Quelle Nummer 093

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.22 : WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT

ZS. FUER NATIONALOEKONOMIE
HANS MILLENDORFER UND CHRISTOF GASPARI:
IMMATERIELLE UND MATERIELLE FAKTOREN DER ENTWICKLUNG
S. 81-98
ZEITSCHRIFT FUER NATIONALOEKONOMIE BD. 31, HEFT 1-2.
1971; WIEN: SPRINGER


001  Immaterielle und materielle Faktoren der Entwicklung.
002  Ansätze zu einer allgemeinen Produktionsfunktion.
003  Standort der Untersuchung. Diese von B. Gross
004  aufgestellte Forderung erhält bei der Untersuchung des
005  Entwicklungsprozesses Bedeutung, denn es existieren zahllose
006  Arbeiten über Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung, die zu
007  einem umfassenden Bild zusammengefaßt werden sollten unter
008  Verwendung eines allgemeineren Rahmens neuer
009  Begriffszusammenhänge. Unsere Untersuchung fußt auf
010  Ergebnisssen und Überlegungen aus den folgenden drei Gruppen von
011  Arbeiten, die kurz skizziert seien: Bildungsökonomie.
012  Die unbefriedigende Tatsache, daß dem unerklärten Restfaktor
013  der traditionellen, nur mit den Produktionsfaktoren Kapital und
014  Arbeit ausgestatteten, aggregierten Produktionsfunktion ungefähr
015  die Hälfte des Wachstums zuzuschreiben ist, löste eine Reihe
016  von Untersuchungen aus, die sich mit Qualität der Arbeit,
017  Bildung, Investitionen in geistiges Kapital usw. befassen.
018  Unsere Untersuchung hat mit einem Teil dieser Arbeiten den
019  Ansatz einer makroökonomischen Produktionsfunktion mit dem Faktor
020  Bildung und die Methode des Ländervergleichs gemeinsam. Sie
021  unterscheidet sich von ihnen durch das verwendete Grundkonzept von
022  der Bildung als Voraussetzung für die gesellschaftliche
023  Datenverarbeitung, sowie durch die quantitative Einbeziehung der
024  Bodenschätze und eines kapitalähnlichen materiellen Faktors in
025  die Produktionsfunktion. Eine weitere Besonderheit ist die
026  Verwendung eines regionalen Aggregationskriteriums. Diese
027  Aggregation ermöglicht die Bildung von Regionen, innerhalb derer
028  die Einflüsse von Motivationsstruktur und Gesellschaftstechnik
029  annähernd gleich sein dürften. Wir sprechen hier von einer
030  angenäherten Erfüllung der ceteris-paribus Bedingung.
031  Die Gesellschaft als lernendes System. Den Denkansatz des
032  lernenden, sich selbst umstrukturierenden und somit entwickelnden
033  Systems zur Beschreibung der Gesellschaft wendet auch K.W.
034  Deutsch an. Der " Steuerteil " des Systems, in
035  dem sich die materiellen Prozesse abspielen (z. B. die
036  wirtschaftliche Produktion) ist von einem komplexen,
037  informationsverarbeitenden System überlagert. Dieses Netzwerk
038  nimmt Informationen über die Umweltveränderungen und die innere
039  Systemstruktur auf und verarbeitet sie, unter Benützung
040  gespeicherter Informationen aus der Vergangenheit, zu
041  Regelbefehlen an den Steuerteil. Modelle dieser Art, die z.B.
042  als Hybridcomputer veranschaulicht werden können, sind der
043  Inhalt interdisziplinärer Zusammenarbeit, die auf formalen
044  Ähnlichkeiten bestimmter biologischer und technischer Systeme mit
045  sozialen Systemen beruht. In der Nationalökonomie haben sich die
046  systemtheoretischen Konzepte trotz verschiedener Ansätze noch
047  nicht durchgesetzt; der Trend in diese Richtung ist jedoch
048  unverkennbar:. (Abb.) Unsere Untersuchung hat einen Teil der
049  obengenannten Hypothesen quantifiziert bzw. zur Interpretation
050  der Ergebnisse verwendet. Motivationsstruktur und
051  Gesellschaftsform. " Wir müssen fragen, ob das Volk die
052  Wertevorstellungen und Gewohnheiten hat, welche die Entwicklung
053  begünstigen oder ob seine Einstellung zum Leben den
054  Entwicklungsprozeß verzögert. " Diese für die Entwicklung
055  eines jeden - auch des wirtschaftlichen - Bereiches der
056  Gesellschaft entscheidende Frage wird bei quantitativen
057  solzialwissenschaftlichen Untersuchungen meistens vernachlässigt,
058  obwohl es schon quantitative Forschungsergebnisse auf diesem
059  Gebiete gibt. Ein verwandtes Problem ist die Frage der
060  Abhängigkeit der Effizienz der Bildung von der Gesellschaftsform
061  oder der Gesellschaftstechnik, die wir in der Sprache der
062  obgenannten kybernetischen Modellvorstellung als die Technik des
063  sozialen Datenverarbeitungsprozesses bezeichnen können, die durch
064  die Struktur (oder den Schaltplan) des lernenden Systems
065  Gesellschaft bestimmt ist. Auch hier beschränken sich die
066  Vorversuche der Quantifizierung auf relativ wenige Arbeiten. In
067  unserer Untersuchung werden Motivationsstruktur und
068  Gesellschaftstechnik insofern quantitativ erfaßt, als beide
069  gemeinsam den Effizienzparameter unserer allgemeinen
070  Produktionsfunktion bestimmen dürften. Aufgabe zukünftiger
071  Untersuchungen wird es sein, zwischen diesem und den Ergebnissen
072  der genannten Arbeiten Beziehungen aufzufinden. Ergebnisse
073  Einteilung in Ländergruppen. Eines der ersten
074  grundlegenden Ergebnisse, auf dem diese Studie aufbauen konnte,
075  war die Einteilung der Länder der Welt in 17 Zonen gleicher
076  Gesundheitsentwicklung. Aus den Zeitreihen eines aus (Abb.)
077  Kindersterblichkeit und Lebenserwartung bestehenden
078  Gesundheitsindex für die verschiedenen Länder ergab sich die,
079  wie sich später zeigen sollte, wesentliche Feststellung, daß die
080  Gesundheitsentwicklung innerhalb von geographisch sinnvollen
081  Gruppen von Ländern ähnlich ist. Zwischen den Ländergruppen
082  treten hinreichend signifikante Unterschiede auf, die es gestatten,
083  ein Land eindeutig einer bestimmten Gruppe zuzuordnen. Das
084  Kriterium der Zuordnung eines Landes zu einer Gruppe ist primär
085  die zeitliche Entwicklung seines Gesundheitsindex und nur sekundär
086  sein absolutes Gesundheitsniveau. Aus den beobachteten Daten war
087  u. a. zu ersehen, daß die Ländergruppen keine festen,
088  unabänderlichen Einheiten darstellen, sondern daß sich ihre
089  Zusammensetzung ändern kann. In manchen Teilen der Welt, etwa
090  in Afrika, südlich der Sahara, läuft die Gruppenbildung
091  überhaupt erst an, in anderen Teilen, wie etwa in Südostasien,
092  scheinen die Gruppen in Umbildung begriffen zu sein. Die
093  Ergebnisse dieser Untersuchung der Gesundheitsentwicklung wurden
094  im Zusammenhang mit dieser Arbeit nur als Ausgangsbasis für
095  weitere Überlegungen verwendet. Wie kann das Ergebnis
096  interpretiert werden? Die Gesundheitsstatistik liefert einen der
097  Indikatoren füe die Entwicklung einer Gesellschaft. Hier messen
098  wir sozusagen den Pulsschlag des " Lebewesens " Gesellschaft,
099  der durch viele Faktoren bestimmt wird, die sich der unmittelbaren
100  Meßbarkeit entziehen. Wir dürfen vermuten, daß eine gleiche
101  Entwicklung verschiedener Länder in diesem zentralen
102  gesellschaftlichen Bereich auf weitaus tiefergehende, grundlegende
103  Ähnlichkeiten hindeutet, die sich auch in anderen Bereichen
104  auswirken sollten. Es war daher naheliegend auf der Grundlage
105  dieses Einteilungskriteriums, Untersuchungen in anderen Bereichen
106  durchzuführen. Dabei erwies es sich, daß die
107  Ländergruppeneinteilung offenbar auch für andere Bereiche
108  sinnvoll ist. Lesekundigkeit und wirtschaftliche
109  Leistungsfähigkeit. Die anfangs beschriebene Hypothese von der
110  Gesellschaft als lernendem System müßte einen empirisch meßbaren
111  Zusammenhang zwischen Bildung und wirtschaftlicher
112  Leistungsfähigkeit ergeben. Dies wurde innerhalb der
113  Ländergruppen getestet. Als Bildungsmaß wurde zunächst die
114  Lesekundigkeit verwendet. Es zeigt sich, daß Zusammenhänge nur
115  dann mit hinreichender Genauigkeit gefunden werden können, wenn
116  die für die verschiedenen Jahre angegebenen Daten genau auf
117  dasselbe Jahr für alle Länder bezogen werden. Als Indikator
118  für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verwendeten wir das reale
119  Pro-Kopf-Einkommen der einzelnen Länder, das ebenfalls
120  auf einen einheitlichen Zeitpunkt bezogen wurde. (Näheres über
121  die Daten siehe Anhang.) Die beiden Variablen wurden für die
122  einzelnen, obengenannten Ländergruppen in Beziehung gesetzt.
123  Das Ergebnis war ermutigend: Innerhalb der Ländergruppen trat
124  ein überraschend signifikanter Zusammenhang zwischen
125  Lesekundigkeit und dem mit einem time-lag folgenden Pro-
126  Kopf-Einkommen auf. Es ergab sich folgendes Bild: mißt
127  man das Pro-Kopf-Einkommen mit einem logarithmischen
128  Maßstab, so kann man für alle Ländergruppen eine annähernd
129  einheitliche Steigung der Regressionslinie feststellen; das
130  Niveau der Regressionslinien ist jedoch von Zone zu Zone
131  verschieden. Die beste Übereinstimmung konnte erzielt werden (Abb.)
132  für einen time-lag von 13 Jahren. Die in den Abbildungen 3
133  -6 dargestellten Zusammenhänge beziehen sich auf
134  Einkommenswerte für 1966 und Lesekundigkeit für 1953.
135  Regressionsanalysen wurden für 60 Länder durchgeführt, deren
136  Lesekundigkeit geringer als 95 % ist. Nicht mit einbezogen in
137  die Berechnungen wurden die afrikanischen Länder südlich der
138  Sahara (Abb.) und Kambodscha, da das Datenmaterial für diese
139  Länder nicht hinreichend zuverlässig zu sein scheint. Es zeigte
140  sich, daß der durchschnittliche (Abb.) Exponent für alle
141  Ländergruppen gleich 2 ist und daß in keiner einzelnen
142  Ländergruppe der Exponent signifikant von diesem Wert abweicht.
143  (Formel) Das Niveau der Regressionslinien besitzt nicht für jede der
144  17 Ländergruppen einen anderen Wert; man kommt vielmehr zu dem
145  unerwarteten Ergebnis, daß das mit Hilfe von Dummy-
146  Variablen bestimmte Interzept der einzelnen Regressionslinien für
147  die ganze Welt nur drei signifikant verschiedene Werte annimmt.
148  Eine 4.Regressionslinie dürfte unterhalb der drei gemessenen
149  liegen und die Zone China umfassen, die jedoch mangels genauer
150  Daten nicht bestimmt werden konnte. Eine 5.Zone liegt
151  oberhalb der drei Regressionslinien und umfaßt Nordwesteuropa,
152  USA und Ozeanien. (Hier können keine sinnvollen Messungen
153  mit Lesekundigkeit für die Gegenwart durchgeführt werden; die
154  Verwendung eines anderen Bildungsindikators wird weiter unten
155  beschrieben.) Für die Zeit, da in Europa noch nicht nahezu 100
156  % Lesekundigkeit erreicht war, da also die jetzt nur für
157  Entwicklungsländer als Bildungsmaß brauchbare Lesekundigkeit
158  auch für Europa ein sinnvolles Bildungsmaß war, gilt dieselbe
159  Beziehung, die für die Gegenwart im Ländervergleich gefunden
160  wurde, nur mit dem Unterschied, daß sich bis zum ersten
161  Weltkrieg keine unterschiedlichen Zonen in Europa feststellen
162  lassen. Berücksichtigt man die Qualität des (Abb.) Datenmaterials,
163  ist dieser relativ gute Zusammenhang umso überraschender. Die
164  Gültigkeit der Relation zwischen Bildung einer Gesellschaft und
165  ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit über einen so langen
166  Zeitraum deutet darauf hin, daß es sich um einen fundamentalen
167  Zusammenhang handeln dürfte. Einfluß der Bodenschätze auf
168  das Einkommen. Beobachtet man die Streuung der
169  Beobachtungspunkte um die Regressionslinien, so fallen einem
170  unmittelbar die überaus starken positiven Abweichungen der
171  Erdölerzeugenden Länder wie Irak, Iran, Libyen, Kuweit,
172  Venezuela, Trinidad und Tobago auf. Diese Beobachtungen zeigen
173  offensichtlich, daß der Besitz von Erdölvorkommen einem Land
174  ein Einkommen ermöglicht, das höher liegt, als es seinem
175  Bildungsniveau entsprechen würde. Diese Tatsache, sowie
176  Beobachtungen in einigen afrikanischen Ländern, die besonders
177  reich an Gold, (Abb.) Kupfer und anderen Bodenschätzen sind,
178  legten den Schluß nahe, daß ganz allgemein die quantitative
179  Erfassung der Förderung von Bodenschätzen und deren
180  Einbeziehung in die Regressionsfunktion den Erklärungswert stark
181  heben würde. Zu diesem Zweck wurde ein Index der geförderten
182  Bodenschätze berechnet und in die Berechnungen einbezogen. Es
183  zeigt sich, daß dadurch die Korrelation verbessert wird und daß
184  der Pro-Kopf-Wert der geförderten Bodenschätze mit
185  einem bestimmten Prozentsatz zu dem durch die Bildung gegebenen
186  Einkommen dazukommt. (Formel) (Abb.) Gleichung (2) ist in Abb. 8
187  veranschaulicht; die dazugehörigen Großzonen sind der Abb. 9
188  zu entnehmen. Zusammenfassung und Diskussion der bisherigen
189  Ergebnisse. Zusammenfassung. Das Bild, das sich aus all
190  den oben angeführten Beobachtungen und Messungen ergab, sah etwa
191  folgendermaßen aus: die Länder der Welt lassen sich zu Zonen
192  gleicher Gesundheitsentwicklung zusammenfassen. Diese
193  Gruppierungen ergeben nicht nur sinnvolle geographische Regionen,
194  sondern sind auch nach einem anderen quantitativen sozialen
195  Indikator (Zonenkonstante (Formel), " Effizienzparameter "), der
196  die Beziehung zwischen Bildung und wirtschaftlicher
197  Leistungsfähigkeit mißt, brauchbare Einheiten. Diese
198  Ländergruppen lassen sich schließlich zu Großzonen gleicher
199  Beziehung zwischen Bildung und Einkommen zusammenfassen. Die
200  Korrelation dieser Beziehung kann verbessert werden durch die
201  Einführung eines materiellen Indikators, der die Bodenschätze
202  eines Landes mißt. Die Frage der ceteris-paribus-
203  Bedingung. Die erste Frage, die wir im Zusammenhang mit
204  diesen Ergebnissen diskutieren sollten, ist wohl die nach der
205  Zulässigkeit solcher internationaler Vergleiche. Haben wir hier
206  etwa Größen gemessen, die eingebettet sind in eine soziale
207  Umwelt, die so verschieden von Land zu Land ist, daß sinnvolle
208  Vergleiche unmöglich sind? Mit einem Wort, die Frage nach der
209  ceteris-paribus-Bedingung tritt hier auf. Wenn wir den
210  Einfluß irgendwelcher Variablen auf eine abhängige Größe
211  untersuchen und dabei erwarten, daß nicht allzu große unerklärte
212  Residuen, Zufallsglieder, Störungen den zu messenden Einfluß
213  überlagern, mehmen wir stillschweigend an, daß außer den
214  untersuchten Variablen im wesentlichen alles andere für den
215  untersuchten Zusammenhang konstant bleibt. Bei Ländervergleichen
216  ist diese Frage essentiell, da dieser Methode zurecht nachgesagt
217  wird, daß sie wegen der großen Verschiedenheit aller möglichen
218  Umstände in den verschiedenen Ländern mit Vorsicht zu gebrauchen
219  sei. Mißt man die Beziehung zwischen Bildung und
220  wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit durch internationalen
221  Vergleich, muß man sich dessen bewußt sein, daß zumindest die
222  von vielen Autoren behandelten Variablen Motivationsstruktur und
223  Gesellschaftstechnik einen starken Einfluß haben werden. Beim
224  derzeitigen Stand des Wissens, können diese Größen jedoch
225  nicht ohne weiteres quantifiziert werden; was wir aber versuchen
226  können, ist, auf Grund bestimmter Kriterien, regionale
227  Bereiche zu finden, für die wir annehmen dürfen, daß in ihnen
228  diese Einflüsse einigermaßen ähnlich sind. Wir ersetzen dabei
229  die derzeit noch nicht erreichte Meßbarkeit dieser Einflüsse
230  durch die Feststellung ihrer Gleichheit innerhalb bestimmter
231  Ländergruppen. Unsere Hypothese, daß die
232  Gesundheitsentwicklung ein " Pulsschlag des Lebewesens
233  Gesellschaft " sei, scheint durch die innerhalb der
234  Ländergruppen festgestellte Gleichheit des Effizienzparameters
235  (Formel) erhärtet; sie ermöglichte die Zusammenfassung von Ländern
236  zu Gruppen, die auch für andere gesellschaftliche Bereiche
237  sinnvolle Aggregate sind. Wir können demnach die Übernahme
238  medizinischer Neuerungen als Teil eines allgemeineren
239  gesellschaftlichen Prozesses zur Übernahme von Neuerungen
240  auffassen, den wir als Lernprozeß bezeichnen. Nach den zitierten
241  Untersuchungen sind Motivationsstruktur und Gesellschaftstechnik
242  wesentliche Bestimmungsgründe dieses gesellschaftlichen
243  Entwicklungsprozesses. Die Ähnlichkeit dieses Prozesses in
244  verschiedenen Ländern wurde indirekt gemessen und legt somit die
245  Vermutung nahe, daß die Ländergruppen Bereiche darstellen, in
246  denen sich die wichtigsten nicht meßbaren Einflüsse, nämlich
247  Motivationsstruktur und Gesellschaftstechnik, in jedem Land
248  gleich auswirken. Die ceteris-paribus-Bedingung ist daher
249  näherungsweise erfüllt. Zur Frage der Kausalitätsrichtung
250  zwischen Bildung und Wohlstand. Es erscheint uns nicht sinnvoll,
251  diese Frage aus theoretischen Überlegungen a priori zu
252  entscheiden, denn es lassen sich für beide Kausalitätsrichtungen
253  Argumente finden. Wenn wir die empirischen Ergebnisse auf diese
254  Frage hin untersuchen, finden wir einige Indizien dafür, daß
255  der Einfluß stärker von Bildung in Richtung Wohlstand geht,
256  ohne daß dabei Rückkoppelungseffekte ausgeschlossen sind. Ein
257  einfaches Indiz ist der verwendete time-lag von ungefähr 13
258  Jahren: das Einkommen ist von dem 13 Jahre vorher aufgetretenen
259  Bildungsstand abhängig. Ein zweites Indiz liegt darin, daß die
260  Korrelation zwischen Pro-Kopf-Einkommen und Pro-
261  Kopf-Ausgaben für (Abb.) Bildung wesentlich schlechter ist, als
262  die zwischen Bildung und Einkommen. Die umgekehrte Kausalität
263  müßte aber offenbar über diesen Weg laufen. Das wichtigste
264  Indiz und kräftigste Argument für unsere Aussage ist aber die
265  bessere Korrelation der Bildung mit dem durch den Bergbauindex
266  korrigierten Einkommen verglichen mit der Korrelation mit dem
267  unkorrigierten Einkommen.

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