Kant: AA XX, Vorredeentwürfe zur ... , Seite 438

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 wenn sie es nicht lieber als ihrer Würde und Heiligkeit verkleinerlich hält      
  02 sich damit abzugeben und die Philosophen vernünfteln läßt so viel sie      
  03 wollen indem sie darüber unbekümmert ihren Weg ruhig verfolgt.      
           
  04 Die Vereinigung der Vernunft mit der Offenbahrung kann allein      
  05 dieser Ehre u. Berechtigung geben. Es ist aber keine Vereinigung ohne      
  06 daß jede besonders ihre Rechte vertheidigt aufrichtig und dauerhaft. Ohne      
  07 dieselbe kann es die Religion gegen die Vernunft nicht lange aushalten.      
           
  08 Denn da es einmal durch den Fortschritt der Cultur mit den Menschen      
  09 dahin gekommen ist daß selbst die Weisheit ihren Einflus nicht gehorig      
  10 ausbreiten noch weniger aber sichern kan als vermittelst einer Wissenschaft:      
  11 so ist es selbst wenn vom Heil der Seelen die Rede ist doch zugleich      
  12 auch um das Heil der Wissenschaften zu thun die ihre Lehren in einem vollständigen      
  13 überzeugenden und geläuterten Vortrage enthält und einer      
  14 solchen Wissenschaft ist wiederum daran gelegen daß sie mit anderen und      
  15 deren Wachsthum zusammenbestehen könne und nicht gleichsam ein monopol      
  16 zum Nachtheil der übrigen behaupte weil dieser wegen der Verknüpfung      
  17 die sie insgesammt unter einander haben doch zuletzt auf sie zurückfallen      
  18 muß. — So würde wenn der biblischen Theologie ihre Ansprüche      
  19 (ohne Rücksicht auf andere Wissenschaften und deren Rechtsame) unbedingt      
  20 eingeräumt würden es bald keine natürliche Sittenlehre vielweniger      
  21 Natürliche Religion ja selbst nicht einmal eine Vernünftige Astronomie      
  22 mehr geben wie das Schiksal des Galilei es beweist. — Selbst der Privilegiat      
  23 hat in bürgerlichen Geschäften doch nicht die Befugnis Sachen      
  24 Anderer die er seinem Monopol zuwieder hält nach eigenem Gutdünken in      
  25 Beschlag zu nehmen sondern es kommt noch auf den Ausspruch derjenigen an      
  26 die die Rechte der Bürger im Ganzen zu besorgen haben ob das wessen er      
  27 sich anmaaßt auch wirklich mit einem Zwang belegtes oder freyes Gut sey.      
           
  28 Es wäre also wohl freylich besser wenn sich die biblische Theologie      
  29 mit anderen Wissenschaften in eine Linie zu stellen gefallen ließe und      
  30 mit dem Einflusse begnügte den sie sich als eine solche durch ihre eigene      
  31 Würde verschaffen kan vornehmlich da Philosophie die als Gegnerin      
  32 ihr unter allen am gefährlichsten ist sich ihr zur Begleiterin und Freundin      
           
    04 Links neben dem Vorigen in kleiner Schrift am Rande.      
    06 dauerhaft?      
    07 dieselbe δ ist Religion δ mit der      
    08 7. Seite des Manuskripts.      
    09 gehorig v.a. gehorigen      
    10 einer δ frei (?)      
    12 auch g.Z.      
    16-17 wegen — haben g.Z. am Rande.      
    19-20 unbedingt g.Z. am Rande.      
    21 ja — Astronomie g.Z. am Rande.      
    22 wie das erste Fassung: so wie es beweist. δ: daß wenn man nicht bey Zeiten noch Bedacht darauf genommen hätte es ihr allein beyzumessen wäre wenn wir jetzt noch keine vernünftige Astronomie hätten.      
    23 Sachen v.a. sachen      
    24 er v.a. von (?)      
    29 zu g.Z.      
    31 die δ ihr      
    32 Begleiterin und g.Z. am Rande.      
           
           
     

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