Quelle Nummer 168

Rubrik 12 : BILDENDE   Unterrubrik 12.02 : BUECHER

MUSIK(MUSIKWISS.)
KLAUS SCHWEIZER
DIE SONATENSATZFORM IM SCHAFFEN ALBAN BERGS
INAUGURAL-DISSERTATION ZUR ERLANGUNGH DER DOKTOR-
WUERDE DER PHILOSOPHISCHEN FAKULTAET DER ALBERT-
LUDWIGS-UNIVERSITAET ZU FREIBURG IM BREISGAU,
FREIBURG 1970, S. 86-107


001  Dadurch, daß Berg das Satzpaar Sonatensatzform und Rondo
002  an den Beginn seines fächerartigen Entwicklungsverlaufs verweist,
003  wird eine Wertung dieser Formen deutlich: sie, die für den
004  Sonatenzyklus und Symphoniezyklus der Wiener Klassik in
005  seiner Gesamtheit als umschließende Ecksätze bestimmend waren,
006  rücken jetzt zusammen auf die Position objektiv-sachlicher,
007  durch die vorauswirkenden formalen Ansprüche der nachfolgenden
008  Satzcharaktete zwar bereits gewandelter, in ihrer kompositorischen
009  Idee jedoch noch stimmiger Formverläufe. Die Schwierigkeit,
010  die späteren Sätze in herkömmlicher Weise formal zu bennenen,
011  spiegelt sich in Bergs analytischen Notizen wider: beim
012  Adagio appassionato (Satz 4) wurde die Frage nach der Form
013  nur gestellt, nicht beantwortet (" Form? "). In bezug auf
014  das Largo desolato (Satz 6) vermerkte Berg ursprünglich
015  " liedförmig ", strich es jedoch wieder und zurück blieb die
016  formal unergiebige Angabe " durchwegs cantabile ". Gerade die
017  letzten Takte des abschliesenden Largo desolato machen aber
018  offenbar, daß Berg hier einen " Mangel " an äußerlich
019  ablesbarer, traditioneller Formgliederung auf scheinbar paradoxe
020  Weise mit einer Zahlenstrenge kompensiert, deren symbolisch
021  motivierte Marken zwar von Berg mit formaler oder thematischer
022  Bedeutung versehen werden, die jedoch als solche in ihrer
023  Eigenbedeutung nur unterschwellig wirksam bleibt. Nach dem letzten
024  notierten morendo-Achtel des Schlußtaktes 46 weisen
025  das Fehlen eines Schlußstrichs und die Spielanmerkung, die ein
026  eventuelles Wiederholen des Terzintervalls " bis zum völligen
027  Verlöschen " gestattet, auf die Bedeutungslosigkeit, ja das
028  Verbot einer präzis gesetzten Schlußabgrenzung des allmählich
029  verrinnenden musikalischen Verlaufs hin. Und doch wird
030  andererseits, wie die auf der Zahl 23 und ihrer Vielfachen
031  beruhenden Taktumfänge der übrigen Sätze bestätigen, mit
032  Abschluß von T. 46 eine ohne allen Zweifel im voraus
033  abgesteckte taktmäßige Ausdehnung eines Zweifachen der Zahl 23
034  exakt erfüllt. Diese Zahl, welcher Berg im privaten Bereich
035  eine so schicksalhafte Bedeutung zumaß, wird auch auf
036  kompositorischem Gebiet in einigen Werken zum symbolisch
037  verstandenen Bezugspunkt eines auf verschiedenen Ebenen
038  ausgespannten Zahlennetzes (Taktzählung, fortlaufende Zählung
039  von Notenwerten, wie z. B. Viertel, Metronomzahlen).
040  Die Wiederkehr von gewissen Vielfachen der Zahl 23 dient des
041  öfteren zur Festlegung von formalen Untergliederungen und
042  Größenverhältnissen und wird dann durch Einschnitte, wichtige
043  Themeneinsätze oder besondere klangliche Kennzeichnung
044  hervorgehoben. So wird die Mitte des Largo desolato -
045  T. 23 - zur durch Flageolettklänge markierten Spiegelachse
046  der vorangegangenen Takte, die hier in ihre rückläufige Gestalt
047  einmünden: (Abb.) Unmittelbar darauf, in T. 26, folgt
048  bekenntnishaft als Zitat das Tristanmotiv, diese Keimzelle der
049  folgenschweren harmonischen Umwälzungen vor und nach der
050  Jahrhundertwende. Es setzt ein mit dem 138.Viertel des
051  Satzganzen, gleichbedeutend mit dem Sechsfachen der Zahl 23:
052  (Abb.) Wie steht es nun, nach dieser Bemerkung zum Largo
053  desolato - Schlußglied des divergierenden
054  Entwicklungsverlaufs - mit der formalen Disposition seines
055  Eingangssatzes, des Allegretto giovale? Die
056  Bezeichnung Sonatensatz findet sich bei E. Stein und Th.W.
057  Adorno; Berg selbst gebrauchte sie nicht. Doch ist
058  auffallend, daß seine Gliederungsübersicht alle untergeordneten
059  formalen Begriffe einer traditionellen Sonatensatzform mit
060  Ausnahme der den Dfgs-Teil betreffenden anführt:
061  " Form dieses Satzes: 2teilig (?), Exposition (1-35) und
062  Reprise (36-69). Exposition: Hauptsatzidee (1-12),
063  Überleitung (13-22), Seitensatz (23-32),
064  Schlußsatz (33-35). Reprise: Hauptsatz (36-48),
065  Überleitung (49-52), Seitensatz (53-61),
066  Schlußsatz (62-69). " Offenbar legt Berg darauf,
067  daß die vorhandenen Formteile trotz des Wegfalls ihres zentralen
068  Abschnitts weiterhin den formalen Zusammenhang einer typischen,
069  wenn auch reduzierten Sonatensatzform aufrechterhalten. Auch das
070  In-Frage-Stellen einer Zweiteiligkeit deutet in diese
071  Richtung: Berg will damit möglicherweise den Eindruck eines
072  Zurücksinkens zur vereinfachten, wenn auch untergliederten und
073  variierten Wiederholungsform AA ' vermeiden. Welche
074  Gründe mögen also Berg zu dieser einschneidenden formalen
075  Reduktion, eben den Verzicht auf einen selbständigen
076  Durchführungsabschnitt bestimmt haben? Mehrere Gesichtspunkte
077  wirken in diesem Fall zusammen. Einer der möglichen
078  Beweggründe wurde bereits angedeutet: Berg möchte die
079  Gesamtentwicklung der Lyrischen Suite als eines zunehmend
080  ich-betonten Subjektivierungsvorganges mit dem gewissermaßen
081  historisch abgerückten Formverlauf einer Sonatensatzform eröffnen,
082  deren Verzicht auf Durchführungspartien - ob als
083  selbständigem Formteil oder einschubartig - die objektive
084  Haltung der Ausgangsposition noch verstärkt. Er rückt damit in
085  die Nähe einer formalen Stilisierung: die Zweiteiligkeit des
086  Sonatensatzes in seinem Frühstadium des 18.Jahrhunderts, in
087  dem der Mittelteil oft nur angedeutet bleibt, scheint durch.
088  Andrerseits läßt sich jedoch die Frage nach der Dfg des
089  Allegretto giovale mit der Behandlung desselben Problems in
090  Streichquartett op. 3 in Verbindung bringen. Das
091  dortige Verfahren, die Durchführungsarbeit über Mittelteil und
092  die in zunehmendem Maße miteinbezogene Reprise hinaus auf dem
093  Wege der Themenvariierung auch auf den darauffolgenden Satz
094  auszudehnen, findet in der Lyrischen Suite in der
095  eingeschränkten Form einer Satzverknüpfung seine Fortsetzung.
096  Berg selbst hat diesen kompositorischen Prozeß beschrieben:
097  " Verknüpfung der einzelnen Sätze geschieht - abgesehen davon,
098  daß die 12 Ton-Reihe eine solche Verknüpfung herstellt -
099  dadurch, daß jeweils 1 Bestandteil (1 Thema oder 1 Reihe, 1
100  Stück oder 1 Idee) in den folgenden Satz hinübergenommen wird
101  und der letzte wiederum auf den 1.zurückgreift. "
102  Die Verknüpfungsfelder werden dann im folgenden einzeln angeführt.
103  So wirkt ein Teil des thematischen Materials des Allegretto
104  giovale dank dessen Eingangsstellung doppelt weiter (vgl.
105  Bsp. folgende Seite): die Hauptstimme des STh (1) wird
106  im Andante amoroso (2) in gleicher Funktion als 1. Ss
107  T. 16 ff. charakterlich variiert wiederaufgenommen (neue
108  Taktart, neues Tempo, Umakzentuierung, Wiederholungen durch
109  Einschübe) und T. 24 ff. zu einer melodischen Gestalt
110  abgeändert (3), die als Grundreihe des 2.Satzes die
111  verwandtschaftlichen Beziehungen weiterträgt. Zwei Töne (fis,
112  a) sind gegenüber der Reihe von Satz 1 vertauscht (Bsp. a).
113  Außerdem greift der Schlußabschnitt des Largo desolato
114  (6) nach einer kurzen vorangegangenen, von Berg selbst erwähnten
115  Reminiszenz (1, T. 6 6. 2; T. 10 Vcl.) die
116  beiden dreiklangsgeprägten pesante-Nachsatzakte des
117  HTh in seiner Rpr-Gestalt auf (1, T. 38/39) und
118  (Abb.) konfrontiert sie einzeln und in transponierter Form mit der
119  monotonen Achtelbewegung des Tempo 1 gleich Enklaven inmitten
120  einer anderen Tempoebene (6, T. 37, 39; Bsp. b).
121  Gerade das letztere der beiden Zitate gewinnt besonders Bedeutung
122  dadurch, daß es über alle Sätze des Werkes hinweg zurückgreift
123  und in einer blitzartigen Bestandsaufnahme die Ausgangssituation
124  (giovale) mit dem Endpunkt des Entwicklungsbogen
125  (desolato) in Beziehung setzt und so - um in Bergs
126  Sprachgebrauch zu bleiben - die Schwere des vom lyrischen
127  Subjekt " erlittenen Schicksals " auf dem Wege der
128  Rückassoziation verdeutlicht. Gewiß handelt es sich hier um
129  eine sehr reduzierte, jedoch äußerst komprimierte Form von
130  Durchführung: an Stelle eines durchführenden Mittelteils und
131  durchführungsartiger Repriseneinschübe stehen nur wenige
132  Zitattakte, die allerdings im einen Fall (Satz 2)
133  metamorphosengleich weiterwirken. Als solche verknüpfenden
134  Momente sind sie, der Ausgliederung oder Dislocation
135  im grammatikalischen Sprachgebrauch vergleichbar, in
136  hervorragendem Maße geeignet, den einschneidenden
137  Reduktionsvorgang des Kopfsatzes über große Räume hinweg durch
138  eine Art thematischer Fernwirkung zu ersetzen. Früher
139  beobachtete Formungsprinzipien (vgl. Kap. 1, S. 27 ff.)
140  gelangen hier zu neuer Wirkung. Redlich deutet summarisch an,
141  daß die Zwölftonstruktur für eine " Vermeidung der
142  Sonatensatzform im ganzen Werk " verantwortlich zu machen sei.
143  Er teilt damit die oft vertretene Ansicht, daß beim Fehlen einer
144  " Gegenüberstellung polar entgegengesetzter harmonischer Zonen,
145  der Dominant-Zone und der Tonika-Zone (...) " -
146  also derjenigen tonalen Gegebenheiten, die ursprünglich die Basis
147  einer Unterscheidung fest und locker gefügter Formteile
148  ermöglichte - daß beim Fehlen dieser Gegensätzlichkeiten
149  " die Errichtung von Sonatenformen nicht wohl möglich " sei. Ein
150  Übertragen der hier vertretenen Ansicht auf den vorliegenden Fall
151  der Lyrischen Suite würde dem Wesen Bergschen Komponierens
152  zutiefst widersprechen. Berg hat sich mit den unmittelbaren
153  Vorformen zur genannten Fragestellung - entsprechend der
154  jeweiligen harmonischen Situation - schon in op. 3 und
155  im Kammerkonzert befaßt und Lösungen gefunden, die weder
156  auf einen spannungsreichen Bezug zwischen HTh und STh noch auf
157  typische Themenverarbeitungsweisen in Dfgs-Teilen verzichteten.
158  Ebenso bildet das Einbeziehen der Zwölftontechnik bei ihm nicht
159  eine schöpferische Zäsur, nach welcher der Gebrauch der
160  früheren Mittel verwehrt wäre: die Dreiheit der harmonischen
161  Bereiche (tonal, atonal, reihengebunden) war nicht aufs
162  Kammerkonzert allein beschränkt, sondern blieb für die
163  folgenden Werke in jeweils modifizierter Form überhaupt bestimmend.
164  Die persönliche Art und Weise, wie Berg die freilich mit
165  besonderen Eigenschaften ausgestattete Grundreihe des 1. Satzes
166  (vgl. S. 91, Bsp. a; " die von F. H. Klein
167  gefundene 12Tonreihe, die alle 12 Intervalle enthält " (...) " 2
168  symmetrische Hälften im Verhältnis der verminderten Quint ")
169  handhabt, erlaubt ihm, nicht nur " Wirkungen rein tonaler Art "
170  herauszustellen (HTh 1, Nachsatz, T. 5/6 bzw. 38/
171  39, vgl. S. 91, Bsp. b) und hexachordartige Skalen
172  sowie Quart-Quintreihen (vgl. Beisp. S. 98
173  abzuleiten, sondern ihm ist auch " die Setzung harmonischer Zonen
174  möglich, ohne daß dabei Wirkungen rein tonaler Art erzielt
175  werden (...) ". Dies soll wenigstens an einem Beispiel kurz
176  gestreift werden, in welchem solche harmonischen Zonen unmittelbar
177  formbildend genutzt werden. Zwischen Hs-Ende und Beginn des
178  Üb-Gedanken finden sich in Exp und Rpr formale Zäsuren,
179  welche in der Exp durch ein jähes konstrastierendes Umschlagen der
180  durch thematische sowie dynamische Steigerung hervorgehobenen ersten
181  Reihenhälfte (engführungen des HTh ab T. 7 bzw.
182  " weiße Töne ") in die zweite (" schwarze Töne ") markiert
183  wird (T. 11/12), während die entsprechende Stelle der
184  Rpr umgekehrt verfährt (T. 47/48 " schwarze Töne " *sp
185  " weiße Töne "): (Abb.) Das Tritonusverhältnis der beiden
186  Reihenhälften, das hier in komplementärer harmonischen Fläschen
187  zum Ausdruck kommt, wird als ein der Zwölftönigkeit und gerade
188  dieser Zwölftonreihe gemäßes kompositorisches Mittel verstanden,
189  das sich dort wirkungsvoll im Sinne formaler Lockerung einsetzen
190  läßt, wo die traditionelle Kompositionslehre auf den Tonika-
191  Dominant-Gegensatz zurückgriff. Analog geht Berg im Ss vor:
192  das STh der Rpr (T. 53 6.1, T. 55 Vcl.) ist
193  gegenüber dem STh der Exp (T. 23 6.2, T. 25 6.1)
194  ebenfalls im Tritonusintervall verschoben und steht damit in
195  lockerer Bindung zu ihm. Erst ab T. 28 (6.1) bzw.T.
196  58 (Vcl.) wird diese Paralletität in den Abstand einer
197  kleinen Sekunde verrückt und schließlich aufgegeben Daneben
198  macht Berg jedoch im Zuge einer Variierung des Reprisenteils,
199  die dennoch alle Entsprechungen aufrechterhalten möchte, Gebrauch
200  von einem Verfahren, dessen Ursprünge er bei Schönberg
201  nachweist: es handelt sich um die variierte Wiederkehr von
202  thematischen Gestalten, deren rhythmische Anordnung wohl talea-
203  artig beibehalten wird, nicht aber ihre Tonfolge. So stellt
204  beim Vordersatz des HTh und seinem verschiedentlichen
205  Wiedererscheinen ganz offensichtlich die rhytmische Gestalt das
206  maßgebliche thematisch festigende und zusammenhangbildende Moment
207  dar, nicht seine Melodik, welche zwischen mehreren Bezirken und
208  Transpositionen der Grundreihe selbst (a, b, d, e) sowie ihren
209  ganztönigen (c) und quart-quintförmigen Ableitungen (f)
210  wechselt: (Abb.) Auch beim Üb-Teil (T. 13 bzw. 49)
211  sind es vornehmlich die rhythmische Abfolge und nicht zuletzt der
212  charakteristische Wechsel der Spielarten: (Abb.) welche dem
213  thematischen Gedanken sein Gepräge geben und nicht die in Exp und
214  Rpr weitgehend voneinander abweichende harmonische und melodische
215  Faktur All diese genannten Mittel (harmonische
216  Kontrastflächen, Tritonustransposition, rhythmisch-
217  thematische Gestaltung) sind umso geeigneter, zusammenhangstiftend,
218  festigend und lockernd zu wirken, als die Rpr unmittelbar auf den
219  Exp-Teil folgt. Kein Dfgs-Abschnitt wählt aus dem
220  Exponierten aus, rückt es in eine neue Beleuchtung und schafft so
221  eine lockere Ausweitung, welche durch eine nachfolgende Rpr ihre
222  erneute Festigung erfahren müßte. Vielmehr sind die Verläufe
223  von Exp und Rpr einander hier so nahegerückt, daß ihre einzelnen
224  Formteile in enge Beziehung treten und ihre Nähe oder Ferne
225  zueinander als festere (Hs) oder lockere Bindung (Üb, Ss)
226  deutlich hörbar wird. Zum Abschluß soll die Frage aufgeworfen
227  werden, inwieweit zahlenmäßige, spezieller: auf der Zahl 23
228  beruhende Überlegungen im Allegretto giovale über die
229  Ebene rein privater, selbstzweckhafter Symbolbedeutung
230  hinausgreifen und an der formalen Disposition des Satzes selbst
231  teilhaben. Daß die Gesamtausdehnung von 69 Takten auf die
232  Zahl 23 als Dreifaches zurückzuführen ist, steht in Anbetracht
233  der analog ableitbaren Taktumfänge der übrigen Sätze außer
234  Zweifel (vgl. S. 87.). Es interessiert nun,
235  festzustellen, ob und auf welche Weise die " Dreigliedrigkeit "
236  der Ziffer 69 (3 (math.Op.) 23) mit der effektiven Zweigliedrigkeit des
237  formalen Ablaufs (Exp und Rpr) zur Übereinstimmung gebracht
238  worden ist. Es sei nochmals auf Bergs Angaben zur formalen
239  Untergliederung des Satzes hingewiesen: Exp: Hs T. 1
240  -12, Üb T. 13-22, Ss T. 23-32, Schls T.
241  33-35 Rpr: Hs T. 36-48, Üb T. 49-52, Ss
242  T. 53-61, Schls T. 62-69. Hier muß nun
243  auffallen, daß sich Berg zumindest bei der Planung der
244  Größenverhältnisse innerhalb der Exp von dem Zahlennetz der
245  Zahl 23 bzw. ihrer Hälfte 11 1 (math.Op.) 2 leiten ließ (vgl.
246  Übersicht folgende Seite): mit T. 23 setzt der Ss (Tempo
247  2) ein; das Exp-Ende, gleichbedeutend mit der Satzmitte
248  (T. 34 Mitte (math.Op.) 1 1 (math.Op.) 2 (math.Op.) 23) ist melodisch und klanglich
249  durch das Einsetzen der vollständigen zwölftönigen, pizz.
250  gespielten Quart-Quintenreihe gekennzeichnet; die Takte 11
251  /12 schließlich ((math.Op.) 1 (math.Op.) 2 (math.Op.) 23) werden durch den bereits
252  erwähnten harmonischen Umschlag vor Üb-Beginn (T. 13)
253  markiert (vgl. S. 94). (Abb.) Neben den solchermaßen
254  priviliegierten Punkten der taktezählenden Verlaufsebene spielen
255  wie im Satz 6 - auch solche auf der Ebene der Viertelzählung
256  mit: unmittelbar nach dem 23.Viertel (T. 7, 1.
257  Zählzeit) steigt - für die formale Gliederung jedoch nicht
258  relevant - im Vcl. eine wiederum zwölftönig-vollständige
259  und pizzikatierte Quarten-Quintenreihe auf und ab; mit dem
260  115.Viertel ((math.Op.) 5 (math.Op.) 23), T. 23, 1.Zählzeit,
261  wird die durch ganztönige Hexachorde geprägte Einklave der
262  Satzmitte eingeleitet (vgl. Beisp. unten). Es wäre nun
263  zu erwarten, daß der Rpr-Teil diese zahlenbedingte
264  Disposition weiterverfolgt, der harmonische Umschlag vor dem Üb
265  un der Ss also auf die Takte 46 bzw. 57/58 festgelegt worden
266  wären. Dies ist jedoch nicht der Fall: die erstgenannte Stelle
267  erscheint mit T. 47/48 etwas " zu spät ", der zweite
268  Einsatz mit T. 53 " zu früh ". Diese Abweichungen an und
269  für sich wären keineswegs bemerkenswert, lägen nicht die
270  zahlenmäßigen Absteckungen der Exp vor. Wenn den Ursachen
271  dieser " Verrückung " nachgegangen wird, so fällt auf, daß
272  die Rpr-Takte 40-43, die das HTh wieder aufgreifen (T.
273  42, Vla. Vcl.), eingeschoben, die Exp-Takte 18
274  -22 dagegen, welche die Üb abschließen, in die Rpr nicht
275  übernommen sind. Diese Verschiebungen könnten durch folgende
276  Überlegungen motiviert werden:

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