Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 276

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 der Kälte besitzen. Ungemein viele Brunnen mineralischer Berggegenden      
  02 haben sehr heißes Wasser, als die warmen Bäder in Deutschland, Ungarn,      
  03 Italien usw. In Island sind verschiedene heiße Brunnen, in deren      
  04 einem, der Geyser genannt, der zugleich zu großer Höhe spritzt, ein Stück      
  05 Fleisch in einer halben Stunde gar kocht. Ingleichen in Japan. Alle      
  06 diese Wasser, z. B. im Karlsbade, müssen verschiedene Stunden stehen,      
  07 bis sie sich abkühlen, daß man sie am Körper leiden kann. Obgleich es      
  08 so heiß ist, muß es doch eben so lange über dem Feuer stehen, als gemeines      
  09 kaltes Wasser, bis es kocht. Die Ursache liegt in dem mineralischen Gehalte,      
  10 durch den sie Luft einsaugen, und an dem sie sich erhitzen und zugleich      
  11 schwerer werden.      
           
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Geschichte der Flüsse.
     
           
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§. 55.
     
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Von dem Ursprunge derselben.
     
           
  15 Sie entstehen aus den Bächen, die ihr Wasser vereinigen, diese aus      
  16 den Quellen, die letztern endlich aus dem Regen und Schnee.      
           
  17 Wenn man das Wasser, welches ein Fluß in einem Jahre ins Meer      
  18 ergießt, berechnet: so wird die Menge des Regen= und Schneewassers,      
  19 welches auf die Fläche desjenigen Landes fällt, das sein Wasser in den      
  20 Schlauch des Flusses liefert, groß genug befunden werden, um nicht allein      
  21 die Bäche und die aus ihnen entstehenden Ströme zu unterhalten, sondern      
  22 auch den Thau, das Wachsthum der Pflanzen und dasjenige auszumachen,      
  23 welches vom festen Lande wieder ausdünstet. Dieses wird dadurch bestätigt,      
  24 daß nach langer Dürre auch das Wasser schwindet; daß in Ländern,      
  25 wo es wenig regnet, wie in Arabien, auch sehr wenige Flüsse entspringen;      
  26 daß die gebirgigen Gegenden, wie Abessinien, in Peru die Cordilleren      
  27 usw., auf die ein fortdaurender Regen fällt, auch Quellen zu den ansehnlichsten      
  28 Flüssen enthalten. Also giebt es freilich einen Kreislauf des      
  29 Meerwassers und des Wassers der Flüsse, nicht aber einen solchen, wie      
  30 man sich gemeiniglich einbildet, nämlich nicht vom Meere unterwärts unter      
  31 dem festen Lande bis an die Höhen desselben und von da wieder ins      
  32 Meer, sondern durch die aus dem Meer steigenden Dünste gleichsam vermittelst      
  33 einer Destillation, da sie in Wolken, Regen und Schnee verwandelt      
  34 werden und auf die Fläche des festen Landes herabfallen.      
           
           
     

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