Quelle Nummer 070

Rubrik 07 : POLITIK   Unterrubrik 07.11 : TAGESPOLITIK

FAZ
HOFFNUNG AUF ERLEICHTERTE AUSREISE FUER DEUTSCHE AUS
POLEN,ABSPRACHE ZWISCHEN DEM DEUTSCHEN UND POLNISCHEN
ROTEN KREUZ/WILL WARSCHAU HARTE POLITISCHE FORDERUNGE
RUNGEN AUSGLEICHEN?
ANONYMUS
FRANKFURTER ALLGEMEINE, D-AUSGABE/ SAMSTAG, 5.12.1970
S. 1 NR. 282 D 2954 A
DIE CDU SCHLAEGT EINEN UEBERGANGSVERTRAG MIT POLEN VO
VOR. FUER DIE ZEIT DER DEUTSCHEN TEILUNG/ "AUSGEHEND
VON DER ODER-NEISSE-LINIE"/ ANTRAG IM BUNDESTAG S.O.
S.1
ANONYMUS
IN BERLIN OSTBLOCK-ERKLAERUNG ERLEICHTERT AUFGE-
NOMMEN. KEINE VERSCHAERFUNG DER SITUATION/ IN OST-
EUROPA STARK HERVORGEHOBEN
ANONYMUS
S.O., S.1
IN DER ERKLAERUNG DES WARSCHAUER PAKTS BLEIBT MANCHES
OFFEN. KEINE VERAENDERUNG DER GRUNDLAGEN DER BONNER
OSTPOLITIK HERAUSZULESEN
ANONYMUS, S.O., S. 2


001  Hoffnung auf erleichterte Ausreise für Deutsche aus
002  Polen. Absprache zwischen dem Deutschen und dem Polnischen
003  Roten Kreuz / Will Warschau harte politische Forderungen
004  ausgleichen?. Warschau, 4.Dezember. Wenige
005  Tage vor der Unterzeichnung des Warschauer Abkommens haben
006  führende Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes bei mehrtägigen
007  Gesprächen mit dem Polnischen Roten Kreuz über den weiteren
008  Verlauf der Familienzusammenführung sowie die Ausreise von
009  " Personen mit unbestreitbarer deutscher Volkszugehörigkeit "
010  Einvernehmen erzielt. Der Leiter des DRK-Suchdienstes,
011  Wagner, und der Direktor der Hamburger Suchdienststelle,
012  Ohlsen, sehen in dem Gang dieser Gespräche ein unbestreitbares
013  Indiz für den guten Willen der polnischen Seite. Man fragt sich
014  in Warschau, ob diese ermutigenden Anzeichen nach der
015  Gipfelkonferenz in Ost-Berlin vielleicht auf der Ebene des
016  Roten Kreuzes signalisieren sollen, wie ernst es Polen nach wie
017  vor mit der Normalisierung ist. Am letzten Verhandlungstag
018  jedenfalls und offenbar nach Rücksprache mit polnischen
019  Regierungsstellen hat die polnische Rotkreuzdelegation die
020  deutschen Gesprächspartner sogar dazu gedrängt, unverzüglich und
021  noch vor dem nächsten Meinungsaustausch im Januar die technischen
022  Vorbereitungen für die Ausreiseverfahren einzuleiten. Das DRK
023  hat bereits damit begonnen, an Antragsteller in der Bundesrepublik
024  zu schreiben, die für ihre in Polen lebenden Angehörigen und
025  Bekannten Anträge gestellt haben, um die Unterlagen auf den
026  neuesten Stand zu bringen. Die DRK-Vertreter, die am
027  Freitag zurückgereist sind, wollen in Bonn so schnell Bericht
028  erstatten, daß die Ergebnisse dieser Gespräche noch von
029  Bundeskanzler Brandt berücksichtigt werden können. Man ist in
030  Warschau den Text der " Information " zu den humanitären
031  Fragen, die Polen der Bundesregierung zum Vertrag übergeben
032  hatte, Satz für Satz durchgegangen. Einvernehmen sei dabei auch
033  in solchen dehnbaren und für Mißverständnisse anfälligen
034  Punkten erzielt worden wie etwa der Frage, wer " unbestreitbar
035  deutscher Volkszugehörigkeit " sei. Es sei danach insbesondere
036  sichergestellt, daß eine Option für Polen nach dem Krieg kein
037  Hinderungsgrund abgebe, sofern die deutsche Volkszugehörigkeit
038  des Antragstellers beweisbar ist. In den Gesprächen, zu denen
039  die DRK-Abordnung sich seit Dienstag in Warschau
040  aufgehalten hatte, sind solche Fragen nicht mehr nur im allgemeinen
041  Rahmen behandelt worden. Auch technische Vorbereitungen, Quoten
042  und Zahlen waren bereits Thema. Einzelheiten werden allerdings
043  jetzt noch nicht genannt. Die deutschen Unterhändler betrachten
044  das " Informationspapier " zum Vertrag als einen entscheidenden
045  Fortschritt auf den formalen und sachlichen Gebiet. Formal
046  bestehe der Gewinn darin, daß die Warschauer Regierung jetzt das
047  polnische Rote Kreuz mit der Frage der Ausreise betraut habe.
048  Bisher seien allein die staatliche Polizei und die Paßbehörden
049  zuständig gewesen. Der sachliche Erfolg sei darin zu sehen, daß
050  das Unternehmen nicht mehr nur als Familienzusammenführung gelte,
051  sondern als Weg zur Ausreise für alle früheren Deutschen, die
052  noch in Polen leben. Die deutschen Gesprächspartner haben den
053  Eindruck gewonnen, daß Polen jetzt diesen Zankapfel so schnell
054  aus der Welt schaffen möchte, wie es die Staatsräson und die
055  Rücksicht auf die eigene öffentliche Meinung nur immer zulassen.
056  Hinweise darauf hatte man in Warschau bereits vor der letzten
057  Verhandlungsrunde für den Vertrag bekommen können. In seiner
058  Rede am Donnerstag, der ersten Ansprache nach der Ost-
059  Berliner Gipfelkonferenz, hat Parteichef Gomulka zum ersten Mal
060  öffentlich die Möglichkeit baldiger diplomatischer Beziehungen
061  mit der Bundesrepublik erwähnt, zugleich aber auch die
062  Fortschritte in der Normalisierung zwischen Bonn und Warschau mit
063  der Normalisierung der Beziehungen Bonns mit der Tschechoslowakei
064  und der DDR verknüpft. Der polnische Parteichef hatte in
065  seiner traditionellen Ansprache auf dem Bergarbeitertag in Zabrze,
066  dem früheren Hindenburg, erklärt, bei dem Problem
067  Normalisierung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und
068  Polen gehe es nicht nur um zwei Länder, sondern um die
069  Normalisierung zwischen der Bundesrepublik und allen Ländern des
070  Warschauer Paktes. Moersch: Erleichterung. Bonn,
071  4.Dezember (dpa). Die Normalisierung des deutsch-
072  polnischen Verhältnisses wird nach Überzeugung der
073  Bundesregierung bessere Möglichkeiten für die Übersiedlung von
074  Deutschen aus Polen geben. Das bekräftigte der Parlamentarische
075  Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Moersch, am Freitag in
076  der Fragestunde des Bundestages auf eine Anfrage des CDU-
077  Abgeordneten Freiherr von Fircks. Auf eine Zusatzfrage, ob
078  sich die Bundesregierung auch darum bemühe, für die Übersiedler
079  bessere Möglichkeiten für die Mitnahme ihres Vermögens zu
080  schaffen, meinte der Staatssekretär, die Bundesregierung habe
081  sich mit " einigem Erfolg " bemüht, " ein großes Maß " an
082  persönlicher Entscheidungsfreiheit für diese Bürger zu gewinnen.
083  Die CDU schlägt einen Übergangsvertrag mit Polen
084  vor. Für die Zeit der deutschen Teilung
085  " Ausgehend von der Oder-Neiße-Linie "/Antrag im
086  Bundestag. Bonn, 4.Dezember. Die CDU/
087  CSU-Fraktion hat einstimmig beschlossen, eine Ratifizierung
088  des deutsch-polnischen Vertrags abzulehnen, falls er dem
089  Bundestag isoliert und nicht im Zusammenhang mit allen im Rahmen
090  der Ostpolitik geschlossenen Verträgen und Vereinbarungen
091  vorgelegt werde. Kommt der Vertrag in diesem Zusammenhang vor das
092  Parlament, wird die Oppositionsfraktion sich, wie sie erklärt,
093  in der Sicht dieses Zusammenhangs entscheiden. In Form eines
094  Antrags an den Bundestag, der am Freitag eingebracht wurde,
095  schlägt die Fraktion einen deutsch-polnischen Vertrag für die
096  Zeit der deutschen Teilung vor - " ausgehend von der Oder-
097  Neiße-Linie und vorbehaltlich der friedensvertraglichen
098  Regelung für ganz Deutschland ". Dieser Vertrag solle die
099  Aufnahme diplomatischer Beziehungen, in deren Rahmen die
100  Bundesrepublik West-Berlin vertritt, enthalten. Er soll
101  nach dem Wunsch der Union einen Gewaltverzicht fixieren und freie
102  Begegnung sowie verbindliche Regelungen aller humanitären Fragen
103  bestimmen. Ziel ist die Sicherung der Menschenrechte
104  und Gruppenrechte in beiden Staaten. Dazu gehören nach dem
105  Antrag das Recht auf die Muttersprache, auf Freizügigkeit, auf
106  freien Verkehr von und zu den Angehörigen und das Recht auf die
107  freie Ausübung der Religion. Ferner soll ein deutsch-
108  polnisches Jugendwerk geschaffen und eine deutsch-polnische
109  Handelskammer gebildet werden. Die Fraktion hebt in ihrem Antrag
110  hervor, daß die Aussöhnung mit Polen ein wichtiges Ziel der
111  deutschen Politik sei, wobei diese sich auf beiden Seiten auf
112  Wahrheit und politischen Wirklichkeitssinn gründen müsse. Die
113  endgültige Festlegung der deutschen Grenzen könne nur im
114  Zusammenhang mit friedensvertraglicher Regelung für ganz
115  Deutschland geschehen, und die Grundlagen einer solchen Regelung
116  müßten das Recht der Polen auf gesicherte Grenzen und das Recht
117  der Deutschen auf gesicherte Freiheit und Einheit sein. Diese
118  Regelung müsse der historischen und politischen Lage beider
119  Völker gerecht werden und dem Aufbau eines Europas dienen, in
120  dem Grenzen die Völker nicht mehr scheiden. Der CDU-
121  Abgeordnete von Wrangel sagte am Freitag in Bonn, dieser Antrag
122  sei einstimmig - ohne Stimmenthaltung - beschlossen worden.
123  Damit seien alle Spekulationen über die Haltung der CDU/
124  CSU-Abgeordneten zum Polenvertrag überflüssig geworden.
125  Diese Stellungnahme, die den Wunsch nach Aussöhnung mit dem
126  Festhalten an rechtsstaatlichen Positionen verbinde, werde von der
127  ganzen Fraktion getragen. Ein endgültiges Votum über die
128  gesamte Ostpolitik der Regierung könne erst gefällt werden, wenn
129  das " ganze Gemälde " sichtbar sei. Der Abgeordnete Marx,
130  Vorsitzender der Kommission, die den Antrag entwarf, zu dem in
131  der Fraktion 36 Redner sprachen, bemerkte, man könne nicht im
132  Aufgalopp ja oder nein sagen. Aber klar ist, daß die Opposition
133  nein sagt, sollte der Polenvertrag allein zu ratifizieren sein.
134  Wrangel meinte dazu, der polnische Parteichef Gomulka selbst habe
135  die Normalisierung der deutsch-polnischen Beziehungen mit der
136  Anerkennung der DDR verbunden, und in allen Erklärungen aus
137  dem Ostblock rücke diese Anerkennung wieder in den Vordergrund.
138  Die Opposition mache ihren für den Vertrag mit Moskau
139  vorgebrachten Berlinvorbehalt und innerdeutschen
140  Vorbehalt auch für den Vertrag mit Warschau geltend. In
141  Berlin Ostblock-Erklärung erleichtert aufgenommen.
142  Keine Verschärfung der Situation/In Osteuropa stark
143  hervorgehoben. Berlin, 4.Dezember. In Berlin ist
144  die Veröffentlichung der " Erklärung " der Konferenz der
145  Warschauer-Pakt-Staaten mit einiger Erleichterung
146  aufgenommen worden. Denn die Berlin und die Vierergespräche
147  betreffenden Passagen bedeuten gegenüber den letzten Erklärungen
148  des Generalsekretärs Breschnew keinerlei Verschärfung der
149  Situation. Auch in der " Erklärung " ist von der Möglichkeit
150  einer akzeptablen Berlin-Vereinbarung die Rede sowie den
151  Bedürfnissen der Bevölkerung West-Berlins. Daß auch die
152  legitimen Interessen und die souveränen Rechte der DDR erwähnt
153  wurden, wird als eine Selbstverständlichkeit betrachtet. In
154  jedem Fall sieht man mit einigen Erwartungen dem nächsten
155  Botschaftergespräch am nächsten Donnerstag entgegen, wenngleich
156  auch von diesem Treffen noch keine größeren Fortschritte erwartet
157  werden. Gegenwärtig spricht mehr dafür, daß die Verhandlungen
158  Mitte Januar erst in ihr eigentliches Stadium treten. In Berlin
159  widersprach am Freitag der britische Botschafter Sir Roger
160  Jackling der Auffassung, die Vier-Mächte-Verhandlungen
161  über Berlin seien in eine Sackgasse geraten. In einer Ansprache
162  vor der amerikanischen Handelskammer in Berlin unterstrich
163  Jackling: " Die Verhandlungen werden fortgesetzt. " Wenn sie
164  erfolgreich ausgehen sollten, müßten sie " zu einer wesentlichen
165  Verbesserung der Bedingungen in und um Berlin führen ". In
166  politischen Kreisen Ost-Berlins ist man mit dem Ausgang der
167  Konferenz zufrieden. Dies kann kaum überraschen, denn schon bei
168  der Konferenz-Vorbereitung während des Kurzbesuches des
169  sowjetischen Außenministers Gromyko in Ost-Berlin wie auch
170  durch das Protestschreiben des sowjetischen Botschafters in Ost
171  -Berlin, Abrassimow, war deutlich geworden, daß in den
172  Kernfragen Interessengleicheit herrschte. Ost-Berlin
173  veröffentlicht Dokumente. Berlin, 4.Dezember
174  (dpa). Alle Ost-Berliner Zeitungen haben am Freitag auf
175  ihren ersten Seiten die am Tag zuvor veröffentlichten Dokumente
176  der Gipfelkonferenz der Warschauer-Pakt-Staaten
177  abgedruckt, die am Mittwoch in Ost-Berlin getagt hat.
178  Neben Gomulka-Rede. Warschau, 4.Dezember.
179  In Warschau teilt der Wortlaut der Dokumente der Gipfelkonferenz
180  sich in die öffentliche Aufmerksamkeit mit der Donnerstag-
181  Rede von Parteichef Gomulka, die in manchen Teilen wie eine
182  Erläuterung der Entschließungen von Ost-Berlin wirkt.
183  Beide Dokumente sind in den Zeitungen auf der ersten Seite
184  nebeneinander und gewissermaßen gleichberechtigt breit
185  herausgestellt. (Fortsetzung Seite 4.) In der
186  Erklärung des Warschauer Pakts bleit manches offen.
187  Keine Veränderung der Grundlagen der Bonner Ostpolitik
188  herauszulesen. Berlin, Anfang Dezember. Auch nach
189  der Veröffentlichung der " Erklärung " des
190  Konsultativausschusses des Warschauer Paktes wird das
191  Rätselraten über Hintergrund und Bedeutung dieses Treffens im
192  Berliner Ostsektor noch eine Weile weitergehen. In Bonn werden
193  sich Befürworter wie Gegner der Ostpolitik der Regierung Brandt
194  /Scheel gleichermaßen bestätigt fühlen. Denn der Wortlaut
195  der " Erklärung " ist, auf den ersten Blick, nach beiden
196  Seiten interpretationsfähig. Die Bundesregierung kann darauf
197  hinweisen, daß darin der Moskauer und der Warschauer Vertrag
198  nachdrücklich befürwortet werden. Daraus kann geschlossen werden,
199  daß die Sowjetunion auf dem seit den Bahr-Gromyko-
200  Gesprächen eingeleiteten Kurs gegenüber der Bundesrepublik
201  fortfahren will. Diese beiden Verträge, so heißt es in der
202  Erklärung, seien von eminenter Bedeutung für das Schicksal des
203  Friedens in Europa, für die friedliche Zukunft der europäischen
204  Völker. Doch in dem Kommuniqu‚ kann man auch lesen, daß
205  die Tagung in völliger Einmütigkeit ihrer Teilnehmer verlaufen
206  sei. Das bedeutet, daß offenbar auch Ost-Berlin mit dem
207  Ergebnis zufrieden ist, sofern man dies aus den wenigen Worten
208  herauslesen kann und will. In der Tat wird in der " Erklärung "
209  die " Friedenspolitik " Ost-Berlins gelobt und die
210  Bedeutung der DDR für die künftige Entwicklung in Europa
211  hervorgehoben. Aber schon im nächsten Satz, und dies dürfte der
212  entscheidende der ganzen Ausarbeitung sein, ist statt einer
213  konkreten Forderung recht unpräzis die Rede von der Herstellung
214  von Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik auf der
215  Grundlage der allgemein gültigen Normen des Völkerrechts. Doch
216  wird dies nicht mehr als eine unabdingbare Voraussetzung jeder
217  weiteren Entwicklung der Beziehungen Bonns zu den osteuropäischen
218  Hauptstädten bezeichnet. Die Herstellung solcher Beziehungen
219  sowie die Aufnahme Ost-Berlins in die Vereinten Nationen
220  werden lediglich als " lebensnotwendige Forderungen der Zeit "
221  deklariert, die zugleich ein " gewichtiger Beitrag zur
222  europäischen und internationalen Sicherheit " seien. Wenn über
223  Einzelheiten dieser Ost-Berliner Beratungen erst nach einiger
224  Zeit Informationen durchsickern werden, so kann man schon heute
225  sagen, daß mit dieser vagen Formulierung nichts oder doch nur
226  wenig gesagt ist. Sie wirkt denn auch mehr wie ein Trostpflaster,
227  das man dem Drängen Ost-Berlins eingeräumt hat. Denn schon
228  vor einem Jahr hatte man auf der gleichen Konferenz in Moskau
229  gefordert, daß alle Staaten " gleichberechtigte Beziehungen auf
230  völkerrechtlicher Grundlage " zur DDR aufnehmen sollten.
231  Ähnlich heißt es aber auch bereits im sogenannten Bahr-
232  Papier, daß Bonn seine Beziehungen zu Ost-Berlin " auf
233  der Grundlage der vollen Gleichberechtigung, der
234  Nichtdiskriminierung, der Achtung der Unabhängigkeit und der
235  Selbständigkeit jedes der beiden Staaten " gestalten wolle,
236  während eine etwaige Aufnahme beider deutscher Staaten in die
237  Vereinten Nationen erst " im Zuge der Entspannung in Europa und
238  im Interesse der Verbesserung der Beziehungen " zwischen den
239  europäischen Ländern, insbesondere aber zwischen Bonn und Ost
240  -Berlin, gefördert werden solle. Aus der jetzt
241  veröffentlichten " Erklärung " läßt sich kein Widerspruch zu
242  diesen Passagen herauslesen. Auch der ungarische Parteichef K d r
243  hatte vor kurzem auf dem Budapester Parteitag
244  lediglich davon gesprochen, daß Bonn auf der " Grundlage des
245  Völkerrechts " die entsprechenden Formen der friedlichen
246  Koexistenz mit der " selbständigen und souveränen DDR "
247  finden müsse.

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