Kant: Briefwechsel, Brief 20, Von Iohann Daniel Dannies. |
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| Von Iohann Daniel Dannies. | |||||||
| 7. Iuni 1760. | |||||||
| HochEdler HErr | |||||||
| Hochwohlgelahrter HErr Magister | |||||||
| Wertgeschäzter Freund, | |||||||
| Aus Vertrauen auf unsere ehemalige Bekantschaft erdreiste mich | |||||||
| für den Uberbringer dieses eine Gefälligkeit zu erbitten. Sie werden | |||||||
| dieselbe errathen ehe Sie sie geschrieben lesen - Er ist ein studiosus | |||||||
| theologiae reformatae C[onfessionis] und hat daher nicht die Gelegenheiten | |||||||
| so beqwem, als die unseren, seinen akademischen Aufenthalt sich zu erleichtern, | |||||||
| der Ihm bei den wenigen Mitteln die Er von Hause haben | |||||||
| kan schwer werden wird. Wenn Eur HochEdlen also bey solchen Umständen | |||||||
| sich geneigt wollen finden lassen Ihm das collegium Philosophicum | |||||||
| oder Mathematicum, welches von beyden Er erbitten möchte, gratis | |||||||
| zu geben: so würden Sie nicht allein einen Zuhörer und Schüler | |||||||
| mer haben, der vielleicht künftig gute Frucht bringen möchte, von dem, | |||||||
| so Sie an Ihm bewiesen, sondern Sie werden dadurch mir selbst eine | |||||||
| Liebe erweisen, die Ich bey einem andern studioso weder begehren | |||||||
| könte noch dörfte, und für welche nach Billigkeit verpflichtet bleibe. | |||||||
| Durch den HE. Schroeder habe um ein exemplar vom optimismus, | |||||||
| Eur HochEdlen bitten lassen, weiß aber nicht ob Er es | |||||||
| bey Ihnen angebracht. Ich habe es gelesen und es kam mir bey | |||||||
| meiner gegenwärtigen Art zu denken, da Ich den probabilismus so viel | |||||||
| nur immer moglich ausmertze ser krauß vor. Sie werden über diesen | |||||||
| Gedancken nicht böse werden, weil die Veranlassung dieses Phenomens, | |||||||
| so nenne Ich den Gedancken meines Urtheils, Ihnen zugleich gemeldet | |||||||
| worden. Dencken Sie in Abwesenheit meiner Person freundschaftlich | |||||||
| und wenn Ich was drukken lassen solte, wozu doch nicht eben disponirt | |||||||
| bin, aber wenn es geschehe, aufs rigoreuseste: denn das schadet so wenig | |||||||
| unserer Liebe als der Warheit. Gott der uns die Sele gebildet und | |||||||
| die Einschränkung derselben gesezt, nach denen wir nur nach Ihm | |||||||
| sehen und Seine Absichten und Werke betrachten können lasse Sein | |||||||
| Licht und Seine Gnade über Sie und mich walten und ruhen. Ich bin | |||||||
| Eur HochEdlen | |||||||
| Meines wertgeschäzten | |||||||
| HErrn und Freundes | |||||||
| Insterburg | ergebenster | ||||||
| d. 7. Iun. 1760. | Diener Dannies. | ||||||
| An H. C.[ollega] Freytag bitte meine Empfelung zu melden. | |||||||
| [ abgedruckt in : AA X, Seite 032 ] [ Brief 19 ] [ Brief 20a ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
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