Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 648 |
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| 4675. ρ1. L Bl. Duisburg 8. Bemerkungen Kants auf dem zu zwei Octav-Blättern gefalteten Brief Bertrams vom 20. Mai 1775 (X2 182). R I 21—26. |
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| 04 | S. I (Adressen-Seite): | ||||||
| 05 | Dasselbe Wesen kann mit entgegengesetzten praedicaten nach einander | ||||||
| 06 | zusammen bestehen. Die Prädikate so Etwas wird außer uns nur gesetzt, | ||||||
| 07 | sofern dessen Vorstellung bestandigkeit und einen besondern Beziehungspunkt | ||||||
| 08 | ausmacht. | ||||||
| 09 | Wenn meine Vorstellung worauf folgt, so würde der Gegenstand | ||||||
| 10 | derselben noch nicht darauf folgen, wenn dessen vorstellung nicht wodurch | ||||||
| 11 | als eine Folge determinirt wäre, welches niemals anders als nach einem | ||||||
| 12 | allgemeinen Gesetze geschehen kann. Oder es muß ein allgemein gesetze | ||||||
| 13 | seyn, daß alle folge durch etwas vorhergehendes determinirt sey, sonst | ||||||
| 14 | würde ich zu der Folge der Vorstellungen keine folge der Gegenstande | ||||||
| 15 | setzen. Denn meinen Vorstellungen Gegenstände zu setzen, dazu gehört | ||||||
| 16 | immer, daß die Vorstellung nach einem allgemeinen Gesetze determinirt | ||||||
| 17 | sey, denn in dem allgemeingültigen Punkte besteht eben der Gegenstand. | ||||||
| 18 | Eben so würde ich etwas nicht als außer mir vorstellen wenn und | ||||||
| 19 | also Erscheinung zur Erfahrung machen (obiectiv), wenn sich die Vorstellungen | ||||||
| 20 | nicht auf etwas bezögen, was meinem Ich parallel ist, dadurch | ||||||
| 21 | ich sie von mir auf ein anderes subiect referire. Eben so wenn Mannigfaltige | ||||||
| 22 | Vorstellungen einander nicht nach einem allgemeinen Gesetze bestimmeten | ||||||
| 23 | Die drey Verhaltnisse im Gemüth erfodern also drey analogien | ||||||
| 24 | der Erscheinung, um die functionen des Gemüths subiectiven | ||||||
| 25 | functionen des Gemüths in obiective zu verwandeln und seine sie dadurch | ||||||
| 26 | zu Verstandesbegriffen zu machen, welche den Erscheinungen realitaet | ||||||
| 27 | geben. | ||||||
| 28 | Alles was in wechselseitigen Verhältnissen zugleich ist, gehöret zu | ||||||
| 29 | einem Ganzen: contra vacuum separans interrumpens (vacuum (ter) | ||||||
| 30 | terminans) ; daraus folgt die continuitaet der | ||||||
| 31 | Dieses alles Gründet sich auf Bedingungen der Erfahrung; folglich | ||||||
| 32 | ist es nicht nothwendig und wird auch nicht als ein solches eingesehen, | ||||||
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