Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 224

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 des Körpers in halbverschlukten Worten, wie willkommen ich ihm wäre,      
  02 da ich ihm Nachrichten von Ihnen brächte. Er fuhr fort unter denselben      
  03 Zeichen seiner Verlegenheit sich nach Ihrem Alter und Befinden,      
  04 wie auch nach Prof Krause sich zu erkundigen, wie überhaupt fast      
  05 alle Professoren z B. Heyne, Lichtenberg, Feder mit vielem Interesse      
  06 sich nach Herrn Prof K. erkundiget haben. - Er fragte, wie lange ich      
  07 in Goettingen bleiben würde und bedauerte daß mein Aufenthalt nur      
  08 so kurz sey, erbot sich mich allenthalben mit Vergnügen herumzuführen.      
  09 welches ich aber verbat, da ich schon andere Freunde gefunden hatte,      
  10 die es thun würden. Endlich nach einer abgebrochen Unterredung von      
  11 10-15 Minuten nahm ich von ihm Abschied und er bat mich, ihn      
  12 wieder zu besuchen, und sagte, daß es ihm leid wäre, daß ich nicht      
  13 seine Dienstanbietungen nicht annehmen wollte. Den Tag vor meiner      
  14 Abreise von Göttingen besuchte ich ihn noch einmahl, und fand ihn just      
  15 wie vorher. Er bedaurete, daß Sie genöthiget worden sich in einen      
  16 Streit mit HE Eberhard einzulassen, bat mich wenn ich an Sie      
  17 schriebe oder Sie wieder sehe recht viele Versicherungen von seiner      
  18 Hochachtung für Sie zu bestellen. Mit nächsten wird er selbst an Sie      
  19 schreiben. - Ich habe auch den HofR. Feder besucht, der mich als      
  20 einen Schüler von Ihnen mit sehr vieler Artigkeit empfieng. Er      
  21 sprach mir sehr viel von seiner unbegränzten Hochachtung für Sie,      
  22 versicherte, daß, so oft er Ihnen wiedersprochen, solches aus bloßer      
  23 Wahrheitsliebe geschehen sey, ja er überredet sich sogar, daß Ihre Sätze      
  24 und Behauptungen von den seinigen eben nicht mehr sehr weit verschieden      
  25 seyn. Er hat mich ein paar Mahle besucht und ich bin mehrere      
  26 Mahle in seinem Hause gewesen. - Einen erklärten Anhänger und      
  27 Vertheidiger Ihrer philosophischen Grundsätze haben Sie in Göttingen      
  28 an Herrn Prof. Buhle, den ich aber zu sprechen nicht Gelegenheit gehabt      
  29 habe. Man hält aber eben nicht viel von ihm. - Meine übrige      
  30 Bekanntschaften die ich in Göttingen gemacht habe, will ich nicht weiter      
  31 erwähnen, da sie sich vorzüglich auf die medicinische Professoren einschränkten.      
  32 Die Kürze meines Aufenthalts daselbst erlaubte mir nicht      
  33 verschiedene Männer zu sprechen, die ich wohl gewünscht hätte. Da es      
  34 aber eben die Ferienzeit war, waren auch verschiedene abwesend. Von      
  35 Göttingen gieng ich in Gesellschaft eines Ihrer dankbarsten Zöglinge      
  36 des Herrn Friedlaenders aus Königsberg, der sich 1 1/2 Iahr daselbst      
  37 aufgehalten hatte nach Hannover. Herr Friedlaender empfhielt sich      
           
     

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