Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 404

     
           
 

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  01 Unendliche Verstatten, der also niemals ein absolutes Ganze ausmacht.      
  02 Eben dieses gilt von der Theilung. Diese beyden Setze können alle beyde      
  03 falsch seyn, weil der eine mehr enthält, als zur contradiction erfodert wird.      
  04 Sie sind a Das ist die logische auflosung der antinomie. Sie sind aber      
  05 auch beyde falsch, weil sie mit eine unmogliche Bedingung enthalten,      
  06 namlich: daß die Welt in Raum und Zeit ganz gegeben (eben (g als ) ein      
  07 compositum ganz (g d.i. als Welt ) gegeben), und dennoch in Raum und      
  08 Zeit gegeben sey. Denn der erste Satz gründet sich auf die Voraussetzung,      
  09 daß ein Ganzes der Erscheinungen an sich und ausser den Vorstellungen      
  10 gegeben sey, welches wiedersprechend ist. Und das ist die transscendentale      
  11 auflosung der antinomie.      
           
  12 Zweytens. Das Gegentheil von dem Satze: „alle Begebenheiten      
  13 (g Dinge ) in der (g Sinnen ) Welt stehen unter dem Mechanism der Naturcaussalitaet“,      
  14 ist: „sie stehen nicht darunter“. Hier können nicht beyde      
  15 Satze falsch seyn; aber sie könnten beyde wahr seyn, weil der zweyte weniger      
  16 in sich enthalt, als zur contradictorischen opposition erfodert wird.      
  17 Denn da müßte hinzukommen, daß sie als Dinge der Sinnenwelt      
  18 nicht unter dem gedachten Mechanism stehen. Weil es aber nicht statt      
  19 finden kan, daß die Dinge der Sinnenwelt auch al, welche die Ursachen      
  20 der Begebenheiten in ihr sind, auch als Dinge einer intelligibele Wesen      
  21 betrachtet Ursachen seyn könnten (denn das kan ohne wiederspruch und,      
  22 ohne das der Begrif: Ursache Erkentnis ist, gedacht werden), so könnten      
  23 sie so fern vom Mechanism der Naturnothwendigkeit ausgenommen werden,      
  24 ohne doch dem zu wiedersprechen, daß sie als Dinge der Sinnenwelt      
  25 dazu gehöreten.      
           
  26 Der andere Satz: daß alle Dinge zufallig seyn, weil es sie in Raum      
  27 und Zeit abhangig von einander und ihrem Daseyn nach Veranderlich      
  28 bestimmt sind, kan eingeräumt werden, und der Gegensatz wiederstreitet      
     

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