Quelle Nummer 174
Rubrik 13 : GESCHICHTE Unterrubrik 13.02 : HISTORISCHE
RUNENKUNDE
PROF.DR.WOLFGANG KRAUSE
RUNEN
SAMMLUNG GOESCHEN BAND 1244/1244A
WALTER DE GRUYTER U. CO, BERLIN 1970, BERLIN 30,S.40
001 Sowohl der lateinischen wie der nordetruskischen i-Form
002 entspricht die i-Rune. Nicht überzeugend ableitbar sind
003 die neun Runen für (Zeichen), g, w, n, j, (Zeichen), p, (Zeichen) (ng) und d.
004 Die (Zeichen)-Rune hat man meist aus lateinisch D erklärt. J.
005 Whatmough (The Prae-Italic Dialects of Italy, BD. 2
006 [1933 ]S. 33.) wollte einem mehrfach in den rätischen
007 Inschriften von Marg‚ begegnenden Zeichen von der Form eines
008 Stabes mit zwei bis vier Buckeln den Lautwert (Zeichen) zulegen und eben
009 davon die Rune ableiten. Die g-Rune könnte allenfalls dem
010 formgleichen gallischen Zeichen mit dem Lautwert ch entlehnt sein.
011 Die Eiben-Rune könnte einfach eine Modifizierung der Eis
012 -Rune sein. Die n-Rune ist allenfalls durch Vereinfachung
013 des lateinischen N zu erklären. Die d-Rune gleicht formal
014 einem offenbar nordetruskischen Zeichen in dem sonst lateinisch
015 geschriebenen ersten Teil der Bilingue von Sondrio, das als s
016 5 umschrieben wird. In dem zweiten, nordetruskischen Teil der
017 gleichen Inschrift wird dieses Zeichen anscheinend nur durch fünf
018 Punkte charakterisiert. Die j-Rune (in der ältesten
019 Gestalt aus zwei ineinander greifenden Halbkreisen bestehend) wird
020 oft aus aus lateinisch G abgeleitet; über eine andere
021 Erklärungsmöglichkeit - ebenso für die Ing Rune - s.u.
022 27. Völlig unklar bleibt die Herleitung der Runen für
023 w und p. Aus dieser Übersicht geht hervor, daß die
024 nordetruskischen Alphabete, wenn auch keineswegs für alle Fälle,
025 die formal größte Ähnlichkeit mit den Runen haben. 26.
026 Abgesehen von der Übereinstimmung einer Reihe einzelner Runen
027 mit nordetruskischen Buchstaben gibt es noch zwei mehr allgemeine
028 Erscheinungen, die Runen und nordetruskischen Buchstaben
029 gemeinsam sind: Wie oben 4 bermerkt, ist in den älteren
030 Runeninschriften die Schriftrichtung beliebig, nämlich entweder
031 rechtsläufig oder linksläufig oder in Pflugwenderichtung. Die
032 gleiche Freiheit besteht in den Inschriften in den nordetruskischen
033 Alphabeten, während in dem für die Entstehung der Runen
034 anzunehmenden Zeitraum sowohl die griechische wie die lateinische
035 Schrift, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nur rechtsläufig
036 ist. Sodann wurden bereits zur Zeit der altesten Runendenkmäler
037 Worttrenner verwendet (vgl. 5), die zumeist aus zwei bis
038 drei übereinandergesetzten Punkten oder kleinen senkrechten
039 Strichen bestehen. Auch diese Eigentümlichkeit tritt wiederum in
040 den nordetruskischen Inschriften auf, während die lateinische
041 Schrift zu jener Zeit Worttrenner in Form von mehreren Punkten
042 nicht kennt. 27. Der Vergleich der einzelnen Runen mit
043 entsprechenden nordetruskischen Buchstaben ergab, daß bei weitem
044 nicht alle Runenformen aus der nordetruskischen, mit lateinischen
045 Buchstaben durchsetzten Schrift erklärt werden können (25, 5).
046 Selbstverständlich bleibt in solchen Fällen die Annahme
047 offen, daß der Schöpfer der Runenschrift seine Runenreihe nicht
048 sklavisch einem bestimmten Musteralphabet entnahm, sondern mehr
049 oder weniger die eigene Phantasie zur Bildung neuer Zeichen
050 schweifen ließ, eine Annahme, die besonders der dänische
051 Runologe E. Moltke (Nat. Mus. Arb. 1951, 56)
052 hervorgehoben hat. Eine solche Erklärung dieses oder jenes
053 Runenzeichens ist freilich im Grunde keine Erklärung. Man wird
054 daher doch bestrebt sein, auch bei zunächst für unableitbar
055 geltenden Runen irgendwelche Vorbilder oder wenigstens
056 Anregungsmuster aufzuspüren. Allerdings können die meisten
057 bisher vorgebrachten Versuche dieser Art kaum befriedigen, weil
058 sie formal oder inhaltlich allzu gewaltsam sind. Nun können wir
059 die Beobachtung machen, daß in den älteren Runeninschriften bis
060 in die WZ hinein die Runen gelegentlich in enger Verbindung mit
061 außerrunischen Zeichen auftreten. Es sei hier zunächst an die
062 ostgermanischen Speer blätter oder Lanzenblätter (70)
063 erinnert, die in Tauschiertechnik (Einhämmerung von
064 Silberdraht in vorgeritzte Linien) verschiedene Ornamente und
065 Sinnbilder, gelegentlich auch zusammen mit Runen von K†
066 rstad (57 und Tafel 4), in der zwei Runenzeilen von Ka $$
067 rstad (57 und Tafel 4), in der zwei Runenzeilen zwischen
068 offenbar kultisch gedachten Schiffen verschiedener Altersstufen,
069 einem Hakenkreuz mit doppelt geknickten Armen sowie vielleicht noch
070 einem nicht näher bestimmbaren Sinnzeichen eingepunzt sind. Auf
071 dem seeländischen Runenstein von Snoldelev (9.Jh.) ist
072 über der Runeninschrift ein Hakenkreuz und eine Triskele
073 (Dreiwirbel) in Form von drei sich kreuzenden Trinkhörnern
074 angebracht. Auch die Runeninschrift selbst (80) verrät
075 kultisches Milieu. Außerdem ist diese Gesamtritzung über einem
076 anscheinend lange zuvor eingemeißelten Sonnenrad angebracht. In
077 einigen Fällen schließt sich das betr. Sinnzeichen im Duktus
078 und in der Größe genau den umgebenden Runen an: So zeigen
079 einige zumeist aus abgekürzten magischen Formeln bestehende
080 Brakteat-Inschriften (53-55) mitten zwischen den
081 Runen ein im Duktus entsprechendes Hakenkreuz. Auf dem
082 alamannischen Speerblatt von Wurmlingen (Tafel 3) steht vor der
083 Runeninschrift Idorih (Mannesname) ein stimmgabelartiges
084 Zeichen, das im Duktus genau wie die folgenden Runen aussieht,
085 jedoch zweifellos keine Rune, sondern ein uns unbekanntes Sinnbild
086 ist. Ähnliche Verhältnisse zeigen sich u. a. auf dem Sax
087 von Steindorf, auf der Steinplatte von Kylver (39) und auf
088 dem Brakteaten 2 von Seeland (55). Mehrere hölzerne
089 Pfeilschäfte aus dem Moor von Nydam (Nordschleswig) weisen
090 Ritzzeichen auf, und zwar in einem Fall eine eindeutige
091 Runenkombination, in anderen Fällen teilsrunengleiche, teils
092 eindeutig außerrunische Zeichen (50). Sinnzeichen
093 verschiedenster Art sind uns auf altgermanischem Gebiet lange vor
094 der Zeit der Runen bekannt; und so fragt es sich, ob nicht im
095 Hinblick auf diese Vergesellschaftung der wirklichen Runen mit
096 alten Sinnzeichen die Möglichkeit besteht, einige sonst
097 unerklärbare Runenformen von solchen Sinnzeichen abzuleiten. Im
098 einzelnen ist freilich nichts zu beweisen. Daher genüge hier nur
099 der Hinweis auf die Runen für j (zwei ineinandergeschobene
100 Halbkreise) und (in der ältesten Form ein kleiner Vollkreis),
101 die sich kaum aus der nordetruskischen oder lateinischen Schrift
102 erklären lassen. Die j-Rune hieß im Urnordischen * ja
103 8
104 mehrfach bezeugtes Sinnbild gleicher Form, z. B. auf einem
105 Tongefäß von Havors (Gotland, Mitte des 4.Jh. s n.
106 Chr.) das zweigeteilte Jahr versinnbildlichen. Der Gott Ing
107 (urgerm. * Ingwaz), der der betr. Rune den
108 Namen gegeben hat, ist ein alter Fruchtbarkeitsgott, so wie der
109 spätere nordische Gott Frey, der bei Kultfahrten durch das Land
110 Fruchtbarkeit von Äckern und Vieh brachte. Sein Sinnzeichen
111 könnte sehr wohl der Kreis zur Bezeichnung des ganzen Jahres sein.
112 Auf dem burgundischen Lanzenblatt von Dahmsdorf (Mark
113 Brandenburg, Mitte des 3.Jhs. s) steht unmittelbar vor
114 der Runeninschrift ran(n)ja " Anrenner " solch ein offenbar als
115 Sinnbild gedachter Kreis. Es sei aber noch einmal darauf
116 hingewiesen, daß alle derartigen Beziehungen nur unbeweisbare
117 Vermutungen sind 28. Bei welchem germanischen Stamm und wo die
118 Runenschrift geschaffen und wie sie weiter zu den anderen
119 germanischen Stämmen gedrungen ist, bleibt unklar, zumal deswegen,
120 weil wir über den Ursprung der Runen nichts Sicheres wissen
121 (vgl. 22). Rechnen wir mit der Schöpfung der Runenschrift
122 in nachmals dänischem Gebiet (23), so könnte die Kunde von
123 der lateinischen Schrift durch einzelne Personen, die mit der
124 Lateinschrift vertraut waren, nach dem Norden gelangt sein.
125 Schließen wir uns dagegen der nordetruskischen These an, so
126 müssen wir wohl mit der Schöpfung der Runen bei irgendeinem
127 südgermanischen Stamm oder einzelnen von diesem abgesplitterten
128 Teilen rechnen. Lange Zeit hat man an die Kimbern nach der
129 Schlacht bei Vercellae nördlich am oberen Po (101 v. Chr.)
130 gedacht; aber die äußere und innere Lage dieses Stammes nach
131 der vernichtenden Niederlage durch C. Marius scheint nicht
132 geeignet für eine geistige Schöpfung wie die der Runen. Eher
133 könnte man an die Markomannen denken, die zu Cäsars Zeit als
134 Nachbarn der keltischen Helvetier am Oberrhein saßen. Die
135 gewaltige Ausdehnung des Markomannenreiches zur Zeit Marbods im 1.
136 Jh. n Chr. ließe es verstehen, daß die Runen sich
137 von diesem Großreich aus auf mehreren Wegen bis ins Gotenreich
138 (Verwendung einiger Runen in der gotischen Schrift Ulfilas) und
139 bis in den Norden Germaniens durchsetzten. Im einzelnen sind
140 diese Wege freilich nicht mit Sicherheit festzustellen; aber
141 einer dieser Wege wird wahrscheinlich über Mähren, Schlesien
142 und Polen bis zu den germanischen Ostseevölkern geführt haben.
143 Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, daß uns die Runenschrift
144 bei ihrem ersten Auftreten überall bereits in einer ziemlich
145 gefestigten Gestalt entgegentritt. Die Annahme einer Schöpfung
146 der Runen bei den Markomannen würde zeitlich gut zu der auf
147 anderem Wege gewonnen Feststellung des Alters der Runen (21)
148 stimmen. 29. Andererseits spricht gegen die nordetruskische
149 These der Umstand, daß die ältesten Runeninschriften gerade in
150 nordgermanischem Gebiet gefunden worden sind, während
151 Runendenkmäler aus südlicheren Gegenden vor dem 5.Jh.n.
152 Chr. nicht bekannt sind. Die von Tacitus, Germ. Kap.
153 10 erwähnten, auf Holzstäbchen eingeritzten notae
154 sind kein sicheres Zeugnis für Runen, sondern können sehr wohl
155 vorrunische Sinnzeichen (27) gewesen sein. Man darf auch
156 nicht als Grund für das Fehlen alter südgermanischer
157 Runeninschriften anführen, daß Holzstücke als Träger von
158 Runen sich naturgemäß kaum über einen längeren Zeitraum hätten
159 erhalten können: dagegen spricht der Umstand, daß wir ja aus
160 dem Norden eine ganze Reihe von Runeninschriften auf Holz kennen
161 und daß uns aus dem bronzezeitlichen Bergwerksgebiet der Kelchalpe
162 bei Kitzbühel (Tirol) eine ganze Reihe von Holzstäbchen mit
163 im einzelnen noch ungedeuteten Kerbzeichen erhalten sind (R.
164 Pittioni, PBB 65, 1942, 373ff,; W. Krause, GGA
165 1943, 241ff.). Zusammenfassend läßt sich über die Herkunft
166 der Runen also sagen, daß vom kulturgeschichtlichen Standpunkt
167 aus die Entstehung oder zumindest die Beeinflussung der Runen auf
168 der Grundlage der Lateinschrift am wahrscheinlichsten ist, daß es
169 aber andererseits nicht nur eine Theorie, sondern eine erwiesene
170 Tatsache ist, daß kein südeuropäisches Alphabet in allgemeinen
171 wie in einzelnen Zügen eine so bedeutende formale Übereinstimmung
172 mit den Runen zeigt, wie die verschiedenen Gruppen des
173 nordetruskischen Alphabets. Materielle und geistige
174 Anwendung der Runen. 30. Man darf wohl mit der Annahme
175 rechnen, daß die Runen in ältester Zeit wesentlich in Holz
176 eingeritzt wurden, weil dies die bequemste Art sowohl in bezug auf
177 das Material wie auf die technische Durchführung war. Man hat
178 auch längst darauf hingewiesen, daß sich eben daraus auch der
179 Umstand erklärt, daß in der Runenschrift weithin runde und
180 waagerechte Striche zugunsten von senkrechten und schrägen
181 Strichen vermieden werden. Daß das Anbringen von Runen auf
182 Holz zeitweilig durchaus gängig war, wird für das 6.Jh.
183 durch ein Distichon in einem Brief des Venantius Fortunatus,
184 Bischof von Poitiers, bewiesen, in dem er einem Freunde rät:
185 " Schreib die barbarische Rune getrost auf eschene Tafeln: was
186 der Papyrus vermag, tut der geglättete Zweig! " Von der
187 Wikingerzeit an bis ins späte Mittelalter war es sehr beliebt,
188 Runen zu Mitteilungen oder eigenen Vermerken in einen geschnitzten
189 Holzstab zu ritzen. Im Orginal sind uns solche r£
190 nakefli erst aus sehr später Zeit bekannt (vgl. 111).
191 Neben Holz war Knochen ein beliebtes Material für das Ritzen
192 von Runen, und zwar sowohl unbearbeitete Knochenstücke wie auch
193 künstlich geformte Gegenstände, z. B. Kämme,
194 Schrapmesser, Eliquienschreine, Amulette u. a. m.
195 Ferner finden sich bereits in der ältesten Runenschicht
196 Gegenstände aus Metall (Eisen, Bronze, Silber, Gold) und
197 Ton (69). Dagegen kam die Sitte, Runen auf Stein (auf
198 Felswänden, Felsplatten oder auf größeren Einzelsteinen)
199 anzubringen, anscheinend erst im 4.Jh. in Norwegen und
200 Schweden auf. Die Runen konnten in die Steinfläche entweder
201 eingemeißelt oder flach eingeklopft (gepunzt), in besonders
202 weiches Gestein, z. B. auf dem Stein von Eggja (60)
203 auch mit einem scharfen Instrument eingeritzt werden. Nach
204 Dänemark gelangte die Sitte der Gedenksteine erst zu Beginn der
205 WZ (80). In England finden sich seit Beginn des 7.Jh.
206 s einige Runeninschriften auf Grabsteinen und auf Steinkreuzen
207 (76). Auf nachmalig deutschem Boden gibt es nur einen, und
208 zwar in bezug auf die Echtheit zweifelhaften Fall von Anbringung
209 einer Runeninschrift in einer Felshöhle (Kleines Schulerloch im
210 Altmühltal). Runen auf Pergament oder Papier konnten aus
211 begreiflichen Gründen an sich schon erst spät auftreten; aber
212 selbst zu einer Zeit, als dieses Material längst bekannt und in
213 Gebrauch für Texte in lateinischer Schrift war, scheute man sich,
214 besonders in den breiten Volksschichten, Runen auf Pergament
215 oder Papier anzubringen. Von umfangreichen Texten dieser Art sei
216 hier nur der sog. Codex Runicus, enthaltend das Gesetz von
217 Schonen (gegen 1300), genannt, der aber nur eine gewissermaßen
218 spielerische Nachbildung eines in lateinischen Buchstaben
219 verfaßten Rechtstextes ist. Dazu kommt das Fragment einer -
220 ebenfalls altdänischen - Marienklage. Gelehrte Aufzeichnungen
221 der Runenreihen und der Runennamen sind uns bereits oben 15
222 begegnet. 31. Im übrigen ist noch festzustellen, daß die
223 Runeninschriften, besonders in der älteren Schicht, fast
224 durchweg nur sehr kurz sind, oft nur aus einem einzigen Worte, ja
225 manchmal sogar nur aus einer einzigen Rune bestehen. Innerhalb der
226 sog. urnordischen Inschriften gibt es nur drei, nämlich die
227 Steine von Eggja, Stentoften und Tune, die mehr als 100 Runen
228 zählen. Andererseits enthält die längste bisher bekannte
229 Runeninschrift überhaupt, die auf dem ostgötischen Stein von
230 Rök (Anfang des 9.Jh. s) gegen 770 Runen (87).
231 In keinem Fall handelt es sich bei den Runeninschriften - auch
232 der späteren Zeiten - um ausführliche, den Inhalt sachlich und
233 erschöpfend behandelnde Darstellungen etwa juristischen oder
234 geschichtlichen Inhalts, wenn sich auch gelegentlich Andeutungen
235 von juristischen oder historischen Verhaltnissen finden. 32.
236 In bezug auf den inneren Gehalt der Runenschriften hat sich im
237 Lauf der letzten Jahrzehnte ein Streit über die Frage erhoben,
238 in welchem Umfang die Runeninschriften, besonders der älteren
239 Schicht, als magisch zu betrachten sind. Auf eben den magischen
240 Charakter vieler Runeninschriften hatte insbesondere der
241 norwegische Runologe M. Olsen hingewiesen, während der
242 dänische Runologe A. Baeksted den Runeninschriften einen
243 eigentlich magischen Gehalt in weitestem Umfang absprach (vgl.
244 3). Daß die Runenzeichen selbst schon seit sehr alter Zeit
245 einfach als gewöhnliches Mittel für den geistigen Verkehr
246 zwischen Menschen galten, ist uns authentisch durch mehrere
247 Runeninschriften selbst bezeugt: So beginnt die Inschrift des
248 westgötischen Steines von Noleby (gegen 600) mit den Worten:
249 runo fahi raginaku(n)do " Eine Rune (hier in kollektivem
250 Sinn) male ich, eine von den Ratern (*TI Göttern) stammende ".
251 Die gleiche Formel, nur der Sprachentwicklung entsprechend
252 leicht verändert, findet sich in der Inschrift auf dem mit Runen
253 bildern und Kultbildern geschmückten, ebenfalls
254 westgötischen Stein von Sparlösa (86) sowie in der eddischen
255 Spruchsammlung H vam l.
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