Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 392

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 geben ihm einen Haufen trockenen Reis zu kauen und bilden ihm ein, daß,      
  02 wenn er lüge, es ihn ersticken werde; da alsdann diese Vorstellung oft die      
  03 Wahrheit herauspreßt. Oder sie geben ihm einen Stock, eines Fingers      
  04 lang, murmeln etwas darüber und bilden ihnen ein, daß derselbe, wenn      
  05 er bei den Schuldigen eine Zeit lang gewesen, einen Finger breit länger      
  06 werde. Dieser glaubt es und schneidet etwas davon. Man findet auf Java      
  07 viel Pfeffer, Zuckerrohr und Kardamom, welches Gewürz an einem rohrähnlichen      
  08 Baume wächst. Man hat zwar Weinstöcke und Trauben, aber      
  09 man kann keinen Wein davon machen. Es sind ferner darauf Kubeben,      
  10 eine kriechende Pflanze wie die des Pfeffers. Tamarinden, eine Art Bäume      
  11 wie Kastanienbäume, die eine Schotenfrucht tragen, Benzoe, Betel= und      
  12 Pinang= oder Arekanüsse. Es giebt, wiewohl selten, Orangutangs, den      
  13 Rhinozeros, fünf und zwanzig Fuß lange Schlangen, die einen ganzen      
  14 Menschen verschlingen. Einige erzählen, daß man aus dem Bauche einer      
  15 solchen Schlange ein Kind noch lebendig herausgezogen habe. Unter die      
  16 großen Landplagen gehören die Kakerlaks, eine Art Käfer, welche alles      
  17 zerfressen, den Menschen im Schlafe zerbeißen und häßlich stinken.      
           
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Sumatra.
     
           
  19 Die Insel ist ungesund. Die Witterung geht gewöhnlich von der      
  20 größten Hitze bis zur empfindlichsten Kälte plötzlich über. An den Küsten      
  21 sind Moräste und Sümpfe von ausgetrocknetem Seewasser, welches ungesunde,      
  22 stinkende Nebel verursacht. Das Sterben der Fremden ist so gewöhnlich,      
  23 daß man fast alle Furcht davor verloren hat. Atschin ist eines      
  24 der Königreiche auf dieser Insel an der Nordspitze derselben. Der Regen,      
  25 der hier beim nassen Mousson fällt, ist erstaunlich heftig. Die Einwohner      
  26 von Sumatra sind schwärzlich, von platten Gesichtern, kleinen Nasen, färben      
  27 sich die Zähne schwarz und salben den Leib mit stinkendem Öle. Sie      
  28 sind an den Küsten Mahomedaner, im Inwendigen des Landes Heiden,      
  29 sie bedienen sich stark nebst der Betelareka des Opiums und des Bangs.      
  30 Das vornehmste Landesproduct ist der Pfeffer, hernach Reis und dann      
  31 Zuckerrohr. Es wird hier viel Gold und mehr als sonst irgend in Asien      
  32 aus den Bächen gewaschen.      
           
  33 Ihre Prönen haben zu beiden Seiten Rahmen als Ausleger, worauf      
  34 sie zur Zeit des Sturms zwei Männer setzen und zwar auf der entgegengesetzten      
  35 Seite, das Umschlagen zu verhüten.      
           
           
     

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