Kant: AA XII, Briefwechsel 1800 , Seite 321

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 und in Berlin den Cursus rühmlich verrichteten, jetzt in Königsberg mit      
  02 großem Beyfall practisirenden Freu[n]de D. Motherby zum Geschenck zu      
  03 machen mir die Freyheit genommen habe und [dessen] Ansicht ich hiebey      
  04 die Beurtheilung Ihrer Ideen so viel an mir ist zu benutzen Gelegenheit      
  05 habe      
           
  06 diesen Brief sage ich so spät zu beantworten würde unverzeihliche      
  07 Nachläßigkeit seyn wenn ich nicht diese Zeit hindurch unter der Last      
  08 einer den Gebrauch meines Kopfs zwar nicht schwächenden aber im      
  09 hohen Grad hemmenden Unpäßlichkeit läge die ich keiner Ursache als      
  10 der wohl schon 4 Iahre hindurch fortgewährten Luftelectricität zuzuschreiben      
  11 weiß welche mein Nervensystem (einem Gehirnkrampf ähnlich)      
  12 afficirt indirect aber auch die mechanische Muskelkräfte der Bewegung      
  13 (das Gehen) in meinen 77 Lebensjahre bey sonstiger nicht krankhafter      
  14 Leibesbeschaffenheit beynahe unmöglich macht.      
           
  15 "Diesen Brief nicht früher beantwortet beantwortet zu haben      
  16 werden Sie mir unter diesen Umständen gütigst verzeihen."      
           
  17 Nun zur Sache nämlich die an mich ergehende Anforderung selbst.      
  18 Eine Erklärung meinerseits daß ich gar nicht gesonnen sey mir durch      
  19 meinen Brief zu verstehen zu geben daß Sie Ihr Werk als etwas      
  20 Absurdes ja nicht drucken lassen sollten und daß ich es einmal      
  21 bey Gelegenheit äußerte.      
           
  22 Nun bin ich hiezu gerne erbötig weil ich mir bewust bin daß dergleichen      
  23 mir gar nie [in] den Sinn hat kommen können. Aber die      
  24 Gelegenheit dazu muß ich mir dazu erbitten. Sie würde in den Iahrbüchern      
  25 der preuß[ischen] Monarchie die bey Unger in Berlin herauskommt      
  26 genommen werden wenn ich nur nicht von diesem Vorfall in      
  27 der größten Unkunde wäre . . .      
           
           
    872.      
  29 Von Reinhold Bernhard Iachmann.      
           
  30 16. Aug. 1800.      
           
  31 Hochzuverehrender Herr Professor!      
           
  32 Ihren Auftrag, aus den Gewächshäusern in Danzig einige Pomeranzen      
  33 für Sie zu besorgen, habe ich ganz nach Ihren Wunsch ausführen      
  34 können. Ich war den ersten Mittag mit dem HE RegierungsPräsidenten      
  35 v. Beyer bei seinem Schwager dem Geheimen CommerzienRath      
           
     

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