Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 202

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 aufgelöst hat, denn in dem Inwendigen der Erde befindet sich gleichfalls      
  02 noch eine große Menge Salz, wie dieses außer den großen Salzbergwerken      
  03 auch die feuerspeienden Berge beweisen, welche eine Menge von Kalksteinen,      
  04 Salz und Asche auswerfen. Es ist dieses zwar kein Kochsalz, sondern      
  05 ein Laugensalz, allein dem Kochsalze liegt denn doch immer etwas      
  06 Laugensalz zum Grunde.      
           
  07 Anmerkung. Wie sehr das Salz die Fruchtbarkeit befördere, ist unleugbar.      
  08 Man bemerkt dieses an einem Acker, der, wenn man ihn einige Jahre      
  09 ruhen läßt, wenigstens eben so viel trägt, als wenn er auf gewöhnliche Weise      
  10 gedüngt worden, wozu ihn das im Regen herabfallende Salz verhilft. Halley      
  11 meinte, alles, auch das süße Wasser enthalte einige feine Salzpartikelchen, diese      
  12 würden von den Flüssen im Meere zurückgelassen, und nur das süße Wasser      
  13 oder die eigentlichen Wassertheile dünsteten wieder aus und fielen im Regen      
  14 aufs Neue herab. Da würden aber 2500 Jahre dazu erforderlich sein, um das      
  15 Meerwasser auch nur zweimal salziger zu machen als das Flußwasser. In dem      
  16 letztern kann man nicht einmal das darin befindliche Salz auch nur im Geringsten      
  17 durch den Geschmack wahrnehmen, sondern es höchstens durch Experimente      
  18 daraus herstellen. Das Seewasser ist im Allgemeinen fünfzig mal salziger      
  19 als das Flußwasser, es würde also eine fünfzig mal längere Zeit erforderlich      
  20 sein, also 125,000 Jahre, um das Seewasser in seinem gegenwärtigen Grade      
  21 gesalzener zu machen. - Der häufige Regen läßt an den persischen Küsten      
  22 im Grunde, wo das Regenwasser stehen geblieben und das Salzwasser von den      
  23 Anhöhen mit dahin gespült ist, eine Kruste zurück, die das Gras des Bodens      
  24 überdeckt. - Die wichtigen Salzwerke bei Bochnia und Wieliczka in Galizien.      
  25 Durch eine Bleiauflösung in sogenanntem Scheidewasser lassen sich die      
  26 Salztheilchen im süßen Wasser niederschlagen. Übrigens scheint es, daß, da das      
  27 Wasser ehedeß alles feste Land bedeckte, es das Salz des letzteren ausgelaugt      
  28 habe. Sonach behält das Meerwasser nur das einmal in ihm enthaltene Salz,      
  29 und wir gehen der von Lichtenberg ad absurdum erwiesenen Frage aus dem      
  30 Wege: woher das Meerwasser noch gegenwärtig sein Salz erhalte?      
           
  31
§. 24.
     
           
  32 Weil das süße Wasser bei der Schifffahrt auf langen Seereisen zuletzt      
  33 sowohl in Fäulniß übergeht als auch gar austrocknet und im erstern      
  34 Falle einen sehr großen Schaden anrichten kann, indem es, weil es lange      
  35 Würmer bekommt, eine wahre Pest für die Schiffsleute ist, die die Ursache      
  36 der Seekrankheiten wird: so hat man bereits vorlängst darauf gedacht, wie      
  37 das Meerwasser könne versüßt werden? Diese Erfindung gelang endlich,      
  38 nachdem viele Gelehrte darauf gedacht hatten.      
           
           
     

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