Kant: Briefwechsel, Brief 433, Von I. E. Bayer.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von I. E. Bayer.      
           
  Hildburghaußen den 1 t Iunius      
           
  1790      
           
  Wohlgebohrner Herr!      
  insonders verehrungswürdigster Herr Profeßor!      
  So viele Versuche ich auch, nebst noch mehrern Freünden gemacht,      
  in den angesehensten Buchhandlungen, Ew. Wohlgeb. fruherhin erschienenen      
  kleinern Schrifften zu erhalten; so fruchtlos sind dieselben doch      
  allzeit abgelaufen, zugleich aber auch der Wunsch nach den Besitz in den      
  Maas vermehret worden, in welchen die Hoffnung ihn zu erreichen, schwand.      
           
  Der allhiesige Hofbuchhandler Herr Hanisch, ein würdiger Mann,      
  der zugleich eine ansehnliche Buchdruckerey besitzt, welchen ich vor      
  kurzen mein Anliegen wiederhohlt eröfnete, veranlaste mich an Ew.      
  Wohlgeb. mich schrifftlich zu wenden, wie ich andurch zu thun wage,      
  und Denenselben einen Vorschlag zu thun, den er, wenn anders ich      
  Ew Wohlgeb. Genehmigung erhielte, zu realisiren sich zum angenehmsten      
  Geschäfte machen würde.      
           
  Es besteht derselbe darinnen: "Daß Ew. Wohlgeb. sich entschliessen      
  "wollten eine Sammlung sowohl der früher herausgegebenen kleinern      
  "Schrifften, als auch derer in den Zeitschrifften nach und nach erschienenen      
  Aussätzen, zu veranstalten. Es würde HE. Hanisch sodann,      
  "wenn anders diselben disen ohnvorgreifflichen Vorschlag zu begünstigen      
  "geruhen möchten, sehr gerne sich zur Bezahlung eines gemäsen Honorarii      
  entschließen, und alle weiteren Bedingungen zu erfüllen ohnermangelen.      
       
           
  Die feste Uberzeügung von der SeelenGröße Ew. Wohlgeb. last      
  mich gewiß hoffen, daß Dieselben mir disen gethanen Versuch, den      
  lediglich meine so sehnlichen Wünsche in Besitz der vermeldeten Schriften      
           
  mich versezt zu sehen rechtfertigen mogen, nicht unwillig aufnehmen,      
  wohl auch, warum ich noch schließlich zu bitten mich erkühne, mit einer      
  gefalligen Rückantwort zu beglücken, nicht umhin gehen werden!      
           
  In zuversichtlicher Erwartung deßen, verharre als Unbekanter      
  zwar, aber gewiß mit der tiefsten Verehrung und Ehrfurcht      
           
    Ew. Wohlgebohrn      
    ganz ergebenster Diener      
    I. E. Bayer C. Th.      
           
           
           
     

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