Kant: AA XI, Briefwechsel 1791 , Seite 305

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 eigene Moral betreffende, vorgekommene Schwierigkeiten bitte mir zu      
  02 eröfnen. Mit Vergnügen werde ich sie zu heben suchen und ich hoffe      
  03 es leisten zu können, da ich das Feld derselben oft und lange nach      
  04 allen Richtungen durchkreutzt habe.      
           
  05 Die mir zugesandte Probe Ihrer Abhandlung behalte ich zurück,      
  06 weil in Ihrem Briefe nicht angemerkt ist, daß ich sie zurückschicken solle      
           
  07 Aber darinn kan ich mich nicht finden; was Sie zum Schlusse      
  08 Ihres Briefes anmerken, daß Sie ihn auf mein Verlangen für dasmal      
  09 nicht frankirten und dennoch habe ich ihn frankirt bekommen. Thun      
  10 Sie doch dieses künftig bey Leibe nicht. Der Aufwand bey unserer      
  11 Correspondenz ist für mich unerheblich für Sie aber jetzt sowohl als      
  12 noch eine ziemliche Zeit hin erheblich gnug, um die letztere deswegen      
  13 bisweilen auszusetzen welches für mich Verlust wäre.      
           
  14 Daß Hr. Prof. Kraus alle Gelehrte gern zu Hagestoltzen machen      
  15 möchte, die, weil so viel Kinder bald nach der Geburt sterben, sich      
  16 unter einander bereden, keine mehr zu zeugen, gehört zu seinen fest      
  17 beschlossenen Grundsätzen, von denen unter allen Menschen wohl keiner      
  18 weniger als ich im Stande seyn würde ihn abzubringen. In Ansehung      
  19 der Parthey, die Sie in diesem Puncte zu nehmen haben,      
  20 bleiben Sie, was mich betrift, noch immer völlig frey. Ich verlange      
  21 mich nicht einer Autorsünde theilhaftig zu machen und wegen der Gewissensscrupel,      
  22 die Ihnen darüber etwa dereinst entspringen oder von      
  23 Andern erregt werden möchten, die Schuld zu tragen: und bleibe      
  24 übrigens mit aller Hochschätzung und Freundschaft      
           
  26   ergebenster Diener      
  27 Koenigsberg I Kant      
  28 den 2. Nov. 1791        
           
           
    497.      
  30 Von Iohann Benjamin Erhard.      
           
  31 Iena d. 6. 9br 1791.      
           
  32 Theurster Lehrer!      
  33 Innig liebte und verehrte ich Sie da ich es noch nicht wagen      
  34 durfte Sie mir unter einen andern Namen zu denken, aber viel hat      
           
     

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