Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 408

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Ausfall thun, bald zurückspringen. Wenn der Oberste zu blasen aufhört,      
  02 so hört das Gefecht auf. Sie können auf eine erstaunliche Art mit Wurfpfeilen      
  03 treffen und zwar, indem sie ihre Augen nicht gerade auf den Gegenstand      
  04 richten, sondern oben, unten und zu den Seiten. Sie haben eine      
  05 Menge religiöser Handlungen, ob sie sich gleich niemals eigentlich darum      
  06 bekümmern, was Gott, den sie den obersten Hauptmann nennen, sei. Sie      
  07 verehren den Mond und tanzen vor einer Gattung von Goldkäfern, die sie      
  08 als eine Gottheit verehren. Wenn dieser sich irgend in einem Dorfe zeigt,      
  09 so bedeutet es großes Glück, und setzt er sich auf einen Hottentotten, so ist      
  10 er ein Heiliger. Sie glauben wohl ein Leben nach dem Tode, aber sie      
  11 denken niemals an Seligkeit oder Unseligkeit. Sie scheinen von dem Judenthume      
  12 etwas angenommen zu haben. Der erste Mensch hat ihrem      
  13 Vorgeben nach Noh geheißen. Sie enthalten sich keines Fleisches, als des      
  14 Schweinfleisches und der Fische ohne Schuppen. Sie geben aber niemals      
  15 eine andere Ursache davon an, als weil es so bei den Hottentotten Gebrauch      
  16 wäre. Die Hottentotten haben vielen natürlichen Witz und viele Geschicklichkeit      
  17 in Ausarbeitung mancher Sachen, die zu ihrem Geräthe gehören.      
  18 Sie sind ehrlich und sehr keusch, auch gastfrei, aber ihre Unflätigkeit geht      
  19 über alles. Man riecht sie schon von weitem. Ihre neugebornen Kinder      
  20 salben sie recht dick mit Kuhmist und legen sie so in die Sonne. Alles muß      
  21 bei ihnen nach Kuhmist riechen. Läuse haben sie im Überfluß und speisen      
  22 sie zum Zeitvertreib. Alle Hottentotten müssen von dem neunten Jahre      
  23 an eines Testikels beraubt werden. Diese und andere Feierlichkeiten werden      
  24 damit beschlossen, daß zwei Älteste die ganze Versammlung mit ihrem      
  25 Harne benetzen, welches Weihwasser sie sich stark einreiben. Dieses geschieht      
  26 auch bei Zusammengebung zweier Eheleute. Der Junge wird mit      
  27 vielen Ceremonien im achtzehnten Jahre unter die Männer aufgenommen      
  28 und, wie eben erwähnt, benetzt, welche Feuchtigkeit er sich mit Fett einreibt.      
  29 Hernach muß er mit keinem Weibe mehr etwas zu thun haben und kann sie      
  30 prügeln, wohl gar die Mutter, und zwar ungetadelt. Die Weiber müssen      
  31 die ganze Wirthschaft besorgen. Der Mann thut nichts als Taback rauchen,      
  32 saufen und etwa zur Lust jagen. Ihre Faulheit bringt sie oft in      
  33 Noth, so daß sie ihre Fußsohlen oder die ledernen Ringe um die Finger      
  34 fressen. Unter ihre lächerlichen Gewohnheiten gehört sonderlich, daß eine      
  35 Wittwe, die zum zweiten Mal heirathen will, sich ein Glied vom Finger      
  36 muß abnehmen lassen. Dieses fängt vom ersten Gliede am kleinen Finger      
  37 an und geht so, wenn sie mehrmals heirathet, durch alle Finger durch.      
           
           
     

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