Kant: Briefwechsel, Brief 485, An Ludwig Ernst Borowski.

     
           
 

 

 

 

 

 
  An Ludwig Ernst Borowski.      
           
  16. Sept. 1791.      
           
  Überbringer dieses Hr. Fichte hat aus der Unterredung, deren      
  Ew: Hochwohlehrw. ihn theilhaftig gemacht haben, ein so großes Zutrauen      
  zu Ihnen gefaßt, daß er wegen seiner Verlegenheit, davon er      
  Ihnen selbst Eröfnung thun wird, auf ihre gütige Vorsprache sich      
  Rechnung macht. Es kommt darauf an: daß sein Mscrpt: Versuch      
  einer Critik der Offenbarung hier einen Verleger bekomme und      
  dieser dafür ein honorarium , und zwar bey Uberlieferung desselben,      
  so gleich bezahle. - Ich habe zwar nur Zeit gehabt es bis S. 8 zu      
  lesen, weil ich durch so viel andere Abhaltungen beständig unterbrochen      
  werde; aber, so weit ich gekommen bin, finde ich es gut gearbeitet und      
  der Gegenwärtigen Stimmung zum Untersuchen der Religionssachen      
  wohl angemessen. Besser werden Ew. Hochwohlerw: darüber urtheilen      
  können, wenn Sie sich die Bemühung geben wollen es durchzulesen.      
  Nun ist sein Wunsch, daß, wenn Sie dieser Schrift eine gute Abnahme      
  zu prognosticiren sich getraueten, Sie Hrn. Hartung dazu zu bewegen      
  suchen möchten ihm Sie abzukaufen, um vor der Hand sich dafür das      
  Unentbehrlichste zu verschaffen. Die weitern Aussichten wird er Ihnen      
  selbst bekannt zu machen die Ehre haben.      
           
  Ich bitte mir die Zumuthung nicht ungütig auszulegen, welche      
  Ihnen eine Beschwerde macht, aber doch Ihrem wohlwollenden Character      
  nicht zuwieder ist und bin mit der vollkommensten Hochachtung      
           
    Ew. Hochwohlerwürden      
    ganz ergebenster Diener      
    I Kant      
    den 16. Sept. 1791.      
           
           
           
     

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