Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 624

   
         
 

Zeile:

 

Text:

 

Verknüpfungen:

 

 

 
    1429.   υ? (σ2? τ?) ι2?? κ3??   M 293'.   E I 247.
 
   
  02 Die Neuere Naturforscher wollen bemerkt haben, daß eine blosse    
  03 Luft sich so innigst mit unseren festesten Stoffen vereinigt habe, daß sie    
  04 (so) gantzlich aus einander fallen müssen, wenn man (g sie ) dieser Luft    
  05 beraubt; und die beobachter der menschlichen Natur finden, daß (g in die    
  06 Mischung ) der Menschlichen Natur eine so große Portion Wind gekomen    
  07 sey und sich in allen Theilen derselben ihren Sitz genommen habe, daß    
  08 wenn man sie absondern solte, beynahe das ganze gewichte von dem eigenthümlichen    
  09 Werthe des Menschen verlohren gehen möchte: die Freundschaft,    
  10 die MenschenLiebe, Gelehrsamkeit, Religion, Sittsamkeit. Es ist zu    
  11 besorgen, daß nichts als der Thor zurükbleibe. Auch sind die schimmernden    
  12 eigenschaften mehrentheils eine Wirkung davon; denn Newton beweiset,    
  13 daß der leere Raum weit stärker das Licht zurükstrahle und farben    
  14 spiegele, als die wirkliche Substanz, und so ist nicht so wohl das Verdienst    
  15 oder das in die Augenfallende beym Menschen komt hauptsachlich von der    
  16 Seite, wo er leer ist. Es ist also in der moralischen welt dasjenige viel    
  17 richtiger, was epicur von der physischen behauptet: daß die Stüke, welche    
  18 sie ausmachen, unendlich kleine Stäubchen, und was den großten Platz    
  19 einnimmt, das Leere sey. Akademien, Gesellschaften von Berlin, Paris:    
  20 alle diese versorgen zur Nothdurft das Menschliche Geschlecht mit diesen    
  21 Bestandtheilen. und die Völker bekommen erst sitten, wenn sie sich davon    
  22 gehorig vollgesogen haben. Ich räume gern ein, daß man von dem großen    
  23 Man rede, aber man halte ihn weit von der Feuerprobe. Denn, wenn    
     

[ Seite 623 ] [ Seite 625 ] [ Inhaltsverzeichnis ]