Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 430

   
         
 

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  01 Geschmak ist etwas Ursprüngliches, kan nicht gelernet werden und    
  02 gehort zum Genie.    
         
  03 Wen alles (g gleich ) geschmaksvoll ist, so kan doch einer mehr auf    
  04 einen Theil des Geschmaks wie auf den anderen fallen. Geschmak ist die    
  05 großte cultur. Die politur des Schönen. Man kan nur durch geschmak    
  06 über geschmak urtheilen.    
         
  07 Die Schriften der Alten sind bleibende originale des Geschmaks.    
  08 Ohne diese wäre kein daurender Maasstab. Todte Sprache.    
         
   

 

985.   υ—ψ.   Pr I'.
 
   
  10 Die Natur ist in Ansehung dessen, was zum Reitz gehört, weigernd    
  11 (s macht sich rar ). Sie hat es rar gemacht, sie hat so gar schaden damit    
  12 verbunden, daß es zu oft genossen wird. Daher das weibliche Geschlecht    
  13 durch einen Instinkt weigernd ist. weil sich sonst der Reitz und ihr Einflus    
  14 vermittelst desselben verliert. Es ist aber dieses die Weigerung der holdigkeit.    
  15 Gemeinmachen. Es ist stoltz auf sein Geschlecht. Die Ströhme voll    
  16 Milch und Honig würden uns beyde bald unerträglich machen. Das    
  17 Schlaraffenland. Virtuosen sind eigensinnig. Jede lust gute Laune ist    
  18 weigernd. Die tugend giebt vermehrt daher den reitz der Schönheit. Aber    
  19 die Ehe ist auch der Preis, den das Geschlecht auf sich setzt. Der Reitz    
  20 will geachtet, geschmeichelt gepriesen, aufgewartet seyn. Die buhlerische    
  21 und die tugendhafte Weigerung.    
         
   

 

986.   υ—ψ.   Pr II'.
 
   
  23 Ob hume recht habe: daß größere Schonheiten darum selten sind,    
  24 weil seltene Schönheit (oder Schonheit an sich selbst) allein groß genannt    
     

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