Quelle Nummer 256

Rubrik 02 : RELIGION   Unterrubrik 02.24 : PRAKTISCHE

ALLGEMEINES EVANG. GEBETBUCH
ANLEITUNG UND ORDNUNG FUER DAS BETEN DES EINZELNEN,
DER FAMILIE UND DER GEMEINDE.
MIT EINER OEKUMENISCHEN GEBETSAMMLUNG
FURCHE VERLAG HAMBURG 1971
BAND 100 DER STUNDENBUECHER, S. 648-


001  Montag. ALLTAG - BERUF -
002  VERANTWORTUN - TREUE. Montagmorgen.
003  Vor geistiger Arbeit Mein Gott und Schöpfer, durch
004  keines Menschen Wort zu fassen: in deiner unerschöpflichen
005  Weisheit hast du die Teile der Welt geordnet, daß sie wunderbar
006  zusammenstimmen. Quell des Lichtes und der Weisheit bist du
007  genannt, Ursprung aller Dinge, ich bitte dich: laß den Strahl
008  deiner Klarheit in das Dunkel meines Verstandes dringen und nimm
009  von mir beides, die angeborene Finsternis der Sünde und die
010  Nacht der Unwissenheit. Du läßt die Kinder richtig sprechen:
011  lehre auch meine Zunge und segne gnädig die Rede meiner Lippen.
012  Verleihe mir Scharfsinn und gutes Gedächtnis, die Gabe, leicht
013  aufzufassen und sorgfältig zu deuten, dazu das Vermögen, mich
014  richtig auszudrücken. Weise den Eingang, lenke den Fortgang,
015  kröne den Ausgang, durch Jesus Christus, unsern Herrn.
016  Lieber Vater, in meinem Beruf gilt dein Wort und Befehl.
017  Darauf gehe ich hin und werfe mein Netz aus und lasse dich sorgen,
018  daß es geraten werde. Ich bitte allein um eines: gib deinen
019  Segen und das Gedeihen dazu. O Herr, ich gebe mich dir,
020  ich vertraue dir ganz. Du bist weiser als ich. Du liebst mich
021  mehr als ich mich selbst. Vollbringe denn in mir deinen hohen
022  Ratschluß, was immer er will. Wirke in mir und durch mich. Ich
023  bin geboren, dir zu dienen, dir zu gehören, dein Werkzeug zu
024  sein. Laß mich dein blindes Werkzeug sein. Ich will nicht sehen,
025  ich will nicht wissen. Ich verlange nichts, als daß du mich
026  gebrauchst. Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, du hast
027  uns zu Kindern angenommen und einem jeden seinen Beruf gegeben,
028  darin er dir und dem Nächsten dienen soll: wir bitten dich von
029  Herzen, gib Gnade, daß wir unsern Beruf recht ausüben und als
030  getreue Diener allzeit gehorsam erfunden werden. Lieber Vater,
031  sei heute mit uns nach deinem Reichtum, deiner Güte und Gnade.
032  Lehre uns deinen Willen tun, nicht in Worten, sondern in
033  Kraft, und alle Arbeit dieser Woche allein in deinem Gehorsam
034  vollbringen. Laß uns nichts begehren, als was dir gefällig ist.
035  Aber laß uns auch die Freundesstimme hören, die uns aufrichtet
036  und tröstet und Kraft gibt zu dem Werk, zu dem wir berufen sind.
037  Mit dir sei der Anfang gemacht und mit dir Mitte und Ende.
038  Vater im Himmel, weil du uns unseren Beruf gegeben hast, so
039  bitten wir dich für unsere tägliche Arbeit: Laß sie uns von
040  Herzen lieb gewinnen, mit aller Gründlichkeit und Hingabe
041  betreiben, und schenke uns auch die Freude, daß wir nicht
042  vergeblich arbeiten. Wir sind träge Arbeiter, o Herr, wenn
043  uns keine Aufgabe drängt. Wir rühren keinen Finger, wenn wir
044  nicht wissen: wir bauen an einem Endgültigen mit, an deinem
045  Werk, o Gott. Zeige uns allen, wie unsere Werke uns wirklich
046  in dein Reich nachfolgen. Um deiner Liebe willen. Herr,
047  unser Gott, du hast uns verheißen und angewiesen, daß wir
048  fröhlich sein dürfen in unsrer Arbeit, weil du alles wohl gemacht
049  hast; weil du uns alle unsre Sünden vergibst; weil du uns
050  krönen willst mit Gnade und Barmherzigkeit. So laß uns leben
051  von diesem deinem Wort. Wir haben keinen anderen Trost. Dein
052  Wort aber ist unser ewiger Trost. Lehre du uns, daß wir uns
053  immer mehr an ihm allein genügen lassen. Montagabend.
054  Mein Herr und Gebieter meines Lebens, nimm von mir den Geist
055  des Müßiggangs und der Niedergeschlagenheit, der Herrschsucht
056  und des eitlen Geschwätzes. Den Geist aber der Keuschheit und
057  der Demut, der Geduld und der Liebe gib mir, deinem Knechte.
058  O mein Herr und König, hilf mir, meine eigenen Missetaten zu
059  sehen und über meinen Bruder nicht zu richten. Barmherziger
060  Gott und Vater, der du Tag und Nacht geschaffen hast, den Tag
061  zur Arbeit, die Nacht zur Ruhe. Ich danke dir, daß du diesen
062  Tag mit seiner Plage zum Ende gebracht hast. Und wie du uns
063  hilfst, eine Last nach der anderen abzulegen, so laß uns endlich
064  an den Tag kommen, da wir zu deiner Ruhe eingehen. Herr,
065  nun schließe ich meine Augen, du aber, o Hüter Israels,
066  schläfst noch schlummerst nicht. Nun wird es finster um mich her,
067  du aber lässest dein Angesicht leuchten über mir. Nun vergeß
068  ich Sorge und Kummer, du aber sorgst für mich. Nun schweigen
069  meine Lippen, laß meine Seele wachen zu dir. Herr, heilige
070  meine Ruhe; reinige mein Herz, daß kein unreiner Traum es
071  beflecke und deinen Geist betrübe. Sei du mein Traum, meine
072  Freude und Wonne, daß ich aufwache und deinen Namen preise,
073  weil er so heilig und gütig und wunderbar ist. Herr, die
074  Finsternis bricht herein: nun laß aufgehen die Morgenröte
075  deiner Gerechtigkeit. Blicke uns gnädig an, wenn wir dir Dank
076  sagen jetzt nach vollbrachtem Tageslauf, und am Morgen, wenn wir
077  wieder vor dich treten zum Dienst, den wir schulden.
078  Gnädiger Gott, du hast nach deiner Treue mit uns gehandelt und
079  lässest uns jetzt dein Angesicht wieder finden. Wir heben unsre
080  Augen auf zu dir. Sei uns gnädig. Ordne, was in Unordnung
081  geriet. Stille alle Unruhe. Tröste alles Traurige. Dein
082  guter und gnädiger Wille walte über unsrem Leben und geleite uns
083  in das ewige Vaterland. Auch für diese Nacht geben wir uns in
084  deinen Willen und in deine gnädigen Vaterhände. Denn du bist
085  unser Gott, barmherzig und gnädig. Barmherziger, treuer
086  Gott, gib uns den Mut der Selbstprüfung und erleuchtete Augen,
087  zu erkennen, was vor dir nicht gilt, daß wir, der Gier nach
088  eitler Ehre ledig, die Last des Nächsten willig tragen, im
089  Geiste wandeln und so auch nach deiner Barmherzigkeit des Geistes
090  Ernte davon tragen. Herr Jesu, Tröster der Schwachen,
091  der du uns leiden lehrst, und Heiland der Starken, der du uns
092  wirken lehrst: heile unsre zerstückelte Liebe, die bald nur für
093  den Leib und bald nur für die Seele sorgt. Aber deine Liebe ist
094  mit der Wahrheit eins und ganz. Laß uns genesen an dem, was du
095  uns gibst. Dienstag. ANFECHTUNG -
096  SÜNDE - GEHORSAM - KAMPF.
097  Dienstagmorgen. Herr Jesus Christus, du wahre Sonne der
098  Welt, die immerdar aufgeht und niemals untergeht, du erzeugst und
099  erhältst alle Dinge im Himmel wie auf Erden, nährst und
100  erfreust sie durch dein tröstliches Erscheinen. Ich bitte dich:
101  scheine gnädig in mein Herz, daß die Nacht der Sünden und der
102  Nebel des Irrtums vertrieben werde. Erleuchte meinen Weg, daß
103  ich nicht zu Fall komme. Laß mich, frei von den Werken der
104  Finsternis, ehrbar wandeln wie am lichten Tag. Hilf mir, o
105  Herr, um deiner grundlosen Erbarmung willen, daß ich heute das
106  Böse nach deinem Willen meide und alle meine Werke zu deinem
107  Lobe nach deinem göttlichen Willen vollbringe, es sei meiner
108  Natur lieb oder leid, es tue ihr wohl oder wehe. Wenn mein
109  Auge trübe wird und Gutes und Böses vermengt, komme ich zu dir,
110  Herr Christus, weil du mir zeigst, was Gehorsam ist, und mir
111  deutlich machst, was Liebe ist. Du wehrst es mir, wenn ich mir
112  selber gefalle. - Laß mich dir gefallen, lieber Gott, in
113  allem und behüte mich, daß ich keine andere Ehre suche, als die
114  dich ehrt. Allmächtiger, ewiger Gott, du hast uns zur
115  Erkenntnis deines lieben Sohnes kommen lassen; weil aber der
116  Satan auf allen Seiten wider uns ficht und von solcher Erkenntnis
117  uns abzubringen sucht, so bitten wir dich, du wollest durch deinen
118  Heiligen Geist uns regieren und führen, daß wir bis an unser
119  Ende fest bleiben und selig werden. O Herr, es gibt nichts,
120  das so schwach ist wie wir. Selbst dann, wenn du uns deine Hand
121  reichst, ficht uns so große Schwachheit an, daß unzählige
122  Fehltritte drohen, wenn du nicht hilfst. Laß deine unbesiegte
123  Kraft uns tragen, damit wir den Lauf deiner heiligen Berufung
124  fortsetzen und tapfer und beharrlich gegen alle Versuchungen
125  streiten, bis wir endlich im Himmel die Frucht unsres Sieges
126  erlangen. Lehre uns, lieber Herr: dir zu dienen, wie du es
127  verdienst; zu geben und die Kosten nicht zu scheuen; uns zu
128  mühen und nicht nach Ruhe zu fragen; zu kämpfen und der Wunden
129  nicht zu achten; zu arbeiten und keinen Lohn zu begehren als nur
130  den, daß wir gewiß seien, deinen Willen zu tun. Schenke
131  uns, o Herr, deinen Heiligen Geist, Schutz und Schirm vor
132  allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten. Laß unsre
133  Augen auf dich sehen und die Zeit deiner Heimsuchung nicht
134  versäumen. Gib uns Ruhe in der Unruhe des Tages, damit wir
135  dich allezeit im Gebet finden und in Deiner Gemeinschaft bleiben.
136  Was wir anfangen, das segne. Wenn wir beten, so erhöre uns.
137  Über allem gib uns deinen Frieden, o Jesu. Herr, der du
138  der Beistand der Versuchten bist, zeige uns die verborgenen
139  Versuchungen. Der du alle Versuchungen für uns durchlitten hast,
140  führe uns nicht in Versuchung. Der du in allen Versuchungen
141  gesiegt hast, bewahre uns in der Versuchung. Dienstagabend
142  Herr, mein Gott, du Hirte und Hüter deines Volkes,
143  der nicht schläft noch schlummert. Gib mir nun, da der Tag
144  vergangen ist, Ruhe für Leib und Seele. Bewahre mich vor aller
145  dunklen und bösen Lust. Laß mich ruhen und schlafen im Frieden,
146  geborgen in deiner Gnade, und erwecke mich in der Morgensonne,
147  gestärkt im Glauben zu neuer Liebe. Mein Herr und Gott,
148  vertilge und reiße aus meiner Seele, was der böse Feind darin
149  gepflanzt hat, und dann säe in mein Herz Erkenntnis und gute
150  Werke. Hilf, daß ich dir allein diene mit Werk und Willen,
151  daß ich deine Gebote verstehe und dich selbst suche. Gib mir
152  Dankbarkeit, Liebe, Zucht, Glauben, gib mir alles, was
153  meiner Seele dienlich ist. Schaffe in mir das Gute und verleihe
154  mir, was ich bedarf: du weißt es wohl, der du lebst und regierst
155  in Ewigkeit. Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit.
156  Nimm mein Gedächtnis, meinen Verstand, meinen ganzen Willen.
157  Was ich habe und besitze, hast du mir geschenkt - ich stelle es
158  dir wieder ganz und gar zur Verfügung, lenke es nach deinem
159  Willen. Nur deine Liebe schenke mir in Gnaden, so bin ich reich
160  genug und suche nichts mehr weiter. O mein Gott, laß mich
161  nie vergessen, daß die Augenblicke des Trostes hienieden nur eine
162  Erholung, nicht ein dauernder Zustand sind. Verleihe mir, Herr,
163  wenigstens von Zeit zu Zeit diese Tröstungen. Gieße über
164  mich aus die Süße deiner Gegenwart, damit ich nicht auf dem Weg
165  erlahme. Sonst finde ich bei meiner großen Schwäche deinen
166  Dienst zu eintönig und langweilig und lasse ab von Gebeten und
167  Betrachtungen, vernachlässige in der Dürre meines Geistes die
168  tägliche Arbeit. Schenke mir die Hilfe deiner göttlichen
169  Tröstungen, aber laß mich nicht in ihnen erlahmen, sondern sie
170  gebrauchen, wozu du sie geschenkt hast. Wenn du aber deine
171  Tröstungen von mir nimmst, so gib, daß es mich nicht zu hart
172  treffe und entmutige, sondern meinen Sinn nur noch mehr den Himmel
173  richte. Dein ist der Tag, o Herr, und dein die Nacht:
174  Verleih uns, daß die Sonne der Gerechtigkeit in unsern Herzen
175  bleibe und das Dunkel böser Gedanken vertreibe. Lieber Herr
176  Gott, was wir haben und brauchen, ist alles dein. Wir habens
177  nicht gemacht, wir habens nicht von uns noch aus uns selbst,
178  sondern du hasts uns gegeben, es ist dein Geschenk und Gabe. Vor
179  allem aber ist das dein eigen Werk und deine Barmherzigkeit, daß
180  wir dem Teufel entlaufen, von Sünden frei und ledig geworden sind.
181  Darum gebührt dir allein die Ehre und nicht uns. O ewige
182  Liebe, dir sei es geklagt, daß wir unter Weltleuten mitlaufen,
183  weil wir uns fürchten, dein Eigentum zu werden. Wir wollen immer
184  so bleiben wie wir sind, dich weder lieben noch verachten. Ach
185  rühre uns doch durch allerlei Schickungen, durch Wohltaten und
186  Zuchtruten, damit wir beizeiten erkennen, wie gut es ist, bei dir
187  zu sein: dein Eigentum in Ewigkeit. Mittwoch.
188  NÄCSTER - WELT - LIEBE - FRIEDEN.
189  Mittwochmorgen. Herr, ich bitte dich, daß du mich
190  heute behütest vor aller sündigen Härte gegen meine Mitmenschen.
191  Barmherziger Gott, vergib ihnen all ihre Schuld und Missetat.
192  Und mir selbst gib einen aufrichtigen, reinen, bescheidenen Sinn,
193  daß ich dich immer vor Augen habe und dein Wille inmitten meines
194  Herzens bleibe. Ich danke dir, du allmächtiger Schöpfer,
195  daß ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das
196  erkennet meine Seele wohl. Erhalte auch in mir die Ordnung, die
197  du heilig geschaffen und gib mir in einem gesunden Leib eine
198  geheiligte und dir gefällige Seele. Laß mich alle Kräfte
199  Leibes und der Seele so anwenden, daß alles, was ich tue,
200  gereiche zu deiner Ehre, der du bist mein Gott, hochgelobt in
201  Ewigkeit. Heiliger Gott, mir scheint es oft, ich sei in der
202  Fremde, weit weg von dir. Ich stehe aber in deinem Eigentum;
203  auch in meinem irdischen Stand und an allem, was aus deiner
204  Schöpferhand hervorgegangen ist, finden sich die Züge deiner
205  Majestät. Ich will es nicht vergessen, daß ich nichts in die
206  Hand nehmen kann, was dir nicht gehört. Hilf mir, daß ich dein
207  Werk nicht verderbe.

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