in der Dornstrauchsavanne in ihren Bemühungen um eine größere
258  Bestockung mit europäisch-afrikanisch gekreuztem Rindvieh,
259  Schafen und Karakuls, Ziegen, Schweinen und Hühnern eine
260  Grenze. Käse, Rindfleisch und Schafe sind die Absatzprodukte.
261  Allerdings soll wohl das Kolonat mit portugiesischen und weißen
262  südwestafrikanischen Siedlern an der Grenze der von
263  Südwestafrika geplanten autonomen Eingeborenenreservate als
264  Kontrollstreifen dienen. Das ursprünglich nur für Schwarze
265  bestimmte und bereits 1949 (math.Op.) 50 begonnene Kolonat Caconda stellte
266  mit seiner wesentlich lockereren Struktur einen weiteren
267  Kolonatstyp dar. Es umfaßt ein etwa 2000 qkm großes Gebiet
268  südwestlich des Verwaltungssitzes Caconda nahe der hier nur 1640
269  bis 1700 m hohen Lundaschwelle im Einzugsbereich westlicher
270  Nebenflüsse des Cunene. Es stellt ein gewelltes Gelände dar
271  mit bewaldeten Erhebungen. Mittelpunkt des Kolonats ist der schon
272  vorher bestehende Verwaltungsposten Uaba Baixo, um den sich in
273  unregelmäßiger Streuung und in 3-20 km Entfernung die
274  einzelnen Weiler (nucleos) scharen.

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