Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 324

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 zu vollenden, und der Bemühung die Krone aufzusezzen, die er nebst      
  02 Ihnen, edler Gönner, angewendet hat, meinem Schicksaal eine andre      
  03 Gestalt zu geben, nehmlich, mir zu Einlösung dieses Wechsels die noch      
  04 fehlenden 33 rthlr (: nehmlich 3 rthlr. zu Bezahlung der halbjährigen      
  05 Zinsen a 6 proC :) so lange vorzuschießen, bis in beßern Umständen,      
  06 in welche versezt zu werden, ich gegenwärtig Hoffnung habe - ich ihm      
  07 diese Schuld abzutragen [vermag]. Kann die Betrachtung über das Ganze      
  08 meiner Verhältniße und meiner Lage, Sie nun wohl bestimmen, noch      
  09 hier zum lezten mahle sich für mich zu verwenden, und Ihrem edlen      
  10 Freunde diese Sache vorzutragen? Sie sezzen dadurch dem, was Sie      
  11 für mich gethan, die Krone auf. Ihr Charakter ist so reich an moralischer      
  12 Vollkommenheit, daß er in sich selbst allgenugsam an Bestimmungen      
  13 zur Ausübung des Edlen und Vortreflichen ist: Ich sezze      
  14 daher nichts hinzu, um Ihren Sinn gegen mich rege zu machen, als      
  15 daß ich die tiefgefühlte Überzeugung in meinem Herzen trage: daß ich      
  16 in Ihnen einen Mann kenne, desgleichen ich nie auf Erden gefunden      
  17 und auch nie finden werde; Und Ihnen dies mein Herz gegen Sie      
  18 beseelende Gefühl in aller Kraft auszudrükken und darzustellen, dies      
  19 soll eine meiner innigsten Bemühungen, in meinem zukünftigen fernern      
  20 Leben seyn.      
           
  21 Unter den Nachrichten und Briefen die ich hier in Berlin fand, schrieb      
  22 mir auch mein Vater, daß, ich vielleicht Bibliotekarius in Wer[nigerode]      
  23 (: eine Stelle von 300 rthlr :) werden könne, ohne aber dabei mein      
  24 Vorhaben, mich dem akademischen Lehrstande zu widmen, aufzugeben,      
  25 indem ich bei diesem Amte, eine mir zuertheilende fixirte Stelle als      
  26 würklicher akademischer Lehrer, abwarten könnte, weil es keine Schwürigkeiten      
  27 kosten würde, daßelbe alsdenn niederzulegen.      
           
  28 Wie freue ich mich, daß Sie Neigung uud Intreße gegen meinen      
  29 theuren Vater gefaßt haben: ia, gewiß es ist auch einer der besten      
  30 und würdigsten Menschen auf Erden.      
           
  31 Da es so unendlich zur Beruhigung meines Herzens gereicht,      
  32 wenn ich aufs baldigste den Erfolg Ihrer für mich angewendeten Bemühungen      
  33 erfahre, so bitte ich Sie gehorsamst, die Nachricht hievon      
  34 an Herrn Martin Scheller Kauff= und HandelsHerrn in Magdeburg      
  35 zu adreßiren, nehmlich, Dero Brief an mich, oder vielmehr nur auf      
  36 meine Adreße zu schreiben, abzugeben bei HE Martin Scheller      
  37 u.s.w. Dieser Kaufman ist ein Freund meines Vaters, und ich werde      
           
     

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