Quelle Nummer 235

Rubrik 02 : RELIGION   Unterrubrik 02.23 : SYSTEMATISCHE

NT UND KOSMOLOGIE
ANTON VOEGTLE
DAS NEUE TESTAMENT UND DIE ZUKUNFT DES KOSMOS
PATMOS-VERLAG DUESSELDORF 1970, S. 11-


001  KAPITEL DIE THEMATIK UND IHRE
002  BEDEUTUNG. Schon seit langem findet die Frage nach dem
003  Anfang der Welt das lebhafte Interesse der bibelwissenschaftlichen
004  Diskussion. Ganz selbstverständlich wurden bei der Erklärung
005  der beiden alttestamentlichen Schöpfungserzählungen (Gen 2,
006  4 b-2,24; 1,1-2,4a) zugleich die
007  Erkenntnisse und hyppthetischen Möglichkeiten
008  naturwissenschaftlicher Erklärung in Anschlag gebracht. Es ist
009  uns schon längst vertraut, das, was die heutigen
010  Naturwissenschaften über die Kosmogenese, die Biogenese und
011  Antropogenese sagen, auch im Lichte der biblischen
012  Schöpfungslehre zu sehen. Demgegenüber scheint die
013  bibelwissenschaftliche Abklärung der Frage, wie die Zukunft der
014  Welt, näherhin der außermenschlichen Schöpfung in der Sicht
015  der Offenbarung zu denken ist, noch stark im Rückstand geblieben
016  zu sein. Zur Aktualität der Frage nach der kosmischen
017  Relevanz der Christusoffenbarung. Evolution und
018  Heilsgeschehen. Die Frage nach der kosmischen Relevanz der
019  Christusoffenbarung mußte zunehmend an Interesse gewinnen,
020  seitdem " Evolution " als ein dynamisches Verändern in der Zeit
021  nicht nur als ein Phänomen des Lebens (des Individuums, der
022  Rassen und Arten) und der Geschichte, sondern ebensosehr als ein
023  Phänomen des Kosmos begriffen wird; die Spannung zwischen
024  naturwissenschaftlicher und theologischer Weltauslegung hat sich im
025  Stichwort " Evolution " geradezu in exemplarischer Schärfe
026  zusammengezogen. Die Forschungsergebnisse der zuständigen
027  Naturwissenschaften lassen ja immerhin von einer " praktischen
028  Gewißheit " sprechen, " daß die ganze " Weltlinie " einen
029  ungeheuren evolutiven Prozeß " darstellt, so sehr die
030  naturwissenschaftlichen Meinungen im einzelnen noch auseinandergehen
031  mögen und auch die Frage über die Gesamtzukunft des Kosmos
032  keineswegs als definitiv beantwortet gelten kann. Läßt sich auch
033  die Christusbotschaft mit der Vorstellung eines evolutiven
034  Prozesses vereinbaren? Läßt sich das, was dem Neuen
035  Testament über das Endziel der Christusoffenbarung entnommen
036  werden kann, mit der naturwissenschaftlich zu begründenden oder
037  auch zu vermutenden Entwicklung der " Werdewelt " in Konvergenz
038  bringen oder nicht? Oder liegt die eigentlich kosmologische
039  Fragestellung etwa überhaupt nicht im Horizont der
040  neutestamentlichen Heilsbotschaft? Nur zur Kennzeichnung der
041  Problematik sei die Arbeitshypothese zitiert, die der
042  Fundamentaltheologe H. Dolch vor einigen Jahren aufstellte.
043  " Es ist wissenschaftlich nicht sicher erweisbar, daß es ganz und
044  gar unmöglich ist, daß die Botschaft von den Letzten Dingen
045  möglicherweise wahr ist. " Die Frage nach der Relation von
046  Christusoffenbarung und Kosmos ist jedenfalls mit allem Nachdruck
047  gestellt. Die Ausrichtung auf die Zukunft ist heutzutage ja
048  längst nicht mehr bloß das Anliegen einer Minorität von
049  Fachwissenschaftlern; sie gehört zur " Grundstimmung der
050  gesamten Kultur und Zivilisation ". Das gilt erst recht,
051  nachdem die Weltraumfahrt endgültig begann und einen schlechthin
052  weltgeschichtlichen Wendepunkt menschlicher Welterfahrung und
053  Weltbemächtigung darstellt. Das bestätigt nicht zuletzt auch das
054  starke Inderesse, das Teilhard de Chardins Versuch, Christus
055  als Antriebskraft und eigentliches Zentrum in den Prozeß der
056  Evolution einzureihen, gefunden hat - auch über das Christentum
057  hinaus. In der Diskussion der Teilhard'schen Konzeption hat sich
058  die neutestamentliche Exegese bislang freilich noch wenig engagiert.
059  Das liegt in erster Linie an der Denkweise und
060  Argumentationsweise Teilhards selbst. So sehr er auch durch die
061  Schrift, vor allem durch Aussagen des Kolosserbriefes
062  und Epheserbriefes zu seinem visionären Entwurf inspiriert worden
063  sein mag, kann doch nicht entfernt davon die Rede sein, daß er
064  für die Begründung seiner Hypothese eine methodisch-
065  exegetische Anstrengung beansprucht. K. Pfleger bezeichnete
066  Teilhards kosmisches Christentum wohl zu Recht als " das
067  Endresultat einer jahrzehntelangen, leidenschaftlich durchlebten
068  Denkdialektik ". Eine gewisse stimulierende Wirkung läßt sich
069  indes jetzt auch auf exegetischer Seite beobachten, wie z.B.
070  A. Feuillets Buch " Le Christ - Sagesse de Dieu "
071  und N. Kehls Untersuchung " Der Christushymnus im
072  Kolosserbrief " zeigen. Freilich hatte dieser Zentraltext der
073  kosmischen Christologie schon vorher bezeichnenderweise zwei
074  monographische Darstellungen erfahren. Extreme Positionen
075  innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft selbst. Völlig
076  abgesehen vom Evolutionsgedanken ist die Frage nach der kommischen
077  Relevanz der Christusoffenbarung sodann schon längst
078  herausgefordert durch zwei extreme Gesamtkonzeptionen, die mit
079  exegetischem Anspruch vorgetragen wurden und bis heute verteidigt
080  werden. Die betont heilsgeschichtliche Konzeption der
081  neutestamentlichen Eschatologie " Der Universalismus des
082  göttlichen Schöpfertums verlangt und verbürgt " - wie E.
083  Stauffer formuliert - " den Universalismus des göttlichen
084  Erlösertums ", " die Heimkehr des Alls ", im Sinne der
085  Versöhnung Aller, aller Menschen und aller Geister, und " die
086  Neugestaltung der Schöpfung " im Sinne eines " Neubaus der
087  körperlichen Welt "; " Gott stellt nicht den status quo ante
088  wieder her. Gott macht aber auch nicht alles anders. Er
089  zerschlägt seine Schöpfung, um sie in vollendeter Form wieder
090  aufzurichten. " Als eigentlicher Begründer der
091  heilsgeschichtlichen Konzeption, die wir hier im Auge haben, ist
092  O. Cullmann zu nennen. Er hält den Gedanken einer von
093  Anfang bis Ende fortschreitenden und - bei aller auch hier in
094  Rechnung gestellten Dialektik und Sprunghaftigkeit -
095  aufsteigenden Linie durch. Ihm zufolge geht die Bewegung der
096  Heilsgeschichte, nach dem Prinzip der Erwählung und
097  Stellvertretung, von der denkbar breitesten Basis, nämlich von
098  der Schöpfung und Menschheit aus. Von hier aus verengt sie sich
099  zunächst progressiv über das auserwählte Volk Israel und den
100  Rest bis zu dem Einen, Jesus Christus, um von diesem Zentrum
101  aus in progressiver Erweiterung den Weg zur Vielheit zu nehmen:
102  den Aposteln - der Urgemeinde - der Kirche aus Juden und
103  Heiden - der erlösten Menschheit - der erlösten Schöpfung
104  des neuen Himmels und der neuen Erde. Genau in der Mitte dieser
105  zwei Bewegungen der gesamten Heilsgeschichte stehe die Sühnetat
106  des Todes und der Auferstehung Christi. Auch in seinem neuesten
107  präzisierenden Werk " Heil als Geschichte ", in dem sich
108  Cullmann gegenüber der Kritik an seinem heilsgeschichtlichen
109  Entwicklungsprinzip nachdrücklich auf die lukanische Konzeption
110  als der legitimen Entfaltung heilsgeschichtlicher Ansätze, die
111  auf Jesus selbst zurückgehen würden, beruft, bleibt für ihn die
112  heilsgeschichtliche Schau des Neuen Testaments, die " mit der
113  Erschaffung der Welt beginnt und mit der Neuschöpfung endigt ",
114  unbestreitbar. Ob das erwartete Endgeschehen sich teilweise noch
115  im historischen Rahmen politischer Zukunftsereignisse wie der
116  Zerstörung des Tempels abspielt oder im kosmischen Rahmen, zu
117  deren Beschreibung Mythen verwendet werden " " müssen ", ist
118  nach Cullmann " ohne grundlegende Bedeutung für die
119  heilsgeschichtliche Gesamtsicht des Urchristentums, weil eben auch
120  die kosmischen Mythen historisiert und in Beziehung zur
121  Auferstehung Jesu und zum Kommen des Heiligen Geistes gesetzt
122  sind, der die ganze Schöpfung in die Neuschöpfung umwandelt
123  (Röm 8,19 ff.; 1 Kor 15,35; Apk 21,5) ".
124  Gerade die enge Verbindung der Zunkuftsmythen mit den historisch
125  kontrollierbaren Ereignissen zeige am deutlichsten, " wie
126  grundlegend der Gedanke eines sich abwickelnden Geschehens
127  innerhalb wie auch außerhalb der historischen Zeit für alle
128  biblische Heilsgeschichte ist. Ein so aufgefaßtes Heilsgeschehen
129  muß weitergehen bis ans Ende ". ImSinne dieser Konzeption hat
130  sich z. B. M. Rissi im besonderen der Apokalypse
131  angenommen. " Johannes sieht die Offenbarungsgeschichte von der
132  Schöpfung bis zur Vollendung als die Geschichte von Verheißung
133  und Erfüllung ", so daß das Heil " die ganze
134  Schöpfungswirklichkeit " umgreift. Diese These von der
135  Versöhnung aller Menschen und des Alls, von der "
136  Neuschöpfung aller Dinge ", die Rissi schon in einer
137  früheren Schrift vorgetragen hatte, versucht er in einem neuesten
138  Bändchen durch eine fortlaufende Exegese von Apk 19,11-
139  22,15 zu begründen. Die Eschatologie der
140  existentialen und personalistischen Interpretation. Als
141  gegenteiliges Extrem muß die Eschatologie der existentiellen
142  Entweltlichung gelten, wie sie, bei etwas unterschiedlicher
143  Spannweite des Begriffs des Eschatologischen, vor allem von R.
144  Bultmann und F. Gogarten inspiriert wurde. Diese
145  Interpretationsrichtung, der besonders konsequent H. Braun
146  folgt, wendet sich bekanntlich nicht nur gegen den Gedanken einer
147  fortschreitenden Linie, sondern gegen jedes objektivierende Reden
148  vom Heilsgeschehen überhaupt: Sowenig die neutestamentliche
149  Botschaft der Vergangenheit zugehörige " Heilstatsachen
150  " behaupten will, sowenig will sie für die Zukunft neue und letzte
151  Ereignisse in Aussicht stellen, wie die Auferstehung von den
152  Toten, ein Endgericht, eine Vollendung der bestehenden Welt
153  oder auch den Ersatz derselben durch ein neues Universum.
154  Gogarten wie Bultmann wehren sich entschieden gegen eine
155  Zukunftserwartung, die auf ein Ereignis in der Zeit, einen neuen
156  Geschichtsabschnitt oder auch ein zeitliches Ende wartet. Nach
157  beiden geht es der neutestamentlichen Eschatologie 'nicht um die
158  Zukunft der Welt, sondern um Gottes Zukünfigkeit und damit um
159  das neue Sichverstehen des Menschen ". Demzufolge will das
160  Kerygma nach dieser Interpretationsrichtung einzig die
161  Ermöglichung und Realisierung eines neuen Selbstverständnisses
162  des Menschen verkünden: die Haltung des Glaubens schlechthin,
163  der uns in der Welt doch dieser Welt entnimmt. Daher der bekannte
164  Satz R. Bultmanns: " Das Ende der Welt kommt jetzt oder
165  nie. " Das Ergebnis eines Vergleichs dieser beiden extremen
166  Positionen liegt auf der Hand. Für eine systematisierende
167  heilsgeschichtliche Betrachtungsweise der genannten Art ist die
168  reale, effektive Auswirkung der Endoffenbarung auf das gesamte
169  bestehende Universum ein geradezu selbstverständliches, weil
170  prinzipielles Postulat der Heilsgeschichte - der Heilsgeschichte
171  " im weiteren Sinne ", wie O. Cullmann formuliert. Für
172  die zweite Konzeption der Eschatologie werden die Auferweckung
173  Jesu zu einer gottgleichen messianischen Machtstellung, damit die
174  gegenwärtige universale Herrschaft des Erhöhten, überhaupt eine
175  Zuordnung desselben zum Kosmos als im Glauben zu bejahende
176  Realitäten hinfällig. Aufgrund des hermeneutischen Prinzips der
177  konsequenten existentialen Interpretation entfällt sowohl von der
178  Gottesreichbotschaft Jesu als vom Osterglauben her jeder Gedanke
179  an ein noch ausstehendes Heilsgeschehen, das den Kosmos, ja auch
180  nur die Menschheit, die Existenzweise gestorbener und noch
181  lebender Menschen oder doch der Christen, realiter tangieren
182  könnte. Durch diese beiden Grundsatzentscheidungen, von denen
183  sich weder die eine noch die andere als Ausgangspunkt unseres
184  eigenen Bemühens empfiehlt, ist die Frage nach der kosmischen
185  Relevanz der Christusoffenbarung auf dem Feld der
186  neutestamentlichen Exegese selbst jedenfalls sehr nachdrücklich
187  gestellt. Verschieden begründete Anstöße zur Frage
188  nach der kosmischen Dimension des Christusgeschehens. Wie die
189  herkömmliche katholische Exegese, lassen auch evangelischerseits
190  konservative, vor allem ausgesprochen biblizistische Ausleger das
191  Neue Testament das Universum in sehr realistischem Sinne in das
192  Endgeschehen einbeziehen. Beachtlicher ist jedoch, daß die
193  Frage nach der kosmischen Perspektive des Christusgeschehens in
194  den letzten Jahren auch im protestantischen Bereich von
195  verschiedenen Gesichtspunkten her neu aufgenommen wurde. Im
196  eigentlich exegetischen Bereich löste nicht nur die extrem
197  heilsgeschichtliche Konzeption O. Cullmanns, sondern auch das
198  sehr prinzipielle hermeneutische Programm R. Bultmann kritische
199  Fragestellungen aus. E. Käsemann erblickt in der Apokalyptik
200  " die Mutter der christlichen Theologie " und verteidigt mit
201  seinen Schülern die " kosmische " Weite des paulinischen
202  Begriffs der Rechtfertigung. Man bemüht sich um die
203  Überwindung des individualistischen Erlösungsverständnisses.
204  Im Blick auf den missionarischen Dialog mit dem ganzheitlichen
205  Denken der asiatischen Geisteswelt, in der sich der Mensch durch
206  die Einordnung in die Gesamtheit des Universums geborgen fühlt,
207  wurde durch J. A. Sittler die Forderung der Entwicklung
208  einer " kosmischen Christologie " bei der höchst repräsentativen
209  Gelegenheit der dritten Vollversammlung des Ökumenischen Rates
210  der Kirchen in Neu-Delhi (1961) erhoben. Nach Sittler
211  läßt sich " in keinem verständlichen Sinn des Wortes behaupten,
212  Gottes Erdengeschöpf werde " erlöst ", wenn man dabei
213  absieht von einer Lehre vom Kosmos, der sein Lebensbereich ist,
214  sein endgültiger Ort, der Schauplatz seines Eigendaseins unter
215  Gott im Zusammenleben mit seinem Nächsten und in seinem
216  Sorgeverhältnis zur Natur, seiner Schwester ". Es ist
217  nebenbei nicht uninteressant zu beobachten, welche theologischen
218  Gesichtspunkte hier und dort mit der Forderung einer kosmischen
219  Christologie verbunden werden. Zur Verteidigung des Anliegens
220  Teilhard de Chardins bezichtigen katholische Theologen gern die
221  anthropozentrische und individualistische Erlösungsauffassung des
222  Thomismus der Einseitigkeit. Sie betonen, daß daneben auch die
223  für eine allesumgreifende Seinsordnung plädierende skotistische
224  Auffassung existiere, die der Menschheit Christi, entsprechend
225  dem Hymnus Kol 1,15-20, den unbedingten Vorrang der
226  Schöpfung einräume; und diese schriftnähere skotistische
227  Auffassung würde auch im thomistischen Bereich immer mehr Boden
228  gewinnen. In vergleichbarer Weise machte der protestantische
229  Theologe J. A. Sittler die Reformation und die
230  Aufklärung für die reformatorische " Flucht aus dem Kosmos "
231  verantwortlich; der Dualismus von Natur und Gnade, der
232  schließlich zu einem Dualismus von Natur und Kirche geführt habe,
233  müsse heute jedoch durch eine " zeitgemäße, auf die Dimension
234  der neutestamentlichen Sicht erweiterte Christologie " überwunden
235  werden. Die Forderung Sittlers fand jedenfalls ein starkes,
236  nicht nur kritisches, sondern auch zustimmendes Echo. Eine
237  kosmologisch akzentuierte Christologie soll sogar die Grundlage
238  einer " ökumenischen Theologie " abgeben. Hinter der
239  anscheinend spezifischen Problematik der östlichen Kirchen und
240  ihrer ausdrücklichen Forderung nach einer universalen Bestimmung
241  des Christusgeschehens verbergen sich nach H. Bürkle latente
242  Fragen auch der anderen Kirchen: Es sei " die allen Kirchen
243  gemeinsame Frage nach einer notwendigen theologischen Zurüstung
244  für eine sich auf Weltverantwortung und Weltdeutung beziehende
245  Mission ". Dem scheinen neuere Stimmen durchaus recht zu geben,
246  wenn auch kosmologisch freilich in recht unterschiedlichem Sinn.
247  So versucht der bereits erwähnte F. Gogarten in seinem
248  jüngsten Werk seine personalistische Christologie zu weiten durch
249  den Gedanken der Weltverantwortung. Jesus habe das magisch-
250  mythische Weltverständnis abgelöst durch das " geschichtliche ";
251  er habe sich aus der Verantwortung vor der Welt gelöst und die
252  Verantwortung für die Welt vor Gott übernommen. Um dieselbe
253  Pflicht der Weltverantwortung neutestamentlich zu begründen,
254  läßt hingegen H. Wenz in kontradiktorischem Gegensatz zu F.
255  Gogarten Jesus und das Neue Testament gerade am " mythischen "
256  Weltverständnis festhalten. Das Neue Testament lehre, wie
257  Wenz vor allem in Auseinandersetzung mit R. Bultmann und H.
258  Braun betont, nicht nur eine Individualeschatologie
259  sondern auch eine Sozial *zn eschatologie und
260  Universaleschatologie, nämlich die künftige Erlösung der ganzen,
261  auch der außermenschlichen Schöpfung; es erwarte " einen
262  neuen Himmel " und eine " neue Erde ", die Verwandlung und
263  Erneuerung unserer bestehenden Welt. Denn nur aus dem
264  Bewußtsein der vollen Solidarität in Schöpfung und Erlösung
265  mit der Menschheit und dem Kosmos könne der Christ auch diesem
266  verantwortlich begegnen; nur so sei die Auseinandersetzung mit
267  " den Ideologien und Heilslehren unserer Zeit " wirksam zu führen.

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