Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 284

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Einfluß seyn, weil dieser die Möglichkeit der Wechselwirkung, als ob      
  02 sie sich aus ihrem bloßen Daseyn verstände (welches doch nicht ist),      
  03 annimmt, d.i. man muß den Urheber des Daseyns als einen      
  04 Künstler annehmen, der diese an sich völlig isolirte Substanzen, entweder      
  05 gelegentlich, oder schon im Weltanfange, so modificirt, oder schon      
  06 eingerichtet, daß sie untereinander, gleich der Verknüpfung von Wirkung      
  07 und Ursache, so harmonirten, als ob sie in einander wirklich      
  08 einflössen. So mußte also, da das System der Gelegenheitsursachen      
  09 nicht so schicklich zur Erklärung aus einem einzigen Prinzip zu seyn      
  10 scheint, als das letztere, das systema harmoniae praestabilitae, das      
  11 wunderlichste Figment, was je die Philosophie ausgedacht hat, entspringen,      
  12 blos weil alles aus Begriffen erklärt und begreiflich gemacht      
  13 werden sollte.      
           
  14 Nimmt man dagegen die reine Anschauung des Raumes, so wie      
  15 dieser a priori allen äußern Relationen zum Grunde liegt, und nur      
  16 ein Raum ist: so sind dadurch alle Substanzen in Verhältnissen, die den      
  17 physischen Einfluß möglich machen, verbunden, und machen ein      
  18 Ganzes aus, sodaß alle Wesen, als Dinge im Raume, zusammen      
  19 nur eine Welt ausmachen, und nicht mehrere Welten außer einander      
  20 seyn können, welcher Satz von der Welteinheit, wenn er durch lauter      
  21 Begriffe, ohne jene Anschauung zum Grunde zu legen, geführt      
  22 werden soll, schlechterdings nicht bewiesen werden kann.      
           
  23 4) Seine Monadologie. Nach bloßen Begriffen sind alle Substanzen der      
  24 Welt entweder einfach, oder aus Einfachem zusammengesetzt. Denn      
  25 die Zusammensetzung ist nur ein Verhältniß, ohne welches sie gleichwohl      
  26 als Substanzen ihre Existenz behalten müßten; das aber, was      
  27 übrig bleibt, wenn ich alle Zusammensetzung aufhebe, ist das Einfache.      
  28 Also bestehen alle Körper, wenn man sie bloß durch den Verstand      
  29 als Aggregate von Substanzen denkt, aus einfachen Substanzen.      
  30 Alle Substanzen aber müssen außer ihrem Verhältnisse gegen einander,      
  31 und den Kräften, dadurch sie auf einander Einfluß haben mögen,      
  32 doch gewisse, innerlich ihnen inhärirende reale Bestimmungen haben,      
  33 d.i. es ist nicht genug, ihnen Accidenzen beyzulegen, die nur in      
  34 äußeren Verhältnissen bestehen, sondern man muß ihnen auch solche,      
  35 die sich bloß auf das Subject beziehen, d.i. innere, zugestehen. Wir      
  36 kennen aber keine innere reale Bestimmungen, die einem Einfachen      
  37 beygelegt werden könnten, als Vorstellungen, und was von diesen      
  38 abhängt; diese aber, da man sie nicht den Körpern beylegen kann,      
  39 aber doch den einfachen Theilen desselben beylegen muß, wenn man      
           
           
           
     

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