Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 309

   
         
 

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  01 durch ihre Vorstellung nicht die Ursache des Gegenstandes selbst seyn, von    
  02 demselben erstlich auf gewisse Weise müssen afficirt werden, damit sie von    
  03 dessen Gegenwart Erkentnis bekommen, so muß die Empfindung zwar die    
  04 Bedingung der äußeren Vorstellung, aber doch sie nicht selbst seyn. Man    
  05 kan auch nicht umgekehrt sagen, daß die Vorstellung des obiects nichts    
  06 Empfindung sey, weil dieses sonst der idealism seyn würde. Das Erkentnis    
  07 also ist obiectiv, die Empfindung subiectiv. Alle Erkentnis ist    
  08 zwiefach: entweder der Dinge als Gegenstaende der Empfindung oder an    
  09 sich selbst; iene ist sinnlich, diese intellectual.    
         
   

 

696.   λ.   M 242'.
 
   
  11 Alle Vollkomenheit scheint in der Zusamenstimung eines Dinges mit    
  12 der Freyheit zu bestehen, daher in der Zwekmäßigkeit, allgemeiner Brauchbarkeit    
  13 etc. Weil alle Dinge eigentlich im empirischen Verstande nur das    
  14 sind, was sie verhältnißweise auf das Gesetz der Sinnlichkeit in der Erscheinung    
  15 vorstellen allgemein genommen vorstellen, so ist die Vollkommenheit    
  16 der Gegenstände der Erfahrung eine übereinstimmung mit dem Gesetz    
  17 der Sinne, und dieselbe als Erscheinung heißt schönheit; es ist so zu sagen    
  18 die aussenseite der Vollkomenheit, und das obiect gefällt dadurch, das es    
  19 blos beschauet wird. Das hat das Wohlgefallen durch Geschmak und    
  20 durch sentiment einstimiges, daß dadurch der Gegenstand gebilligt wird,    
  21 ohne auf den Einflus zu sehen, den er vermittelst des Anschauens oder    
  22 des Gebrauchs aufs Gefühl des subiects habe. Nur der Geschmak billigt    
  23 etwas, in so fern es blos in die Sinne fällt; das sentiment, in sofern es    
  24 durch Vernunft beurtheilt wird. Was dem ganzen Spiel der Sinne am    
  25 gemäßesten ist, zeigt dadurch übereinstimung mit der Sinnlichkeit des    
  26 Menschen und eben dadurch Vollkommenheit, weil diese doch zuletzt auf    
  27 die Einstimung mit Glükseeligkeit hinausläuft.    
         
     

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