Kant: AA X, Briefwechsel 1770 , Seite 086

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 u. wahre Gelehrsamkeit über alles schätzt, haben sich gleich      
  02 Ew. Hochedelgeb. erinnert, so bald der HE. Marggraf bey dem Antritte      
  03 der Regierung der Bayreuthischen Lande, es sich vorgenommen,      
  04 der hiesigen Universität, welche unter der letzten Regierung so sehr      
  05 gelitten hatte, wieder aufzuhelfen. Die Lesung der unvergleichlichen      
  06 Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, hatte      
  07 gleich bey diesem großen Minister, in welchem die hiesige Universität      
  08 einen wahren Maecen zu ihrem Glücke zu verehren hatt, den Wunsch      
  09 entstehen laßen, den Würdigen HEn Verfaßer derselben Selbst in      
  10 Erlangen zu sehen; sie erinnerte Sich dieser schönen Schrift verschiedene      
  11 male in den gnädigsten Ausdrücken gegen mich, und Ew. Hochedelgeb.      
  12 können Sich versichert halten daß dieser Herr alles was nur von      
  13 Ihm abhangen kan dazu beytragen wird, Dieselben die Entschließung      
  14 hierher zu kommen nicht gereuen zu laßen. An einer künftigen Erhöhung      
  15 des Gehalts dürfen Ew. Hochedelg. daher im geringsten nicht      
  16 zweifflen, ich glaube auch, daß wenn das zur Reise Bewilligte nicht      
  17 zureichen sollte, die Ersetzung deßen was etwan die Reise mehr      
  18 kosten könnte, Denenselben auch gewiß nicht entstehen wird. Weil man      
  19 von Berlin verschiedene Wege hierher nehmen kann, so rathe ich, wenn      
  20 Ew. Hochedelgeb. ein Liebhaber rauher und gebirgigter Gegenden sind,      
  21 den Weg über Hof und Bayreuth an; ich widerrathe aber zugleich      
  22 hierbey die Nacht. So beschwerlich er auch ist, so hab ich ihn doch      
  23 mit meinen jungen Herren mit vielem Vergnügen zurückgelegt; der      
  24 andere gewöhnliche Weg, der etwas weniger rauh, doch auch nicht      
  25 gantz ohne Gebirge ist, gehet über Halle, Iena und Coburg. Welchen      
  26 Weg Dieselben auch wählen werden, so wünsche aus dem Innersten      
  27 meiner Seele, daß er unter der Obhut des Allerhöchsten mit unwandelbarer      
  28 Gesundheit und ununterbrochenem Vergnügen möge zurück gelegt      
  29 werden. Der Tag Deroselben glücklichen Überkunft, wird ein Fest seyn für      
           
  30   Ew. Hochedelgeb.      
  31 Erlangen d. 3ten Ienner ergebensten Freund u. Diener      
  32 1770 C. F. Ziegler      
           
  33 Unser Hauswirth ist der Herr Commercienrath Friese      
  34 An den HE: Rode, der bey Remus logirt, erbitte mein Compliment      
  35 In Berlin ersuche gehorsamst, mich dem HE. Kriegesrath Wloemer      
  36 bestens zu empfehlen.      
           
           
           
     

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