Quelle Nummer 122

Rubrik 26 : MEDIZIN   Unterrubrik 26.02 : FACHWISSENSCHAFTLICH

ZAHNMEDIZIN
UTE KLAUNICK
KRITICHE BEURTEILUNG DER WIRKSAMKEIT PROPHYLAK-
TISCHER UND THERAPEUTISCHER ZAHNPASTENBESTANDTEILE
ANHAND EINER LITERATURUEBERSICHT,
INAUGURAL-DISSERTATION ZUR ERLANGUNG DER ZAHNMEDI-
ZINISCHEN DOKTORWUERDE AN DER MEDIZINISCHEN FAKUL-
TAET DER FREIEN UNIVERSITAET BERLIN, VORGELEGT VON
UTE KLAUNICK, GEB. HOFFMANN AUS HANNOVER
BERLIN 1970 , S. 41-52


001  MEDIKAMENTÖSE
002  ZAHNPASTENZUSÄTZE. Fluor. Das
003  Fluor als Therapeutischer bzw. prophylaktischer
004  Zahnpastenzusatz nimmt in der Literatur seit 1945 den breitesten
005  Raum ein. Ihm wird heute allgemein eine karieshemmende Wirkung
006  zugesprochen. Auf den Zusammenhang zwischen Karies und
007  Fluorgehalt der Zähne machte bereits 1805 MORICHINO
008  anhand von Untersuchungen an fossilen Funden aufmerksam.
009  Zahlreiche Autoren, MC QUEEN (1915), MC KAY (1921),
010  BLACK (1925) und ERAUSQUIN (1935),
011  beobachteten, daß gefleckte Zähne besonders kariesresistent sind.
012  Man erklärt diese Fleckung durch eine übermäßige Fluorzufuhr
013  in der Entwicklungsperiode des Zahnes. SCHMIDT (1967)
014  schreibt: " Es unterliegt heute keinem Zweifel mehr, daß die
015  Forschung über die Dentalfluoroseerscheinungen den schlüssigen
016  Erweis erbracht hat, daß das Fluorion die Zahnkaries mindert. "
017  Diese Erkenntnisse sind die Voraussetzung zu dem Bemühen,
018  den Fluorgehalt der Zahnhartsubstanz durch künstliche F-
019  Zufuhr zu erhöhen und so den Kariesbefall des menschlichen
020  Gebisses, besonders des Wechselgebisses zu reduzieren. Die
021  Zufuhr von Fluor ist möglich: endogen: Durch
022  Fluoridierung des Trinkwassers, der Milch, des Kochsalzes und
023  durch Einnehmen von Tabletten, von ERHARD bereits 1874 mit
024  kalziumfloridhaltigen Tabletten versucht. exogen: Hierbei
025  wird die Oberfläche der Zähne mit fluorhaltigen Lacken und
026  Lösungen vom Zahnarzt behandelt. (Touchierung oder topic
027  application) oder der tägliche Gebrauch von Zahnpasten, denen
028  Fluor zugesetzt ist, empfohlen. Die endogene Fluorzufuhr übt
029  durch die orale Applikation eine zusätzliche Wirkung aus.
030  Von diesen Möglichkeiten der Fluorzufuhr in der Periode der
031  Gebißentwicklung ist heute die Fluoridierung des Trinkwassers
032  zwar als zuverlässigste Methode anerkannt, aber nur selten
033  eingeführt. (Hinderungsgründe sind z. B. mangelnde
034  zentrale Wasserversorgung oder gesetzliche Bestimmungen). Die
035  regelmä regelmäßige Fluoridierung in Tablettenform scheitert
036  häufig an der Unzuverlässigkeit der Patienten und für die
037  Touchierung muß der Zahnarzt in größeren Abständen aufgesucht
038  werden. Bei der heute in weiten Kreisen üblichen Mundpflege
039  durch Putzen der Zähne wäre die Zufuhr von Fluor als
040  Zahnpastenzusatz eine leicht durchführbare Maßnahme der Karies
041  prophylaxe, vorausgesetzt, daß sie wirksam genug ist.
042  Exogene Kariesprophylaxe durch fluorhaltige Zahnpasten. Der
043  Versuch einer exogenen Kariesprophylaxe durch den Zusatz von
044  Fluor zur Zahnpaste wurde erstmals von SUDDUTH, 1890,
045  unternommen. Erst 1945 wird dieser Gedanke von BIBBY
046  aufgegriffen, der bei der regelmäßigen Anwendung einer
047  Fluorzahnpaste selbst bei geringer Fluorkonzentration einen
048  ähnlichen Erfolg erwartete wie bei der Fluoridierung des
049  Trinkwassers. Die Untersuchungen mit fluorhaltigen Zahnpasten
050  beschäftigten sich zunächst mit den auch bei der Touchierung
051  verwendeten Fluorverbindungen. Im Laufe der Zeit wurden weitere
052  Flourverbindugen gefunden, so daß heute als kariesporphylaktischer
053  Zusatz zu Zahn pasten folgende Fluorverbindungen bekannt sind:
054  anorganische Fluoride Fluor-Natrium-
055  Verbindungen Natriumfluored (naF)
056  Natriummonofluorphosphat ((Formel)) Fluor-Zinn-
057  Verbindungen Zinnfluorid (Formel) organische Fluoride
058  Fluor-Stickstoff-Verbindungen
059  Monoaethanolammoniumhydrofluorid (Formel) Aminflurid.
060  Wirkungsmechanismus der Fluoride. An der Wirksamkeit der
061  Fluoride als kariesprophylaktischer Substanz kann nicht mehr
062  gezweifelt werden, doch ist der Wirkungsmechanismus des Fluors bis
063  heute nicht vollständig geklärt. Nach BRAMSTEDT lassen
064  sich drei Wirkorte des Fluors vermuten: der Zahnschmelz
065  der Speichel die Plaques. Der Zahnschmelz:.
066  Die Wirkung des Fluors am Zahnschmelz bezieht sich auf
067  eine Verminderung seiner Säurelöslichkeit. F-Ionen werden
068  teilweise in das Hydroxyl-Apatitgitter anstelle der OH-
069  Ionen eingebaut, so daß ein schwerlösliches Fluorapatit entsteht.
070  MELBERG und NICHOLSON haben im Laborversuch die
071  Aufnahme von Fluor durch die äußersten Schmelzschichten bewiesen.
072  In germektomierte Zähne drang das Fluor am tiefsten ein und in
073  einer Tiefe von *ym war der Fluorgehalt am größten. Diese hohe
074  Fluoraufnahme ist auf die noch nicht abgeschlossene Minerallisation
075  der Zähne zurückzuführen. Allerdings kann nach DULCE und
076  Bramstedt dies nicht der einzige Wirkungsmechanismus des Fluors am
077  Schmelz sein, da auf diese Weise nur 3,8 %
078  (BRAMSTEDT) bzw. 1 bis 10 % (DULCE) der
079  " Apatiteinheitszellen " in Fluorapatit umgewandelt werden könnten.
080  DULCE erklärt die Herabsetzung der Säureempfindlichkeit
081  und die Schutzwirkung des Fluors damit, daß es am Schmelz:
082  die Keimbildung von Kalziumphosphat aktiviert und seine
083  Kristallisation gegenüber dem besser löslichen
084  Octakalziumphosphat, daß auch in der Zahnhartsubstanz gefunden
085  wird, begünstigt. das Größenwachstum der Apatitkristalle
086  fördert und den Einbau von (Formel) in das Apatitgitter und die
087  Adsorption von Citrat behindert. Die Umwandlung von (Formel)-
088  haltigen Apatiten durch (Formel)-Ionen-Eintritt und (Formel)-
089  Verlust in Whitlockit wird gehemmt. Der Karbonatgehalt des
090  Schmelzes wird auch von andern Autoren als Qualitätsminderung und
091  als Angriffspunkt der +-Wirkung gesehen. In letzter Zeit
092  wird vor allem durch TRAUTZ sowie BRUDEVOLD aufgrund
093  von Experimenten die Möglichkeit eines Ersatzes von (Formel)-
094  Ionen, die durch Adsorption der Oberfläche der Apatitkristalle
095  aufliegen, durch F-Ionen erörtert. Der Karbonatgehalt des
096  Apatits führt zu einer höheren Empfindlichkeit gegenüber
097  organischen Säuren, den Stoffwechselprodukten der
098  Mikroorganismen. Das Karbonat am Apatit wird durch Freisetzung
099  von (Formel) zerstört und die entstehenden Zwischenräume können durch
100  Fluorionen ausgefüllt werden. KNAPPWOST zweifelt die
101  Hypothese des Einbaues von Fluor in den Apatit unter Bildung
102  schwerlöslichen Hydroxylapatits an, da die
103  Löslichkeitsrückgänge viel zu klein sind, als daß durch sie die
104  starke kariesprophylaktische Wirkung der Fluoride erklärt werden
105  könnte. In Laborversuchen stellte BIBBY 1948 fest, daß 13
106  andere Elemente die Schmelzlöslichkeit wirksamer reduzieren als
107  Fluor. Auch MÜHLEMANN konnte beobachten, daß die
108  Löslichkeit der Schmelzoberfläche von Zähnen aus Fluorgebieten
109  nur ca. 10 % geringer ist. Zahlreiche Autoren konnten bei
110  der exogenen Fluoridierung die Bildung einer Deckschicht aus (Formel)
111  auf der Zahnoberfläche beobachten. Geroult, 1945;
112  Gray, 1958; Enchenhofer, 1960; Baud, 1966;
113  Mühlemann, 1967). Diese Deckschicht bildet bei
114  guter Haftung ein Reservoir für langsam in den Schmelz
115  diffundierende F-Ionen und ihren Einbau in die
116  Apatitkristalle. Andere Autoren sehen in dieser (Formel)-Bildung
117  die eigentliche Schutzschicht und sprechen von ihr als
118  " Impränierung " (Knappwost, 1968 oder
119  " Korrosionsschutz " des Zahnes, während Jenkins sie als
120  Barriere gegen einen Säureangriff bezeichnet. Der
121  Speichel. Im Speichel und den Plaques wirkt das Fluor auf
122  Mikroorganismen und deren Stoffwechsel sowie auf Enzyme, wobei
123  neuere Untersuchungen gezeigt haben, daß die
124  Wirkungsmöglichkeiten auf die Mikroorganismen der Mundhöhle
125  wesentlich größer sind als vermutet wurde Verringerung des
126  Glucoseumsatzes durch Wachstumshemmung der Speichelflora und ihres
127  Stoffwechsels: ATKINS, SHANER, BRAUER u.a.
128  stellten in ihren Versuchen eine Abnahme der Gärungsbakterien
129  im Speichel durch Fluor fest. Traianos spricht von einer Abnahme
130  des Säurebildungsvermögens des Speichels, PALAZZI von
131  einer anfermentativen und bakteriostalischen Wirkung des Fluors.
132  Andere Autoren vermuten eine Hemmung der Enzyme durch
133  Fluoreinwirkung. EGGERS-LURA spricht von einer
134  Hemmung der sauren, synthetisierenden Bakterienphosphatase
135  und Speichelphosphatase sowie der Oxydo-Redutionsprozesses.
136  Dadurch wird keine Energie an die Phosphorylierung geliefert und
137  der Zahn vor einer Zerstörung durch die Phosphatasen geschützt.
138  Auch LAMMERS und HAFER und PRADER sprechen von
139  einer Hemmung der Phosphatase. Lang und Ogilvie weisen auf eine
140  Hemmung der Enolasen schon durch geringe Fluorkonzentrationen hin.
141  Dabei soll sich ein Mg-Fluorophosphatkomplex bilden, der
142  mit den Magnesiumionen, die z. B. Cofaktor der Enolase
143  sind, am Enzymprotein konkurrieren. Aktivierung des
144  Glucoseumsatzes im Speichel Die Untersuchung von
145  BRAMSTEDT zeigen, daß niedrige Fluoridkonzentration im
146  Speichel keine Hemmung des Wachstums und Stoffwechsels der
147  Bakterien, sondern eine Aktivierung des Glucoseumsatzes im
148  Speichel bewirken. Dadurch wird die Substratmenge, die den
149  Bakterien der Plaques zur Säurebildung aus dem Speichel zur
150  Verfügung steht, unter aeroben Bedingungen um ca. %
151  verringert Remineralisierende Wirkung des Speichels durch
152  endogene Fluorapplikationen. KNAPPWOST sieht die
153  Fluorwirkung weder in einer Hemmung noch in einer Aktivierung des
154  Kohlehydrat-Abbaus. In Tierversuchen stellte er eine starke
155  Steigerung der remineralisierenden Wirkung des Speichels durch
156  endogene Fluorapplikationen fest. Die
157  Remineralisationsgeschwindigkeit wird größer als die
158  Anlösungsgeschwindigkeit durch in den Plaques enthaltene, die
159  Zahnhartsubstanz zerstörende Stoffe. Initiale Ätzdefekte
160  sollen durch die Remineralisation durch den an Zahnmineral
161  übersättigten Speichel wieder aufgefüllt werden, was nach
162  LENZ jedoch keine restitio ad integrum bedeutet. Die
163  Plaques:. Im Gegensatz zum Speichel sollen in den Plaques
164  bei endogener und besonders exogener Fluorzufuhr durch Akkumulation
165  hohe Fluorkonzentrationen entstehen, so daß hier eine Hemmung der
166  Mikroorganismen und ihrer Stoffwechselvorgänge sowie eine
167  Enzymhemmung erwartet werden kann. Diese Ansicht vertreten u.a.
168  JENKINS, HARDWICK und MÜHLEMANN.
169  Der antienzymatische Fluor effekt in den Plaque ist nach
170  Bramstedt (1968) als der wahrscheinlichste karieshemmende
171  Mechanismus zu betrachten. Es werden also drei
172  Wirkungsmechanismen des Fluors bei der Kariesprophylaxe diskutiert:
173  Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Schmelzes,
174  Verkürzung der Glucoseclearancezeit im Speichel und Hemmung
175  des KH-Abbaues in den Plaques. Anorganische
176  Fluorverbindungen. Fluor-Anorganische
177  Fluorverbindungen 4.1.3.1. Fluor-Natrium-
178  Verbindungen. Als kariesprophylaktischer Zusatz zu Zahnpasten
179  sind heute zwei Natrium-Fluor-Verbindungen bekannt:
180  Natriumfluorid (NaF) und Natrimmonofluorphosphat ((Formel)).
181  BIBBY unternahm 1945 einen ersten klinischen Putzversuch mit
182  einer NaF-haltigem Zahnpaste. Die zwei Jahre dauernde
183  Untersuchung an Waisenkindern und Studenten zeigte keinen Erfolg.
184  Fast 20 Jahre lang werden NaF-haltige Zahnpasten unter
185  verschiedenen Versuchsbedingungen und bei Variation der übrigen
186  Zahnpastenbestandteile, besonders der Putzkörper, im Labor
187  versuch, Tierversuch und klinischen Versuch getestet.
188  Bei einer Gegenüberstellung aller Untersuchungen mit Zahnpasten,
189  die eine Natrium-Fluor-Verbindung enthalten, fällt auf,
190  daß bis auf einige positive Ergebnisse bei
191  Löslichkeitsversuchen in den klinischen Untersuchungen bis 1960
192  meist Mißerfolge zu verzeichnen sind. Diese Mißerfolge sind auf
193  die Inaktivierung des Fluors durch den Putzkörper der Zahnpaste,
194  zu niedrige Konzentrationen reagiblen Fluors und Variation des
195  (Formel)-Wertes in den Zahnpasten Wirkung
196  natriumfluoridhaltiger Zahnpasten. Die bei der Verwendung
197  saurer NaF-haltiger Lösungen und Zahnpasten zur Verfügung
198  stehenden F-Ionen diffundieren nur zu einem geringen Teil in
199  den Schmelz hinein; der größere Anteil trägt zur Bildung
200  einer Deckschicht aus (Formel) auf der Zahnoberfläche bei. Diese
201  Deckschicht wird von MÜHLEMANN als ein labiles
202  Fluorreservoir bezeichnet. Es gibt bei genügend langer und fester
203  Haftung F-Ionen 1.an den Schmelz ab, wo unter Bildung
204  von schwerlöslichen F-Apatit ein relativ stabiles
205  Fluorreservoir entsteht und 2.an die Mundhöhle und in die
206  Plaques ab, wo eine Wirkung des Fluors auf die Mikroorganismen
207  und Enzyme stattfindet. Die Plaques können dabei durch
208  Akkumulation hohe Fluorkonzentrationen enthalten. Auch die
209  Abgabe von Fluor aus lokal fluoridiertem Schmelz in die Plaques
210  scheint gesichert zu sein. MÜHLEMANN beschreibt, daß die
211  Plaques außerdem Flour aus dem Speichel aufnehmen. Werden
212  alkalische NaF-Lösungen verwendet, so findet anschließend
213  eine Diffusion von Fluorionen in den Schmelz hinein ohne Bildung
214  einer (Formel)-Schicht statt. Beeinflußung der Fluoride durch
215  Abrasivstoffe:. EICHLER und APPEL stellten 1952
216  fest, daß der größte Teil des in den Zahnpasten vorhandenen
217  reagliben Fluors mit dem Bodenkörper, meist (Formel), reagiert und in
218  ihm (Formel) unter Bildung von (Formel) ersetzt. Nur ein ganz geringer
219  Anteil des Fluors bleibt zur Reaktion mit dem Zahnschmelz übrig.
220  Da die Reaktionsbereitschaft des (Formel) in alkalischem Milleu
221  geringer ist, schlagen sie vor, als Puffer Ammoniumkarbonat
222  zuzusetzen. Oberflächenaktive Substanzen sollen gleichfalls eine
223  Reaktion verhindern. Nach KNAPPWOST findet keine
224  vollständige Umsetzung von Fluoriden mit (Formel) statt, sondern es
225  stellt sich nach seiner Ansicht ein Gleichgewicht nach der
226  Reaktionsgleichung (Formel) ein, wobei bei hoher Fluorkonzentration
227  genügend F-Ionen zur Reaktion mit dem Schmelz zur
228  Verfügung stehen. Auch MUHLER, SLACK,
229  ERICSSON, MÜHLEMANN und BRUDEVOLD und
230  CHILTON sehen in der Inkompatibilität der Fluoride durch
231  verschiedene Abrasiva den Grund der bisherigen Mißerfolge der
232  klinischen Versuche. Die Untersuchungen von ERICSSON,
233  die für die Entwicklung fluorhaltiger Zahnpasten von besonderer
234  Bedeutung waren, zeigen anhand radioaktiv markierten Fluors, daß
235  alles vorhandene NaF durch (Formel) inaktiviert wird. Er widerlegt
236  damit die These von KNAPPWOST. Diese Autoren berichten
237  gleichfalls, daß neben (Formel) auch Dikalziumphosphat,
238  Trikalziumphosphat, Kalziumpyrophosphat, Aluminiumoxyd und
239  Synthetisches Al-Silikat sowie Füllstoffe und
240  oberflächenaktive Substanzen (Glycerol, Sorbitol, Seife,
241  Natriumbikarbonat) die Wirksamkeit der Fluoride in den
242  Zahnpasten vermindern. Dabei kann die Inaktivierung von NaF
243  durch Verwendung hitzebehandelten Trikalzium phosphats oder
244  Kalziumpyrophosphats herabgesetzt werden. Die Versuche von
245  Ericsson zeigten aber auch, daß (Formel) durch Natriummetaphosphat
246  nicht in seiner Wirksamkeit beeinflußt wird, wobei sich (Formel) noch
247  dadurch auszeichnet, daß es auch von (Formel) nicht inaktiviert wird.
248  1965 fanden TORELL und ERICSSON, daß auch
249  Natriumbikarbonat als Abrasivum Natriumfluoride nicht inaktiviert.
250  Diese Erkenntnisse geben die Grundlage für die positiven
251  Ergebnisse bei klinischen Versuchen der folgenden Zeit.
252  Abhängigkeit der Wirksamkeit der Natriumfluoride von ihrer
253  Konzentration:. Für die Wirksamkeit einer fluorhaltigen
254  Zahnpaste ist die Konzentration des Na F von großer Bedeutung.
255  Selten sind in der Literatur Angaben über die Konzentrationen
256  der angewandten Fluor-Verbindungen zu finden, so daß eine
257  Festlegung der therapeutisch notwendigen Konzentration nur schwer
258  möglich ist. BIBBY, MUHLER, MÜHLEMANN
259  verwenden bei ihren Versuchen Zahnpasten, deren
260  Fluorkonzentration unter 0,15 % liegt, die sie jedoch als
261  zu niedrig für einen therapeutischen Versuch erkennen.
262  EICHLER und APPEL empfehlen eine Konzentration von 0,
263  88 % NaF in der Zahnpaste, wenn si bei zweimal
264  täglichem Putzen zur Wirkung gelangen soll. Nach
265  KNAPPWOST soll die Fluorkonzentration 100 mal größer sein
266  als die bisher verwandte (0,01 bis 0,5 % NaF).
267  Sicher sind die Empfehlungen noch unter dem Eindruck der
268  Erkenntnis entstanden, daß Fluoride durch Abrasivstoffe der
269  Zahnpaste inaktiviert werden. Angaben über so hohe
270  Fluorkonzentrationen sind sonst in der Literatur nicht zu finden.
271  Auch in den Veröffentlichungen positiver klinischer Versuche
272  variieren die NaF-Konzentrationen sehr stark
273  (MÜHLEMANN u. a., 1964: 0,12 %;
274  FROST, 1965: 0,4 %). KOCH und GUTHERZ
275  empfehlen NaF-Konzentrationen von ca. 0,2 %, die
276  im Mittelbereich der angegegebenen Konzentrat liegen und
277  therapeuthisch vertretbar zu sein scheinen.

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