Kant: AA X, Briefwechsel 1779 , Seite 258

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 welche mit gewissen Mengen gesamleter PränumerationsExemplare      
  02 verbunden sind.      
           
  03 Ich erbiethe mich in ähnlichen Fällen zu den thätigsten Gegengefälligkeiten,      
  04 und bin unausgesetzt mit vollkommenster Achtung      
           
  05   Ew. Wohlgebohrnen      
  06 Halle        
  07 im Magdeburgischen        
  08 d. 6t Oct. 1779 gehorsamster Diener      
  09   Iohann Iakob Gebauer      
           
           
    154.      
  11 Von Hieronymus Gottfried Wielkes.      
           
  12 15. Nov. 1779.      
           
  13 HochEdelgebohrner      
  14 Hochgelahrter Herr Profeßor      
  15 Sehr gütiger Freund      
           
  16 Sie werden mich wieder einer Nachläßigkeit, ich will nicht das      
  17 schimpfliche Wort Faulheit gebrauchen, beschuldigen; denn Ihren gütigen      
  18 Brief vom 21 ten August habe ich schon lange erhalten. Urtheilen Sie gelinder      
  19 von mir; ich verdiene es in der That. Ich habe an einer schweren      
  20 Kranckheit darnieder gelegen. Heute ist der dritte Tag daß ich seit dem      
  21 Monath Sept. aus meiner Stube komme. Gute Aerzte und die außerordentliche      
  22 Vorsorge der ganzen Famielie meines Fürsten, hat mich      
  23 diesmal dem Grabe entrißen. Auch davor danke ich der Vorsehung;      
  24 aber ich würde ihr noch dankbahrer seyn, wenn sie mich dem Schoos      
  25 der Freunde, die mehr Meinesgleichen sind, überlieferte. Gott behüte      
  26 daß ich klagen solte! Vater, Bruder und Schwester können mir nicht      
  27 mit größerer Zuneigung begegnen als man mir hier in diesem Hause      
  28 erzeigt. Aber, gütiger Freund! die große Welt hat am Ende in der      
  29 That was ekelhaftes, E[t]was, was zu wenig Nährendes für die empfindvolle      
  30 Seele darbietet. Der Große ist nicht ehrlich, nicht aufrichtig in      
  31 seiner Aussage; wäre er es, so gestünde er gewis die Unzufriedenheit      
  32 über seinen eigenen Stand. Oder vielleicht kent er die Vortheile des      
  33 Mitleren gar nicht. Und in diesem Fall, hilft ihm nicht einmal seine      
  34 Unwißenheit: denn sie macht ihn nicht glücklicher. O wie sehne ich      
  35 mich, theurester Freund, nach Ihrer Umarmung, nach Ihrem Umgange!      
  36 Beydes muß so gütig, so wohlwollend seyn, als Ihr letzter Brief      
  37 war. Ich strebe darnach, aber wie soll ich dazu gelangen. Es sind      
           
     

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