Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 223

   
         
 

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  01 Unvermögen eines in demselben Gedanken mit Gründlichkeit vereinigten    
  02 Witzes bewies. - Auch scheinen die Männer von Einflusse, sie seinen    
  03 Freunden kein Gehör gaben, welche ihn als ein fürs Parlament ausnehmend    
  04 taugliches Glied vorschlugen, sein Talent wohl gewürdigt zu haben.    
  05 - Denn der Witz, der zur Abfassung des Wörterbuchs einer Sprache zureicht,    
  06 langt darum noch nicht zu, Vernunftideen, die zur Einsicht in wichtigen    
  07 Geschäften erforderlich sind, zu erwecken und zu beleben. - - Bescheidenheit    
  08 tritt von selbst in das Gemüth dessen ein, der sich hiezu    
  09 berufen sieht, und Mißtrauen in seine Talente, für sich allein nicht zu    
  10 entscheiden, sondern anderer Urtheile (allenfalls unbemerkt) auch mit in    
  11 Anschlag zu bringen, war eine Eigenschaft, die Johnson nie anwandelte.    
         
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B.

[ entsprechender Abschnitt in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 232)]    
  13

Von der Sagacität oder der Nachforschungsgabe.

   
         
  14 § 56. Um etwas zu entdecken (was entweder in uns selbst oder    
  15 anderwärts verborgen liegt), dazu gehört in vielen Fällen ein besonderes    
  16 Talent, Bescheid zu wissen, wie man gut suchen soll: eine Naturgabe vorläufig    
  17 zu urtheilen ( iudicii praevii ), wo die Wahrheit wohl möchte    
  18 zu finden sein; den Dingen auf die Spur zu kommen und die kleinsten    
  19 Anlässe der Verwandtschaft zu benutzen, um das Gesuchte zu entdecken    
  20 oder zu erfinden. Die Logik der Schulen lehrt uns nichts hierüber. Aber    
  21 ein Baco von Verulam gab ein glänzendes Beispiel an seinem Organon    
  22 von der Methode, wie durch Experimente die verborgene Beschaffenheit der    
  23 Naturdinge könne aufgedeckt werden. Aber selbst dieses Beispiel reicht    
  24 nicht zu, eine Belehrung nach bestimmten Regeln zu geben, wie man mit    
  25 Glück suchen solle, denn man muß immer hiebei etwas zuerst voraussetzen    
  26 (von einer Hypothese anfangen), von da man seinen Gang antreten will,    
  27 und das muß nach Principien gewissen Anzeigen zu Folge haben, und    
  28 daran liegts eben, wie man diese auswittern soll. Denn blind, auf gut    
  29 Glück, da man über einen Stein stolpert und eine Erzstufe findet, hiemit    
  30 auch einen Erzgang entdeckt, es zu wagen, ist wohl eine schlechte Anweisung    
  31 zum nachforschen. Dennoch giebt es Leute von einem Talent, gleichsam    
         
     

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