Quelle Nummer 187
Rubrik 11 : LITERATUR Unterrubrik 11.01 : ZU
HILDESHEIMER
THOMAS KOEBNER
ENTFREMDUNG UND MELANCHOLIE. ZU HILDESHEIMERS
INTELLEKTUELLEN HELDEN.
IN: UEBER WOLFGANG HILDESHEIMER, HERAUSGEGEBEN VON
DIERK RODEWALD
SUHRKAMP VERLAG FRANKFURT 1971, S. 32-38
001 Entfremdung und Melancholie. Zu Hildesheimers
002 intellektuellen Helden. Hildesheimers Werk hat sich zu Beginn
003 der sechziger Jahre spürbar gewandelt und seitdem auf die
004 Problematik des intellektuellen Helden konzentriert. Der
005 Diskussion dieser Problematik geht die Klärung des Begriffs
006 Entfremdung und die Charakteristik der betreffenden literarischen
007 Epoche voraus. Literatur, die sich in den " außergewöhnlichen "
008 Vorkriegszeiten und Nachkriegszeiten dieses
009 Jahrhunderts mit der brüchigen oder zerstörten Realität der
010 gewohnten Weltordnung beschäftigt, bildet zugleich die
011 Entfremdung des Ich von dieser Realität ab: als Zerfall der
012 alten Wertehierarachie, Verfall der Glaubensbeziehungen,
013 Verlust bis dahin als selbstverständlich geltender Ziele und
014 Motive. Der Marx der Frühschriften hat mit dem Begriff
015 Entfremdung auch die Arbeitssituation des Geistes gekennzeichnet.
016 Er weiß die Entfremdung überall in einer arbeitsteilig
017 organisierten, kapitalistischen Gesellschaft wirksam - in einer
018 Gesellschaft, in der der arbeitende Mensch nicht in den Genuß
019 seines Produkts kommt, also die in der Arbeit geleistete
020 Entäußerung seiner selbst nicht wieder durch Konsumtion einholen
021 kann, diese Selbstverwirklichung vielmehr anderen uberlassen muß.
022 Aus diesen Gründen ist die Entfremdung des einzelnen von der
023 Welt unausweichlich; ebenso entfremdet sich die Welt ihm zum
024 bedrohlichen Widerstand, zur " Wirklichkeit ", die seinen
025 Lebensentwurf einengt. Der einzelne erfährt in der Begegnung mit
026 dieser Welt die Minderwertigkeit seines Glücksanspruchs: Er
027 sieht sich einem abstrakt-unmenschlichen System der Außenwelt
028 ausgeliefert, über das er keine Klarheit gewinnt. Fremde und
029 eigene Motive des Handels bleiben im ungewissen, die Gründe
030 alles Geschehens, das dem einzelnen " mitspielt ", werden in
031 einem aus Überlegung angenommenen Jenseits gesucht. Die
032 Hoffnung auf die Zukunft nimmt ab im Maße, in dem die
033 Vergangenheit zur leeren Zeit wird, die nicht durch persönliche
034 Erlebnisse " gefüllt " werden kann. In zumindest vier Aspekten
035 wird der Begriff Entfremdung gebraucht, die seine Übertragung
036 ins beschreibende Vokabular der Literaturwissenschaft rechtfertigt:
037 Entfremdung als geschichtsphilosophischer Begriff bezeichnet
038 einen historischen Zustand der Verderbnis. Popitz äußert über
039 den jungen Marx, es gehe diesem um die " Überwindung der "
040 Zerrissenheit ", " Sündhaftigkeit " und " Entfremdung " des
041 Menschen ", um eine Auflösung der antagonistischen Gegensätze,
042 die eine Harmonie der Welt als wünschenswert, doch entfernt
043 erscheinen lassen. Psychologisch ist dieser Zerfall in der
044 Selbstentfremdung des einzelnen gespiegelt, der keine angemessene
045 Befriedigung bei seinem Tun erwarten, sich nicht selbst
046 verwirklichen kann. Sein Verhalten wird daher stereotyp, seine
047 Ziele werden unverbindlich und beliebig. Der einzelne muß sich
048 auf die Suche nach neuen Vorbildern und Werten begeben. Der
049 sich selbst entfremdete Geist ist schon in Hegels
050 Phänomenologie des Geistes " auf der Flucht aus dem Reiche
051 der Gegenwart ". Da ihm sein Tun " nicht mehr " sinnvoll
052 scheint, er seine Entscheidungen scheinbar zufällig fällt, sucht
053 er in einer zweiten, jenseitigen Welt das Wesen und den Begriff
054 von der Erscheinungen " Flucht und Trug. " Ins Psychologische
055 gewendet, stellt sich dieses Wirklichkeitsflucht als Haltung des
056 Grübelns, des Spekulierens dar, mit der sich zunehmende
057 Untätigkeit verbindet. Die Suche nach neuen Vorbildern und
058 Werten nimmt den einzelnen so gefangen, daß er zu keiner Tat mehr
059 fähig ist. Eine Polarisierung von Geist und Tat ist die Folge.
060 Auf die Entfremdung des einzelnen von der Gesellschaft
061 verwies Marx auch, um die Illusion des bürgerlichen
062 Individualismus bloßzustellen: Die Freiheit, die diese
063 Philophie dem einzelnen einräumt, bestehe nur subjektiv. Der
064 einzelne werde von der Wirklichkeit bis in seine Isolation hinein
065 verfolgt und beherrscht. Je mehr er sich von einer
066 gesellschaftlichen Praxis distanzierte, ihre als relativ
067 durchschauten Ziele nicht weiter anstrebe, desto mehr entferne er
068 sich auch von den Positionen, in denen er allein über den Gang
069 der Dinge mit verfügen kann oder zu verfügen hoffen darf. Die
070 Erfahrung dieser Machtlosigkeit charakterisiert die
071 Intellektuellenschicht des 19.und 20.Jahrhunderts. Doch
072 gerade diese äußere Machtlosigkeit, diese
073 " Wirtschaftsenthobenheit " (Ren‚ König) ermöglicht den
074 Zweifel der " sozial freischwebenden Intelligenz " (Alfred
075 Weber) an der Wirklichkeit und ihrer Legitimation. Der
076 Entfremdung scheint sich also vornehmlich der bewußt zu werden,
077 der sie als Zurückweichen in einen Bereich verminderten sozialen
078 Zwangs jenseits der Arbeitssituation erfährt. Doch gelingt es
079 nicht, die Entfremdung aufzuheben, indem man sie sich bewußt
080 macht. Entfremdung ist nicht nur im Sektor der organisierten
081 Arbeit und Produktionsverhältnisse zu beobachten. Gerade in
082 Krisenzeiten der bürgerlichen Gesellschaft macht sie sich im
083 Sektor der Kulturobjekte und der privaten Existenz bemerkbar, die
084 nur diesen Kulturobjekten zu leben wünscht. Die entfremdete
085 Kultur kann zweierlei im künstlerisch empfänglichen Subjekt
086 hervorrufen: Es gewöhnt sich an, die Welt ausschließlich in
087 ästhetischer Perspektive zu sehen und schafft dadurch eine höchst
088 labile, stets zum Zerfallen neigende " ästhetische Kultur ".
089 Dieses Verhalten haben Georg Simmel, Karl Mannheim oder
090 Walter Benjamin als hypertroph, unangemessen oder asozial
091 angegriffen. Oder das Subjekt verfeinert seine Sensibilität für
092 das Altern der Formen, die durch das Auftreten neuer, noch
093 formloser Gehalte " entakualisiert " werden (Mannheim). Diese
094 Einstellung konkretisiert sich im Zweifel an der Tradition. Ins
095 Stadium ästhetischen und moralischen Normverfalls eingetreten,
096 kann der einzelne hoffen, nur durch extrem abweichendes Verhalten
097 die Entfremdung von einer Welt zu verwinden, die er als
098 funktionsuntüchtiges " Gebilde " als veralteten
099 Gebrauchsgegenstand zu sehen wünscht, als zweite, autonome
100 " Natur " zu sehen fürchtet: Bildersturm oder demonstratives
101 Verstummen ist für den Intellektuellen oder die intelligenten
102 Helden der Literatur hier die Alternative. Über die in der
103 Entfremdung aufreißende Kluft zwischen Ich und Welt
104 hinwegzuspielen bedeutet, antiquierte Darstellungsmuster zu
105 imitieren oder epochenblind das Wunschdenken an die Stelle der
106 Erfahrungen zu setzen. Der marxistische Literaturtheoretiker und
107 *bzl Literatur kritiker Ernst Fischer verteidigte die
108 Aufrichtigkeit einer Literatur der Entfremdung gegen Ideologen,
109 die sie eilfertig als Ausgeburt westlicher Dekadenz abstempeln.
110 Er räumt ein, daß dieser " Literatur der Unentschiedenheit "
111 zwar die Zuversicht auf den Ausweg fehlt, daß ihr Pessimismus
112 die Welt einem Ende entgegenstürzen sieht, doch erkennt er an,
113 daß sie unnachsichtig das Deformierte und Unmenschliche einer
114 Lebensform aufdeckt, der die Autoren vielleicht selbst noch
115 angehören, Die Aufrichtigkeit des Schreibens entspricht also der
116 Realismusforderung: " Wenn die Gleichgültigkeit, die
117 Beziehungslosigkeit, die Einsamkeit, die Langeweile für die
118 kapitalistische Welt zu etwas Typischem wurde (und sie ist es
119 geworden!), ist es ein Gebot des Realismus, dieses Typische
120 darzustellen. " Die intelligenten Helden, die die Problematik
121 der Autoren in der Literatur widerspiegeln, greift Fischer zum
122 Typus des " Nonkonformisten " zusammen. Die Schilderung der
123 Entfremdung in Form einer Icherzählung nonkonformistischer
124 Helden kennzeichnet die Epoche, in der sich Wolfgang
125 Hildeskeimer von Dramatiker der Gesellschaftssatire zum Erzähler
126 der Melancholie entwickelt. Es soll hier durch die Aufzählung
127 einiger Werke anderer Autoren nur angedeutet werden, in welcher
128 Richtung man die Gründe für dieses Epochendiktat der mittleren
129 sechziger Jahre suchen muß. 1963 veröffentlichte Heinrich Böll
130 (1917, ein Jahr nach Hildesheimer geboren) seinen Roman
131 Ansichten eines Clowns: Ein Intellektueller und Künstler
132 rechnet über das Telefon mit seiner Umwelt, seiner Väterwelt,
133 ab und bricht mit der heuchlerischen und selbstgerechten
134 Wohlstandgesellschaft. Er protestiert gegen sie und verstummt
135 zugleich, indem er sich als Clown von ihnen distanziert. Max
136 Frisch (1911 geboren) teilte mit Hildesheimer die Situation des
137 Exilierten, " Neutralen ". Beide erlebten den Faschismus des
138 Dritten Reiches und den zweiten Weltkrieg im Ausland mit, in der
139 Schweiz (Frisch) und in England (Hildesheimer). In Frischs
140 1964 erschienenem Roman Mein Name sei Gantenbein dient
141 die (vorgetäuschte) Blindheit des Helden als sinnfälliges
142 Beispiel seiner Entfremdung von der Welt. Ein Ich stellt sich
143 in diesem Roman Geschichten vor, die geschehen sein könnten.
144 Jede verläßliche Realität entschwindet hinter dem Spiel der
145 Möglichkeiten. Wie bei Böll und Frisch ergänzen sich auch in
146 Hildesheimers (1916 geboren) Tynset (1965) Bildersturm
147 und demonstratives Verstummen, Zerstörung der verfestigten
148 Wirklichkeitsvorstellung und Flucht vor der so vorgestellten
149 Wirklichkeit: Der intelligente Held resümiert in einer einsam
150 durchwachten Nacht sein Leben, von dem er Abschied nehmen will.
151 Der 1967 erschienene Efraim von Alfred Andersch (1914
152 geboren) ist fast als Nachzügler dieser Romanreihe zu betrachten:
153 Die Entfremdung von der Gesellschaft bestärkt den Erzähler
154 - einen jüdischen Interlektuellen wie in Tynset - in
155 seiner äußeren und inneren Emigration. Von 1963 bis 1967 - am
156 " Vorabend " des revolutionär gemeinten Studente
157 " Aufstand " und Intellektuellem-" Aufstands " 1968-
158 69 - publizierte die Generation der fünzigjährigen
159 deutschsprachigen Autoren lauter (vorläufig) letzte Romane. In
160 ihnen löst sich ein Icherzähler langsam von einer provozierend
161 selbstsicheren Gesellschaft und bekräftigt seine Entfremdung durch
162 die Wahl des Exils oder Asyls. Die Klage über das Fehlen
163 sinnhafter mitmenschlicher Beziehungen ist zugleich eine Klage
164 über die Sprache: Sie sei so verbraucht wie die von ihr
165 beschriebene Wirklichkeit und könne die neuen Gehalte noch nicht
166 abbilden. Die kaum verschleierte Selbstdarstellung der Autoren
167 gleicht in diesen Büchern einer Selbstreinigung. Je bewußter
168 sie sich ihrer Entfremdung zu werden scheinen, desto mehr nimmt ihr
169 Interesse ab, die entfremdete Wirklichkeit sprachlich zu
170 objektivieren. Es ist eine Literatur des letzten Versuchs - vor
171 dem " Tod " des Erzählers als Erzähler, vor dem Sprung ins
172 Wortlose. Der Trend, das Maß aktivierender Ideologie und die
173 Aussage der politischen, aktuellen Haltung die Literatur prägen
174 zu lassen, isolierte zumal in den späteren sechziger Jahren die
175 Romane der nonkonformistischen Icherzähler als spätzeitliche oder
176 verspätete Werke. Die Eigenschaften dieser Helden - Ernst
177 Fischer erwähnt ihr " spontanes Parteiergreifen ", ihren
178 Widerstand gegen Konformismus, Heuchelei und Selbstgefälligkeit
179 - wägen aber nicht ihren " totalen Ideologieverdacht " (hans
180 Mayer) auf und ersetzen ebensowenig ihre Parteilosigkeit: In
181 diesen Romanen verteidigt sich relativ hilflos die mittlere
182 Generation der verletzlichen Intelektuellen gegen die jüngere
183 Generation der radikalen Intellektuellen. Die Absage der
184 nonkorformistischen Helden an jegliches Pathos entfremdet sie nicht
185 nur bürgerlicher Etabliertheit und Selbstfeier, sondern macht sie
186 auch den revolutionär Gesinnten verdächtig. Sensibilität,
187 gefährdet und unverstanden, wirkt als Relikt einer anderen Zeit,
188 das in der Gegenwart nur verdorben werden könne. Daher sehen sich
189 diese Icherzähler zur Flucht aus der Gegenwart, zur
190 selbstgewählten Vereinzelung gezwungen - wobei unklar bleibt, ob
191 primär ihre psychische Labilität, ihre " Empfindsamkeit, "
192 oder die Einsicht in ihre Entfremdung sie im Exil Schutz suchen
193 läßt. Unverkennbar jedenfalls ist der polemische Akzent, wenn
194 die Umwelt zurückgewiesen und abgelehnt wird: Ihr Abbild
195 zeichnen Böll, Frisch oder Hildesheimer satirisch. Jedoch wird
196 diese Satire gegen den Schluß der Romane zu von der
197 grüblerischen Melancholie des intellektuellen Erzählers förmlich
198 " geschluckt ": er beschreibt dann nicht mehr die Deformation
199 der entfremdeten Welt und Gesellschaft, sondern umkreist sich
200 selbst in seiner Insellage bis zur Betäubung aller Reflexion,
201 zum " Schwindel " in der Sprache. Zwischen Satire und
202 melancholischer Grübelei unterscheidet nicht der kritische Impuls,
203 der beiden zu eigen ist, sondern die Objektwahl. Satire und
204 Melancholie gehören zusammen wie Auflehnung und Zerknirschung,
205 nach außen und nach innen gewendete Aggressivität, Gesellschafts
206 Analyse und Ich-Analyse. Während sich der
207 Satiriker an den " eingetroffenen Möglichkeiten " ärgert,
208 spielt der Melancholiker gegen sie - immer wieder vergeblich -
209 seine Einbildungskraft aus. Während der Satiriker auf die
210 verdorbene Sprache aufmerksam macht, die zu Mißverständnissen
211 zwischen den Menschen führt, ihre Solidarität und ihre
212 Selbsterkenntnis verhindert, vermittelt die Melancholiker in
213 seiner Sprache Erlebtes und Erfundenes. Während der Satiriker
214 sich von der Wirklichkeit abgestoßen fühlt, zersetzt sie der
215 Melancholiker, dem die Grenze zwischen Imagination und Erfahrung
216 verschwimmt. Dadurch gewinnt er sich scheinbar einen Freiheitsraum,
217 den die Welt noch nicht besetzt hält. Er träumt sich
218 allenfalls über die objektive Entfremdung hinweg, hebt sie aber
219 nicht auf. Schließlich kann er sich nicht mehr über den Verlust
220 seiner Identität, seiner Wirklichkeit hinwegtäuschen.
221 Desillusion, Resignation oder bare Verzweiflung signalisieren das
222 Ende seiner Erzählung: ein Ende, das einem Sterben
223 gleichkommt. Hildesheimers Werk führt in der zeitlichen Abfolge
224 Helden vor, denen die Entfremdung zunehmend mehr zum Problem wird.
225 Die Lieblosen Legenden (1952) rücken die Helden und
226 ihre Welt in so große Distanz, daß keinerlei Identifikation
227 möglich ist. Die Fabel ist satirisch, surrealistisch oder absurd
228 konzipiert und zieht sich nie den Vorwurf trevialer
229 Wirklichkeitskopie zu. In Das Ende einer Welt versinkt
230 die überalterte Welt der europäischen Kulturobjekte gleichnishaft
231 als venezianischer Palast im Meer. Diesem Untergang entkommt
232 allein der Erzähler, ohne daß weiter seine Besonderheit beachtet
233 wird. Beunruhigender wirkt das Verschwinden der " alten " Welt
234 für den Helden der Erzählung. Der Urlaub, der den
235 Angst einflößenden Abbau einer scheinbar so natürlichen
236 Umgebung, eines Dorfes, miterlebt. Die Welt " entstellt "
237 sich und verliert ihre Eigenschaft als Umwelt. Dieses
238 Signalelement einer Entfremdung von Subjekt und Objekt findet
239 sich später in den Dramen Die Verspätung (1960-61
240 geschrieben) und Nachtstück (1962) wieder: Ein
241 anfangs überfüllt wirkender, arsenalartiger Raum wird in
242 bilderstürmerischem Affekt ruiniert, ins " Zeitgenössische "
243 verwandelt - als sei damit, mit der Ruine eine zutreffende
244 Metapher der zerstörten Wirklichkeit gefunden als mit dem Bild
245 des vollgestellten " Museumsraum. " In seinen absurden
246 Spielen, in denen es dunkel wird (1968) begründet
247 Hildesheimer die Entfremdung mit gesellschaftskritischen Verweisen.
248 Keinesfalls verweigern diese drei Stücke - wie Hildesheimer
249 1960 in seiner Rede über das absurde Theater äußert -
250 jede Antwort. Sie erheben sich vielmehr satirisch spottend über
251 gesellschaftlich verbreitete Formen eitlen Selbstzelebrirens, wie
252 sie der Wohlstandsgesellschaft oder jedem Sozialgebilde
253 restaurativen Charakters eigentümlich sind. In Landschaft
254 mit Figuren degenerieren Prototypen dieser Gesellschaft, die
255 dem Leben " echter " Gefühle völlig entfremdet sind, zu
256 farcenartig agierenden Puppen, die wie in einem Spielwerk
257 mechanisch ihre Verbindung knüpfen.
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