Quelle Nummer 113

Rubrik 13 : GESCHICHTE   Unterrubrik 13.01 : POPULAERWISSENSCHAFTLICHES

FRUEHGESCHICHTE (DAENKIKEN)
ERNST VON KHUON (HRSG)
WAREN DIE GOETTER ASTRONAUTEN?
WISSENSCHAFTLER DISKUTIEREN DIE THESEN ERICH VON
DAENIKENS
DUESSELDORF UND WIEN 1970, S. 216-224, ECON-VERLAG


001  Däniken und die Vorgeschicht. " Das Wunder ist des
002  Glaubens liebstes Kind ", ein Wort von Goethe, das deutlich
003  über das Menschsein spricht. Das Mittelalter war beherrscht vom
004  Wunder. Unserer Zeit ist das Wunder entglitten. Alles
005  wissenschaftliche Denken arbeitet mit Tatsachen, mit
006  Gegebenheiten, mit Wirklichkeiten. Ein Durchbrechen dieser
007  Wirklichkeit durch außerirdische Mächte liegt nicht in der
008  Denkungsart unserer Zeit. Es ist für uns nicht glaubhaft, daß
009  Josua sagte (Josua 10, 12): " Sonne, stehe still zu Gibeon,
010  und Mond, im Tale Ajalon. " Wir wissen, daß die Sonne
011  nicht stillstehen kann auf den Anruf eines Menschen, und nicht der
012  Mond. Wir kennen die Gesetze der Natur, die Bewegung von
013  Sonne und Mond, wir können die Sonnenfinsternisse
014  vorausberechnen. Das Wunder hat seine Kraft verloren. Die
015  Wunder im Neuen Testament werden gedeutet als Sinnestäuschungen.
016  Die Heilungen, besonders diejenigen psychischer Art, werden
017  als natürlich betrachtet, und es ist tatsächlich so, daß bei
018  Paulus in seinen Briefen das Wunder nicht erscheint. Aber das
019  Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. Es fehlt so vielen
020  Menschen unserer Zeit. Sie lieben es, sie sehnen es herbei.
021  Sie finden es bedauerlich, daß das Wunder verlorengegangen sein
022  sollte. Unsere Welt erscheint ihnen schal und leer geworden. An
023  dieser Stelle setzt Erich von Däniken ein. Er arbeitet mit
024  diesem Sehnen. Er spricht zu den mystisch veranlagten Menschen,
025  und er spielt dabei Wissenschaft. Und darin liegt der Erfolg.
026  Jeder Mensch, auch der logisch denkende, trägt in sich etwas vom
027  Wunsch nach dem Magischen, nach dem Nichtberechenbaren. Der
028  Neujahrswunsch gehört dazu, der tägliche Gruß " Guten Tag ".
029  Der logisch denkende Mensch weiß genau, daß sein Wünschen
030  sinnlos ist für das tatsächliche Geschehen, trotzdem grüßen und
031  wünschen wir und nehmen es dem übel, der nicht grüßt. Das mag
032  nur ein Beispiel sein. Unser tägliches Leben ist durchsetzt von
033  nichtlogischen Elementen. Im Innern eines jeden lebt es, uns
034  angeboren, uns eingegeben seit Jahrtausenden. Es lagert hier
035  einmal die magische, zweitens die mythische Schicht, jene
036  Weltepochen des Denkerlebens, die die Menschheit in der Vorzeit
037  durchwandelt hat. Die Felsbilder, in ihrer Mehrzahl vor der
038  geschriebenen Geschichte geschaffen, machen diese beiden älteren
039  Schichten vor der logischen Ebene deutlich. Auch die
040  Tiefenpsychologie kennt sie, und jedes Kind durchläuft sie mit
041  dem Glauben an die Wunder, wie bei Dornröschen, wie bei
042  Schneewittchen. Ist diese Epoche aber vergangen, beginnt die
043  dritte, die logische Schicht, ihre Wirkung zu entfalten. Dann
044  verlieren die Märchen ihren Gehalt, dann werden sie blaß, und
045  zurück bleibt ein Bedauern. Es ist doch schade, daß die
046  Geschichte vom Schneewittchen und die von Dornröschen nicht wahr
047  sind und nicht die vom Nikolaus und nicht die vom Weihnachtsmann.
048  Das ist der geistige Hintergrund, auf dem Däniken aufbaut. Er
049  bringt wieder das Märchen, er bringt wieder das Wunder. Alle
050  die Leute, die enttäuscht sind, daß der Kinderglaube zerronnen
051  ist, werden durch ihn im Innersten zufriedengestellt. Däniken
052  gibt ihnen das verlorene Märchen zurück. Jedoch, unserer Zeit
053  entsprechend, im Gewande der Wissenschaft. Aber die
054  Wissenschaft bietet die Grundlagen nicht für seine Phantasien.
055  So werden die Wissenschaftler beschimpft, heftig beschimpft, und
056  dann wird eine Aureole gelegt um seine eigene Betrachtung. Das
057  ist der Weg Dänikens. Es ist falsch, was er sagt, betrüblich
058  für manche, aber leider ist es so. Es ist wie bei Münchhausen.
059  So herrlich ist es, wenn man ihn liest, er zieht sich an seinem
060  eigenen Zopf aus dem Sumpf, in den er gefallen war, wie schön
061  - aber wahr ist es nicht. Die Intelligenz, die klugen Menschen,
062  die Götter, so sagt Däniken, sie sind gekommen von anderen
063  Sternen. Sie haben dem armen Menschen dieser Erde, damals so
064  dürftig, so kümmerlich, das Wissen gebracht, die Intelligenz,
065  die Klugheit. Die Astronauten haben sich in Liebe verbunden mit
066  den einfachen Mädchen und Frauen der primitiven Menschen dieser
067  Erde, und plötzlich ist die Klugheit, die Intelligenz über sie
068  gekommen, wie einfach. Und nun sagen die bösen Wissenschaftler,
069  und sie haben sich immer geirrt, es sei nicht wahr. Sie zerstören
070  die schönen Märchen, und das ist eine Grausamkeit. Erich von
071  Däniken ist kein Wissenschaftler. Er hat nicht studiert. Sein
072  Erkenntnisvermögen ist nicht gebrochen worden durch vieles
073  Einlernen, durch mühevolles Forschen. " Die Gelehrten
074  benehmen sich wie gestopfte Gänse, die nichts mehr verdauen wollen.
075  Neue Ideen lehnen sie einfach als Unsinn ab! " Es gibt
076  mehrere Wege zu der Erkenntnis, daß fremde Astronauten uns die
077  Kulturen brachten. Einmal die alten Mythen der Völker,
078  zweitens die Felsbilder der vorgeschichtlichen Epochen. In den
079  uralten Schriften der Menschheit gibt es die Geschichten von den
080  Himmelswagen mit den Rädern, von Wagen, die Feuer speien.
081  Die Wissenschaftler aber glauben nicht an die Wahrheit von den
082  feuerspeienden Himmelswagen. Auch der Gott Thor, Donar,
083  erhalten geblieben in unserer Tagesbezeichnung: Donnerstag, auch
084  er ist in einem Wagen gefahren - auch er eine Erinnerung an die
085  Astronauten von anderen Sternen. Man kann doch deutlich die
086  Astronauten von anderen Sternen in den Mythen erkennen, wenn man
087  " Weltraumaugen " besitzt, und Däniken besitzt sie. Mein
088  persönlicher Arbeitsbereich sind die Felsbilder der Vorzeit, und
089  diese Bilder verwendet Däniken nun als sein zweites
090  Beweismaterial für Raketenfahrten der Astronauten von fernen
091  Sternen in der Vorzeit. Wenn auf den Bildern Kreise vorkommen,
092  dann sind das die kugeligen Raketen. Wenn Götter dargestellt
093  werden mit ihren Symbolen, wie etwa bei dem keltischen Gott
094  Kernunnos das Geweih des Hirsches, dann sind das Antennen.
095  Wenn die Gottheit mit Strahlen auf dem Kopf wiedergegeben ist,
096  dann sind das Raumfahrer. Wenn die Strahlen in den Kopf
097  eingezogen sind, dann sind das Gestalten wie unsere Mondfahrer.
098  Wenn über dem Körper der Gottheit das Zeichen für Wasser
099  eingraviert ist, dann ist das nicht göttlich, sondern technisch.
100  Wenn um die Göttergestalt die Beter stehen, dann sind das
101  Marsmenschen. Wenn ein Mensch fast horizontal dargestellt ist,
102  offenbar ein Schwimmer, dann hat er einen enganliegenden
103  Raumfahreranzug mit Steuergeräten und Antennenstäben am
104  Schutzhelm. Wenn eine Negermaske gemalt ist, dann ist das ein
105  kosmischer Besucher mit antennenähnlichen Auswüchsen. Sein
106  Helm hat Schlitze für Augen, Nase und Mund. Ein
107  Raumfahrerzentrum der vorgeschichtlichen Astronauten liegt in der
108  Ebene von Nazca in Peru. " Mir vermitteln sie unzweifelhaft den
109  Eindruck einer Flugplatzanlage. " So geht das weiter. Und
110  Däniken sagt: " Wir gehen mit wissenschaftlichen Fakten um. "
111  Es sind drei Wissenschaftler, deren Bücher für die
112  Felsbildforschung Däniken verwendet und die er auch zitiert,
113  sowohl im Text wie in dem Literaturhinweis seiner beiden Bücher.
114  Erstens: Herbert Kühn, " Wenn Steine reden ", Verlag
115  Brockhaus, Wiesbaden 1966; zweitens: H. Lhote, " Die
116  Felsbilder der Sahara ", Verlag Zettner, Würzburg, 1958;
117  drittens: Maria Reiche, " Geheimnis der Wüste ",
118  Selbstverlag Stuttgart-Vaihingen, Lutzweg 9. Von dem Text
119  der Bücher nimmt Däniken allerdings nicht Notiz. Er sieht sich
120  die Bilder an und findet Raumfahrer. Die Zeitstellung der
121  Bilder ist für ihn ohne jedes Interesse. Er ist sowieso der
122  Meinung, daß man die Bilder nicht datieren kann. So sagt er
123  fröhlich und unbekümmert. " Die Archäologen gibt es als
124  wissenschaftliche Disziplin erst seit 200 Jahren. Seitdem sammeln
125  ihre Vertreter mit bewundernswürdiger Akribie Münzen,
126  Tontäfelchen, Fragmente von Geräten, Scherben von Gefäßen,
127  Figuren, Zeichnungen, Knochen und alles, was die Erde auf
128  die Schaufel gibt. Sie ordnen die Funde säuberlich in ein
129  System, das aber nur für rund 3500 Jahre eine relative
130  Gültigkeit hat. Was weiter zurückliegt, bleibt hinter einem
131  Schleier von Rätseln und Vermutungen verborgen. Niemand weiß
132  es und niemand kann es deuten, was unsere Vorfahren zu technischen
133  und architektonischen Spitzenleistungen befähigt hat. " Frisch
134  -fröhlich Däniken. Man glaubt als ein Vertreter dieser
135  Wissenschaft nicht seinen Augen zu trauen. Also: Über weiter
136  als 1500 vor Christus zurück weiß niemand mehr etwas. Wir haben
137  Spezialisten unter uns, die sich besonders mit der Periode von
138  40000 bis 10000 vor Christus beschäftigen, ich gehöre auch zu
139  ihnen. So kann man nicht sagen, niemand weiß etwas, wir wissen
140  sehr viel darüber. Die Bilder, die Maria Reiche in Peru
141  gefunden hat, sind Scharrbilder, ausgescharrt aus der über
142  Felsen gelagerten Erdschicht. Maria Reiche gibt in ihrem Buch
143  die Datierung. Aus der Linienführung der Zeichnungen nach
144  Sonnenrichtpunkten errechnet sich die Spanne zwischen 350 und 950
145  nach Christus, an anderen Stellen 800 und 1400 nach Christus.
146  Die Radiokarbon-Datierung ergab für ein Holzstück aus einer
147  Schicht das Jahr 525 nach Christus. Die Nazca-Kultur, der
148  diese Bilder zugehören, blühte zwischen 300 vor und 900 nach
149  Christus. Das alles stimmt überein. Es handelte sich also um
150  Bilder, die bis 1400 nach Christus, zur Zeit des europäischen
151  Mittelalters, hergestellt worden sind - aber das stört Erich
152  von Däniken nicht. Däniken datiert die Anwesenheit seiner
153  Raumfahrer in die Zeit vor 10000 vor Christus. Was tut das?
154  " Mir vermitteln sie (die Bilder in Peru) unzweifelhaft " - so
155  steht es da: " unzweifelhaft " - " den Eindruck einer
156  Flugplatzanlage. " Aber dieser Unterschied in der Zeit von 10
157  000 Jahren ist noch gar nichts. Wieder wird fröhlich und munter
158  gesagt (1, 81): " Uns scheint, daß die klassische Methode
159  der Urgeschichtsforschung festgefahren ist und darum nicht zu den
160  richtigen, hiebfesten und stichfesten Ergebnissen kommen
161  kann. " Däniken aber, der vermag das, was Tausende von
162  Wissenschaftlern aller Länder der Welt nicht vermögen. Sie
163  sind festgefahren, sie kommen nicht zu richtigen Ergebnissen.
164  Däniken wird sie ihnen bringen. Was bleibt uns - nur
165  Gelächter. Dann ist es Henri Lhote, ein sehr erfolgreicher
166  Forscher der Felsbilder im mittleren Nordafrika, in Tassili;
167  er lebt in Paris. Von ihm wird eine größere Anzahl von Bildern
168  bei Däniken wiedergegeben. Überall sieht Däniken Astronauten
169  aus dem Weltall, einmal sogar die aufgeklappte Luke eines
170  Raumfahrzeugs. Aber die ältesten Bilder dieser Gegend,
171  Tassili, sind um 8 000 bis 6 000 vor Christus geschaffen worden,
172  die folgenden in den späteren Jahrtausenden, bis zur Gegenwart.
173  Wieder ist die Frage, was ist es mit der Zeit von 10 000 vor
174  Christus, in der die Raumfahrer angekommen sein sollen? Das ist
175  nämlich die Epoche, von der Däniken meint, wir kennten sie
176  nicht. Und in sie verlegt er sein Wunder. Unglücklich für ihn
177  - wir kennen gerade diese Zeit sehr genau. Aus 4 000 Malereien
178  des Menschen der Eiszeit und aus 4 000 ausgegrabenen Kunstwerken,
179  ferner aus etwa 6 000 sorgfältig ausgegrabenen Fundstellen der
180  Eiszeit, nur der Epoche von 40 000 bis 10 000 vor Christus, ist
181  uns diese Zeit auf das genaueste bekannt. Es gibt in ihr keinen
182  Bruch. Die Entfaltung der Kultur dieser Epoche ist ungebrochen.
183  Aber was sagt Däniken? " Was weiter zurückliegt als 3 500
184  Jahre (also 1 500 vor Christus), bleibt hinter einem Schleier
185  von Rätseln und Vermutungen. " So ist es für Däniken, aber
186  nicht für uns. Es gibt ein Wort, das lautet: Achtung.
187  Däniken scheint es nicht zu kennen. Weiter sagt Däniken:
188  " Dies sei klargestellt: Hier wird nicht die Geschichte der
189  letzten zweitausend Jahre angezweifelt! Wir sprechen nur und
190  ausschließlich vom grauesten Altertum, vom tiefsten Dunkel der
191  Zeiten, das mit neuen Fragestellungen zu erhellen wir uns bemühen.
192  Wir können auch keine Zahlen und Daten angeben, wann der
193  Besuch einer fremden Intelligenz aus dem Weltall unsere junge
194  Intelligenz zu beeinflussen begann. Aber wir wagen, die
195  bisherigen Datierungen des grauen Altertums anzuzweifeln! Wir
196  vermuten, wir haben leidlich gute Gründe, das Ereignis, um das
197  es geht, in der Zeit des Jung-Paläolithikums, also zwischen
198  40 000 und 10 000 vor Christus anzunehmen. " Dann folgen ein paar
199  sinnlose Bermerkungen über die Datierungsmethode mit Karbon 14.
200  Sie bringt ganz genaue Ergebnisse. Da Däniken aber dazu nichts
201  zu sagen vermag, verliert er sich in allgemeines Gerede. Die
202  Eiszeitepoche ist es gerade, die mich mein Leben hindurch
203  besonders beschäftigt hat. Eine Anzahl von Büchern habe ich
204  darüber geschrieben. Wenn er an dieser Stelle angreift, dann
205  muß er schon genaue Kenntnisse aufweisen. Däniken spricht bei
206  den 120 bekannten Höhlen mit Malereien nur von einer, der Höhle
207  Lascaux bei Montignac, Dordogne, Frankreich, 1940 gefunden,
208  mit vielen Malereien und Gravierungen der Eiszeit. Und da wirft
209  er zwei Fragen auf, die anmuten wie die eines Kindes. Ich
210  möchte die Stelle wörtlich zitieren: " In der Höhle von
211  Lascaux in Südfrankreich wurden 1940 die großartigsten
212  steinzeitlichen Malereien gefunden. Diese Gemäldegalerie prangt
213  uns so frisch und so plastisch und unversehrt entgegen, daß sich
214  zwei Fragen unausweichlich aufdrängen: Wie wurde die Höhle
215  für die mühsame Arbeit des steinzeitlichen Künstlers beleuchtet,
216  und warum wurden die Höhlenwände mit diesen erstaunlichen
217  Malereien versehen? " Aus solchen Fragen schon erkennt man
218  sofort, dieser Verfasser hat von der wissenschaftlichen Arbeit
219  seit über hundert Jahren um die Kunst der Eiszeit keine Ahnung.
220  Aber seine Methode ist der Angriff. Es geht folgendermaßen
221  weiter: " Leute, die diese Fragen für stupide halten, mögen
222  uns dann die Widersprüche erklären: entweder waren die
223  steinzeitlichen Höhlenbewohner primitiv und wild, dann konnten sie
224  an Höhlenwänden nicht die erstaunlichsten Gemälde produzieren.
225  War der Wilde aber fähig, diese Gemälde anzufertigen, warum
226  soll er dann nicht in der Lage gewesen sein, sich Wohnhütten als
227  Unterschlupf zu bauen? Klügste Menschen gestehen dem Tier seit
228  Jahrmillionen die Fähigkeit zu, sich Nester und Unterschlupfe
229  zu bauen. Es paßt aber offenbar nicht in das Denksystem, zu
230  jener Zeit dem Homo sapiens die gleiche Fertigkeit einzuräumen. "
231  In diesen Sätzen ist nun alles falsch. Hätte sich Däniken
232  die kleine Mühe gemacht, irgendein Buch über die Kunst der
233  Eiszeit auch nur anzublättern, nicht einmal zu lesen, dann hätte
234  er erfahren, daß etwa hundert Lampen der Eiszeit bekannt sind.
235  Eine besonders schöne Lampe ist gerade in der von ihm genannten
236  Höhle Lascaux gefunden worden. Ich habe sie abgebildet in dem
237  Buch: " Vorgeschichte der Menschheit ", Bd. 1, Köln
238  1962, Abb. 92 bei S. 104. Dort hätte er auch noch eine
239  andere Lampe abgebildet gefunden, die Lampen aus La Mouthe,
240  Dordogne, schon 1898 gefunden. Die andere Frage ist: " Warum
241  wurden die Höhlenwände mit diesen erstaunlichen Malereien
242  versehen? " Diese Frage ist schon 1903 beantwortet worden durch
243  S. Reinach, nämlich wegen des Jagdkults, der Jagdmagie.
244  Aber er kennt auch nichts von den vielen Hüttenfunden des
245  Eiszeitmenschen. Seit rund hundert Jahren sind sie bekannt,
246  viele sind ausgezeichnet ausgegraben worden. In Deutschland etwa
247  von Alfred Rust die Wohnhütte von Ahrensburg bei Hamburg,
248  ausgestellt im Museum Schloß Gottorp in Schleswig. Eine
249  Wohnhütte hat der Mensch der Eiszeit auch gemalt, in der Höhle
250  La Mouthe bei Les Eyzies, Dordogne, gefunden 1898. Hätte
251  Däniken sich die Mühe gemacht mein überall leicht erhältliches
252  Taschenbuch der Fischer Bücherei Nr. 717 anzusehen mit dem
253  Titel: " Erwachen und Aufstieg der Menschheit ", 1966, dann
254  hätte er dort auf Seite 117 ff. alles über die Wohnhütten des
255  Menschen der Eiszeit lesen können. Sollen wir Wissenschaftler
256  Dänikens Thesen stillschweigend hinnehmen? Würde man sonst
257  nicht denken, Däniken habe vielleicht doch recht, die
258  Wissenschaftler sagen ja nichts dazu. Mir fehlt die Freude am
259  Angriff, aber das, was Däniken wagt, das geht zu weit. Zumal
260  er auch im Text meinen Namen nennt. Dort heißt es:
261  " Professor Kühn vertritt die Ansicht, daß das Wort Hammer "
262  Stein " bedeutet, aus der Steinzeit stammt und erst später auf
263  Bronze hammer oder Eisenhammer übernommen worden ist. "
264  Aus diesen Worten folgert Däniken, daß Thor und sein
265  Hammersymbol sehr alt seien und wahrscheinlich bis in die Steinzeit
266  zurückreichen (...) Der nordische Thor, Gott der Götter, ist
267  Herr der germanischen Wanen, die den Luftraum unsicher machen.
268  Wie kann man doch Worte verdrehen, wie kann man ihnen einen
269  anderen Sinn unterlegen. Immer wieder greift er die
270  Wissenschaftler an, " sie sind gehemmt durch Sturheit und
271  Voreingenommenheit ".Und weiter: "Mit einem neuen Denkschema,
272  nämlich dem aus den technischen Kenntnissen unseres Zeitalters
273  entwickelten, müssen wir das Dickicht, hinter dem unsere
274  Vergangenheit liegt, lichten. " Wir verzichten auf diese
275  Lichtung durch Erich von Däniken, und wir müssen das deutlich
276  ausprechen all den törichten Anklagen gegenüber, die uns
277  Däniken, ein Mann ohne vorgeschtliche Kentnisse, aber mit
278  kräftigen Aggressionen, entgegengeschleudert. Er verwendet
279  Bilder aus meinem Buch " Wenn Steine reden " und erklärt sie
280  für Raumfahrer. Er hat nicht in dem Buch gelesen, daß es sich
281  um Bilder der Nacheiszeit handelt. Die Bilder Amerikas werden
282  unserem Jahrtausend entstammen. Das Bild einer Göttergestalt
283  gehört in die Epoche der vollen Geschichte. Bei Bilder aus Val
284  Camonica, Norditalien, ist eine Gottheit dargestellt, die
285  Hirschgeweihe trägt. Die Hände des Gottes sind erhoben, eine
286  Schlange ringelt sich um einen seiner Arme. Keltische Einflüsse,
287  ebenso die der Etrusker, sind bei der Schicht dieses Bildes
288  sichtbar an Waffen und Schmuckstücken. Dieses Bild gehört zu
289  denen, die unter keltischem Einfluß stehen, es ist geschaffen
290  worden zwischen 500 und 250 vor Christus. Das ist die Zeit der
291  griechischen und römischen Kultur, einer Welt, die über alle
292  Ereignisse von Bedeutung berichtet hat. Wir kennen den keltischen
293  Namen des Gottes, er heißt Kernunnos. Der Hirsch ist sein
294  Symboltier. Auf dem Silberkessel von Gundestrup, Amt Aalborg,
295  Dänemark, gefunden 1891, ist er ebenfalls abgebildet mit dem
296  Hirschgeweih auf dem Kopf, auch hier ist er verbunden mit einer
297  Schlange. Der Silberkessel, jetzt im Museum von Kopenhagen,
298  stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, also aus der Zeit
299  des Kaisers Augustus, vielleicht ist er sogar im Jahrhundert nach
300  Christus geschaffen worden.

Zum Anfang dieser Seite