Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 351

     
           
 

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  01 Anfang hat, als sich zu concipiren, wie sie anfange. Indessen ist der      
  02 Satz: alles, was geschieht, hat einen determinirenden Grund, dieser Satz,      
  03 der eine unendliche Reihe nothwendig macht, das principium der Form      
  04 aller Unserer Vernunfturtheile über die realverknüpfung. Der Satz aber:      
  05 alle Reihe subordinirter Dinge und alle successive Reihe hat ein erstes,      
  06 ist ein synthetischer Satz, der mehr von den Grentzen unseres Verstandes,      
  07 als von dem obiect der Erkenntnis abstrahirt ist.      
           
  08 Das erste in der Reihe der Ursachen ist immer die freye Willkühr.      
  09 Daß diese keinen bestimmenden Grund habe, ist ein empirischer Satz,      
  10 aber in so fern ungewiß; allein seine Gewisheit hängt davon ab, daß      
  11 sonsten gar kein erstes seyn könne.      
           
  12 Von der Möglichkeit der Veränderung, d.i. des entstehens und aufhörens      
  13 überhaupt.      
           
   

 

3929.   κ3.   M 432a.   E II 538.
 
     
  15 Eigentlich ist die Vorstellung aller Dinge die Vorstellung unseres      
  16 eigenen Zustandes und die relation einer Vorstellung zu der andern nach      
  17 unsern innern Gesetzen. Die Unmöglichkeit Begriffe zu trennen oder die      
  18 Verbindung derselben ohne alle Gesetze unseres Verstandes sind blos subiectiv;      
  19 ebenso auch die Möglichkeit. Wir erkenen die Möglichkeit freyer      
  20 Handlungen nur empirisch; in rationalem Verstande wiederstreitet sie den      
  21 Gesetzen, unsern Verstand zu brauchen. Analysis sine termino ist macht      
  22 die synthesin unmöglich. Daher nach den Gesetzen im Gebrauch unseres      
  23 Verstandes wir in allem, was Geschieht, einen Grund setzen; aber nach      
  24 eben darum ist die synthesis unmoglich (eben dieses auf die analysin des      
  25 Korpers sine termino applicirt, wo keine synthesis unmoglich ist) Von      
  26 den ersten Verhältnissen nach Gesetzen unsers Verstandes läßt sich weiter      
  27 kein Grund angeben. (g Die analysis completa führte in allen Handlungen      
  28 von Vielem auf die Einheit, in serie successivorum aufs principium, in      
  29 simultaneis auf monas. )      
           
     

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