Kant: Briefwechsel, Brief 400, An Iohann Gottfried Carl Christian Kiesewetter.

     
           
 

 

 

 

 

 
  An Iohann Gottfried Carl Christian Kiesewetter.      
           
  21. Ian. 1790.      
           
  Ich habe, Werthester Freund! An Hrn De la Garde mit der      
  heutigen fahrenden Post die erste Versendung meines Mscrpts der      
  Critik der Urtheilskraft mit 40 Bogen gemacht, denen das Übrige in      
  14 Tagen sicher folgen soll. Da jenes nun einige Tage später in      
  Berlin eintreffen wird, als dieser mein Brief, so bitte sehr so gütig      
  zu seyn und mit ihm wegen der Ausfertigung des Werks zur Ostermesse      
  zu sprechen; weil er mir in seinem Briefe Bedenkllichkeiten geäußert      
  hat, daß sich schwerlich jetzt in Berlin ein Buchdrucker finden      
  würde, dessen Pressen für diese Messe nicht schon so besetzt wären, da      
  er diese Arbeit zu übernehmen im Stande wäre; wiewohl er doch zugleich      
  die Uebersendung wenigstens der Hälfte des Mscrpts verlangte      
  und also diese Hofnung doch nicht aufgegeben zu haben scheint. Sollte      
  er gleichwohl sich nicht anheischig machen wollen, die Ausfertigung um      
  diese Zeit zu leisten, so würde ich bitten mir davon eilige Nachricht      
  zu geben und vorläufig darüber mit dem Buchhändler Hrn. Himburg      
  zu sprechen (die Bedingungen sind: der Abdruk auf Druckpapier mit      
  derselben Schrift als meine andere Critik, 2 Dukaten p. Bogen für      
  jede Auflage von 1000 Exemplar und 20 Exemplare frey) woran      
  ich aber sehr ungern gehe; daher ich auch bitte Hrn. Delagarde      
  vorher freundlich zu befragen (ohne ihn das letztere wissen zu lassen)      
  ob ich mich darauf verlassen könnte. Im Falle daß er sich dazu anheischig      
  macht, ist Ihre Antwort auf diesen meinen Brief nicht nöthig.      
  Wegen des Honorar's für Ihre Bemühung der Correctur habe ihm      
  geschrieben nicht karg zu seyn.      
           
  Ihr letzterer Brief ist mir sehr angenehm gewesen, noch mehr      
  die mündliche Nachricht, daß es mit Ihren Vorlesungen guten Fortgang      
  habe. Ein Mehreres von Ihrer jetzigen Verfassung und Aussichten      
           
  hoffe gelegentlich von Ihnen zu vernehmen, wobey ich mich mit      
  dem Postporto nicht zu schonen bitte. - Hr. Prediger Ienisch hat an      
  mich wegen jener ungereimten Sache selbst geschrieben und eine der      
  Ihrigen ähnliche Beschreibung davon gemacht, worauf ich ihm auch      
  bereits geantwortet habe und hoffe das Gerede hievon werde jetzt ein      
  Ende haben und ihm nicht nachtheilig werden.      
           
  Ich bin mit aller Hochachtung und Freundschaft-      
           
    Ihr      
    ergebenster      
  Königberg I Kant      
  den 21 Jan.        
  1790.        
           
           
           
     

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