Quelle Nummer 181

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.23 : BETRIEBSWIRTSCHAFT

HANDELSBETRIEBSLEHRE
BERND R. FALK/JAKOB WOLF
HANDELSBETRIEBSLEHRE PROGRAMMIERT
VERLAG MODERNE INDUSTRIE,
WOLFGANG DUMMER U ND CO, MUENCHEN 50, 1971
S. 170-177


001  Günstige Darbietungsmenge. Die Absatzhäufigkeit
002  eines Artikels bestimmt seine Darbietungsmenge. Die Berechnung
003  der Flächenanteile, die einem Artikel zugemessen werden, kann
004  zweckmäßigerweise nach dem Marktanteil oder Umsatzanteil des
005  betreffenden Artikels vorgenommen werden. Plazierung von
006  zusätzlichen Artikeln und Sonderangeboten. Eine besonders
007  verkaufsfördernde Form der Warendarbietung ist die
008  Zusatzdarbietung. Artikel werden nicht nur an einem
009  Stammdarbietungsplatz angeboten, sondern noch an einem oder
010  mehreren weiteren Plätzen im Verkaufsraum des SB-Ladens.
011  Daneben gibt es noch die Zusatzdarbietung in Form von einmaligen
012  Sonderangeboten. Artikel sollen zusätzlich in der Nähe
013  verkaufsschwacher Artikel an den stark frequentierten Plätzen
014  im Verkaufsraum (z. B. Kassennähe) in Schüttform
015  angeboten werden. Die Vorteile solcher Zusatzangebote sind:
016  Erinnerung an den Kunden, welche Artikel er zu kaufen
017  beabsichtigte Förderung der Impulskäufe. Ein
018  Impulskauf liegt vor, wenn der Kunde einen Artikel aus einer
019  plötzlichen Eingebung heraus, aus einem plötzlichen Impuls
020  heraus, kauft, ohne daß er diesen Kauf vorher geplant hat, und
021  ohne daß bereits ein Bedürfnis bestand. Der Impulskauf stellt
022  einen Zusatzkauf dar. Der Anteil von Impulskäufen an allen im
023  SB-Laden getätigten Käufen liegt zwischen 40 % und 60
024  %. Im Bereich der Arbeitsorganisation (operating)
025  sind im SB-Laden die folgenden Funktionen zu erfüllen:
026  Warenbeschaffung. Bei der Warenbeschaffung muß
027  sichergestellt sein, daß stets eine ausreichende Warenmenge in den
028  Regalen, Gondeln oder Kühlmöbeln präsentiert wird, so daß
029  sich der Kunde selbst bedienen kann. Fehlende Artikel in den
030  Verkaufsmöbeln bedeuten für den Handelsbetrieb Umsatzverluste,
031  da ein nicht vorhandener Artikel nicht gekauft werden kann.
032  Gleichzeitig muß jedoch auf einen hohen Lagerumschlag geachtet
033  werden, der nur erreicht wird, wenn keine zu großen
034  Lagerbestände pro Artikel gegeben sind. Lagerung.
035  Der zweite Teilbereich umfaßt die Lagerung der Waren und die
036  Vorbereitung der Artikel für den Verkauf im Laden. In der SB
037  -Praxis wird dabei häufig eine Trennung nach dem normalen
038  Lebensmittelsortiment und den Frischwarensortimenten vorgenommen.
039  Manipulation von Frischwaren. Das Frischwarensortiment,
040  daß heute im Durchschnitt in den SB-Läden mit den
041  Warengruppen Frischfleisch, Obst und Gemüse,
042  Molkereiprodukten, Tiefkühlprodukten usw. einen Anteil von 70
043  % am Gesamtumsatz erreicht, ist für die Anziehungskraft eines
044  SB-Ladens von ausschlaggebender Bedeutung. Bei der
045  Manipulation von Frischwaren ist es besonders wichtig, den
046  Arbeitsanfall dem Verkaufsrhythmus der verschiedenen Artikel im
047  Wochenablauf und Tagesablauf anzupassen.
048  Warenverkauf. Bei dem Warenverkauf im SB-Laden kommt es
049  vorrangig darauf an, die Waren verkaufsaktiv zu präsentieren, so
050  daß der Kunde möglichst zu Impulskäufen angeregt wird. Da,
051  wie wir dargestellt haben, im Selbstbedienungssystem
052  Teilfunktionen des Verkaufsvorganges auf den Kunden verlagert
053  werden, liegt im SB-Laden das Schwergewicht auf der
054  Vorbereitung des Warenverkaufs. Die Artikelplätze müssen
055  festgelegt, die Regale laufend aufgefüllt, die Artikel
056  deklariert werden usw.. Kassieren. Die
057  Kassenstelle kann im SB-Laden sehr leicht zum Engpaßfaktor
058  im Arbeitsablauf werden. Die Betriebsbereitschaft an der Kasse
059  muß um Arbeitsrhythmus auf die Zahl der Kunden in den jeweiligen
060  Verkaufsstunden abgestellt werden. Für die Kassenstelle gilt es
061  daher, den stündlichen, täglichen und wöchentlichen
062  Personaleinsatz besonders sorgfältig zu planen. Die
063  Personaleinsatzplanung der Kassiererinnen hat in der SB-
064  Praxis als Richtwert die Zahl der Kunden, die pro Kassenstelle
065  in der Stunde bewältigt werden können. Automatenabsatz
066  Der Absatz des Einzelhandels durch Automaten verwirklicht die
067  totale Selbstbedienung. Dabei kommt jedoch der Automatenabsatz
068  bis heute nur für bestimmte Warengruppen und Bedarfsarten in
069  Frage. Für den Absatz aus Automaten eignen sich insbesondere
070  beratungsfreie Waren aus den Sortimenten der Einzelhandelsbranchen,
071  die der Deckung des überwiegend täglichen Bedarfs dienen.
072  Darüber hinaus spielen für den Automatenabsatz auch
073  Zubehörwaren in technisch orientierten Einzelhandelsbranchen (z.B.
074  Foto) eine gewisse Rolle. Automatenstraßen
075  (vollautomatische Läden) haben sich bislang noch nicht in
076  nennenswertem Umfang durchgesetzt. Will ein Handelsmanager
077  Warenautomaten rentabel einsetzen, so muß er den richtigen
078  automatengeeigneten Standort wählen. Für Warenautomaten, in
079  denen vorwiegend Zigaretten und Süßwaren angeboten werden,
080  kommen insbesondere passantenorientierte Standorte in Frage.
081  Für Artikel wie Brot, Bier, Wein usw. ist weniger die
082  Passantenzahl als vielmehr die Größe der Wohnbevölkerung
083  im Einzugsgebiet von ca. 500 Metern im Umkreis für die
084  Standortwahl entscheidend. Die Rationalisierungsgemeinschaft des
085  Handels (RGH) hat mehrere automatische Großanlagen getestet
086  und bei einer Bevölkerungszahl von 4200 Bewohnern einen erzielten
087  Monatsumsatz von 2000 DM (pro Kopf der Bevölkerung im
088  Einzugsbereich = 0,43 DM) ermittelt. Der
089  Handelsunternehmer, der eine Warenautomatenanlage aufgestellt hat,
090  sollte durch eine Rentabilitätsrechnung den Erfolg des
091  von ihm investierten Kapitals kontrollieren. Die Rentabilität
092  als Verhältnis des Reingewinns zum eingesetzten Kapital
093  (Reingewinn: Kapital (math.Op.) 100) zeigt dem Handelsunternehmer an,
094  in welchem Umfang sich das im Warenautomaten gebundene Kapital
095  verzinst. Um eine solche Rentabilitätrechnung durchführen zu
096  können, muß zunächst der Reingewinn des Warenautomaten
097  ermittelt werden. Dazu müssen der Umsatz der
098  Wareneinsatz und die Kosten aufgezeichnet werden. Bei
099  der Erfassung des Umsatzes (ohne Mehrwertsteuer) ist es
100  zweckmäßig, die Artikelumsätze oder zumindest die
101  Warengruppenumsätze festzuhalten, um die unterschiedlichen
102  Spannen und Umschlagshäufigkeiten errechnen zu können. In
103  gleicher Weise sollte auch der Wareneinsatz jedes einzelnen
104  Artikels oder jeder Artikelgruppe ermittelt werden. Die
105  Gesamtkosten, die durch den Einsatz eines Warenautomaten
106  verursacht werden, sollten möglichst im Wege einer
107  Vollkostenrechnung ermittelt werden. Bei dem Automatenumsatz sind
108  folgende Kostenarten zu berücksichtigen: Abschreibungen
109  Zinsen (entweder als kalkulatorische Eigenkapitalzinsen und/
110  oder als Zinsen für das Fremdkapital) Personalkosten (z.B.
111  für die Auffüllarbeiten) Stromkosten
112  Versicherungskosten Reparaturkosten Wagniskosten (zur
113  Sicherung gegen betriebsbedingte Verluste, z. B. Beraubung
114  der Automaten). Ist der Reingewinn einer Warenautomatenanlage
115  auf diese Weise ermittelt worden, so läßt sich die
116  Rentabilitätsrechnung nach der oben dargestellten Form problemlos
117  durchführen. Fragen zum Abschnitt: Welche zwei
118  Aufgabenbereiche ergeben sich bei der Organisation eines SB-
119  Ladens? Über welche Möglichkeiten verfügt der
120  Handelsunternehmer, den Kundenstrom in seinem SB-Laden zu
121  lenken? Wann spricht man von einem Impulskauf?
122  Laufende Entscheidungen des Handelsmanagements.
123  Sortimentspolitik. In der Umbruchsperiode des Einzelhandels,
124  wo sich der Wettbewerb durch die zunehmende Angebotsfülle, durch
125  das Auftauchen neuer Betriebsformen, sowie durch die Vermischung
126  der herkömmlichen Branchen immer mehr verschärft, sollte die
127  Gestaltung Vergangenheit angehören. R. Gümbel versteht
128  unter dem Begriff des Sortiments die gedankliche Auswahl
129  von Umsatzobjekten (Handelswaren) aus dem Gesamtangebot (aller
130  produzierten Waren), die zum Zwecke der Umsatzleistung durch den
131  Handelsbetrieb auf dem Absatzmarkt angeboten werden. Auf diesem
132  gedanklichen Auswahlprozeß aufbauend besteht das Ziel der
133  Sortimentspolitik generell in der Erfolgssteigerung, z. B.
134  in Form der Umsatzbeeinflußung. Im Hinblick auf die
135  Realisierung dieses Zieles muß der Handelsbetrieb sein Sortiment
136  den Wünschen des Marktes anpassen (bedarfsorientiertes Sortiment).
137  Diesen permanenten, zeitraumbezogenen Gestaltungsprozeß
138  und Anpassungsprozeß des zeitpunktbezogenen Sortiments
139  bezeichnet man als Sortimentspolitik. Definiert man
140  Politik als das Setzen von Zielen und die Bestimmung der
141  Mittel und Wege zur Erreichung dieser Ziele, so bedingen beide
142  Merkmale die Entscheidung des Handelsbetriebsunternehmers.
143  Bestimmungsfaktor der Sortimentspolitik. Die
144  sortimentspolitischen Entscheidungen des Handelsunternehmers werden
145  durch verschiedene Einflußgrößen bestimmt. Wir unterscheiden
146  hier zwischen betriebsstrukturellen und betriebspolitischen
147  Einflußgrößen. Diejenigen Einflußgrößen, die durch eine in
148  der Regel langfristig vorgegebene Datenkonstellation gekennzeichnet
149  sind, sollen als Bestimmungsfaktoren der Betriebsstruktur
150  bezeichnet werden. Demgegenüber werden die kurzfristig
151  beeinflußbaren Merkmale als betriebspolitische
152  Bestimmungsfaktoren bezeichnet. Betriebsstrukturelle
153  Bestimmungsfaktoren:. Branche. Das
154  Sortimentsmerkmal Branche kennzeichnet den Warenkreis des
155  Handelsbetriebes. Buddeberg weist darauf hin, daß eine
156  einheitliche Determinierung der empirischen Branchenbezeichnungen
157  im Handel nicht mehr gegeben ist. Grundsätzlich kann zwischen
158  einer stofflichorientierten oder materialorientierten (z.B.
159  Glas, Papier) und einer bedarfsorientierten
160  Branchenbildung (z. B. Sportartikel, " Alles für das
161  Kind ", Do it yourself usw.) unterschieden werden. Es kann
162  festgehalten werden, daß die Branche zwar in etwa den
163  Sortimentsinhalt bestimmt, d. h., daß die Handelsbetriebe
164  einer Branche über ein repräsentatives Sortiment verfügen, daß
165  aber die detaillierte Zusammensetzung sehr unterschiedlich sein kann.
166  Betriebsformen. Die gewählte Branche bestimmt
167  weitgehend die Betriebsform eines Handelsbetriebes. Ist z.B.
168  ausschließlich Damenoberbekleidung Gegenstand des
169  Warenkreises, so ist damit grundsätzlich die Wahl der
170  Betriebsform eines Fachgeschäftes oder
171  Spezialgeschäftes vorgegeben. Die Sortimentsstruktur dieser
172  Betriebsform ist durch ein schmales und tiefes Sortiment
173  gekennzeichnet. Demgegenüber ist das Gemischtwarengeschäft durch
174  ein Sortiment charakterisiert, das sich über mehrere Warengruppen
175  erstreckt. So sind in der Regel Lebensmittel, Haushaltwaren und
176  Textilien in einem Sortiment vereinigt. Die Sortimentsstruktur
177  ist in diesem Falle durch ein besonders breites aber nicht tiefes
178  Sortiment charakterisiert. Wir sind bereits bei der Darstellung
179  der Betriebsformen des Einzelhandels ausführlich auf die
180  sortimentspolitischen Besonderheiten eingegangen. Deswegen
181  möchten wir uns darauf beschränken, abschließend auf die
182  Sortimentpolitik der Warenhäuser einzugehen. Während die
183  Sortimentsstruktur der Kaufhäuser grundsätzlich durch ein enges
184  und verhältnismaßig tiefes Sortiment gekennzeichnet ist, ist die
185  Sortimentsstruktur der Warenhäuser, insbesondere der
186  konzerngebundenen, dagegen durch ein sehr breites und zugleich
187  tiefes Sortiment charakterisiert. Das dynamische Element der
188  Sortimentspolitik dieser Betriebsform ist in der Entwicklung zur
189  Ausdehnung der horizontalen Sortimentsstruktur *bzw. der
190  Vertiefung der vertikalen Sortimentsstruktur deutlich zu erkennen.
191  Die Entwicklung zur Ausdehnung der horizontalen
192  Sortimentsstruktur, also die Vergrößerung bzw.
193  Verbreiterung der Warengruppen, beruht vor allem auf den
194  Bedarfsveränderungen der Konsumenten, hervorgerufen durch die
195  Erhöhung ihrer Einkommen. Sie wünschen eine größere Auswahl,
196  die in der Lage ist, auch ihren individuellen Bedarf zu
197  befriedigen. Die Tendenz zur Ausdehnung der horizontalen
198  Sortimentsstruktur ist empirisch durch die starke Erhöhung der
199  Artikelzahl sowie durch die Verkaufsflächenzunahmen deutlich
200  erkennbar. Durch die Spezialisierung bestimmter Warengruppen
201  wurde gleichzeitig die vertikale Sortimentsstruktur vertieft.
202  Um den differenzierten und gehobeneren Bedürfnissen der
203  Konsumenten zu entsprechen, wurde nicht nur die Anzahl der
204  Warengruppen (horizontal) vergrößert, sondern auch die
205  Vielzahl der Ausführungen der jeweiligen Artikel innerhalb einer
206  Warengruppe (vertikal). Aufgrund dieser Spezialisierung in
207  einigen Warengruppen erreichen die Warenhäuser teilweise bereits
208  eine Sortimentstiefe, die den Fachhandel auszeichnet.
209  Betriebsgröße. Die Betriebsgröße soll die Bereitschaft zum
210  Vollzug der Handelsleistung im Binnenhandelsbetrieb aufzeigen.
211  (H. Buddeberg). Die einem Handelsunternehmer zur Verfügung
212  stehende Verkaufsfläche wirkt insofern
213  sortimentsbeeinflussend, als sie den Anteil der höherwertigen
214  Artikel am Warensortiment mitbestimmt. Grundsätzlich kann gesagt
215  werden, daß mit zunehmender Verkaufsfläche der Anteil der
216  höherwertigen Artikel (z. B. Feinkost) am Warensortiment
217  relativ steigt, und der Anteil der geringswertigeren Artikel (z.B.
218  Grundnahrungsmittel) relativ sinkt. Demzufolge wirkt
219  sich die Verkaufsfläche auf die Sortimentsdimensionen Breite und
220  Tiefe aus. Auch die Lagerfläche ist bei
221  sortimentspolitischen Entscheidungen als Einflußgröße zu
222  berücksichtigen. Unter Beachtung der Lagerkapazität ist der
223  Lieferrhythmus der Lieferanten und die Möglichkeit der
224  Preisvergünstigungen bei der Abnahme größerer Einheiten -
225  beide Merkmale sind mehr marktlicher Natur -, vor allem aber die
226  Art der Waren nach ihrer Beschaffenheit (Größe, Gewicht usw.)
227  zu berücksichtigen. Standort. Der Standort des
228  Handelsbetriebes ist die räumliche Basis der Leistungserstellung
229  (H. Zopp). Da mit abnehmender Qualität des Standortes
230  tendenziell auch der Wert des Sortiments rückläufig ist, sind
231  die Standorteinflüsse auf das Sortimentsniveau zu berücksichtigen.
232  Im wesentlichen dürfte die Standortqualität durch die
233  Bedarfsstruktur (insbesondere durch die Kaufkraft) des jeweiligen
234  Absatzgebietes gekennzeichnet sein. Fragen zum Abschnitt:
235  Wodurch unterscheidet sich der Begriff des Sortiments von
236  dem der Sortimentspolitik? Worin liegt der wesentliche Grund
237  für die Ausdehnung der horizontalen bzw. Vertiefung der
238  vertikalen Sortimentsstruktur der Warenhäuser?
239  Betriebspolitische Bestimmungsfaktoren. Menschliche
240  Arbeit. Der Einfluß des personellen Bereichs auf die
241  Sortimentspolitik wird davon abhängen, ob es sich um
242  dispositivunternehmerische oder objektbezogen-ausführende
243  Arbeit handelt. Die Personalstruktur der Geschäftsleitung
244  im Einzelhandel ist, entsprechend den bestehenden
245  Größenverhältnissen, sehr oft auf die Person eines einzigen
246  Unternehmers, des Geschäftsinhabers, ausgerichtet. Merkmale
247  wie beruflicher Werdegang, Bildungsstand, Warenkenntnisse
248  und Marktkenntnisse, spezielle Kenntnisse bestimmter
249  Warenarten werden sich auf die Sortimentspolitik auswirken.
250  Während bei der Umsatztätigkeit beratungsfreier oder problemloser
251  Waren vom Verkaufspersonal nur geringswertige Fach
252  kenntnisse und Warenkenntnisse verlangt werden, erfordern die
253  sogenannten problemvollen oder Beratungswaren fachlich fundierte
254  Kenntnisse. Hieraus ergibt sich zwingend die Abstimmung der
255  fachlichen Qualifikation der menschlichen Arbeit mit dem
256  Sortimentsniveau des Handelsbetriebes. Vorhandenes
257  Kapital. Das dem Handelsunternehmer zur Verfügung stehende
258  Kapital bildet eine weitere sortimentspolitische Einflußgröße.
259  Die Höhe des Kapitalbedarfs ist vor allem vom Sortimentsumfang
260  (Zahl der Warengruppen und ihrer Artikel) und vom Umfang der
261  Qualitätsfunktion abhängig. Ergibt sich ein
262  Finanzierungsengpaß, soe wird der Handelsunternehmer eine
263  Sortimentskontraktion und/oder eine Senkung des
264  Qualitätsniveaus in Erwägung ziehen müssen. Darüber hinaus
265  führt Gümbel als weitere Möglichkeiten unter anderem die
266  Einführung eines Agentursortimentes und den Verzicht auf Artikel
267  an, die besonders hohe Investionen erfordern (z. B.
268  Tiefkühltruhen für Tiefkühlkost im Lebensmitteleinzelhandel).
269  Sachliche Betriebsmittel. Die Sortimentsgestaltung
270  kann letztlich auch von der Nutzung der betrieblichen
271  Sachgegenstände beeinflußt werden. Den Geschäftsgebäuden
272  kommt insbesondere im Einzelhandel eine spezielle Bedeutung zu
273  (Standort, Raumqualität). Aber auch die Geschäftseinrichtung
274  und die Fülle der technischen Hilfsmittel können sich
275  hinsichtlich Qualität und Qantität als Einflußgröße für
276  sortimentspolitische Entscheidungen erweisen.
277  Sortimentskontrolle. Im Gegensatz zum statisch orientierten
278  Begriffsinhalt des Sortiments handelt es sich bei der
279  Sortimentspolitik um einen dynamischen Gestaltungsprozeß
280  und Anpassungsprozeß. Um die sortimentspolitischen
281  Entscheidungen des Handeslsmanagers zu fundieren, ist eine
282  ständige Kontrolle des Sortiments erforderlich. Hierbei
283  berücksichtigt die Sortimentskontrolle sowohl die vertikale als
284  auch die horizontale Sortimentsdimension. Das Ziel der
285  Sortiemntskontrolle besteht in der Gewinnung in Informationen
286  über Sortimentslücken und über überalterte, d. h. nicht
287  oder nur schwierig zu verkaufende Sortimentseinheiten
288  (Warengruppen, Artikel, Sorten). Um die Fehlerquellen
289  aufzudecken, werden in der Handelspraxis insbesondere die folgenden
290  Methoden angewendet: Fehlverkaufskontrolle und
291  Nichtverkaufskontrolle. Von einem Fehlverkauf wird
292  gesprochen, wenn eine Handelsware, die normalerweise im Sortiment
293  dieses Handelsbetriebes enthalten ist, zum Zeitpunkt der
294  Nachfrage durch den Kunden nicht vorhanden ist. Demgegenüber
295  wird von einem Nichtverkauf gesprochen, wenn eine
296  Handelsware, die normalerweise vom Nachfrager in diesem Sortiment
297  vermutet wird, gar nicht im Angebot dieses Handelsbetriebes
298  enthalten ist. Zur Behebung dieser aus Fehlverkäufen
299  und Nichtverkäufen resultierenden Umsatzverluste wird das
300  Verkaufspersonal angehalten, die nachgefragten Handelswaren
301  schriftlich festzuhalten und sie an die Betriebsleitung
302  weiterzugeben. Es bleibt der Entscheidung des Handelsunternehmer
303  vorbehalten, aufgrund dieser Statistik sortimentspolitische
304  Maßnahmen vorzunehmen. Grundsätzlich dürfte hierbei die
305  Häufigkeit der Nachfrage nach den einzelnen Artikeln eine
306  ausschlaggebene Rolle spielen.

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