Kant: AA XII, Briefwechsel 1798 - 1799 , Seite 274

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Ihre kleinen Schriften, und besonders durch die über die MenschenRassen,      
  02 erst auf manches aufmerksam gemacht sey, das in Reisebeschreibungen      
  03 und durch Beobachtung zu suchen woran er vieleicht      
  04 sonst nie gedacht hätte. Er meint durch Zurückhaltung der Handschrift,      
  05 würde das Publicum sehr verliehren.      
           
  06 Mit Unwillen habe ich aus einem Briefe von der Frau Director      
  07 Rappolt vernommen, daß Ihnen der Schiffer das getrocknete Obst,      
  08 welches meine Mutter Ewr. Wohlgebohrn zu überschicken die Ehre      
  09 hatte, boshafter Weise entwandt oder verzehret. Ich habe dieserhalb      
  10 schon nach Hause geschrieben, und Sie können versichert seyn da      
  11 meine Mutter sich mit einer gleichen Quantität getrockneten Obstes,      
  12 von gleicher Güte, im Frühjahr, sobald die Schiffahrt angeht, einstellen      
  13 wird. Wenn die Würste hier erst geräuchert sind: so werde ich mich      
  14 auch mit selbigen einstellen: noch sind sie nicht gut.      
           
  15 Der Verfasser des Acheron ist ein Dänischer Lieutnant Elling,      
  16 der auch zur Verdauung der Xenien mit vielem Witze und beißender      
  17 Satyre die Trigalien gegen Göthe und Schiller geschrieben hat. Der      
  18 Recensent der Marcartneyschen Reyse nach China ist der Professor      
  19 Sprengel in Halle. In Göttingen sind die HE. zu Englisch gesinnt      
  20 als daß sie sich so gegen England versündigen sollten: sie werden auch      
  21 im Grunde zu sehr gedrückt. HE. Kaestner ist sehr from, geht jährlich      
  22 viermahl zum Abendmahl, und macht alle Christliche Gebräuche      
  23 mit vieler scheinbahren Andacht mit; übrigens noch immer die Geißel      
  24 von Göttingen. HE. Heyne hat hier unstreitig den größten Einfluß.      
  25 Durch seinen Schwager, den geheimen Secretair Brandes zu Hannover      
  26 findet er daselbst bey der Regierung immer Gehör und es hängt daher      
  27 alle Universitäts und Schulversorgung von ihm ab. Vortheilhaft für's      
  28 Land ist es, daß Heyne ein ehrlicher Mann ist.      
           
  29 Dürfte ich Ewr. Wohlgebohrn gehorsamst um ein Zeugniß bitten,      
  30 daß ich bey Ihnen, sechs Iahre hindurch, alle Collegia, so von Ihnen      
  31 gelesen worden, gehöret und Ihren Examinatoriis beygewohnet habe.      
  32 Es dürfte mir in der Folge ein solches Zeugniß einmahl vortheilhaft      
  33 seyn. In diesem halben Iahre höre ich Collegia, über die Naturlehre,      
  34 Naturgeschichte, das Römische Recht und die Englische Sprache, und      
  35 finde an die HE. Hofräthe Lichtenberg, Blumenbach, Waldek und      
  36 Dr. Lentin, tüchtige und gelehrte Männer. Die hiesige Bibliothek      
           
     

[ Seite 273 ] [ Seite 275 ] [ Inhaltsverzeichnis ]