Quelle Nummer 081

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.12 : WOCHENZEITUNGEN

DER SPIEGEL
ANONYMUS: GELD VOM BARON, S.57F.
ANONYMUS: IDEAL GEWAEHLT, S.58F.
ANONYMUS: LANGSAM UNSERIOES, S.65F.
DER SPIEGEL, NR.32, JG.25, 2.8.1971
WIRTSCHAFT


001  Ideal gewählt. Internationale Ölkonzerne werden
002  für zwei Jahrzehnte den deutschen Energiemarkt beherrschen, weil
003  die Entwicklung der Kernkraftwerke stockt. Das Ergebnis:
004  höhere Strompreise für Industrie und Haushalte. N
005  och bevor der Winter kommt, werden Deutschlands Hausväter mehr
006  Geld für die Trockenrasur am Morgen und den Fernsehkrimi am
007  Abend ausgeben müssen. " So schnell wie möglich ", so
008  Hartmut Hoffmann, Vorstand der zum Veba-Konzern zählenden
009  Preußischen Elektrizitäts-AG (" Preussenelektra "),
010  wollen die Chefs der Energieversorgungsunternehmen zwischen
011  Westerland und Reichenhall den Preis für elektrischen Strom um
012  etwa zehn Prozent oder einen Pfennig je Kilowattstunde erhöhen.
013  Die " Inflation aus der Steckdose " (" Die Zeit ") beendet
014  jäh eine zehn Jahre währende Stabilitätsidylle am deutschen
015  Energiemarkt. Deutscher Strom floß billig, weil die
016  Internationale der Mineralölwirtschaft seit 1960 in eilig
017  ausgebauten Raffinerien Riesenmengen Heizöl für Industrie,
018  Versorgungsunternehmen und Privathaushalte produzierte. Klagte
019  Albert Hallmann, Chef der deutschen Tochter des englischen
020  Öltrusts BP, noch 1968: " Der Heizölpreis ist auf Jahre
021  kaputt. " Im Frühjahr 1971 war er plötzlich wieder heil.
022  Damals mußten sich in Teheran und Tripolis die internationalen
023  Mineralölgruppen wie Standard Oil (" Esso "), Royal Dutch
024  /Shell, British Petroleum (" BP "), Mobil Oil und
025  Texaco auf einen kostspieligen Schacher mit den Ölländern im
026  Orient einlassen, unter deren Sandwüsten 57 Prozent der
027  gesicherten Welt-Rohölreserven liegen. Unter der
028  ideologischen Führung Libyens, dessen Prioren den
029  Industriestaaten vorwerfen, das Mineralöl als üppig sprudelnde
030  Steuerquelle und als billigen Schmierstoff für ihre
031  hochrationalisierten Volkswirtschaften zu nutzen, zwangen die
032  nahöstlichen Ölstaaten den Konzernen, die vorübergehend zuwenig
033  andere Quellen ausbeuteten, Preiserhöhungen um 42 Prozent auf.
034  BP-Hallmann: " Der Zeitpunkt der Verhandlung war von den
035  Arabern ideal gewählt. " Zudem mußten die Konzernbosse als
036  Gegenleistung für die fünfjährige Liefergarantie der Ölstaaten
037  einer Preisgleitklausel zustimmen, die den Förderländern
038  jährlich vier Prozent mehr Geld für die gleiche Ware sichert:
039  Künftige Energiepreiserhöhungen in Europa wurden in Teheran und
040  Tripolis vorprogrammiert. Die Ölbosse nutzten die Lage.
041  Freute sich Esso-Chef Emil Kratzmüller, Sprecher der
042  Branche: " Das extrem niedrige Preisniveau des Jahres 1969
043  wird es nicht wieder geben. " Johannes (" Jonny ") Welbergen,
044  Boß der Deutschen Shell AG, gibt zu, daß seit April 1971
045  am Mineralöl in Deutschland wieder verdient wird. Und Walter
046  Cipa, Chef der Gelsenberg AG, Großaktionärin der Aral,
047  präzisierte, die Ölindustrie brauche jetzt " Preiserhöhungen,
048  die über den Kostenerhöhungen liegen ". Die Energiepolitiker
049  in Karl Schillers Doppelministerium und in EWG-Kommissar
050  Wilhelm Haferkamps Brüsseler Generaldirektion Energie fürchten
051  nun, der Preisschub im Stromnetz könnte den Verbraucher auch
052  noch indirekt treffen: durch höhere Preise für
053  Industrieprodukte, mit denen die gestiegenen Kosten für
054  Industriestrom weitergewälzt werden. Aber Schillers
055  Ministeriale und Haferkamps Europa-Beamte fühlen sich
056  machtlos. Noch vor fünf Jahren hatten sie gehofft, den
057  Strompreis durch den Einsatz kostengünstiger atomkraftwerke
058  niederhalten zu können. Heute resigniert Wilhelm Haferkamps
059  Kabinettschef Manfred Lahnstein: " Die Entwicklung der
060  Nuklearenergie geht langsamer, als wir angenommen hatten. "
061  Schon 1980, so die inzwischen überholten Prognosen der
062  Energiepolitiker, sollte die Atomkraft das Mineralöl als
063  Hauptbrennstoff für die Strom-Fabriken ablösen. Um die
064  Jahrtausendwende sollten dann zwei Drittel der Welt-
065  Energieversorgung mit nuklearen Kraftwerken bestritten werden.
066  Für das Orwell-Jahr 1984 planten optimistische
067  Wissenschaftsmanager wie der Karlsruher Kernforscher Professor
068  (Abb.) Wolf Häfele bereits den wirtschaftlichen Einsatz der zweiten
069  Generation von Atomkraftwerken, der sogenannten " Schnellen
070  Brüter ". Mit den Brutreaktoren wollten die Energiefachleute
071  den Strompreis noch einmal drastisch senken und zudem das Problem
072  der Brennstoffversorgung auf Generationen lösen. Bis zum Jahre
073  2000, so die bis vor fünf Jahren gültige Lehrmeinung, würden
074  die Ölreserven auf der Welt nahezu verbraucht sein. Und die
075  heute bekannten konventionellen Kernkraftwerke, die ihren
076  Brennstoff, das aus dem Natururan gewonnene spaltbare Uran-
077  Isotop 235, nur zu 0,7 Prozent nutzten, würden bis dahin
078  die Welt-Uran-Reserven erschöpft haben. Die
079  Brutreaktoren, bei deren Arbeitsprozeß mehr Brennstoff abfallen
080  wird, als der Reaktor verbraucht, sollten dann den bereits von den
081  ersten Kernkraftwerken genützten Brennstoff ein zweites Mal, und
082  zwar mit hundertfachem Nutzungsgrad, einsetzen. Fazit der
083  Energiepropheten: Bis zum Jahre 2040 brauche die Welt dann
084  überhaupt kein Uran mehr zu fördern. Der Brutreaktor erschien
085  als eine Art Perpetuum mobile. Heute wissen die Nuklear-
086  Techniker, daß die Atomzeit mindestens zehn Jahre später
087  anbrechen wird: Die Preise für schlüsselfertige Atomkraftwerke
088  stiegen seit 1968 um bis zu 50 Prozent - bei 60 Monaten
089  Lieferfrist ohne Preisgarantie. Allein die Reaktor-
090  Druckgefäße wurden doppelt so teuer. Zudem leiden die
091  Stromerzeuger unter den technischen Pannen der Kernkraftwerke.
092  So rissen regelmäßig schon nach kurzer Nutzungsdauer die teuren
093  Reaktor-Druckgefäße. Zusätzlicher Ärger kam von den
094  Turbinenwellen, die den bei Atomkraftwerken üblichen
095  Dauerlastbetrieb nicht aushielten. Turbinenwellen für 1300-
096  Megawatt-Werke können zudem nur die Japaner liefern. Würde
097  Europas Energieversorgung bereits von Kernkraftwerken bestritten,
098  hätte es wegen solcher Technikpannen den ersten Total-
099  Blackout schon gegeben. EWG-Lahnstein: " Im Dezember
100  1968 standen sämtliche Leistungsreaktoren der Gemeinschaft still. "
101  Steckengeblieben sind auch die Konstrukteure der Schnellen
102  Brutreaktoren. Der Brüter-Einsatz wird vor 1990 nicht mehr
103  erwartet, und bis dahin, so Heinrich Mandel, Vorstand der
104  Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE),
105  lassen sich Rentabilitäts-Hochrechnungen nicht vornehmen.
106  Die atomaren Rückschläge der vergangenen Jahre bedeuten nach
107  Meinung von Fachleuten, daß die Energiepolitik der
108  Industrieländer auf mindestens zwei Jahrzehnte fest in die Hand
109  der internationalen Ölriesen geraten wird. Bis 1980, so die
110  heute herrschenden Prognosen in Brüssel, in Bonn und bei den
111  Ölkonzernen in Hamburg, wird das Erdöl bei steigenden Preisen
112  zu 60 Prozent an der deutschen Primärenergie-Versorgung -
113  Heizung und Strom - beteiligt sein und das regelmäßig neben
114  Ölvorkommen vorhandene Erdgas mit rund zehn Prozent - auch zu
115  steigenden Preisen. Da Ölkonzerne wie Esso und Shell über
116  ihre gemeinsamen Tochtergesellschaften Gewerkschaft Brigitta und
117  Gewerkschaft Elwerath den größten Teil des nach Deutschland
118  einströmenden Erdgases liefern, wird die Ölbranche 1980 rund 70
119  Prozent der westdeutschen Grund-Energieversorgung bestreiten.
120  Die Öl-Trusts gehen davon aus, daß in den siebziger Jahren
121  der Bedarf an Energie von heute 7,2 Milliarden Tonnen
122  Steinkohleneinheiten auf 11,2 Milliarden Tonnen klettern wird.
123  Der größte Teil des Zuwachses muß durch zusätzliche
124  Ölförderung gesichert werden. David Barran, Boß der
125  internationalen Shell-Gruppe und gelernter Historiker:
126  " In den siebziger Jahren werden wir mehr Öl brauchen als in der
127  ganzen Menschheitsgeschichte zuvor. " Mindestens 90 Supertanker
128  von 250000 Tonnen (Stückpreis: 130 Millionen Mark) müssen
129  jedes Jahr zusätzlich in Fahrt gesetzt werden, um die wachsenden
130  Ölmengen zwischen Förderländern und Verbrauchergebieten zu
131  transportieren. Mehr als 360 Milliarden Dollar, das Zweifache
132  des westdeutschen Volkseinkommens 1970, muß die Ölindustrie nach
133  einer Shell-Studie im kommenden Jahrzehnt investieren.
134  Zusätzliches Geld kosten Großaufgaben wie die Öl-
135  Entschwefelung und Skurrilitäten wie die Auflage des neuen
136  Öllandes Alaska, Pipelines so hoch zu legen, daß Rentiere
137  sich nicht an ihnen stoßen können. Zum erstenmal werden ganze
138  Industriegesellschaften in ihrer Funktionsfähigkeit von anonymen
139  Mammut-Organisationen abhängig, die durch gemeinsame
140  Tochtergesellschaften untereinander verbunden sind, international
141  gesteuert werden und sich dadurch öffentlicher Kontrolle entziehen.
142  Auch gegenüber den Ölhändlern im Orient wollen die
143  Konzernbosse ihre Stellung wieder kräftigen. Derzeit schicken
144  sie ihre Explorationstrupps in bisher vernachlässigte Gebiete
145  Europas und Amerikas, um Ölreserven außerhalb des Nahen
146  Ostens zu sichern. So fanden die Ölsucher im südamerikanischen
147  Peru Quellen von der Größe des riesigen Ölfeldes in Kuwait.
148  Schon vor drei Jahren waren die Bohrtrupps unter dem Alaska-
149  Eis fündig geworden, und selbst vor der norwegischen Küste
150  wurden Felder entdeckt, die 150 Millionen Tonnen Rohöl, etwa
151  den Bedarf der Bundesrepublik Deutschland, liefern können.
152  Bereits von 1974 an werden die neu angebohrten Ölquellen in
153  Alaska, Südamerika und vor den Küsten (" off shore ")
154  sprudeln. Sie werden freilich teures Öl spenden, denn die neuen
155  Vorkommen sind schlechter zugänglich als die Ölfelder im
156  Wüstensand. Dennoch glaubt BP-Chef Hallmann, daß die
157  besten Zeiten der Nahost-Länder bald vorbei sind: " In
158  zwei, drei Jahren wird die Lage für uns nicht schlechter sein. "
159  Denn: " Die können dann nicht mehr jeden Preis verlangen. "
160  Hallmanns Kollege Kratzmüller von der Esso ist schon einen
161  Schritt weiter. Der in 43 Jahren Esso-Tätigkeit
162  abgeklärte Ölmann fürchtet, allzu große Funde könnten ein
163  weltweites Überangebot und damit wieder sinkende Preise
164  verursachen. Warnt Kratzmüller: " Je mehr wir in die
165  Exploration stecken, desto weniger verdienen wir. " Langsam
166  unseriös. Zerstritten haben sich EWG-Kommissare und
167  Minister in einer " wahnsinnigen Debatte " (so ein Europa-
168  Funktionär) über die künftigen Beziehungen zur Rest-Efta.
169  Die Emissäre aus Bern und Stockholm waren
170  enttäuscht. Stundenlang hatten am Montag letzter Woche die
171  schweizerischen und schwedischen Diplomaten im Brüsseler
172  Konferenzhochhaus " Charlemagne " auf das Verdikt der EWG-
173  Minister gewartet. Dann, am Dienstagmorgen um drei Uhr,
174  verkündete ihnen Italiens Außenminister Aldo Moro, derzeit
175  Präsident der Sechserrunde, mit schläfriger Stimme:
176  " Vorläufig bleibt alles beim alten. " Schweden und die Schweiz,
177  neben England größte Nutznießer des Freihandelsvereins Efta,
178  hoffen ebenso wie Österreich, Portugal und Finnland auf baldige
179  Abkommen mit Brüssel. Der Grund: Das Überlaufen
180  Großbritanniens, Dänemarks und Norwegens zur EWG reduziert
181  die Freihandelszone zu " einem phantastischen Potpourri von
182  Staaten mit unterschiedlichen Problemen " (so ein schwedischer
183  Diplomat). Die Länder der Rumpf-Efta dringen deswegen in
184  Brüssel darauf, daß der künftige Zehner-Klub seine Zoll
185  schranken und Handelsschranken durchlässiger macht. Um
186  das zu erreichen, bot Stockholms Regierungschef Olof Palme der
187  Wirtschaftsgemeinschaft sogar eine Beteiligung der Schweden an der
188  ökonomisch sinnlosen EWG-Agrarpolitik " einschließlich
189  ihrer finanziellen Aspekte " an. Zwar lehnen die auf strikte
190  Neutralität bedachten Schweden alles ab, was nach einer handels
191  politischen oder außenpolitischen Aktionsgemeinschaft mit
192  der EWG aussehen könnte. Aber eine Zollunion mit der EWG,
193  so hoffen sie dennoch, könnte es ihnen ermöglichen, ihren Handel
194  mit den nordischen Nachbarn ungestört fortzuführen, die künftig
195  hinter den Mauern des Gemeinsamen Marktes verschwinden. Was die
196  Schweden anstreben, erachten schweizerische Diplomaten wiederum
197  für ihr Land als " unmöglich ". Zwar haben Berns
198  Unterhändler in Brüssel Interesse an einer Zusammenarbeit bei
199  der Wirtschaftspolitik und Währungspolitik bekundet,
200  eine Beteiligung an der kostspieligen Agrarpolitik der EWG aber
201  rundweg abgelehnt. Eine Zollunion mit der EWG verbietet sich
202  für die Schweizer, weil schon eine gemeinsame
203  Außenwirtschaftspolitik gegen das schweizerische
204  Neutralitätsdogma verstoßen würde. Wunsch der Berner in
205  Brüssel: eine Freihandelszone mit der EWG. In einer
206  Freihandelszone bliebe die Schweiz - im Gegensatz zur Zollunion
207  - in ihrer Handelspolitik gegenüber sogenannten Drittländern
208  völlig unabhängig. In einer Zollunion mit der EWG hingegen
209  müßte Bern die gleichen Zölle wie die EWG gegenüber dritten
210  Staaten erheben. Die Sonderwünsche der Neutralen, zu denen
211  auch Österreich gehört, hatten die Brüsseler EWG-
212  Kommissare schon Anfang Juni diskutiert, ohne sich untereinander
213  einig zu werden. Im Gegenteil: Damals, so urteilt Europa-
214  Funktionär Ralf Dahrendorf, " hat die EWG-Kommission
215  als homogene Einheit aufgehört zu bestehen ". Die kommissare
216  waren (Abb.) derart aneinander geraten, daß der Holländer Mansholt
217  den folgenden zwei Sitzungen aus Verärgerung fernblieb. Mansholt
218  hatte gemeinsam mit dem Franzosen Raymond Barre ein düsteres
219  Zukunftsbild der Gemeinschaft gezeichnet (" Die EWG ist auf
220  dem Weg nach unten ") und gefordert, die Zollpolitik
221  und Agrarpolitik der Sechs gegenüber der Rest-Efta zu
222  verteidigen. Zollschranken, so Mansholt, sollten Schweden,
223  Schweizer, Österreicher, Portugiesen und Finnen für ihre
224  Weigerung bestrafen, keine Vollmitglieder in Brüsseler
225  Wirtschaftsverein werden zu wollen. EWG-Chef Malfatti und
226  sein für die Außenbeziehungen verantwortlicher Kommissar
227  Dahrendorf hielten der Mansholt-Fronde entgegen, eine starke
228  EWG sollte in Zollfragen nicht kleinlich sein. Sei die
229  Gemeinschaft aber tatsächlich so schwach, dann - so Dahrendorf
230  - " lohnt sich ihre Verteidigung nicht ". Absurder Höhepunkt
231  der " wahnsinnigen Debatte " (so ein hoher Funktionär): Der
232  Italiener Altiero Spinelli, der sich für eine Große
233  Freihandelszone zwischen Rest-Efta und erweiterter EWG
234  ausgesprochen hatte, wurde von Mansholt und Barre verdächtigt:
235  " Sie beantragen ja praktisch den Beitritt der EWG zur Efta. "
236  Unentschlossen und uneins wie die Kommissare zeigten sich auch
237  die EWG-Minister. Denn Deutsche und Italiener glaubten
238  die Beziehungen zu den europäischen Drittländern mit der Formel
239  " Seid nett zu den Nachbarn " (so ein Konferenzteilnehmer)
240  ausreichend geklärt zu haben. Frankreichs Diplomaten waren schon
241  genauer. Sie forderten: Der Zollabbau gegenüber diesen
242  Ländern dürfe nur minimal sein. Die Holländer schließlich
243  gaben sich völlig desinteressiert. Nach zwölfstündiger Debatte
244  erkannten die sechs Minister um drei Uhr morgens, daß sie den
245  wartenden Antragstellern kaum etwas Neues zu sagen hatten. Ein
246  hoher schweizerischer Diplomat in Brüssel daraufhin: " Diese
247  Nachtsitzungen in Brüssel beginnen langsam unseriös zu werden. "
248  Geld vom Baron. Die belgische Finanzgruppe Empain
249  hat bei der Düsseldorfer Agentur Troost eine
250  Mehrheitsbeteiligung erworben. Achtzehn Jahre lang
251  regierte Hubert Troost, 61, Inhaber der Düsseldorfer
252  Werbeagentur gleichen Namens, in seiner Firma wie ein König.
253  Jetzt muß er sein Reich mit einem Baron, dem belgischen
254  Industriellen Edouard-Jean Empain, 33, teilen. Bei einem
255  Notar in der Düsseldorfer Innenstadt unterzeichneten kürzlich
256  der deutsche Agenturchef und der Bevollmächtigte der Finanzgruppe
257  Empain, Edgar Marchal, einen Vertrag, der die deutsche
258  Großagentur (Edgar Marchall, einen Vertrag, der die deutsche
259  Großagentur (-Holding " Troost International "
260  umfunktioniert. Zum Souveränitätsverzicht sah sich der ehemalige
261  Spionageabwehr-Leutnant des Zweiten Weltkriegs gezwungen,
262  weil er sein ehrgeiziges Konzept - eine internationale
263  Agenturkette aufzubauen - aus eigener Kraft nicht verwirklichen
264  konnte.

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