Kant: AA XV, Entwürfe zu dem Colleg über ... , Seite 811

   
         
 

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  01 Sinnes zu beurtheilen. Alle Erfahrung erfodert Vergleichung    
  02 unserer Warnehmung mit anderer. Aller Gebrauch der Vernunft gleichfals.    
  03 Es ist nicht nöthig, daß das resultat unseres Denkens mit dem,    
  04 was andere gemeinhin denken, übereinkomme. Es ist aber nothwendig,    
  05 daß wir wenigstens diese Übereinstimmung als den Zweck ansehen und    
  06 auch als den Mangel derselben als einen Grund, in unser Urtheil ein    
  07 Mistrauen zu setzen. Daher träumt ein solcher (g der egoistisch denkt,    
  08 ihm selbst eine Welt ist ); denn er ist nicht in sei der gemeinschaftlichen    
  09 Welt, sondern in seiner eigenen.    
         
  10 sensus proprius wird hier dem communi entgegengesetzt. Nur der    
  11 sensus communis ist bon sens, d. i. der Sinn, der gemeinschaftlich gilt,    
  12 nicht: sensus vulgaris, der unter vielen angetroffen wird und vom sensu    
  13 raro unterschieden wird.    
         
  14 Wenn nicht blos der Sinn (g delirus ) sondern ausgesondert und    
  15 einzig ist, sondern die denken Gedanken ihre besondere Regeln haben,    
  16 nach denen sie zusammenhängen, so heisst das Wahnwitz und ist    
  17 unheilbar.    
         
  18 (s delirium generale, circa obiectum. )    
         
  19 Ein Mensch, der mit sich selbst laut spricht oder vor sich gestus    
  20 macht. Richelieu und Grammont sind schon verdächtig, daß sie nicht bey    
  21 Sinnen seyn.    
         
  22 Der, so in Gesellschaft von sich selbst spricht, sich selbst rühmt: wiederstreitet    
  23 auch dem sensus communis. (g Es gehört zwang dazu, um selbst    
  24 vergnügt und ordentlich zu seyn. )    
         
     

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