Quelle Nummer 027

Rubrik 09 : WIRTSCHAFT   Unterrubrik 09.21 : WIRTSCHAFTSPOLITIK

NORDRHEIN-WESTFALEN-PROGRAMM 1975
3. ARBEIT UND WIRTSCHAFT
DUESSELDORF 1970, S. 29-36


001  Arbeit und Wirtschaft. Im Mittelpunkt des
002  Wirtschaftslebens steht das Wohl des Menschen. Das Bemühen um
003  das Wachstum der Wirtschaft muß davon bestimmt sein, dem
004  arbeitenden Menschen einen Arbeitsplatz zu sichern, dem jungen
005  Menschen eine bessere Ausbildung zu geben und die soziale Stellung
006  des alten Menschen zu verbessern. Der Lebensstandard aller muß
007  erhöht und die öffentliche Grundausstattung in Stadt und Land
008  merklich angehoben werden. Diese Ziele sind nur zu erreichen,
009  wenn unter Berücksichtigung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
010  ein hohes Wachstum in allen Wirtschaftszweigen und in allen Teilen
011  Nordrhein-Westfalens langfristig gesichert ist. Dafür
012  besteht eine günstige Ausgangslage: Nordrhein-
013  Westfalen, selbst ein Markt mit 17 Mio Verbrauchern, liegt im
014  Zentrum noch größerer Absatzmärkte. In einem Umkreis von nur
015  150 km leben 30 Mio Menschen; in einem Umkreis von 500 km sind
016  sogar 140 Mio Menschen erreichbar. Nordrhein-Westfalen
017  gehört zu den Wirtschaftsräumen des westlichen Europa mit der am
018  besten ausgebauten öffentlichen Grundausstattung. Nordrhein-
019  Westfalen hat eine überdurchschnittlich industrieerfahrene
020  Bevölkerung. Nordrhein-Westfalen hat eine verhältnismäßig
021  niedrige Erwerbsquote der weiblichen Bevölkerung; es besteht
022  eine Arbeitskraftreserve von rund einer halben Million Frauen,
023  und zwar besonders im Ruhrgebiet. Diesen positiven
024  Bedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung in Nordrhein-
025  Westfalen stehen weniger günstige Merkmale gegenüber: Das
026  Verhältnis von wachstumsstarken zu wachstumsschwachen
027  Wirtschaftsbereichen ist in Nordrhein-Westfalen ungünstiger
028  als in vergleichbaren Bundesländern. Die Wachstumsraten der
029  Wirtschaft waren im vergangenen Jahrzehnt niedriger als in
030  vergleichbaren Bundesländern. Die gesamtwirtschaftliche
031  Produktivität erhöhte sich in anderen Bundesländern stärker als
032  in Nordrhein-Westfalen. Die Ursachen dieser
033  Wachstumsmängel sind nicht allein auf die Problembereiche Kohle,
034  Stahl und Textil zurückzuführen. Das im Vergleich zum
035  Bundesdurchschnitt langsamere Wachstum des Baugewerbes und des
036  gesamten verarbeitenden Gewerbes hat auf die wirtschaftliche
037  Entwicklung in Nordrhein-Westfalen genauso stark eingewirkt
038  wie die Kohlenkrise. In den letzten Jahren zeigte sich eine
039  relative Abnahme der Investitionstätigkeit. Dadurch wurde das
040  Wachstum des Sozialprodukts nachhaltiger beeinträchtigt als durch
041  andere Bereiche der Gesamtnachfrage. Oberstes Ziel einer
042  auf das wirtschaftliche Wachstum ausgerichteten Landespolitik wird
043  es sein, die durch Bevölkerung und Wirtschaft gegebenen
044  Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Dabei wird sich die
045  Landesregierung von folgenden Grundsätzen leiten lassen:
046  Eine ausreichende Zahl von Arbeitsplätzen in produktiven und
047  zukunftssicheren Wirtschaftszweigen muß gesichert sein. Der
048  technische Fortschritt und die Steigerung der Produktivität sind
049  zu fördern. Die Anpassungsfähigkeit der Erwerbstätigen und die
050  Umstellungsbereitschaft der Unternehmen sind zu fördern.
051  Überkommene Wirtschaftsstrukturen mit niedriger Produktivität
052  dürfen auf die Dauer nicht mit öffentlichen Mitteln erhalten
053  werden. Unvermeidbare soziale Härten für die von
054  wirtschaftlichen Wandlungsprozessen betroffenen Arbeitnehmer sind
055  von der Allgemeinheit zu mildern. Die Landesregierung
056  betrachtet als Schwerpunkte ihrer Tätigkeit auf dem Gebiet der
057  Arbeitspolitik und Wirtschaftspolitik bis zum Jahre 1975,
058  den Energiebereich zu entwickeln, das Wirtschaftswachstum
059  anzuregen, die Agrarwirtschaft zu fördern und die Arbeitsplätze
060  zu sichern. Energieversorgung. Alle
061  energiepolitischen Entscheidungen in Nordrhein-Westfalen
062  müssen (Abb.) von folgenden Grundlagen und Entwicklungen ausgehen:
063  Der Primärenergieverbrauch in der Bundesrepublik wird
064  durchschnittlich um 3 bis 4 Prozent jährlich ansteigen und 1975
065  etwa die Höhe von 390 Mio t Steinkohleneinheiten (SKE)
066  erreichen (Abbildung 1). Die Steinkohle hat ihre vorherrschende
067  Stellung zwar verloren. Mit einem Anteil von etwa 32 Prozent am
068  Primärenergieverbrauch der Bundesrepublik ist dieser heimische
069  Energieträger aber auf bestimmten Gebieten vorerst nicht ersetzbar.
070  Die Braunkohle trägt zur öffentlichen Stromversorgung zu mehr
071  als einem Drittel bei. Das Mineralöl hat einen Anteil von mehr
072  als 50 Prozent am Primärenergieverbrauch und wird diesen Anteil
073  weiter zu vergrößern suchen. Der Anteil Nordrhein-
074  Westfalens an der Raffineriekapazität der Bundesrepublik beträgt
075  mehr als ein Drittel. Nach den vorliegenden Neubauplanungen
076  und Erweiterungsplanungen wird sich dieser Anteil in den
077  nächsten Jahren vergrößern. Das Erdgas wird für die
078  Energieversorgung wegen seiner vielseitigen und bequemen
079  Verwendbarkeit schnell an Bedeutung gewinnen. Die Kernenergie
080  wird in den siebziger Jahren stärker in den Markt eintreten und
081  besonders bei der Erzeugung von elektrischer Energie, aber auch
082  von Prozeßwärme für chemische und metallurgische Prozesse an
083  Bedeutung gewinnen. Der Energieverbrauch wird zunehmend bestimmt
084  durch den Anstieg der Nachfrage nach veredelter Energie. Der
085  Verbrauch elektrischen Stroms wächst weit schneller als der
086  Primärenergieverbrauch und wird sich innerhalb des nächsten
087  Jahrzehnts mehr als verdoppeln (Abbildg. 2)
088  Kernenergie. Die langfristigen Aussichten für die Nutzung der
089  Kernenergie zur Energieerzeugung werden als günstig angesehen.
090  Der auf Kernbasis erzeugte (Abb.) elektrische Strom wird auch
091  gegenüber dem auf Braunkohlebasis kostengünstig erzeugten Strom
092  konkurrenzfähig werden. Die Ansätze zu Kernenergiezentren im
093  Rhein-Ruhr-Gebiet und im Rhein-Main-Neckar-
094  Gebiet zeigt Abbildung 3. (Abb.) Durch eine langfristig und
095  systematisch konzipierte Verbindung von Kernenergie und fossilen
096  Brennstoffen kann in Nordrhein-Westfalen eine leistungsfähige
097  Energiewirtschaft erhalten und weiter entwickelt werden. Sie wird
098  für die wachsenden Industrien kostengünstige Energie liefern und
099  attraktiv für die Ansiedlung von Betrieben wirken. Die
100  Kernreaktortechnik wird in den kommenden Jahren verstärkt durch
101  die Entwicklung neuer Reaktortypen mit anderen Kühlmittelsystemen
102  bestimmt. Diese Reaktoren haben gegenüber wassergekühlten
103  Kernreaktoren den Vorzug, daß sie wesentlich höhere
104  Kühlmitteltemperaturen erzeugen, wodurch der Betrieb von modernen
105  Dampfturbinen und auch von Heliumgasturbinen möglich ist. Auf
106  Grund der Erfahrungen mit dem Versuchs-Thorium-
107  Hochtemperaturreaktor (THTR) in Jülich ist geplant, ein
108  THTR-Kernkraftwerk mit einer konventionellen Dampfturbine
109  und einer elektrischen Leistung von 300 MWe zu errichten.
110  Während der fünfjährigen Bauzeit dieses Kraftwerks soll ein 600
111  -MWe-Kernkraftwerk mit einer Heliumturbine bis zur
112  Baureife entwickelt werden. Die Entwicklung der Heliumturbine
113  großer Leistung ist Teil eines umfangreichen
114  Entwicklungsprogramms, zu dem sich einschlägige Unternehmen des
115  Kernkraftwerkbaus und Turbinenbaus sowie die
116  Kernforschungsanlage Jülich zusammengefunden haben. Die
117  Landesregierung begrüßt die Absicht der Bundesregierung, die
118  Entwicklungsarbeiten im Rahmen des Dritten Atomprogramms zu
119  fördern und ist bereit, diese Bemühungen im Rahmen der ihr
120  gegebenen Möglichkeiten zu unterstützen. Für die Standortwahl
121  von Kraftwerken ist die Verfügbarkeit von Kühlwasser wichtig.
122  Wegen der Verknappung des Kühlwassers an vielen sonst günstigen
123  Standorten sind neue technische Möglichkeiten der Rückkühlung
124  beim Betrieb von Kraftwerken zu finden. Die industrielle Nutzung
125  der Kernenergie ist für Nordrhein-Westfalen ein wesentlicher
126  Schritt zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur. Die
127  kerntechnische Industrie wird sich zu einer neuen, leistungsstarken
128  Industrie entwickeln. Hieraus werden nicht nur der engere Kreis
129  der Kernreaktorhersteller, sondern die gesamte Maschinen
130  bauindustrie und Apparatebauindustrie sowie zahlreiche
131  Zulieferindustrien Nutzen ziehen können. Neben der
132  Stromerzeugung können Kernreaktoren mit hohen
133  Kühlmitteltemperaturen vorteilhaft als Erzeuger von Prozeßwärme
134  eingesetzt werden, insbesondere wenn sie in unmittelbarer Nähe von
135  Prozeßwärmegroßverbrauchern errichtet werden. Im Rahmen eines
136  Forschungsprogramms werden seit Anfang 1969 mit Unterstützung des
137  Landes und des Bundes an der Technischen Hochschule Aachen und
138  der Kernforschungsanlage Jülich in Zusammenarbeit mit dem Stein
139  kohlenbergbau und Braunkohlenbergbau die
140  Anwendungsmöglichkeiten der Prozeßwärme bei der Vergasung von
141  Kohle, der Verhüttung von Erzen und der Herstellung von
142  chemischen Rohprodukten untersucht. Abbildung 4 zeigt die Breite
143  der Möglichkeiten, nukleare Prozeßwärme einzusetzen. (Abb.)
144  Langfristiges Ziel. Entwicklung von
145  Hochtemperaturreaktoren mit unmittelbar angeschlossener
146  Heliumgasturbine; größerer Anteil der Kernenergie an der
147  Stromerzeugung; Anwendung von Prozeßwärme, insbesondere zur
148  Kohlevergasung, Erzverhüttung und Herstellung chemischer
149  Rohstoffe. Maßnahmen bis 1975. Bau eines 300
150  -MWe-Hochtemperaturreaktors als Prototyp und
151  Projektierung eines Leistungsreaktors mit Heliumgasturbine;
152  Errichtung eines Sonderforschungsbereiches " Prozeßwärme " an
153  der Kernforschungsanlage Jülich. Landesausgaben im
154  Programmzeitraum. 134 Mio DM. Kohle. Die
155  Kohlenproduktion in der Bundesrepublik hat mit mehr als 85
156  Prozent der Braunkohlenförderung und mehr als 90 Prozent der
157  Steinkohlenförderung. ihr Schwergewicht in Nordrhein-
158  Westfalen. Damit liegen hier rund 75 Prozent der inländischen
159  Primärenergieerzeugung. Der Energieträger Kohle ist daher für
160  Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung.
161  Bergbauanpassung. Durch die Zusammenfassung der
162  Steinkohlenzechen in der Ruhrkohle AG besteht nunmehr die Chance,
163  die Förderung auf den leistungsfähigsten Schachtanlagen
164  mit den günstigsten Lagerstättenbedingungen zusammenzufassen,
165  alle Rationalisierungsvorteile ohne Behinderung durch
166  Eigentumsgrenzen auszunutzen, eine zentrale Belegschaftspolitik zu
167  betreiben, die soziale Härten bei Stillegungen und Umstellungen
168  vermeidet, eine zentrale Investitionsplanung,
169  Produktionsplanung und Absatzplanung zu betreiben.
170  Bei der Bildung der Gesamtgesellschaft für den Ruhrbergbau haben
171  Bund und Land sich finanziell über einen Zeitraum von 20 Jahren
172  hinweg stark engagiert. Durch ein Abkommen mit dem Bund über die
173  Beteiligung des Landes an den Leistungen der öffentlichen Hand
174  zur Förderung des Zusammenschlusses des Ruhrbergbaus übernimmt
175  Nordrhein-Westfalen jeweils ein Drittel der Lasten. Bei
176  Fortführung aller derzeit laufenden Maßnahmen betragen die
177  Kosten im Programmzeitraum ohne die in Abschnitt 3.122
178  ausgewiesenen Beihilfen für die Stromerzeugung aus heimischer
179  Steinkohle 2470 Mio DM, davon 880 Mio DM für Nordrhein-
180  Westfalen und 1590 Mio DM für den Bund. Langfristiges
181  Ziel. Steigerung der Leistung und Wettbewerbsfähigkeit
182  des Steinkohlenbergbaus. Maßnahmen bis 1975.
183  Fortführung der beschlossenen Maßnahmen zur Absatzsicherung und
184  zur Entlastung des Bergbaus von Kosten der Unternehmens
185  konzentration und Betriebskonzentration. Landesausgaben im
186  Programmzeitraum. 880 Mio DM. Steinkohlenverstromung
187  Der Anteil der Steinkohlenkraftwerke an der Stromerzeugung
188  liegt gegenwärtig bei etwa 43 Prozent und wird bis zum Auslaufen
189  der Fristen der beiden Verstromungsgesetze am 30.6.1971
190  etwa 46 Prozent erreichen. Hierfür müssen Bund und Land mit
191  steuerlichen Hilfen nach dem ersten Verstromungsgesetz und mit
192  Beihilfen nach dem zweiten Verstromungsgesetz den Einsatz von etwa
193  140 Mio t Steinkohle in zehn Jahren fördern. Die bis zum
194  Stichtag in Betrieb gegangenen Kraftwerke erhalten die Beihilfen
195  für einen Zeitraum von zehn Jahren, die zuletzt in Betrieb
196  gegangenen also bis 1981. Nach Ablauf der Fristen der
197  Verstromungsgesetze ist damit zu rechnen, daß kaum noch größere
198  Steinkohlenkraftwerke errichtet werden und daß sich der Anteil der
199  Ölkraftwerke, Erdgaskraftwerke und
200  Kernkraftwerke vergrößert. Im Verlauf dieser Entwicklung wird
201  der Steinkohlenstrom vom Grundlastbereich in den Mittel
202  lastbereich und Spitzenlastbereich verdrängt. Die
203  zukünftigen Mittellastkraftwerke und
204  Spitzenlastkraftwerke müssen niedrige Investitionskosten und eine
205  schnelle Anlaufzeit haben sowie in den industriellen
206  Ballungsgebieten gebaut werden können. In diesen Punkten ist das
207  Steinkohlenkraftwerk dem Kernkraftwerk dann überlegen, wenn es
208  gelingt, einen auf dem Mittellastbetrieb und
209  Spitzenlastbetrieb zugeschnittenen Kraftwerkstyp zu entwickeln,
210  wie er gegenwärtig mit der Kombination von Kohledruckvergasung,
211  Dampferzeugung und Gasturbosatz erprobt wird. Wenn es gelingt,
212  das Prinzip der magnetohydrodynamischen Energieumwandlung durch die
213  Überwindung technischer Schwierigkeiten nutzbar zu machen, kann
214  es auf weitere Sicht auch für die Steinkohle Bedeutung erlangen.
215  Im Programmzeitraum werden die Beihilfen für die Stromerzeugung
216  aus heimischer Steinkohle voraussichtlich 705 Mio DM betragen,
217  davon 235 Mio DM aus Mitteln des Landes Nordrhein-
218  Westfalen und 470 Mio DM aus Mitteln des Bundes.
219  Langfristiges Ziel. Sicherung eines angemessenen Anteils
220  der Steinkohle an der Stromversorgung. Maßnahmen bis
221  1975. Gewährung von Zuschüssen und steuerlichen Hilfen
222  nach den beiden Verstromungsgesetzen. Landesausgaben im
223  Programmzeitraum. 235 Mio DM. Kohletechnik. Nach
224  der Neuordnung hängt die Zukunft des Steinkohlenbergbaus von
225  einer optimalen Nutzung der technischen und organisatorischen
226  Möglichkeiten zur nachhaltigen Steigerung der
227  Wettbewerbsfähigkeit ab. Reserven für eine Leistungssteigerung
228  liegen in der Entwicklung neuer Gewinnungsverfahren und
229  Förderverfahren, in einer besseren Ausnutzung der Maschinen und
230  in der Automatisierung und Mechanisierung von Arbeitsvorgängen
231  des Grubenbetriebes sowie des Tagesbetriebes. Zusammen
232  mit dem Steinkohlenbergbauverein sollen weiterhin Vorhaben zur
233  Entwicklung neuer Gewinnungsverfahren und
234  Förderverfahren oder zur Verbesserung von Maschinen und
235  technischen Ausrüstungen für den Abbau und in den Strecken
236  gefördert werden. Mit Unterstützung des Landes sollen auch
237  zukünftig Untersuchungen durchgeführt werden, die eine
238  Verbesserung der Grubensicherheit und des Gesundheitsschutzes
239  verfolgen. Dazu gehört z. B. die Entwicklung noch
240  wirksamerer Schutzmaßnahmen gegen Schlagwetterexplosionen
241  und Kohlenstaubexplosionen, die Bekämpfung der
242  Gebirgsschlaggefahren und die Staubbekämpfung und
243  Silikosebekämpfung. Eine höhere Wirtschaftlichkeit tritt durch
244  Verbesserungen im Bereich der Aufbereitung und Veredelungstechnik
245  ein. Eine wichtige Möglichkeit (Abb.) liegt in einer Konzentration
246  der Aufbereitungskapazitäten und Kokereikapazitäten.
247  Darüber hinaus müssen neue Verfahren, wie z. B.
248  Entwicklung der kontinuierlichen Verkokung, über das Stadium des
249  großtechnischen Versuchs bis zum betriebsreifen Verfahren
250  weiterentwickelt werden. Im Programmzeitraum werden Kosten in
251  Höhe von 132,5 Mio DM entstehen, davon aus Landesmitteln
252  92,5 Mio DM. 40 Mio DM stammen aus Mitteln der
253  Montanunion, des Bundes und der Bergbauberufsgenossenschaft.
254  Langfristiges Ziel. Steigerung der Leistung und
255  Wettbewerbsfähigkeit des Steinkohlenbergbaues; Erhöhung der
256  Grubensicherheit; Bekämpfung der Berufskrankheiten des
257  Bergmanns. Maßnahmen bis 1975. Verbesserung
258  bestehender und Entwicklung neuer Verfahren und Einrichtungen zur
259  Gewinnung, Förderung, Aufbereitung und Veredelung der
260  Steinkohle. Landesausgaben im Programmzeitraum. 92,
261  5 Mio DM. Gas. Die Bedeutung des Gases wird
262  in den nächsten Jahren erheblich wachsen. Maßgeblich hierfür
263  ist neben der vielseitigen und bequemen Verwendbarkeit von Gas die
264  Wettbewerbsfähigkeit des Erdgases. Für die Beurteilung der
265  Versorgungssituation sind die Verfügbarkeit ausreichender
266  Mengen preisgünstigen Gases, der Erschließungsgrad des
267  Versorgungsbereichs, der Sicherheitsgrad der Versorgung
268  vorrangige Merkmale. In den genannten Punkten hat Nordrhein-
269  Westfalen eine ausgezeichnete Ausgangsposition wegen der nahen
270  Lage zu umfangreichen Erdgasvorkommen in Norddeutschland und den
271  Niederlanden, des vorhandenen weiträumigen und leistungsfähigen
272  Leistungssystems, des engmaschigen Systems mit überlagernden
273  Haupttransportleitungen größter Dimension, die alle bedeutenden
274  Erdgasvorkommen in Norddeutschland und den Niederlanden erfassen.
275  Den heute erreichten Stand des Transportsystems und
276  Verteilungssystems für Erdgas zeigt Abbildung 5. Von besonderer
277  Bedeutung sind die beiden Haupttransportleitungen von Emmerich und
278  Rheine nach Bergisch-Gladbach, über die Erdgas aus den
279  Niederlanden nach Nordrhein-Westfalen und zum Teil nach
280  Süddeutschland geleitet wird. Nachdem bereits vor mehreren
281  Jahren Leitungssysteme zum Anschluß Nordrhein-Westfalens an
282  die Lagerstätten im Emsland sowie im Raum Südoldenburg in
283  Betrieb genommen wurden, soll bis 1972 über die projektierte
284  Leitung Reinigen-Lünen auch das Fördergebiet westlich der
285  Weser zur Versorgung Nordrhein-Westfalens angebunden werden.

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