Kant: AA XIV, Mathematik , Seite 054

     
           
 

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  01 In Raumes Vorstellung ist zwar nichts von Zeit gedacht, aber so      
  02 fern in der Construction ders des Begrifs von einem gewissen Raum,      
  03 e. g. einer Linie wie. Alle Größe ist Erzeugung in der Zeit durch      
  04 wiederholte position eben desselben.      
           
  05 Die Gegenstande der Arithmetik und Algebra sind ihrer Moglichkeit      
  06 nach nicht unter Zeitbedingungen, aber doch die construction des Begrifs      
  07 der Größe so fern diese Gegenstande durch in der Vorstellung derselben      
  08 durch die Synthesis der Einbildungskraft, nemlich die Zusammensetzung,      
  09 ohne welche kein Gegenstand der Mathematik gegeben werden kan. Algebra      
  10 ist eigentlich die allgemeine Verbindungskraft Kunst, die Erzeugung      
  11 der Größen einer unbekannten Größe durchs Zählen unabhängig von      
  12 jeder gegebenen wirklichen Zahl blos durch die gegebene Verhältnisse derselben      
  13 unter eine Regel zu bringen. Diese zu erzeugende Größe ist immer      
  14 eine Regel des Zähelns, wornach die Größe bestimmt gegeben gedacht      
  15 werden kan, zum Beyspiel die Diagonallinie eines Qvadrats, aber nur      
  16 in der Consturction, nicht durch eine Zahl, sondern ein durch ein      
  17 Zeichen des Zählens √2, welches den Begrif einer Größe bedeutet,      
  18 zu deren Begrif vermittelst einer zu dem der nur die Regel der Annäherung      
  19 zu einer des Zählens zu einer Zahl, welche die letztere ausdrükt,      
  20 bedeutet. Daß eine solche Größe möglich sey, würden wir ohne die      
  21 Geometrie nicht wissen. Aber ohne Arithmetik (noch vor der Algebra)      
     

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