Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 272

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 sich nachgehends verhärtet und in Metalle degenerirt. Daher findet man      
  02 auch in diesen Ganggebirgen die kostbarsten Metalle, als Gold und Silber.      
  03 Über diesen Gängen und unter denselben befindet sich das übrige taube      
  04 Gebirge. (Gebirge heißt eben der Stein, aus dem der Berg vorzüglich      
  05 besteht). Es hängen sich aber die Metalle, besonders Gold und Silber      
  06 nicht unmittelbar, sondern vermittelst eines feinen Stoffes und einer      
  07 Materie von beiden Seiten, welche die Salbänder heißen, mit dem      
  08 übrigen rohen Gebirge zusammen, dessen über dem Gange erhabner Theil      
  09 das Hängende, das unter demselben gelegene aber das Liegende genannt      
  10 wird. Das Stück von dem Gebirge aber, welches dem Gange von      
  11 oben am nächsten ist, heißt das Dach, dasjenige hingegen, was sich ihm      
  12 am meisten von unten nähert, die Sohle des Ganges. Es geht aber      
  13 nicht selten dieser Gang in einer geraden Linie durch die übrigen Berge      
  14 fort, daher heißt ein Gang, dessen Richtung in Gedanken verlängert wird,      
  15 das Streichen, diejenige Richtung aber, die er nach der Erde durch den      
  16 Berg nimmt, heißt das Fallen desselben. Das Streichen des Berges      
  17 pflegt öfters ununterbrochen zu sein.      
           
  18 In den Flötzbergen sind die Schichten der Steine so geordnet, da      
  19 dieselben horizontal oder in einem Winkel von 45 Graden vom Horizont      
  20 entfernt sind und eine Spaltung, welche in den Flötzbergen substituirt      
  21 wird, als den Anfang und das Ende zu den beiden Seiten des Berges      
  22 haben. Sie umgeben mehrentheils die Ganggebirge, enthalten fast gar      
  23 kein Metall, und findet sich in ihnen noch etwas davon, so richtet es sich      
  24 nach denen, die in den Gangbergen enthalten sind. Ist in Gangbergen      
  25 z. E. Gold, so ist etwas davon auch in den Flötzbergen anzutreffen. Es      
  26 pflegt auf ihnen erst Dammerde zu sein, dann Kalkerde, darauf blauschwarzer      
  27 Schiefer, ferner Marmor, welcher nichts anders als eine Kalkerde      
  28 ist, die polirt werden kann, zu folgen, zuletzt kommt man auf Steinkohlenschichten      
  29 und dann auf eine rothe Erde. In dem Schiefer dieser      
  30 Flötzberge sieht man Farnkraut, Fische usw. ganz deutlich ausgedrückt      
  31 und den darauf liegenden Schiefer gleich einem großen Teiche.      
  32 Die vielen Überbleibsel der alten Welt zeigen an, daß die Flötzberge      
           
  33 schon zu den Zeiten einer bewohnten Welt von den herunterfließenden Materien      
  34 der damals noch etwas flüssigen Gangberge entstanden seien, und      
  35 daß diese letztern schon lange vorher gewesen. Auch wird dieses dadurch      
  36 noch bestätigt, daß die untere Schicht nicht gar zu lange flüssig gewesen,      
  37 und die obern vorher verhärtet sein müssen, indem die untere Schicht nach      
           
     

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