Quelle Nummer 151

Rubrik 07 : POLITIK   Unterrubrik 07.03 : TAGESPOLITIK

ABRUESTUNG
ERHARD FORNDRAN
PROBLEME DER INTERNATIONALEN ABRUESTUNG, DIE INTERNA
TIONALEN BEMUEHUNGEN UM ABRUESTUNG UND KOOPERATIVE
RUESTUNGSSTEUERUNG 1962-1968
"RUESTUNGSBESCHRAENKUNG UND SICHERHEIT", SCHRIFTEN
DES FORSCHUNGSINSTITUTS DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT
FUER AUSWAERTIGE POLITIK E.V. BONN, HRSG. VON H.-A.
JACOBSEN, Z.NERLICH, H. VOLLE, BAND 8
ALFRED METZNER VERLAG, FRANKFURT/M-BERLIN 19 ?
S. 174-178


001  Andere Bemühungen um die Abrüstung beziehungsweise
002  Rüstungskontrolle in der zweiten Hälfte des Jahres 1964.
003  Die chinesischen Abrüstungsvorschläge und die
004  Auseinandersetzung über die geplante NATO-Atomstreitmacht
005  In den Erklärungen, Gesprächen und Verhandlungen der
006  Großmächte, soweit sie in diesem Zeitraum die
007  Abrüstungsproblematik und Fragen der Rüstungskontrolle
008  berührten, standen die Reaktionen auf die erste Explosion einer
009  chinesischen Kernwaffe und die Nichtweiterverbreitung der
010  Kernwaffen im Vordergrund. Am 16.Oktober 1964 gab die
011  chinesische Regierung die erste erfolgreiche Erprobung einer
012  Atombombe im westlichen China bekannt. Aber schon vor diesem
013  Ereignis hatten sich die Großmächte mit den Auswirkungen des zu
014  erwartenden Versuchs beschäftigt. In einer Unterhausdebatte
015  erklärte Lord Home bereits Mitte Juni, daß es ist im Falle
016  einer chinesischen Aggression mit Kernwaffen zu einer
017  Interessengemeinschaft der Sowjetunion und der westlichen Länder
018  kommen würde. Gleichzeitig befürwortete er eine Aufnahme der
019  Volksrepublik China in die Vereinten Nationen, damit es lerne,
020  die Politik der Gewalt aufzugeben. Wenige Tage später schrieb
021  Valerian Sorin, der stellvertretende sowjetische Außenminister
022  und mehrfache Chefdelegierte der Sowjetunion bei den Genfer
023  Abrüstungsverhandlungen, in einem Aufsatz in der Moskauer
024  Zeitung " Iswestija ", der chinesische Wunsch nach Kernwaffen
025  könne nur bedeuten, daß es Ziele verfolge, die das
026  sozialistische Lager mit seiner Militärmacht nicht unterstützen
027  könne. Damit stelle sich die chinesiche Volksrepublik an die
028  Seite der aggressiven, imperialistischen Kreise. Der
029  amerikanische Außenminister Dean Rusk erklärte Ende September,
030  daß mit einer baldigen chinesischen Kernexplosion zu rechnen sei,
031  daß China damit aber noch keine Kernwaffenmacht sei, da eine
032  Explosion noch kein Besitz von Kernwaffen bedeute und da die
033  entsprechenden Trägersysteme in China noch fehlten. Im übrigen
034  hätten die Vereinigten Staaten das zu erwartende chinesische
035  Nuklearpotential bereits in ihrem militärischen Planungen
036  berücksichtigt. In der Erklärung vom 16.Oktober 1964
037  betonte die chinesische Regierung, sie habe Kernwaffen nur
038  entwickelt, um die " Fähigkeit zur nationalen Verteidigung "
039  und zum Widerstand " gegen die amerikanisch-imperialistische
040  Politik der nuklearen Erpressung und Bedrohung " zu erhalten.
041  Wäre der chinesiche Vorschlag eines internationalen Verbots der
042  Anwendung von Kernwaffen und der anschließenden Vernichtung
043  dieser Waffen befolgt worden, so hätte die chinesische Regierung
044  auf die Entwicklung und Produktion eigener Kernwaffen verzichten
045  können. Statt dessen hätten die Kernwaffenmächte aber mit dem
046  Moskauer Vertrag eines teilweisen Verbots der Kernwaffenversuche
047  versucht, ihr Atommonopol zu konsolidieren. " Mit dieser
048  Entwicklung von Kernwaffen will China das Atommonopol der
049  Atommächte brechen und diese Waffen beseitigen. " In den Augen
050  der chinesischen Regierung sei die Atombombe auch weiterhin ein
051  Papiertiger. Sie könne den Ausgang eines Krieges nicht
052  entscheiden, das täte allein das Volk. " Das Geschick Chinas
053  wird vom chinesischen Volk und das Eschick der Welt von den
054  Völkern der Welt bestimmt, nicht aber von der Kernwaffe. "
055  Anschließend erklärte die chinesische Regierung feierlich,
056  " daß China nie, zu keiner Zeit und unter keinen Umständen,
057  zuerst Kernwaffen einsetzen wird. " Die Erklärung endete mit
058  der Aufforderung, " eine Gipfelkonferenz aller Länder der Welt
059  zur Erörterung der Frage des völligen Verbots und der
060  vollständigen Vernichtung der Kernwaffen einzuberufen; als
061  erster Schritt sollte diese Gipfelkonferenz ein Übereinkommen
062  erzielen, in dem sich die Kernmächte und diejenigen Mächte, die
063  bald Kernmächte werden, verpflichten, Kernwaffen nicht zu
064  verwenden; sie sollten sich verpflichten, Kernwaffen weder gegen
065  Nichtatommächte und kernwaffenfreie Zonen noch gegeneinander zu
066  verwenden ". Diese chinesische Erklärung wurde am 17.
067  Oktober von Ministerpräsident Chou En-lai mit einem
068  Begleitschreiben allen Regierungenschefs der Welt zugeleitet.
069  Die Vereinigten Staaten betonten in ihren Stellungnahmen zu
070  chinesischen Kernexplosion und zu der Aufforderung, eine
071  Gipfelkonferenz zum Verbot der Anwendung von Kernwaffen
072  einzuberufen, zunächst nochmals, daß das in Zukunft zu
073  erwartende chinesische Potential militärisch keine einschneidende
074  Änderung der bestehenden Kräfteverhältnisse zur Folge haben
075  würde. Präsident Johnson selbst wiederholte am 16.Oktober
076  das amerikanische Garantieversprechen an alle asiatischen Staaten,
077  die eine einem chinesischen Druck oder eine Aggression ausgesetzt
078  sein würde. Er erklärte die Bereitschaft der Vereinigten
079  Staaten, ihr militärisches Potential für die Freiheit und
080  Wohlfahrt der asiatischen Staaten einzusetzen. Außenminister
081  Rusk bezeichnete am gleichen Tag in einem Interview den
082  chinesischen Aufruf zur Einberufung einer Weltkonferenz zur
083  Ächtung der Kernwaffen als ein Täuschungsmanöver. Bisher
084  hätten die Chinesen, wie aus den seit mehr als acht Jahren
085  stattfindenden Warschauer Botschaftergesprächen zwischen den
086  Vertretern der Vereinigten Staaten und Chinas hervorgehe,
087  keinerlei echtes Interesse an einer Abrüstung gezeigt. Nunmehr
088  sprächen sie von Abrüstung, um die anderen Staaten angesichts
089  ihrer Kernwaffenversuche mit radioaktivem Ausfall in der
090  Atmosphäre zu beruhigen. Eine Verminderung des
091  Rüstungswettlaufs könne nur in Angriff genommen werden, wenn das
092  kommunistische China seine Politik der Unterjochung der
093  Nachbarvölker aufgebe. In einer Rundfunk ansprache und
094  Fernsehansprache am 18.Oktober deutete Johnson dann an, daß
095  er im chinesischen Vorgehen eine Gefahr für den Weltfrieden
096  erblicke. Er betonte, daß die vier Nationen, die bisher allein
097  über Kernwaffen verfügten, bei allem Trennenden doch eine
098  nüchterne Politik betrieben hätten und auf Grund ihrer langen
099  Erfahrungen als Großmächte diese zerstörerischen Waffen nicht
100  leichtfertig einsetzen würden. Das könne man von der chinesischen
101  Regierung nicht ohne weiteres sagen. Außerdem stecke in dem
102  aufwendigen und anspruchsvollen Projekt des kommunistischen Chinas
103  die Gefahr, daß auch andere Staaten versucht sein würden, ein
104  solches Programm zu verwirklichen. Die Vereinigten Staaten
105  könnten eine solche Haltung nicht billigen, sie würden weiter
106  eine Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen anstreben und
107  gleichzeitig allen gefährdeten Staaten den Schutz der
108  amerikanischen Nuklearmacht anbieten. Dean Rusk erläuterte diese
109  Vorstellungen am gleichen Tag in einem Interview. Wenige Tage
110  später, am 23.Oktober, erklärte ein Sprecher des State
111  Department, Robert McCloskey, daß Präsident Johnson die
112  Botschaft Chou En-lais nicht schriftlich beantworten würde
113  und daß konstruktive Vorschläge Chinas zur Abrüstung durch die
114  bestehenden diplomatischen Kanäle der amerikanischen Regierung
115  nahegebracht werden könnten. Die Antworten der anderen Staaten
116  auf die Botschaft Chou En-lais waren sehr unterschiedlich.
117  Beifall für die chinesische Atomexplosion äußerten die Peking
118  nahestehenden kommunistischen Länder Nord-Viernam, Nord-
119  Korea und Albanien, Verständnis für diesen Schritt brachten
120  Rumänien, Kongo-Brazzaville und zum Teil auch Ghana auf.
121  Die meisten der Sowjetunion nahestehenden kommunistischen Staaten
122  übergingen die chinesische Explosion mit Schweigen. Alle diese
123  Staaten aber unterstützten den Vorschlag einer Konferenz zum
124  Verbot der Kernwaffen. Eine weitere Gruppe von Staaten, zu der
125  Frankreich, Norwegen, Birma und der Sudan zählten, nahmen zum
126  chinesischen Konferenzvorschlag nicht direkt Stellung. Sie
127  verwiesen auf andere Gremien, die die Fragen der Abrüstung
128  behandeln sollten. Die Regierungen Großbritanniens,
129  Jugoslawiens, Indiens und Ceylons bedauerten den chinesischen
130  Atomversuch und waren nicht bereit, den chinesischen
131  Konferenzvorschlag in dieser Form zu akzeptieren. Eine letzte
132  Gruppe schließlich antwortete gar nicht auf die chinesische Note.
133  Dazu gehörten neben den Vereinten Staaten auch die
134  Bundesrepublik Deutschland und Japan. In dem Antwortschreiben
135  des französischen Staatspräsidenten de Gaulle vom 28.Oktober
136  wurde die französische Bereitschaft zu einer tatsächlichen
137  Abrüstung, die mit der Beseitigung der nuklearen Rüstungen
138  beginnen müsse, wiederholt. Dabei müßten nicht die Bemühungen
139  um die Kernwaffen, sondern die um die Kernwaffenträger im
140  Vordergrund stehen. Gleichzeitig wurde die Bedeutung einer gut
141  funktionierenden internationalen Kontrolle solcher
142  Abrüstungsschritte unterstrichen. Abschließend wurde betont,
143  daß Frankreich jederzeit an ernsthaften Verhandlungen der
144  verantwortlichen fünf Atommächte teilnehmen würde. In der
145  indischen Antwort vom 27.November drückte der indische
146  Premierminister Lal Bahadur Shastri sein Bedauern über die
147  chinesische Kernexplosion aus und warf der Regierung der
148  Volksrepublik vor, daß sie allen Bestrebungen und Fortschritten
149  im Bereich der Abrüstung die Mitarbeit verweigert habe. Im
150  übrigen sei das chinesische Insistieren auf einer nuklearen
151  Abrüstung einseitig und unannehmbar, da die Volksrepublik über
152  die größte Armee der Welt verfüge. Eine konventionelle
153  Abrüstung sei genau so bedeutsam wie eine atomare. Schließlich
154  verwarf Shastri den chinesischen Konferenzvorschlag. Die
155  Tatsache, daß bei den Abrüstungsbemühungen sehr viele
156  Detailfragen behandelt werden müßten, würde einer Konferenz
157  aller Staaten der Welt jede Erfolgsaussicht nehmen. Nur in
158  kleineren Gremien könnten alle diese Fragen sinnvoll behandelt
159  werden. In Anbetracht der Tatsache, daß Indien ganz besonders
160  unter der Drohung chinesischer Kernwaffen werde leben müssen,
161  bemühte sich die indische Regierung darüber hinaus, die Frage
162  der Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen vor die Vereinten
163  Nationen zu bringen und für den Fall des Zustandekommens eines
164  entsprechenden Abkommens eine Garantie der Nuklearmächte für die
165  Sicherheit der kernwaffenfreien Staaten zu erlangen. Gleichzeitig
166  machte Shastri vor dem indischen Parlament deutlich, daß die
167  gegenwärtige Entscheidung, keine Kernwaffen herzustellen, nicht
168  unbedingt endgültig sei. Im Augenblick sprächen die
169  wirtschaftlichen Erwägungen gegen eine eigene indische
170  Nuklearmacht; sollte sich die internationale Lage aber so
171  entwickeln, daß der Schutz durch andere Mächte nicht mehr
172  ausreiche, so könne sich Indien gezwungen sehen, selbst
173  Kernwaffen herzustellen. In der britischen Antwort vom 23.
174  Dezember 1964 drückte Premierminister Harold Wilson zunächst
175  sein Bedauern über die chinesische Kernexplosion aus, die sowohl
176  die Atomsphäre radioaktiv verseuche, als auch dem allgemeinen
177  Wunsch nach einer Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen
178  zuwiderlaufe. Anschließend betonte Wilson, daß die nukleare
179  Abrüstung nicht ein isolierter Schritt sein könne. Parallel
180  dazu müßten auch die konventionellen Streitkräfte und Rüstungen
181  abgebaut werden. Die gesamte Abrüstung müßte in ausgewogenen,
182  keine Seite benachteiligenden Schritten erfolgen, und sie müßte
183  einer strikten internationalen Kontrolle unterworfen werden.
184  Schließlich äußerte er, daß er das Verfahren einer
185  Gipfelkonferenz aller Nationen für ungeeignet halte, da die
186  Abrüstungsbemühungen eine detaillierte Diskussion sehr
187  schwieriger Probleme verlangen würden. Eine bloße Ächtung der
188  Anwendung von Kernwaffen sei völlig ungeeignet, da damit die
189  internationale Sicherheit nicht vergrößert würde. Im Gegensatz
190  zu den Vereinigten Staaten befürwortete die britische Regierung
191  jedoch, wie aus einer Erklärung Wilsons vor dem Unterhaus
192  hervorging, eine Teilnahme der Volksreplublik China an den
193  Abrüstungsverhandlungen. Der sowjetische Ministerpräsident
194  Alexej Kossygin stimmte in seiner Antwortnote vom 28.Dezember
195  1964 sowohl dem chinesischen Verlangen nach einem Verbot der
196  Anwendung von Kernwaffen wie auch dem Vorschlag einer Einberufung
197  einer Konferenz aller Nationen zur Ausarbeitung einer solchen
198  Konvention zu. Er betonte, daß beide Anregungen mit der Linie
199  der sowjetischen Abrüstungsbemühungen übereinstimmen würden.
200  Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant,
201  äußerte sich zur chinesischen Kernexplosion in der Atomsphäre
202  vor der Presse am 21.Oktober 1964. Er bedauerte den
203  chinesischen Versuch, regte aber gleichzeitig an, die
204  Volksrepublik China zu den Abrüstungsgespächen hinzuzuziehen.
205  Neben der Arbeit der Vollversammlung der Vereinten Nationen und
206  der Genfer Achtzehnmächte-Konferenz könnte es nützlich sein,
207  wenn die fünf Nuklearmächte sich zu einem Gespräch über die
208  nukleare Abrüstung zusammenzufinden würden, das möglicherweise
209  im Laufe des Jahres 1965 stattfinden könne. Auch die chinesische
210  Regierung meldete sich noch vor Jahresende 1964 mehrmals zu Wort.
211  Am 22.November befaßte sich ein längerer Leitartikel des
212  Zentralorgans der Kommunistischen Partei Chinas, " Renmin
213  Ribao ", mit der Frage des Verbots der Kernwaffenversuche und
214  erläuterte nochmals die chinesische Auffassung. Sehr ausführlich
215  wurde dargestellt, warum nach chinesischer Auffassung der Moskauer
216  Vertrag vom August 1963, ein mögliches vollständiges Verbot
217  aller Kernwaffenversuche oder die Vernichtung aller
218  Kernwaffenträger keine geeigneten Mittel zur Sicherung des
219  Friedens darstellen würden. Alle diese Schritte würden nur das
220  Nuklearmonopol der Vereinigten Staaten, unter dem diese den
221  Nuklearkrieg vorbereiteten, verewigen und ihre Angriffsabsischten
222  nicht verhindern, da auch konventionelle Waffen oder
223  nichtmilitärische Mittel für den Transport von Kernwaffen
224  gebraucht werden könnten. Einzig sinnvoll sei die Ächtung des
225  Einsatzes von Kernwaffen. Eine solche Konvention müsse auf
226  einer Konferenz aller Staaten der Welt erarbeitet werden. Die
227  Verhandlungen im Rahmen der Genfer Konferenz oder in den
228  Vereinten Nationen könnten keinen Erfolg haben, da die Genfer
229  Verhandlungen völlig unter amerikanischem Einflus stünden und da
230  die Volksrepublik China so lange nicht den Vereinten Nationen
231  beitreten würde, wie die Vertreter der Chiang-Kai-shek
232  -Clique nicht aus diesem Gremium beseitigt seien. Ende
233  Dezember kritisierte die chinesische Regierung scharf die geplante
234  multilaterale Atomstreitmacht der NATO und protestierte
235  entschieden gegen die Stationierung amerikanischer Unterseeboote
236  mit Polaris-Raketen im westlichen Pazifik. Ein Sprecher des
237  amerikanischen Außenministeriums gab außerdem bekannt, daß die
238  chinesische Regierung auch im Rahmen der Botschaftergespräcehe in
239  Warschau im November ein Abkommen zum Verzicht auf die Anwendung
240  von Kernwaffen vorgeschlagen habe. Die Vereinigten Staaten
241  hätten dieses Ansinnen abgelehnt, da es ein rein
242  propagandistischer Schritt sei, der von der aggressiven
243  Außenpolitik Chinas und von der Tatsache, daß China an einer
244  Abrüstung desinteressiert sei, ablenken solle. Zwei andere
245  Ereignisse, die in diesen Zeitraum fielen, hatten ebenfalls
246  Auswirkungen auf die Abrüstungsverhandlungen. Am 14.Oktober
247  wurde Ministerpräsident Chruschtschow aller seiner Ämter
248  enthoben, am folgenden Tag ging die britische Labour Party bei
249  den Wahlen zum Unterhaus als Sieger hervor. Schon aus diesen
250  Ausführugen der neuen sowjetischen Führung ging hervor, daß
251  sich die generelle Linie der Außenpolitik nicht wesentlich
252  verändert werde, Am 6.November hielt der neue Erste
253  Sekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Leonid
254  Breshnjew, auf der Festsitung zum 47.Jahrestag der
255  Oktoberrevolution eine Ansprache, in der er unter anderem für
256  eine Fortsetzung der Koexistenzpolitik bei gleichzeitiger
257  Unterstützung nationaler Befreiungskriege eintrat. Zur Frage
258  der Abrüstung stellte er fest, daß die Sowjetunion auch
259  weiterhin an erster Stelle bei diesen Bemühungen stehen werde.
260  Sehr scharfe Angriffe richtete er in diesem Zusammenhang gegen die
261  Westmächte und die geplante multilaterale Atomstreitmacht.

Zum Anfang dieser Seite