Quelle Nummer 050

Rubrik 29 : LAND   Unterrubrik 29.00 : LAND

LEISTUNGSFAEHIGE DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFT IM
EUROPAEISCHEN MARKT, REDE DES BUNDESMINISTERS FUER
ERNAEHRUNG LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN AUF DEM 21.
ORDENTLICHEN BUNDESPARTEITAG DER F.D.P. AM 23.JUNI
1970 IN DER BONNER BEETHOVENHALLE
JOSEF ERTL
AKTUELLE BEITRAEGE ZUR POLITISCHEN BILDUNG;SCHRIFTEN-
REIHE DER FRIEDRICH NAUMANN-STIFTUNG; HEFT 8, JULI
1970, BONN 1970, S..3-8


001  Leistungsfähige Deutsche Landwirtschaft im europäischen
002  Markt. Parteifreunde! Meine verehrten Damen und Herren!
003  Erstmals seit bestehen der Bundesrepublik ist unserer
004  Partei mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft
005  und Forsten ein hohes Maß an Verantwortung übertragen,
006  insbesondere auf diesem sehr schwierigen Sektor, auf dem sehr
007  widerstreitende Meinungen und unterschiedliche Auffassungen
008  ausgetragen werden. Damit ist aber zugleich verbunden die
009  Verantwortung für die Landwirtschaft, ganz besonders für die in
010  ihr noch tätigen Menschen. Mit Recht erwarten Sie daher auf
011  diesem ersten Bundesparteitag seit unserem Eintritt in die
012  Bundesregierung einen Zwischenbericht über die Entwicklung in
013  diesem Bereich. Lassen Sie mich mit einer generellen Bemerkung
014  zum Verständnis des agrarpolitischen Einsatzes in einer liberalen
015  Partei beginnen! Sie alle wissen um das traditionell starke
016  Engagement der Freien Demokraten für die Belange der deutschen
017  Landwirtschaft, insbesondere für die Menschen im ländlichen
018  Raum. Ich muß heute unserer Partei dafür danken, daß sie die
019  meist von der Bundestagsfraktion ausgehenden Initiativen so
020  bereitwillig getragen und für mich damit die Basis geschaffen hat,
021  von der aus ich heute - wie ich hoffe erfolgreich - zum Wohle
022  sowohl der Landwirtschaft als der Verbraucherschaft als auch im
023  Interesse unseres ganzen Volkes wirken kann. (Beifall.)
024  Bezüglich der Agrarpolitik im Rahmen einer liberalen
025  Partei hat es sicherlich zu allen Zeiten Mißverhältnisse gegeben.
026  Das gilt noch mehr für die Gestaltung der Agrarpolitik in der
027  Marktwirtschaft einer Industriegesellschaft. Dabei wird sehr oft
028  der Beitrag der Landwirtschaft im Rahmen unserer Volkswirtschaft
029  vergessen. Die bedeutende gesellschaftspolitische Komponente sei
030  hier nur noch besonders erwähnt. Es hat nicht an Stimmen gefehlt,
031  die einen direkten Widerspruch zwischen den Zielen des
032  politischen und wirtschaftlichen Liberalismus und der Agrarpolitik
033  feststellen zu können glaubten. Das ist übrigens ein alter
034  Streit der Nationalökonomen. Ich darf in diesem Zusammenhang
035  nur darauf hinweisen, welch tiefgreifende und tiefschürfende
036  Bemerkung der Vater der Nationalökonomie, Professor Röpke,
037  an seinem Lebensabend zu diesem Problem gemacht hat. Er hat sehr
038  deutlich darauf hingewiesen, daß gerade die Industriegesellschaft
039  als Wurzel ein lebensfähiges Bauerntum braucht. Ich meine, das
040  gilt auch für unsere Zeit. Nun, meine lieben Parteifreunde,
041  genau das Gegenteil des soeben erwähnten Widerspruchs ist richtig:
042  Agrarpolitik in der Industriegesellschaft heißt
043  Existenzsicherung durch Überwindung der inneren und äußeren
044  Einkommensdisparität. Wie in allen Industriestaaten, so gehört
045  auch in der Bundesrepublik die Landwirtschaft zu der Nachhut in
046  der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Auf Grund einer
047  ganzen Reihe von Umständen liegen die landwirtschaftlichen
048  Einkommen weit hinter denen fast aller anderen Gruppen zurück.
049  Hier Abhilfe zu schaffen, der Landwirtschaft zu helfen, den
050  Anschluß zu finden, sie zu einem gleichberechtigten Partner in
051  unserer Gesamtwirtschaft zu entwickeln, das ist nicht nur kein
052  Widerspruch, sondern geradezu Auftrag und Verpflichtung des
053  politischen Liberalismus, der, ausgehend von einer anderen
054  Bauernbefreiung, über die Reformen von Stein und Hardenberg bis
055  hinein in die Neuzeit stets Schrittmacher für nach vorne
056  gerichtete Reformen gewesen ist. Ich bin froh und dankbar, daß
057  die F. D. P. dies erkannt hat und mich in ihrer
058  Gesamtheit bei dieser nicht einfachen Aufgabe unterstützt.
059  Hierbei geht es vorrangig um die Chancengleichheit der Menschen im
060  ländlichen Raum. Das beginnt mit der chancengleichen Bildung und
061  setzt sich mit der chancengleichen Behandlung im Rahmen unserer
062  gesamten Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik fort.
063  (Beifall.) Meine Damen und Herren, es geht darum,
064  eine leistungstarke Landwirtschaft in unserem Lande zu erhalten.
065  Dies ist auch der Wunsch einer überwältigenden Mehrheit in
066  unserer Bevölkerung. Eine in meinem Auftrag durchgeführte
067  repräsentative Meinungsumfrage hat das ganz klar ergeben. Gefragt,
068  ob sie auch in Zukunft eine eigene Agrarproduktion wünschen oder
069  eine ausschließliche nahrungssicherung über Importe bevorzugen,
070  haben sich mehr als 80 Prozent unserer Bevölkerung für die
071  Erhaltung einer selbständigen einheimischen Agrarproduktion
072  entschieden. Ich bin darüber sehr froh, denn ich weiß, daß das
073  Verhältnis zwischen Verbraucher und Erzeuger auf dem
074  Landwirtschaftssektor wesentlich günstiger ist, als es da und dort
075  in einigen Publikationen dargestellt wird. Meine sehr verehrten
076  Damen und Herren, die öffentliche agrarpolitische Diskussion
077  dieser Tage ist im wesentlichen eine Diskussion der Strukturfrage
078  geworden. Diese Diskussion hat in der Landwirtschaft das ohnehin
079  vorhandene Unbehagen bis zur Existenzangst gesteigert. Zu dem
080  vorhandenen Einkommensrückstand, zu fehlender Freizeit,
081  Erholung und sozialer Sicherheit ist nun die Sorge getreten,
082  einer Strukturbereinigung zum Opfer zu fallen, die von einigen
083  Betriebsgrößenfetischisten, meiner Meinung nach allzu
084  leichtfertig, propagiert wird. Ich darf diesen Leuten raten,
085  einmal vergleichende Untersuchungen über die sogenannten optimal
086  orientierten Landwirtschaften, sei es in westlichen oder in
087  östlichen Ländern, anzustellen. Dann werden sie nämlich
088  feststellen, daß sich die Produktivität unserer Landwirtschaft
089  sehr leicht mit diesen sogenannten optimal orientierten und
090  gestalteten Landwirtschaften messen kann. Selbstverständlich
091  unterliegt die Landwirtschaft dem Zwang zum Strukturwandel.
092  Dieser erfordert auch Eingriffe in Strukturen, die in
093  Jahrzehnten und nicht zuletzt auch durch zwei Weltkriege mit dem
094  Zwang zur Produktion um jeden Preis überaus stark verhärtet
095  worden sind. Ähnlich erging es dem Handwerk bei dem Durchbruch
096  industrieller Massenfertigung sowie dem Einzelhandel bei der
097  Verbreitung neuer Vertriebsmethoden. Ständig sich wandelnde
098  Umweltbedingungen erfordern ständige Anpassung, ständigen
099  Wandel der Strukturen. Damit möchte ich feststellen, daß das
100  Strukturproblem der Landwirtschaft eigentlich nichts neues,
101  sondern so alt wie diese selbst ist. Es kann daher nicht oft genug
102  wiederholt werden, welch gewaltigen Wandel unsere Landwirtschaft
103  bereits hinter sich hat. All jenen, die in aufreizender
104  Unbekümmertheit so tun, als sei auf diesem Sektor nie etwas
105  geschehen, sei daher nochmals gesagt: Seit 1950 sind nicht
106  weniger als 500000 Betriebe mit zwei Millionen Menschen aus der
107  landwirtschaftlichen Produktion ausgeschieden, und zwar ohne
108  Aufhebens und mit einer Disziplin, die ohne Beispiel ist, und
109  auch ohne finanzielle Unterstützung. Es gibt keinen Zweifel,
110  daß sich dieser Prozeß fortsetzen wird und sich angesichts der
111  ökonomischen Erfordernisse in Deutschland und Europa auch
112  fortsetzen muß. Ebenso unzweifelhaft muß es aber sein, daß
113  keinerlei Druck mit dem Ziel einer Beschleunigung dieser
114  Entwicklung ausgeübt werden darf, vor allem kein wirtschaftlicher
115  Druck über eine weitere Herabsetzung der landwirtschaftlichen
116  Erzeugerpreise. (Beifall.) Ich bin froh und
117  glücklich darüber, daß nicht zuletzt auf unser Verlangen hin,
118  auf Betreiben der Freien Demokraten, die Koalitionsparteien das
119  auch ganz klar vereinbart haben. Die Landwirtschaft unternimmt
120  selbst große Anstrengungen zu weiterem Wandel ihrer
121  Betriebsstruktur. Es ist unsere Aufgabe, ihr dabei zu helfen und
122  den gewaltigen Umstellungsprozeß sozial erträglich zu gestalten.
123  Hier ist vor allem die Regionalpolitik aufgerufen, im Rahmen
124  aller infrastrukturellen Maßnahmen außerlandwirtschaftliche
125  Arbeitsplätze als echte Alternativen für ausscheidende Landwirte
126  anzubieten. Ich darf hier generell feststellen: Gerade die
127  jetzige Hochkonjunktur muß genutzt werden, um diese
128  infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen. Eine sinnvolle
129  Agrarstrukturpolitik in der Zukunft ist nur möglich, wenn die
130  Voraussetzungen für die infrastrukturellen Maßnahmen geschaffen
131  sind. (Beifall.) Wir müssen ferner im
132  agrarsozialen Bereich zu entscheidenden Verbesserungen kommen, um
133  besonders älteren Landwirten die Betriebsaufgabe zu erleichtern.
134  All dies, meine Parteifreunde, braucht Zeit, soll nicht der
135  Wandlungsprozeß zu unverantwortlichen sozialen Härten führen.
136  Ich stehe nicht an, hier zu sagen, daß ich der Meinung bin,
137  daß wir es uns leisten können, diese Zeit aufzubringen, ebenso
138  wie wir aus allgemein wirtschaftlichen und sozialen Gründen
139  Verständnis und Zeit genug hatten, den Anpassungsprozeß im
140  Bergbau wirtschaftlich und sozial erträglich zu gestalten.
141  Beifall.) Wir müssen sie schon allein deswegen
142  aufbringen, weil die Landwirtschaft von heute nicht mehr einseitig
143  Produzent, sondern integrierender und wichtiger Bestandteil der
144  Gesamtwirtschaft und darüber hinaus auch Kunde dieser
145  Gesamtwirtschaft und Verbraucher zugleich ist. Die deutsche
146  Landwirtschaft ist heute der größte Abnehmer
147  industriellgewerblicher Erzeugnisse und Dienstleistungen. So
148  standen 1968-69 einem landwirtschaftlichen Produktionswert von
149  35 Milliarden DM Aufwendungen für industrielle Vorleistungen in
150  Höhe von 20 Milliarden DM gegenüber. Das sind 57 Prozent des
151  Produktionswertes, der sich damit in den letzten zehn Jahren um
152  fast 85 Prozent erhöht hat. Hinzu kommen noch 10 Milliarden DM
153  an Ausgaben im privaten Bereich der Landwirtschaft. Zusammen
154  ergibt das die stattliche Summe von 30 Milliarden DM, mit der
155  die Landwirtschaft heute als Käufer auf dem Markt erscheint.
156  Aber auch über den Absatzmarkt von Nahrungsgütern wird die
157  Landwirtschaft zunehmend in den Zusammenhang der
158  volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung einbezogen. Fast zwei
159  Drittel des von ihr erbrachten Produktionswertes werden heute vom
160  industriellgewerblichen Bereich aufgenommen, verteilt und
161  weiterverarbeitet, davon allein 90 Prozent durch
162  Ernährungsindustrie, Handwerk und Handel. Gerade weil die
163  Landwirtschaft heute im wesentlichen Rohstofflieferant für die
164  Ernährungsindustrie ist, muß sie sich in ihrem Angebot auf die
165  Wünsche des Verbrauchers einstellen, weil immer die Qualität
166  des Ausgangsproduktes maßgebend für die Qualität des
167  Endproduktes ist. Je besser ihr das durch Produktgestaltung,
168  Breite des Sortiments, Regelmäßigkeit der Marktbeschickung und
169  Vertragstreue gelingt, desto erfolgreicher wird sie sein.
170  Insoweit liegen die Wünsche und die Bedürfnisse der modernen
171  Produktion der Landwirtschaft sowohl im Interesse der Landwirte
172  selbst als der Produzenten als auch im Interesse unserer
173  Verbraucher, die Wert auf eine Befriedigung ihrer Bedürfnisse
174  durch ein Höchstangebot von Qualitätsprodukten legen. Diese
175  Verflechtung auf den Bezugsmärkten und Absatzmärkten
176  machte die Landwirtschaft zum integralen Bestandteil der
177  Gemeinschaft. So wie sie auf die Vorleistungen der übrigen
178  Wirtschaft angewiesen ist, ist diese ihrerseits in weiten
179  Bereichen auf eine voll funktionsfähige Landwirtschaft angewiesen.
180  Das bedeutet aber gleichzeitig, daß in immer stärkerem Maße
181  die agrarpolitischen Ziele einzubetten sind in die wachstums
182  politischen, einkommenspolitischen, beschäftigungs
183  politischen und stabilitätspolitischen Zielvorstellungen
184  der Wirtschaftspolitik. Umgekehrt kommt es entscheidend darauf an,
185  daß sich diese für die Entwicklung der Landwirtschaft und des
186  ländlichen Raumes mitverantwortlich fühlen. Meine lieben
187  Parteifreunde, die agrarpolitische Analyse beinhaltet zwingend ein
188  Eingehen auf dem Gemeinsamen Markt der EWG mit all seinen
189  vielfältigen Problemen. Zweifellos sind die größten dieser
190  Probleme die Produktion von Überschüssen und die steigenden
191  Kosten für ihre Bewältigung. Die Bundesrepublik, die bei nur
192  knapp 80 Prozent Selbstversorgungsgrad kaum einen Beitrag zu
193  diesen Überschüssen leistet, mußte sich dennoch im Jahre 1969
194  mit 2 Milliarden DM an ihrer Finanzierung beteiligen; und
195  möglicherweise werden es 1970 3,5 Milliarden DM sein.
196  Neben der ständigen Belastung des Bundeshaushaltes - und damit
197  des Steuerzahlers - wächst hier die Gefahr, daß Mittel für
198  dringend notwendige strukturelle und soziale Vorhaben im nationalen
199  Bereich bald nicht mehr zur Verfügung stehen können. Die
200  Kommission der Europäischen Gemeinschaft will dieser Entwicklung
201  durch Preissenkungen entgegenwirken. Ich möchte hier heute
202  solchen Betrebungen eine ganz klare Absage erteilen, und zwar aus
203  folgenden Gründen: Auf Grund zweier
204  Getreidepreissenkungen ist das gesamte Agrarpreisniveau der
205  Bundesrepublik innerhalb von drei Jahren um rund 20 Prozent
206  abgesenkt worden. Bei zugleich gestiegenen Produktionskosten
207  infolge der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist damit in der
208  Bundesrepublik die Grenze der preispolitischen Bewegungsfreiheit
209  nach unten erreicht. Jede weitere Senkung der Preise muß als
210  jener Druck in Richtung Betriebsaufgabe wirken, den ich bereits
211  mit Entschiedenheit aus allgemeinpolitischen Gründen abgelehnt
212  habe. (Beifall.) Aus dem oben
213  genannten Grunde scheiden also radikale Preissenkungen, die an
214  sich zur Beherrschung der Agrarmärkte führen könnten -
215  allerdings so radikal, daß man nicht nur von Preissenkungen,
216  sondern von Preisstürzen sprechen würde -, aus.
217  Preissenkungen geringen Ausmaßes dagegen haben eher den Einfluß,
218  die Produktion noch mehr zu intensivieren oder anzureizen.
219  Eine Lösung über die Preise scheidet demnach aus. Lassen Sie
220  mich in diesem Zusammenhang daran erinnern, daß der Verbraucher
221  ohnehin keinen Nutzen davon hätte, wie es leider die
222  Getreidepreisenkungen und andere Preissenkungen auf dem
223  Erzeugersektor bewiesen haben. (Beifall.)
224  Lösungen des Überschußproblems müssen also anderweitig gefunden
225  werden. Zunächst sollten alle Möglichkeiten zum Absatz noch
226  intensiver genutzt werden. Im Bereich der Bundesrepublik haben
227  wir nachgewiesen, daß das möglich ist, und ich glaube, das kann
228  ich hier auch als eine positive Bilanz meiner Tätigkeit anführen:
229  Erstens stehen die Getreideläger vor dieser Ernte leer
230  und zweitens stagniert die Butterproduktion im Augenblick,
231  oder sie ist sogar eher rückläufig, und zwar nicht zuletzt wegen
232  der Abschlachtaktion, aber auch wegen der betriebswirtschaftlichen
233  Umstellung der Landwirtschaft. Eine Vielzahl von Betrieben
234  zieht sich eben mit Rücksicht auf eine arbeitsteilige
235  Landwirtschaft zwangsläufig auf der Milchviehhaltung zurück.
236  Überhaupt ist festzustellen, daß vor allem seitens der
237  Kommission die Überschüsse stark überhöht dargestellt werden,
238  aus welchen Gründen auch immer; ich kann diese Gründe nicht
239  untersuchen. Aber eines steht fest: Die Zahlen, die Herr
240  Mansholt bisher genannt hat, haben noch zu keiner Zeit gestimmt.
241  Ich habe Herrn Dr. Mansholt in Brüssel davon überzeugen
242  können, daß seine Zahlen nicht stimmen. Wir sehen einige
243  Möglichkeiten, indem wir die Preisverhältnisse ändern. Auch
244  ich habe Vorschläge dazu gemacht. Ich erinnere hier nur noch
245  einmal an die Anhebung des Futtergetreidepreises, damit man
246  möglicherweise die Weichweizenproduktion zugunsten der
247  Futtergetreideproduktion drosselt. Schließlich gäbe es auch
248  andere Möglichkeiten: etwa den Rinderorientierungspreis.
249  Schließlich würden aber in einem solchen Bündel von Maßnahmen
250  die nationalen Maßnahmen entscheidend sein, die auf dem Gebiet
251  der strukturellen und regionalen Wirtschaftspolitik unternommen
252  werden müssen. Das Überschußproblem ist zweifelsohne das
253  größte Problem der gemeinsamen Agrarpolitik. Für die
254  Bundesrepublik ist es im wesentlichen die direkte Folge der
255  Integration der Agrarmärkte in ein System, das mehr und mehr
256  seine Unzulänglichkeit offenbart.

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