Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 234

     
           
 

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  01 seiner Vollkommenheit zusammen stimmen. Er geht die Schopfung      
  02 stückweise vornehmlich da durch, wo es ihr am meisten an übereinstimung      
  03 zu fehlen scheint; doch er zeigt, daß jedes Ding, welches wir gern aus dem      
  04 Plane der größten Vollkommenheit wegwünschen möchten, auch vor sich      
  05 erwogen gut sey und daß man nicht (g vorher ) ein vortheilhaftes Vorurtheil      
  06 von der Weisheit des anordnenden Wesens haben dörfe, um sie als      
  07 ihm den Beyfall zu erwerben. Die Wesentliche und nothwendige Bestimmungen      
  08 der Dinge, die allgemeine Gesetze, die durch keine ihnen abgenothigte      
  09 fremde (g erzwungene ) Vereinung in einen harmonirenden Plan      
  10 gegen einander in Beziehung gesetzt sind, werden sich gleichsam von selber      
  11 zu erhaltung vollkommner Zwecke anschicken. Die Eigenliebe, die nur daß      
  12 eigene Vergnügen zur Absicht hat und die augenscheinlich die Ursache der      
  13 moralischen Unordnung zu sein scheint, die wir beobachten, ist der Ursprung      
  14 derjenigen schönen Eigenschaft übereinstimmung, die wir bewundern.      
  15 Reichtum kan sich selbst Alles, was sich selbst nützt, findet sich in der nothwendigkeit,      
  16 zugleich andern nützlich zu seyn. Die allgemeine Bande, die      
  17 das Gantze auf eine unerforschte S. IV: Art zusammenverknüpfen, machen,      
  18 daß die einzelne Vortheile sich immer auf den Vortheil der andern Dinge      
  19 und zwar durch eine natürliche Folge beziehen. Also setzt ein allgemeines      
  20 Naturgesetz diejenige Liebe fest durch die Triebe, die das Gantze Erhält, fest,      
  21 und zwar durch solche BewegungsUrsachen, die natürlicher Weise auch dasjenige      
  22 übel hervorbringen, deßen Qvellen wir gerne vernichtet sehen      
  23 möchten.      
           
  24 Kan man wohl, wenn man die Wesentliche Beschaffenheiten in einer      
  25 so allgemeinen natürlichen Harmonie sieht, vermuthen, daß, was sich so      
  26 zum trefflichen Gantzen anschickt, zugleich die Ursache so böser bricht ab.      
           
     

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